Ich persönlich glaube nicht an die Hölle eines strafenden Gottes.
Das sieht mehr nach Menschenwerk aus. Duch angstbesetzte Thematiken die Menschenmenge in Schach halten. Und was sind das für Menschen, die andere in der Hölle schmoren sehen wollen? Gerechtigkeitsfanatiker kennen keine Gnade. Sie hassen die, die ohne Strafe davonkommen,würden sie am liebsten selbst an den nächsten Baum knüpfen. Wenn die mal in ihrem Herzen nicht viel schlimmer sind, als die, die sie verurteilen.
Der, der alles erschaffen hat, wird ganz sicher nicht darauf angewiesen sein, dass ich kleiner Wurm mir Gedanken über Gerechtigkeit mache. Es genügt, wenn ich lerne zu lieben. Denn es ist schon schwer genug zu lieben, anstatt zu verurteilen.
Ist irgendjemand schon mal durch eine Strafe zum besseren Menschen geworden? Hat eine Tracht Prügel mich als Kind klüger gemacht? Meine einschneidenden Erfahrungen, die eine wirkliche Änderung meiner Sichtweise hervorgerufen haben, waren anderer Natur: Da gab es jemanden, der mich in Schutz nahm und wofür ich dankbar gewesen bin. Da gab es jemanden, der mir das Böse, was ich tat, verzieh. Da gab es jemanden, der mich liebte, obwohl ich nicht liebenswert gewesen bin.
Ich stelle mir das so vor. Jemand tut etwas Böses. Es wird ihm bewusst und er zeigt Reue. Er bekommt Vergebung und ist dankbar. Dann kann auch er anderen vergeben. Manchmal dauert es sehr lange, bis jemand sich seinen eigenen bösen Anteilen überhaupt bewusst wird. So manch einer denkt von sich selbst, er sei ein Engel. Fataler Irrtum. Auch wissen wir nicht, was im Inneren von Verbrechern vor sich geht, ob sie ihre Tat bereuen. Einige machen uns da etwas vor, kommen auf freien Fuß und werden rückfällig. Andere werden zum Tode verurteilt. Wir können diese Entscheidungen über gut und böse, Tod oder Leben gar nicht fällen, weil wir zu wenig wissen. Nur irgendwie muss man ja ein vernünftiges Miteinander hier auf Erden hinkriegen. Also denke ich, dass es letztendlich so kommt, wie es kommem muss. Das kann für einen persönlich auch Leid bedeuten oder Tod. Und genau hier ist der Punkt für mich, der darüber entscheidet, ob ich Gott wirklich liebe oder ob ich mir nur etwas vormache. Vertraue ich ihm oder vertraue ich nur meinem kleinen Menschenverstand? Es läuft immer auf die Frage hinaus: Gott oder ich.
Jetzt kommen wir zu dem Grund, warum ich mich niemand nenne. Ich möchte gar nicht jemand sein. So wichtig bin ich nicht und gerade dadurch, dass ich mich gar nicht so wichtig nehme, geht es mir sehr viel besser im Vergleich zu der Zeit, in der ich mich selbst zu wichtig nahm. Dieser Niemand steckt aber noch in den Kinderschuhen und manchmal taucht doch noch dieses selbstsüchtige Egoschwein auf und will, dass alles nach seinem Willen geschieht. Dieses Egoschwein will nicht vor Gott auf die Knie, es wehrt sich und will herrschen, anstatt sich zu ergeben, vorzugsweise in Situationen, in denen seine Macht beschnitten wird. Dieser Niemand braucht nicht um irgendein Recht zu kämpfen oder um Besitz. Dieser Niemand ist und hat nichts. Das Egoschwein bildet sich ein, etwas zu sein, Recht zu haben usw. Also muss er seinen vermeintlichen Besitz verteidigen und schützen. Dadurch entsteht Streit und wenn das ganz schlimm wird, sogar Hass, der dem anderen ans Leben will. Alle diese Anlagen sind in jedem Menschen vorhanden. Einige kontrollieren sich selbst sehr stark, andere leben ihre Triebe einfach aus. Doch schon der Gedanke daran, einen anderen zu ignorieren, ist so ähnlich wir der Wunsch, ihn töten zu wollen, wenn man die Motivation hinterfragt bis in die Tiefen. Der andere soll nicht da sein, er soll verschwinden, weg sein - tot.
Lieben zu können bedeutet nicht die Liebe der Menschen, die uns lieben zu erwidern. Lieben zu können bedeutet, die, die uns nicht lieben, ganz besonders zu lieben, nämlich aus tiefstem Herzen, weil sie uns am ähnlichsten sind. Wir lieben das Ideal im anderen, etwas besonders Schönes. Wir lieben einige nicht, weil sie genau das haben, was wir an uns nicht sehen wollen, unseren Schatten, den wir nicht bereit sind zu lieben. Deswegen kann ich auch einen Mörder lieben, weil dieselben Anteile auch in mir zu finden sind, ich diese vielleicht nicht auslebe, aber sie sind vorhanden. Vielleicht wäre ich unter den Umständen, die den anderen zum Verbrecher machen, zu denselben Handlungen fähig? Ich kann zum Beispiel sagen, ich will kein Intrigant sein, aber ich kann nicht sagen: Ich bin gut, weil ich keiner bin. Und da wir alle im selben Boot sitzen, freue ich mich, dass es keine Hölle gibt (nur die persönliche, die man sich selbst schafft) und Gott die Liebe ist, die wie wärmende Sonnenstrahlen unsere Haut streichelt. (Und nein, ich kann das alles nicht beweisen. Ich glaube einfach nur daran.)