In der Hoffnung, dass ich dieses Thema hier im richtigen Unterforum eröffne...
Als ich mich mit dem Thema der Memoiren von Helmut Kohl befasste, aber hauptsächlich durch die Antworten auf meinen Beitrag (in erster Linie die von Ziesemann), habe ich mir die Frage nach der Objektivität der Geschichtsschreibung gestellt.
Wie objektiv ist die uns überlieferte Geschichte? Gibt es so etwas überhaupt? Die Frage ist so vielschichtig, denn wie steht es überhaupt mit der objektiven Wahrnehmung? Und ausserdem, was wird bewusst subjektiv überliefert - um nicht zu sagen: gefälscht?
Erlaubt mir eine Anekdote hier zu erzählen, die mich vor ...zich Jahren sehr amüsiert, aber auch nachdenklich gestimmt hat. Leider ist es mir nicht gelungen, die Quelle dieser Geschichte wieder ausfindig zu machen.
Einer der ganz grossen Könige Frankreichs (ich denke es ging um Ludwig den XIV.), liegt im Sterben. Die wichtigsten Persönlichkeiten seines Hofes, sind um ihm versammelt. Er hat sich schon seit einiger Zeit fest vorgenommen, dass seine letzten Worte folgende sein sollten: "Sagt meinem Volke, dass ihr König im Stehen gestorben ist!"
Nun, er fühlt, dass seine letzten Augenblicke nahen, versucht sich aufzurichten, schafft es aber nicht, nichteinmal mit Hilfe seiner Vertrauten. Und so hört man ihn sagen mit einer doch noch festen Stimme, aber im Liegen: "Sagt meinem Volke, dass ihr König im Stehen gestorben ist..."
Ja, damals lachte ich über diese schöne Pointe. Aber jetzt frage ich mich, wieviel Wahres ist in dieser Geschichte?
Gibt es überhaupt Kriterien der objektiven Geschichtsschreibung?
Wie gesagt, es sind mindestens zwei Ebenen, die berücksichtigt werden sollten: die der Wahrnehmung, und andererseits, die der bewusst falschen Überlieferung.