Als
Weisheit wird eine transkulturell-zeitlose, universal-menschliche, reale oder ideale, entweder als reifungsbedingt erwerbbar oder aber als göttlich verliehen gedachte exzeptionelle Fähigkeit bezeichnet. Sie zeichnet sich durch eine ungewöhnlich tiefe Einsicht in das Wirkungsgefüge von Natur, Leben und Gesellschaft, besonderes Wissen, eine herausragende ethisch-moralische Grundhaltung und das damit verbundene Handlungsvermögen aus.
Es gibt zahllose Definitionen und Konzepte von Weisheit, die sich in der Regel in den Spannungsräumen zwischen Wissen und Intuition, Verstand und Gefühl, Reife und Kindlichkeit, Klugheit und Torheit, weltzugewandter Diesseitigkeit und Transzendenz bewegen. Weitgehende Übereinstimmung herrscht in der Ansicht, dass Weisheit von außergewöhnlicher geistiger Beweglichkeit und Unabhängigkeit zeugt: Sie befähigt ihren Träger, systematisch Dinge
- zu denken („eine weise Erkenntnis“, „ein weiser Entschluss“, „ein weises Urteil“),
- zu sagen („ein weises Wort“, „ein weiser Rat“) oder
- zu tun („ein weises Verhalten“),
die einem „Normalsterblichen“, der die Dinge weniger gründlich und tiefschürfend durchdenkt, nicht in den Sinn kommen. Bei näherer Betrachtung und umfassender Würdigung aller Umstände, manchmal auch erst mit zeitlichem oder räumlichem Abstand, erweisen sich diese Überlegungen, Äußerungen und Handlungen jedoch als „richtig“, zutreffend oder „wahr“. Entsprechendes gilt für Worte und Handlungen, die der Weise nach reiflicher Überlegung
nicht ausspricht oder tut (vgl. „Si tacuisses, philosophus mansisses“).