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Richard Dawkins - Der Gotteswahn

AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Und wenn Atheisten davon abhängig sind, ihre weltanschaulichen Erkenntnisse aus den Büchern ihrer Gurus und Prediger (jawohl, Prediger) zu ziehen, dann ist deren geistige Selbstständigkeit ja auch nicht so viel besser als die des Rests der Welt.

Hallo Sunnyboy,

die weltanschauliche Sicht jedes Einzelnen ist m. E. auch abhängig von seinem Wissensstand. Wer wenig weiss, der glaubt vieles, ob er nun religiös ist oder nicht.

Die Religion fordert von einem Menschen nicht gerade viel: Er muss nur das glauben, was ihm die Bibel oder die Prediger verkünden. Dagegen ist die Wissenschaft viel anspruchsvoller.

Die Wissenschaft verlangt nach Menschen, die ungleich selbstbewusster sind als Gläubige. Der Glaube beruht noch immer auf Dokumenten wie der Bibel, die 2000 Jahre alt und wenig nachvollziehbar sind. Dagegen erfordert die Wissenschaft, sich immer wieder mit neuen Erkenntnissen auseinanderzusetzen und diese zu überprüfen.

Natürlich ist man nicht auf allen Gebieten kompetent. Es geht darum, den berühmten "roten Faden" zu finden, um sich in der Welt richtig zu orientieren. Ich als Physiker und Atheist scheue mich nicht, aus den Büchern meiner "Gurus und Prediger" zu lernen. Allerdings hatte ich den Vorteil, mit meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung den "roten Faden" erhalten zu haben.

Gruss
Hartmut
 
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AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

... auch der Null-Gott-Glaube ist nur ein Glaube

Diese Ansicht kann ich nicht teilen.

Nicht an Gott zu glauben ist die natürlichste Sache der Welt, da sie kein Postulat benötigt.

Hingegen beschert uns der Glaube an Gott viele unbequeme Fragen, z. B.: Warum ist Gott oft so grausam?

Gruss
Hartmut
 
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

@ Gysi:

Nein, ich will nicht, dass die Wissenschaft abgeschafft wird.
Aber eine Wissenschaft, in der die Wissenschaftler sich über den lästigen Pöbel der Unwissenden erhaben fühlen und meinen, ihnen geistig überlegen zu sein (so gebärdet sich zumindest Onfray, auf Dawkins bin ich gespannt.) ist keine Wissenschaft, die die Menschheit weiterbringt.

Im übrigen bin ich sehr skeptisch, was überhaupt den Versuch betrifft, Religion wissenschaftlich zu beleuchten.
Sicherlich, man kann Religion in historische, evolutionsbiologische, philosophische und psychologische Bestandteile zerpflücken und diese von Fachleuten auf den entsprechenden Gebieten untersuchen.

Aber den Glauben, seinen Zauber, das, was er mit einem Macht kann man nur schwer durch Forschung erfassen. Das klappt nur durch ERFAHRUNG. Und die hat ein überzeugter Atheist nun einmal nicht.

Das mit der Religion, um nochmal auf mein zweites Lieblingsthema zurückzukommen :) , ist wie mit der Sexualforschung:
Die menschliche Sexualität kann auch von Historikern, Biologen, Psychologen etc. etc. untersucht werden. Aber alles theoretische Wissen hilft nicht, die Sexualität zu begreifen, wenn man sie nicht selbst erfahren hat.

Übrigens: Sexualität, besonders wenn sie von einem Nebenbuhler/ einer Nebebnbuhlerin vereitelt wird, macht auch agressiv. Wie viele Morde haben ihre Ursachen in Beziehungskonflikten? Warum schafft denn keiner die Sexualität ab?

Mfg,
Sunnyboy
 
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

@ Hartmut

Hallo Hartmut.

Ich sage damit ja nicht, dass es falsch ist, von anderen zu lernen.

Auch ist es nicht falsch, sich Bücher zu kaufen, in denen Menschen ihre Weltsicht erläutern- deswegen habe ich mir ja auch "Der Gotteswahn" zugelegt- trotz aller Zweifel.

Ich finde es nur interessant, wenn Atheisten Gläubige dafür kritisieren, dass sie nicht selber denken und dann fröhlich meinen, alle ihre Aussagen mit den Ansichten Herrn Dawkins oder von Sonstwem untermauern zu müssen.

Die Meinung, dass Religion abhängig vom Wissenstand ist, kann ich nicht teilen.
Denn das hieße ja, um so weniger stark die Bildung ist, umso stärker ist die Religion bzw. die Religiösität.

Dem ist aber doch nicht so. Natürlich ändern sich die religiösen Vorstellungen, umso mehr ein Mensch über Wissen bzw. Bildung verfügt.
(Wer die Mechanismen hinter einer Sonnenfinsternis kennt, der hält sie nicht für ein Zeichen des großen Manitu und so weiter.). Aber das gebildetere Menschen weniger gläubig sind, das kann ich nicht bestätigen.

Meine Erfahrung sagt etwas anderes- ich habe festgestellt, dass man einen wachsenden Unglauben oder ein Desinteresse an religiösen Dingen gerade in den weniger bildungsreichen Bevölkerungskreisen findet.

Wenn man sich die Kirchenbesucher sonntags anschaut, so stellt man fest, dass viele Mittelständler bzw. sogar reichere Leute im Gottesdienst sitzen und kaum "sozial Schwächere" (ich mag diesen Begriff nicht, mir fällt nur keine Alternative ein.).
Wenn du mal in einem ur-rheinischen Dorf die Dorfhonoratioren suchst, so triffst du sie meistens mit hoher Wahrscheinlichkeit sonntags in der Messe.

Mfg,
Sunnyboy
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Nein, ich will nicht, dass die Wissenschaft abgeschafft wird.

Lieber Sunnyboy,

die Frage ist doch wohl eher, ob nicht die Religion abzuschaffen sei.

Im übrigen bin ich sehr skeptisch, was überhaupt den Versuch betrifft, Religion wissenschaftlich zu beleuchten.

Die Religion ist doch wohl, wie andere gesellschaftliche Phänomene, der wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich, oder?

Aber den Glauben, seinen Zauber, das, was er mit einem Macht kann man nur schwer durch Forschung erfassen.

Der Zauber, Sunnyboy, liegt m. E. in der Forschung selbst. Alles andere ist m. E. weniger interessant!

Das klappt nur durch ERFAHRUNG. Und die hat ein überzeugter Atheist nun einmal nicht.

Das ist eine völlig haltlose Behauptung!

Gruss
Hartmut
 
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Die Meinung, dass Religion abhängig vom Wissenstand ist, kann ich nicht teilen.
Denn das hieße ja, um so weniger stark die Bildung ist, umso stärker ist die Religion bzw. die Religiösität.

Nun, ganz so einfach ist es tatsächlich nicht.

Aber das gebildetere Menschen weniger gläubig sind, das kann ich nicht bestätigen.

Meine Erfahrung sagt etwas anderes- ich habe festgestellt, dass man einen wachsenden Unglauben oder ein Desinteresse an religiösen Dingen gerade in den weniger bildungsreichen Bevölkerungskreisen findet.

Nun, gebildetere Menschen mögen zwar gläubig sein, jedoch sind sie es i. A. auf einer höheren Ebene. Ich habe ja wiederholt das Beispiel A. Einstein zitiert. Seine Gläubigkeit war stark reduziert: Er glaubte eben nicht an einen Gott, der sich mit den alltäglichen Problemen der Menschen abgibt.

Der wachsende Unglauben bei weniger gebildeten Leuten hat mit ihrer schwierigen sozialen Existenz zu tun. Sie glauben im Prinzip an Gott, erfahren jedoch keine Hilfe. Auf die Dauer führt das zum Unglauben.

Gruss
Hartmut
 
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Zunächst einmal sorry, ich kann nicht richtig zitieren, mein PC spinnt schon wieder. Deswegen markiere ich Zitate jetzt mal mit den altbewährten Gänsefüßchen.

@Hartmut

[Hartmut: "Die Frage ist doch wohl eher, ob nicht die Religion abzuschaffen sei."]

Zunächst einmal habe ich auf Gysi geantwortet- ich bin weder an einer Abschaffung der Religion, der Wissenschaft noch der Sexualität interessiert.
Ich finde, man sollte den Menschen selbst überlassen, an was sie glauben wollen und an was nicht.

Die Religion wird außerdem niemand abschaffen können. Egal was er oder sie für Argumente hat.
Die Religion ist ein so fester Bestandteil des menschlichen Wesens, dass selbst nach 10.000 Onfrays und Dawkins noch immer ein Großteil der Menschen einem Glauben angehören werden.

Aus welchen Gründen das so ist, was die Menschen zu ihrem Glauben bewegt, ob Glauben schlecht oder gut ist- das ist alles zweitrangig. Fakt ist, das die Religion den Menschen Möglichkeiten bietet, mit existenziellen Fragen umzugehen, die die Wissenschaft (einschließlich der Philosophie) nicht bereitstellen kann, weil sie der Logik unterworfen ist.

Wenn ein Mensch stirbt und beerdigt wird, dann wollen die wenigsten hören, welche chemischen Prozesse im Grab stattfinden. Man will hören, dass es dem Verstorbenen gut geht, dass er an einem besseren Ort ist und dass man sich am Ende der Zeit wiedersieht. So ist der Mensch nun einmal.


[Hartmut: "Die Religion ist doch wohl, wie andere gesellschaftliche Phänomene, der wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich, oder?"]

Jein. Wie ich schon sagte: Man Religion sozialwissenschaftlich, historisch, philosophisch, anthropologisch, ethnologisch, psychologisch und so weiter gerne untersuchen.
Nur wird ein Wissenschaftler das, was die Religion für den Gläubigen bedeuted NIE ganz ermessen können, wenn er sich nicht selbst aus Überzeugung auf religiöses Terrain begibt.

Sicher kann ein psychologisch geschulter Wissenschaftler sagen: Aha, dass dieser Mensch von der Pazifikinsel Ologoloholo seinem Gott pinke Wollsocken als Brandopfer darbringt, hängt damit zusammen, dass seine Mutter ihn als Kind dazu gezwungen hat, barfuß zu laufen und er nun traumatisiert ist.

Und der Ethnologe wird hinzufügen: Jaja, auf Ologoloholo ist es allgemein üblich, dass Mütter ihre Kinder zwingen barfuß zu laufen, weswegen sich der Wollsocken-Opferkult allgemein durchgesetzt hat.

Aber was in dem Eingeborenen vorgeht, was er fühlt, während er sein Opfer darbringt, dass kann kein Wissenschaftler nachempfinden. Und deswegen bleibt ein Teil der Religion der wissenschaftlichen Analyse verborgen. Weil Gefühle nie ganz rational zu erklären sind.

Das meinte ich auch als ich sagte ["Das klappt nur durch Erfahrung. Aber die hat der überzeugte Atheist nun einmal nicht."]
Es sei denn natürlich, er hat früher auch Wollsocken geopfert. Aber selbst dann scheint die Erfahrung, die er gemacht hat nicht gleichbedeuten zu sein mit der erfahrung, die der Gläubige gemacht hat- sonst wäre er ja nicht vom Glauben abgesprungen.

Kurz gesagt: wer die Religion in ihrer eigentlichen Form, nämlich der persönlichen religiösen Überzeugung, als gesellschaftliches Phänomen untersuchen will, der beißt ab einem gewissen Punkt auf Granit, da er gezwungen wäre, in den Kopf seiner Mitmenschen hineinzuschauen.

BIS zu diesem Punkt hin gibt es natürlich religiöse Phänomene, die man erforschen kann. Nämlich dort, wo Religion zum Gesellschaftlichen Kult erhoben wurde. DAS kann man in der Tat untersuchen.
Aber die persönliche Religiösität wird nie ganz entschlüsselt werden.


[Hartmut: "Nun, gebildetere Menschen mögen zwar gläubig sein, jedoch sind sie es i. A. auf einer höheren Ebene. Ich habe ja wiederholt das Beispiel A. Einstein zitiert. Seine Gläubigkeit war stark reduziert: Er glaubte eben nicht an einen Gott, der sich mit den alltäglichen Problemen der Menschen abgibt.

Der wachsende Unglauben bei weniger gebildeten Leuten hat mit ihrer schwierigen sozialen Existenz zu tun. Sie glauben im Prinzip an Gott, erfahren jedoch keine Hilfe. Auf die Dauer führt das zum Unglauben."]

Um mal auf Dawkins zurückzukommen:
Dawkins spricht davon, dass Einsteins Gottesbegriff symbolisch zu verstehen ist,als eine Art Ergriffenheit vor der Kraft, die an der Natur am Werk ist. Pantheismus ist, wenn ich mich richtig entsinne, das Fachwort.

Das erklärt allerdings nicht, warum so viele gut gebildete Menschen sonntags in den Kirchen zu finden sind.

Und was den Unglauben bei den weniger Gebildeten betrifft, so stimme ich dir erneut nicht zu. Denn vor der Resignation müsste ja die Hoffnung bzw. der Versuch stehen, die Hilfe Gottes zu erlangen.
Das heißt, es muss ja einen Punkt geben, wo diese Menschen in der Kirche oder bei religiösen Veranstaltungen aufkreuzen. Bevor sie zu dem Ergebnis kommen: Gott hilft mir nicht.

Dies ist aber nicht der Fall. Ich als (zugegeben gewohnheitsmäßiger, nicht überzeugter) Kirchgänger müsste diese Leute ja sehen.

Tue ich aber nicht.

Mfg,
Sunnyboy
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem Glauben kann man mit Wissenschaft nicht beikommen,
Sie kann dem konkreter ausgeformten Gottglauben sehr woll beikommen. Durch logische Dekuktion oder einfach nur durch Logik und Beweisführung. Es gibt keinen Sonnengott, keinen Mondgott, keinen der Bienen, keinen Regengott usf. Schau dir die Bibel an. Und die christliche Theorielehre der Wiederauferstehung und der Sündenvergebung. Logik ist was anderes. Die Ethik der Menschenrechte ist der Ethik der Antike (NT) - und der Frühantike (AT) sowieso, weit überlegen! Aus dem Bereich des Universums und der Eingriffe in die menschlichen Geschicke ist Gott de facto verschwunden, weil die Wissenschaft alles durchleuchtet hat. Hat Gott den Urknall gezündet, irgend jemand muss doch den Urknall gezündet haben? Wir wissen es nicht, wie. Deswegen fallen wir in den alten Refelex zurück, dass das dann ja Gott gewesen sein müsse? Diese Annhame hatte sich in allen Bereichen ales Irrtum erwiesen, sowald das Wissen dieses Feld erleuchtete. Gott fühlt sich offenbar nur in der Dunkelheit des Unwissens wohl... Die Geschichte der Wissenschaft minimiert die Wahrscheinlichkeit einer Gottexistent immer mehr!
Ich will auch nicht, dass mein Null-Gott-Glaube verunglimpft wird.
Wird er doch ständig! Wie schnell beleidigt der Gottgläubige atheistische Erklärungen! Blasphemie! Ich kenne keinen Atheisten, der schon mal einen Kreationisten wegen "Verunglimpfung atheistischen Glaubens" angezeigt hätte!

Gysi
 
AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Sunnyboy schrieb:
Übrigens: Sexualität, besonders wenn sie von einem Nebenbuhler/ einer Nebebnbuhlerin vereitelt wird, macht auch agressiv. Wie viele Morde haben ihre Ursachen in Beziehungskonflikten? Warum schafft denn keiner die Sexualität ab?
Ich würde ja dafür plädieren, die Beziehungskonflikte in der Heftigkeit abzuschaffen, dass sie den einen Partner zum Mörder macht. Die Sexualität abzuschaffen, ist der falsche Gedankengang... Zum Thema Religion: Es geht um die Wahrheit, die Unversehrtheit der Kinderseelen, um die Freiheit des Geistes und um den Weltfrieden! Du musst die Völker mischen, um zum Frieden zu kommen. Du musst die Religionen mischen, d.h. in einem Dialog gegeneinander stellen. Den Atheismus mit dabei. Was kommt dann raus?

Gysi
 
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AW: Richard Dawkins - Der Gotteswahn

Lieber Hartmut!

Ich folge jetzt deiner Logik:

Nicht an Gott zu glauben ist die natürlichste Sache der Welt, da sie kein Postulat benötigt.

Nicht an die Existenz des Universums zu glauben ist die natürlichste Sache der Welt, da sie kein Postulat benötigt (nämlich, dass etwas real existiert).

Hingegen beschert uns der Glaube an Gott viele unbequeme Fragen, z. B.: Warum ist Gott oft so grausam?

Wenn etwas unbequeme Fragen beschert, dann existiert es nicht (z.B. Atome, die den Atomphysikern doch sehr unbequeme Fragen bescheren).

Hm?

Ich sehe es so: wenn du einen Denkansatz gefunden hast, wie du die Abwesenheit Gottes zweifelsfrei wissenschaftlich beweisen (also messen!)kannst, dann ist der Null-Gott-Glaube kein Glaube mehr. Nicht die Messung selbst, das verlangt keiner. Nur eine vage Idee, wie man Gottes (In)Existenz jemals messen könnte, würde schon genügen.

Aber bis dahin ist der Atheismus nur ein Glaube wie jeder andere. Zu dieser Messung gibt es keine Idee weltweit.

Und was du nicht messen kannst, verschließt sich aller Wissenschaft. Es ist Glaube. Bitte aber nicht zu verwechseln mit Aberglaube*!

lg Frankie

* etwas glauben, was messbar nicht stimmt
 
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