AW: Warum hat Gott uns geschaffen???
@ pispezi
Wenn du unsere Eigenschaften und Fähigkeiten teilweise als "suboptimal" bzw. Mist betrachtest, dann hast du vielleicht nicht daran gedacht, dass jeder, auch du, nur aufgrund der
Gesamtheit seiner Fähigkeiten und seiner Anlagen genau derjenige ist, der er ist.
Der Mensch ist als Universalist angelegt. Jedes Tier ist eine Art Spezialist, ist in einem bestimmten Bereich fürs Überleben optimal ausgestattet.
Der Mensch jedoch kann sich die ganze Welt erobern. Er hat die Fähigkeit, sich auf allen Gebieten zurechtfinden zu lernen. Er hat die Fähigkeit, sich Werkzeuge zu bauen, die ihn dort unterstützen, wo er allein mit seinen körperlichen Möglichkeiten nicht weiter kommt.
Kein Spezialist, der für einen kleinen Bereicht optimal ausgestattet ist, kann das. Und das ist vielleicht auch der Grund, dass da manche Fähigkeiten bei einer oberflächlichen Analyse verbesserungsfähig aussehen.
Ich meine, jede Veränderung in Richtung Spezialisierung würde dieses optimale Zusammenspiel aller menschlichen Fähigkeiten aus dem Gleichgewicht bringen.
Deine Kritik an der Unzulänglichkeit dieser "göttlichen Schöpfung" entspringt daher mE daraus, dass du eine spezielle Fähigkeit herauspickst und mit optimalen Eigenschaften von Tieren vergleichst, ohne zu berücksichtigen, dass dann möglicherweise eine andere menschliche Fähigkeit beeinträchtigt würde.
Schau mal darauf, was DU an Fähigkeiten hast. Mach dir die Mühe, dich einmal zu betrachten, als ob du ein Forschungsobjekt wärst. Und dann prüfe, inwiefern sich alle deine Fähigkeiten ergänzen bzw. wo eine Optimierung der einen die andere Fähigkeit behindern würde.
Bei deinem Beispiel des aufrechten Ganges auf zwei Beinen in Zusammenhang mit der schmerzhaften Geburt fallen dir sicherlich schon auch einige Dinge ein, die einem Vierbeiner nicht möglich sind, aber dem Menschen schon.
Und das ist nur ein winziger Teil all der menschlichen Fähigkeiten.
Seit ich gelernt habe, alles so anzusehen, staune ich täglich und immer noch darüber, wie wunderbar diese Welt funktioniert. Wenn wir Menschen, vor allem die, die so stolz auf die Zivilisation sind, glauben, dass man diese Natur verbessern kann, dann zeigen wir damit nur, dass wir sie noch gar nicht wirklich kennengelernt haben. Verbessern können wir nur die Hilfsmittel, die es uns ermöglichen, uns die Welt zu Nutzen zu machen.
Pispezi, ich bin der Meinung, kein Mensch hat den Überblick über den gesamten Zusammenhang der natürlichen Abläufe, so dass er beurteilen könnte, wo die Schöpfung besser funktionieren würde. Das ist ja grad jetzt deutlich, wo unsere Welt durch die vom Menschen durchgeführten "Verbesserungen" schon sehr belastet ist.
Ich betrachte mich als Mensch, der ein gleichwertiger Teil der Natur ist. Das bringt mich in Verbindung mit allem was ist, und das lässt mich nicht so hochmütig werden zu glauben, dass ich ein besserer Schöpfergott wäre. Dieses kleine Stückchen Leben, das ich überblicken kann - selbst wenn ich der begeistertste Erforscher der Welt wäre, könnte ich nur einen winzigen Bruchteil der gesamten Zusammenhänge überblicken - ist schon so komplex, dass alles schief laufen würde, wenn ich bzw. wir Menschen gemeinsam, die Steuerung übernehmen müssten.
Ich bin sehr demütig angesichts der Großartigkeit unseres Universums.
Was Moral und Zivilisation betrifft: Wer diese Welt ansieht und einfach zur Kenntnis nimmt, wie sie ist, der braucht keine von sich selbst getrennte Moral. Der sieht, dass alles zusammengehört und spürt, was ihm selbst gut tut. Das will er auch für andere tun.
Die gesamte Natur kann nur existieren, weil alles mit allem in Verbindung steht, in gegenseitiger Abhängigkeit. Und der Mensch ist ein Teil davon.
Mir genügt das. Jeder Eingriff in dieses wunderbare Gefüge bedroht das Gleichgewicht. Und das wissen wir bereits.