AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn
[Gysi: "Natürlich. Nur hat uns die Erziehung etwas anders eingepflanzt: Kritisiere Gott nicht, dann kriegst du Ärger. Und du kriesgst auch Ärger mit uns: Ablehnung, Fragen, Stigmatisierung. Das war in meiner Jugend noch der Fall, und in den USA ist das zu weiten Teilen auch noch der Fall. Der Einfluss geht hier in Europa zurück. Aber in den USA nimmt er zu."]
Die Entwicklung in den USA ist bedrohlich. Übrigens nicht nur für die Atheisten und Nicht-Christen, sondern auch für die Gläubigen, denen es um religiöse Inhalte geht.
Aber es muss auch anerkannt werden, darauf beharre ich, dass der Großteil der Gläubigen einfach nur in Ruhe seinen Glauben leben will.
Nicht alle Christen wollen ihren Glauben mit Feuer und Schwert verteidigen. Vielen ist es auch schlicht und einfach Wurscht, was Dawkins schreibt.
Das Problem ist nur, dass vieler solcher Schriften religiöse Menschen als dumme, naive Spinner darstellen, die einer Ideologie von Massenmördern folgen.
Das ist eine Polemik auf ganz niedrigem Niveau.
[Gysi: "Deine weltlichen Auffassung von Laizismus uns Säkularisation hast du nicht aus der Bibel, du hast sie überhaupt nicht aus der Religion. Was berechtigt dich als religiösen Menschen, eine andere Ethik-Tanke anzuzapfen als die der Bibel?"]
Und genau DIESE Äußerungen sind es, die zeigen, welche Vorurteile bei machen Atheisten gegenüber Menschen bestehen, die sich für die Religion einsetzen.
Wer sagt denn, dass religiöse Menschen nur die Bibel als Quelle benutzen dürfen?
Wer sagt denn, dass sich religiöse Menschen überhaupt vorschreiben lassen, was sie lesen und was nicht?
Woher sie ihr Wissen zu beziehen haben und woher nicht?
Oder willst du, der du nur wenige Beiträge vorher den Begriff der Freiheit des Geistes als Motivation für seine Einstellung angeführt hast, mir jetzt Vorschriften machen, welche Quellen ich benutzen darf und welche nicht?
In diesem Falle möchte ich dich nur darauf hinweisen, dass ich das Abitur habe und demnächst ein Studium beginne. Ich dürfte, wenn ich mich richtig einschätze (aber vielleicht kannst du das ja nach der Lektüre von Dawkins besser?), also durchaus in der Lage sein, meine Quellen selber auszusuchen und selbständig auszuwerten.
[Gysi: "Ja, so ist das. Der Schwulenhasser darf nicht öffentlich bekennen, dass er Schwule hasst, aber, das Gott sie hasst, das darf er sehr wohl! Dürfen die Schwulen retour demonstrieren, das die Gott hassen? Nein, das dürfen sie in diesem laizistischen Staat der freien Meinungsäußerung und des freien Demonstrationsrechtes nicht!"]
Ich habe noch nie probiert zu demonstrieren, dass ich Gott hasse, in sofern habe ich keine Ahnung wie der Staat darauf reagiert.
Für Hass zu demonstrieren halte ich sowieso für eine denkbar schlechte Idee.
Allerdings könnten die Homosexuellen gegen die Diskriminierung durch die Religion demonstrieren, da würde im keinen Fall der Staat gegen vorgehen.
Außerdem sollte man aufhören, homosexuell und religiös gegeneinander zu stellen. Es gibt viele Homosexuelle, die auch religiös sind. Mein Religionslehrer (!) war schwul und hat in der Schule nie Probleme gehabt.
[Gysi: "Die Religion ist nur wichtig, weil man sie den Menschen die Abhängigkeit von ihr wichtig gemacht hat. (...)"]
Das ist deine Ansicht, ich kann das nicht sehen. Ob du es wahr haben willst oder nicht, es gibt eine Religiösität, der sich die Menschen von Herzen aus anschließen.
[Gysi: "Das tut ja auch niemand! Warum sagst du das? Ist das leidenschaftliche Engagement eines weltweit gehörten Naturwissenschaftlers etwas, was dieses Recht zerstört? Der Gläubige darf nicht "behelligt" werden. Was ist jedoch, wenn schon eine abweichende Meinung diesen Gläubigen behelligt? Darf dann diese abweichende Meinung nicht mehr geäußert werden? Bestimmt der Gläubige, was gesagt werden darf und was nicht?"]
Auch das, Gysi, ein Misverständniss. Ich spreche nicht davon, dass es eine juristische Konsequenz geben sollte, sondern das in der Gesellschaft ein auf common sense beruhendes Gefühl vorhanden sein sollte, wann man die Grenze des Respekts und der berechtigten Kritik überschreitet.
Eine solche Grenze überschreitet ein Dawkins nicht, wohl aber ein skandinavischer Karikaturist, der den Propheten Mohammed als einen Bombenleger darstellt und damit ein primitives Vorurteil bedient, alle, die der Lehre des Islam angehörten, seien Bombenleger.
Anders gesagt:
Alle Äußerungen, die religiöse Menschen als dumm bzw. naiv oder als gemeingefährlich darstellen, die also zu etwas wie einer Pogromstimmung gegen Religion und, schlimmer noch, gegen gläubige Menschen beitragen, die BEHELLIGEN religiöse Menschen in ihrer Möglichkeit, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu leben, solche Äußerungen sollte zwar, im Interesse der Aufrechterhaltung demokratischer Grundwerte, nicht die Justiz, wohl aber die Vernunft der Kritiker selbst, verbieten.
Andernfalls ist ein friedliches zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Weltsichten nicht möglich.
Was die Religion als Angstreaktion der Gläubigen betrifft, habe ich bereits oben gesagt, was ich zu sagen habe. Ich kann das nicht so sehen, meine persönliche Erfahrung (persönliche Erfahrung ist übrigens die beste Quelle aller Meinung, besser als die Bibel oder Dawkins' "Gotteswahn", ich hoffe, du gestattest mir, meine Erfahrungen ohne Zurateziehen der Bibel zu machen?) hat mich etwas anderes gelehrt.
Mfg,
Sunnyboy