AW: Religion und Naturwissenschaft
@zwetsche
von dir!
Was glaubst du:
Warum gibt es Leben?
Es gibt keinen logischen bzw. naturwissenschaftlichen Grund, oder?
Wer oder was ist die Ursache für die spezifischen Regeln, welche die Naturwissenschaften erfoscht und festhält?
Zufall?
fussel
Hallo Fussel,
Mannomann, Du stellst mir aber Fragen. Dabei ist Hartmut erkennbar um ein Vielfaches bewanderter als ich in naturwissenschaftlichen Fragen. Aber gut, ich versuchs mal:
Soweit ich mich an meinen Bio-Unterricht vor fast 20 Jahren zurückerinnere, konnte im "Miller" Versuch in den 50er Jahren in Chicago bewiesen werden, daß unter Zuführung von Energie aus anorganischen Verbindungen organische Stoffe gewonnen werden können. Der Versuch ist bahnbrechend, für die Frage, wie Leben (chemisch) entstehen konnte.
Die - offenbar weniger naturwissenschaftlich motivierte - Frage, ob ich dies dem Zufall zuschreibe, ebenso, ob hinter den Naturgesetzen ein logischer Grund steckt, kann ich natürlich - wie Du sehr gut weißt, denn sonst würdest Du nicht so fragen - nicht beantworten. Hier gelangen wir ins Reich der Philosophie oder der Religion.
Von Standpunkt eines einfach denkenden und empfindenden Menschen steckt in der Tat Zufall dahinter. Es gab halt Energie und anorganische Verbidnungen, woraus sich im Laufe der Jahrmillionen oder Milliarden Leben entwickelt hat, Punkt. Jeder der meint, mehr zu
wissen, ist genaugenommen nicht nur ein Wichtigtuer, sondern ein Narr. Nicht aber derjenige, der
glaubt, es stecke kein Zufall, sondern - nennen wir das Kind doch mal beim Namen - Gott. Vor dem zolle ich meinen höchsten Respekt genauso wie vor dem, der daran nicht glaubt, Hauptsache, er denkt wenigstens etwas drüber nach und betet nicht einfach das nach, was ihm von irgendwelchen Scheinheiligen oder Ideologen eingetrichtert wird.
Das ist der Unterschied, auf den ich in dieser Diskussion hinauswollte. Daß Darwin recht hatte, ist eine nicht ernsthaft zu bestreitende Tatsache.
Sie ist - im Gegensatz zu der von Dir gestellten Frage, worin die originäre Ursache aller Kausalität liegt, eben keine Glaubensfrage,
sondern dem Beweis zugänglich. Der Christ hat gar keine andere Wahl, will er sich nicht vollends lächerlich machen, seinen Glauben mit den Naturgesetzen zu vereinbaren und auch der Atheist fällt auf die Nase, wenn er einen expliziten Beweis dafür sucht, daß alles nur dem Zufall zu verdanken sei.
Deshalb bin ich von der Vehemenz und Verstocktheit christlicher Fundamentalisten so irritiert und es fällt mir schwer, dieser Gruppe Respekt zu zollen, denn sie machen aus Borniertheit eine Tugend. Außerdem - um ein beliebtes Wort von Gysi zu verwenden - mutiert das Christentum so schnell zur Angstreligion, denn von einem solch extremen Standpunkt aus betrachtet, müssen ja wirklich alle, die nicht jedes Wort in der Bibel 1 zu 1 auslegen, in der Hölle schmoren. Da es mir jetzt etwas heiß wird, höre ich hier auf
.
Ich hoffe, ich konnte Deine hoffnungsfrohe Erwartung erfüllen, würde mich aber über eine Reaktion sehr freuen.
Viele Grüße
Zwetsche
PS: Wo bleibt eigentlich das Statement von Sunnyboy? Er macht sich ganz schön rar in diesem thread. Dabei hatte
er die Frage doch gestellt.