AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph
Das spricht für
Kannst Du bitte mal die philosophische Grundthese/Grundaussage, durch die er sich von den anderen Philosophen unterscheidet, kurz referieren...?
Ich habe momentan keine Zeit, mich mit Hösle zu beschäftigen!
Was unterscheidet ihn beispielsweise von APEL...?
Gruß, moebius
Ob das wirklich so gegensätzlich ist, lasse ich mal dahingestellt; m.E. sind es nur Nuancen, die Hösle anders als Apel betont. Hösle führt vieles von Apel zustimmend aus, um ein paar Varianten zu setzen oder weitergehende Fragen zu stellen. Außerdem "krankt" meine Hösle-Kenntnis noch an der fehlenden Lektüre seines Werkes "Moral und Politik" - ein über tausendseitiger Schinken, von dem ich nicht sagen kann, wann ich Zeit finde, ihn zu lesen...
Deshalb nur soviel:
“Die Transzendentalpragmatik begründet den Vorrang der Intersubjektivität mit dem Argument, ein einsames Subjekt könne keine Erkenntnis mit Wahrheitsanspruch haben. Dagegen scheint mir diese Behauptung die Autonomie der Vernunft zu zerstören; Wahrheit scheint mir eine subjektivitätslogische Kategorie zu sein.”
1. Das Natur-Problem (bzw. Erkennbarkeit des Objektiven)
Apel habe nur zwei Substrukturen des intersubjektiven Geistes ausgearbeitet, die der realen und idealen Kommunikationsgemeinschaft.
Er ignoriere das Problem der Natur, denn nach Meinung Hösles könne man mit der idealen Kommunikationsgemeinschaft, die ja dann auch zeitlose Entitäten oder Naturgesetze voraussetzen müsse, kaum erfassen, dass es eine reale Natur gebe, weil etwas vorausgesetzt würde, was noch erst begründet werden soll. Apel ignoriere nach Hösle das Problem der Natur. Hösle selbst greift an dieser Stelle auf Fichte zurück: “Die Natur muss daher, wie bei Fichte, ein Konstrukt des Geistes sein - wenn auch des intersubjektiven und nicht des subjektiven.” Oder: “Dass Natur erfahrbar ist, heißt, dass sie so strukturiert sein muss, dass sie Wesen hervorbringen kann, die sie erfahren können.”
2. Die Begründung der Ethik
Apel habe zwei regulative Prinzipien der Ethik entwickelt. “Erstens muss es in allem Tun und Lassen darum gehen, das Überleben der menschlichen Gattung als der realen Kommunikationsgemeinschaft sicherzustellen, zweitens darum, in der realen die ideale Kommunikationsgemeinschaft zu verwirklichen.”
Hösle gesteht auch zu, dass nur eine Philosophie, die sich um Letztbegründung bemühe, Aussichten habe, eine normative Theorie (wie eine Ethik) zu begründen. Auch sei die Theorie der Intersubjektität unabdingbar für eine solche Ethikbegründung.
“Zunächst wird letztbegründet, dass die Folgen und Nebenwirkungen, die sich aus der Befolgung einer gültigen Norm für die Befriedigung der Interessen jedes einzelnen voraussichtlich ergeben, von allen Betroffenen zwanglos akzeptiert werden können. Alsdann stellt sich im konkreten Diskurs heraus, was unbeschränkt konsensfähig ist.”
Hösle begründet seine Ethik-Auffassung aber mit einem “objektiven Idealismus”, d.h. er greift letztlich auf eine normative Instanz wie Religion zurück (ob man dies annehmen muss oder dem folgen will, lasse ich ebenfalls dahingestellt).