Re: Stand: gestern!
Original geschrieben von Rudi
"Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass wir alle vergangenen Erfahrungen vergessen und nur noch wir selbst sind!" (Mara) - Klingt etwas naiv, oder nicht? Was bedeutet das "Ich, Selbst"? Bist Du überhaupt ohne Erfahrungen eine Persönlichkeit? Ich denke, man muß in allem einen Sinn sehen.
Nein - die Erfahrungen gehören schon zu mir, da hast Du recht ... aber da ist noch etwas anderes in mir, dass irgendwie nicht dahin gehört, dass ich nicht brauche. Es behindert mich, weil mir fremd ist ... Ich vermute, dass es Verhaltensweisen/Muster sind, die wir von den Eltern übernehmen. Nicht so sehr von unserer "Umwelt", sondern von den Eltern, weil wir von ihnen abhängig waren. Es sind Verhaltensweisen, die wir uns anerzogen haben, um überleben zu können mit diesen Eltern, die für das Kind überlebensnotwendig sind. Um Liebe oder auch nur Aufmerksamkeit in irgendeiner Form zu bekommen. Wir haben also unser Verhalten nach den Wünschen der Eltern ausgerichtet. Mal ist das okay ... mal verheerend für den eigenen Charakter des Kindes... kommt halt auf die Eltern an ... und deren eigene Bedürftigkeit z.B.
Dementsprechend habe ich dann ja auch meine Erfahrungen gemacht ... entweder ohnmächtig oder handelnd ... es hängt doch alles irgendwie zusammen ... und ich sehe immer mehr den Auftrag, den Eltern haben ... Wie wichtig es ist, einem Kind nicht nur Liebe zu geben, sondern vor allen Dingen darauf zu achten, dass es es selbst bleiben kann, in den Grenzen des Zusammenlebens natürlich, und das man es unterstützt und nicht behindert, somit also das Selbstvertrauen stärkt, damit es eben seine Erfahrungen positiv machen kann und nicht handlungsunfähig einfach zusehen muss, wie ihm geschieht ... !
Oder ?
Das klingt natürlich hart, wenn ich sage: "Kriegserfahrungen sind wie alle Erfahrungen ENTWICKLUNGSCHANCE für den Einzelnen"... aber Du kannst Deine Erfahrungen nicht rückgängig machen. Nimm sie als einen Teil von Dir, der Dich geprägt hat. Ich sehe das "Hervorkramen" auch als individuelle Entscheidung. Manche Menschen wollen tatsächlich negative Gefühle "nicht weghaben". Aber bei manchen liegt es scheinbar nicht in deren Macht.
Man kann das sicher unterschiedlich sehen ... zb ist meine Mutter immer wieder akut, einfach weil sie immer noch in mein Leben eingreift ... mein Vater ist abgehakt ...
... aber ...
Klar tauchen auch hier immer wieder Themen auf, werden Erfahrungen sichtbar, die ich mit ihm gemacht habe. halt immer wieder dann, wenn es um Beziehung geht. Aber ich habe dann zwei möglichkeiten. Entweder ich ziehe den Kopf ein und sage: Uh ... da ist es wieder ... er ist schuld, ich kann nicht anders ... und lasse das volle Programm wieder ablaufen (was ja auch so eine Art Spätrache dann ist. Nur der arme jeweilige Partner kann da ja nu mal gar nichts zu ... ) oder ich weiß, es ist vergangen und schaue eben - guten Morgen - einfach mal unbedarft aus der Wäsche und lasse die neue Erfahrung zu ... lasse mich ein ...
Und zuguterletzt: wie hätte der Mann in 12:01 dem Gefühl der Ohnmacht entgehen können? Indem er sich einen größeren Freundeskreis gesucht hätte und seine Beziehungen hätte nutzen können, um dem Job und wasauchimmer zu entkommen. Entscheidungen treffen wir aber mutterseelenalleine, nachdem wir uns Rat geholt haben. Alles andere ist Ideologie, finde ich!
glaubst Du wirklich, es ist so einfach - dem Job z.B. zu entkommen? Ich glaube eher, dass es für alles einen Zeitpunkt gibt. Und wenn Du vor der Zeit wechselst, aussteigst und Deine Erfahrung somit nicht zu Ende gebracht hast, hilft Dir auch keine Beziehung von Freunden. Dann findest Du dasselbe woanders wieder genauso vor ... sozusagen vom Regen in die Traufe ...
Finde ich
Entscheidungen triffst Du nie allein ... wie soll das gehen ... Als ich den Job gewechselt habe, zb. habe ich damit hunderte von Leben berührt ... so eine Entscheidung kann ich gar nicht alleine getroffen haben ... da waren auch hunderte von Menschen bereit eine neue Erfahrung in Form von Mara zu machen ... *grins*
Wenn Du Dich entscheidest, Dich von Deiner Partnerin zu trennen, kannst Du diese Entscheidung nicht allein treffen, denn sie muss auch bereit sein für diese neue Erfahrung "ein Leben ohne Rudi"!
Stell Dir mal vor jeder Mensch würde einsame Entscheidungen treffen ... dann wäre Chaos angesagt und sagt man nicht, wenn irgndwo auch nur das kleinste Chaos herrscht (mal abgesehen von meinem Wohnzimmer, dass zählt nicht) ... würde das Universum aufhören zu existieren ?
P.S: @mara: das "h" habe ich aus verschiedenen Gründen weggeputzt, sagen wir: Rudi klingt echter und ehrlicher. Also von nun an ohne mystischen Mummenschanz: RUDI PUR!
Na - da bin ich ja mal gespannt, obwohl ich kenne Dich ja nur so ...