AW: Veganismus
Liebe Joan!
Ich bin über das lange Wochenende leider nicht in die unmittelbare Umgebung eines PCs mit Internetanschluss gekommen, entschuldige bitte meine verspätete Antwort
Fakt ist, dass das Problem der Dritten Welt NICHT das des Sojabohnenanbaus ist.
Natürlich ist unsere Tierhaltung und der damit zusammenhängende Futteranbau nicht das einzige Problem der 3. Welt, es wäre höchst naiv von mir, dies zu behaupten. Hier spielen Klima, Politik, Kolonisationsgeschichte, Verschuldung, Krankheiten usw. eine Rolle. Man sollte mit 3. Welt auch nicht unbedingt nur Afrika alleine ansehen, wo es einfach klimatisch und politisch höchst bedenklich für ausländische Firmen ist, dort zu investieren. Doch es ist einfach so, dass dort, in den Ländern wo Massen von Tiernahrung erzeugt werden, oft die Hälfte aller Kinder hungern und die Menschen keinen eigenen Boden zur Erzeugung von eigenen Lebensmitteln haben. Obwohl du nicht denkst, dass wir bei weniger Tierhaltung auch weniger Getreide/Gemüse bräuchten, bin ich doch dieser Meinung.
Zitat von PETA:
Die Aufzucht von Tieren zur Nahrungsmittelgewinnung ist erheblich weniger effizient als Gemüse, Getreide und Bohnen anzubauen. So produziert beispielsweise eine Kuh, die auf umgerechnet etwa 4.000 Quadratmetern grast, genug Fleisch, um einen Menschen zweieinhalb Monate zu ernähren; Sojabohnen von derselben Landfläche jedoch könnten einen Menschen ganze sieben Jahre lang ernähren.(16) Das Rindfleisch von nur einem Big Mac steht für genug Weizen, um fünf Laibe Brot herzustellen.
Quelle:
http://www.peta.de/vegetarismus/vegetarismus_essen_fuers_leben.html
Auch weiß ich von meiner Mutter, die von einem kleinen Bauernhof stammt, und immer wenn sie zB Grünkernlaibchen kocht, sagt: „Wie viel Getreide doch an die Tiere verschwendet wird, für ein Essen für die ganze Familie brauchen wir hier ein paar Handvoll Dinkel, den Schweinen aber haben wir tagtäglich ganze Kübel hineingeschmissen“. Daraus schließe ich, dass trotzdem weniger Getreide und Co. benötigt wird, auch wenn du nicht dieser Meinung bist. Natürlich würde ein Verzicht auf Fleisch nicht alle Probleme lösen, aber bei der Lösung der Probleme mithelfen.
Sie vernichten Schädlinge, sie erhalten Ernten, sie töten Ungeziefer.
In unserem Garten zu Hause (ist mir natürlich klar, dass das nicht mit großflächigerem Anbau verglichen werden kann
) haben wir noch nie gröbere Schädlingsprobleme gehabt, auch ohne chem. Mittel. Ich denke, dass es sicher Methoden gibt, um die Schädlingsprobleme zu minimieren. Ich hörte erst vor ein paar Tagen von einem großen Tomatenbauern in Afrika, der seine Tomaten vor Schädlingen schützt, indem er rundherum Auberginen pflanzt, die von den Schädlingen nicht „gemocht“ werden. Natürlich mag so etwas lächerlich erscheinen, solche Methoden anzuwenden, aber es könnte ein Weg sein.
Ja und manches Mal werden sicher auch Tiere von Veganern getötet, aber es ist kein Grund, nicht vegan zu leben - genauso wie es auch kein Grund ist, Autofahren zu verbieten, obwohl Menschen dabei sterben können.
Nur es ist leicht, etwas zu suchen, um den Veganer/innen Inkonsequenz vorzuwerfen, um diese Ernährungsweise als heuchlerisch abzutun, damit man sich erst gar nicht ernsthaft damit beschäftigen muss und dabei eventuell die eigenen Verbesserungspotentiale erkennt - und jede/r von uns trägt Verbesserungspotential in uns. 100%ige Schadensbegrenzung gibt es nicht, aber es ist kein Grund für mich, meine Verantwortlichkeit gegenüber Tieren/Umwelt usw. deswegen auf 0 zu reduzieren. Ich habe mich selbst nicht edel und niemand anders grob und schmutzig genannt, das sagtest nur du.
Du hast den Veganismus nicht erfunden, sonder gelernt, von Lehrern.
Es mag erstaunlich klingen, ich lebte anfangs vegetarisch ohne den Begriff überhaupt zu kennen
Dann verzichtete ich auf Käse, als jemand (kein Veganer) mir erzählte, dass Lab (Magen von Kälbern) darin enthalten ist (ist er jetzt mein Guru?). Ich surfte etwas im Netz zu dem Thema, dann verstand ich, dass Vegetarismus zu wenig ist. Bis ich mich als vegan bezeichnete, dauerte es noch einige Zeit. Ich machte mir selbst Gedanken zu dem Thema, das hat mir niemand erzählt. Man lehrte mich weder vegan zu leben, noch zu kochen. Ich habe ganze 2 Bücher über Veganismus zu Hause, eins über Vitaminversorgung (also den gesundheitlichen Bereich) und eins über die Gründe und die Effekte auf Umwelt. Bei mir ist das eine sehr individuelle Sache, ich kannte auch lange Zeit keine anderen Veganer, es gibt simpel keinen Guru, und allein die Vorstellung belustigt mich
Es mag schon sein, dass manche Veganer viel in „Gruppen“ unternehmen und sich gegenseitig Tipps geben, so wie Fleischesser Rezepte austauschen. Viele (oft gläubige) Leute stempeln Veganismus als „Sekte“ (?!?) ab, aber da muss ich den Fußballverein oder eine Gruppe Punks genau so als Sekte bezeichnen, als Leute mit denselben Interessen, die gemeinsam etwas erreichen wollen. Also die Gurubezeichnung empfinde ich abwertend und nicht richtig.
Liebe Grüße und nochmals sorry!
Karin