JeaDiama schrieb:
Welche Verhaltensmuster stecken deiner Ansicht nach in dieser Abwehrhaltung, wenn du auf das Tier einchlägst, um dein Leben zu verteidigen?
Wie du schon sagtest, Jea, sollten wir Gewalt vorerst einmal definieren.
lilith schrieb:
Gewalt bedeutet in meinem Sprachgebrauch eine große Kraft, die sich über Widerstände hinwegsetzt.
In dem Sinne würde ich "Gewalt" als etwas sehr Positives auffassen.
Ich meinte jedoch unter "Gewalt" viel mehr eine Handlungsweise, die anderen Schaden zufügt, aus welchen Gründen auch immer.
Wie Jea clever einwandte, ist dann natürlich auch Notwehr Gewalt. Aber ich denke eben, dass Notwehr ein wirklich gewolltes Verhalten ist, das sich moralisch auch leichter vertreten lässt.
Die Frage ergab sich mir aus einer anderen Überlegung.
Gewalt ist für mich ein Verhaltensmuster bzw. eine Verhaltensweise. Meiner Meinung nach lassen sich Verhaltensweisen ändern. Wir können zum Beispiel die Verhaltensweise "essen bei Hunger" auch ändern oder überhaupt stoppen. Dabei würden wir jedoch verhungern.
Deshalb trenne ich hier zwischen "von der Natur aus notwendige Verhaltensweisen" und "von der Natur aus nicht notwendige Verhaltensweisen". "Notwendig" erachte ich eine Verhaltensweise sobald sie für unser Überleben unumgänglich ist. "Essen" würde ich als notwendig einstufen.
Gewalt jedoch nicht, es sei denn in einem Fall der Notwehr.
Gewalt kann meiner Meinung nach sehr wohl lebensrettend sein, aber gleichzeitig auch zerstörend. (Der Leser möge bitte auf meine obige Definition von Gewalt achten.)
Ich denke jedoch, dass Gewalt auf lange Sicht immer zerstörend ist. Und ich denke, es gibt IMMER eine bessere Lösung als Gewalt.
Man kann Gewalt irgendwie mit Angst vergleichen. Angst kann lebensrettend sein. Aber Angst kann auch Leben nehmen. Genauso wie Gewalt.
Dennoch halte ich ein Leben ohne Angst anstrebenswerter, wie eben ein Leben ohne Gewalt. Ich denke, jede Situation ist ohne Angst besser zu meistern als mit - selbst wenn Angst manchmal Leben rettet. Ob es bei Gewalt auch so ist?
Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich glaube, dass es genauso ist.
lilith schrieb:
Alles was ein Mensch fähig ist zu sein bzw. zu tun liegt in seiner Natur. Wo sollte denn das sonst herkommen?
Nein, da bin ich anderer Ansicht.
Alles, was ein Mensch fähig ist zu sein bzw. zu tun, liegt in der Natur seiner menschlichen Fähigkeiten. Ein Mensch kann fähig sein, 5 Minuten die Luft anzuhalten. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Ein Mensch kann fähig sein, den Mount Everest zu besteigen. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.
Ein Mensch kann fähig zum Morden sein. Liegt es in seiner Natur. Ich meine, nein. Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Und letztlich kann ein Mensch fähig zu einem gewaltfreien Leben sein. Und auch das liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.
Ich denke, es liegt an uns unsere Möglichkeiten zu nutzen.
Claus schrieb:
Es kommt auf das Problem und die Beteiligten an, Benjamin.
Gahandi konnte Erfolg haben, weil die Briten zwar üble Kolonialherren, aber eben doch nicht so übel waren wie die Nazis.
die Nazis hätten sich nämlich die Weltherrschaft angeeignet, wenn sich ihnen nur Pazifisten in den Weg gestellt hätten.
Bist du dir da sicher?
Ich bin davon überzeugt, dass sich kein Mensch nach Gewalt sehnt. Auch nicht die Nazis. Meiner Meinung nach will der Mensch nur eines: Glücklich sein. Das gilt für Nazis, für Juden, Schwarze, Weise,... für alle.
Die Nazis jedoch dachten, dass Gewalt der Schlüssel zum Glück ist. Gewalt war für sie der Schlüssel zu Macht und Stärke. Darin sahen sie ihr Glück.
Ich denke nun, dass dies ein Irrtum war/ist. Der Irrtum war so groß, wie die Folgen davon tragisch waren.
Ich bin davon überzeugt, dass wenn die Nazis gewusst hätten, was sie in Wirklichkeit bewirken, sie niemals Gewalt angewandt hätten. Ich denke, Hitler war in gewisser Hinsicht ein intelligenter Mann. Andererseits war er jedoch ein großer Narr. Er malte sich eine Ideologie aus, die ihm Glück versprach. Sie war nicht schlecht durchdacht, aber völliger Unsinn. Seine Überlegungen bauten auf Gewalt auf. Er sah Gewalt als etwas an, das dem Menschen inne wohnt. Ich will fast sagen, er war der Meinung, dass Gewalt in der Natur des Menschen liegt. Damit rechtfertigte er seine Vorgehensweise. Ein fataler Irrtum.
Ich denke, man hätte die Nazis auch mit den Mittel Gandhis schlagen können. Die britischen Kolonialherrscher waren auch nicht gerade zimperlich und dennoch mussten sie weichen.