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Liegt Gewalt in der Natur des Menschen?

Liegt Gewalt in der Natur des Menschen?


  • Umfrageteilnehmer
    27
In Norddeutschland geht seit Jahren ein Pferderipper um.
Mit kürzeren oder längeren Pausen zwischen seinen Untaten schleicht er sich nachts auf Koppeln und schlitzt einem Pferd den Bauch auf, das dann qualvoll verendet. Man hat ihn noch nicht fassen können.

die Polizei ist eh überfordert und überlastet, die Bürgerwehren haben keinen Erfolg gehabt, er läuft immer noch frei herum. Ich habe im vorigen Jahr mit einem Pferdebesitzer gesprochen, der auch schon nächtens Wache bei den Pferden gehalten hat.

„Wenn wir den kriegen, dann rammen wir ihm sein eigenes Messer in den Bauch, es wird aussehen wie Notwehr, weil er mit dem Messer auf uns losgegangen ist.“

richtig?

fragt Claus

ich gebe zu bedenken, daß der Pferdemörder ein geistesgestörter Typ ist, der aus Freude am Töten handelt oder weil ihn in der Kinheit mal ein Pferd getreten hat oder weil eine derart pervertierte Gewalt angeboren ist, aber welche lächerliche Bestrafung erwartet ihn vor Gericht?

die ansonsten wohl friedlichen Pferdehalter sind gewaltbereit geworden
 
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Doch ich bin der Überzeugung, dass Gewalt unmöglich eine sinnvolle Lösung sein kann. Denn auf Gewalt wird Gewalt folgen, solange nicht jemand bereit ist, diesen Teufelskreis zu schließen. Und gerade solche Persönlichkeiten wie Gandhi waren und sind es, die dazu beitragen, die Spiralen der Gewalt zu besiegen.

Es kommt auf das Problem und die Beteiligten an, Benjamin.

Gahandi konnte Erfolg haben, weil die Briten zwar üble Kolonialherren, aber eben doch nicht so übel waren wie die Nazis.
die Nazis hätten sich nämlich die Weltherrschaft angeeignet, wenn sich ihnen nur Pazifisten in den Weg gestellt hätten.

Wären die israelischen Juden Pazifisten, hätte sie Saddam schon längst ausgerottet, denn es war sein erklärtes Ziel.
Ganz unverblümt fordern der iranische Staatschef und islamistische Organisationen dazu auf, Israel von der Landkarte auszuradieren, dagegen hilft kein Pazifismus.

Gewalt ist oftmals notwendig zur Selbsterhaltung.

Gruß von Claus
 
louiz30 schrieb:
Auch wer in Notwehr handelt muß nicht deshalb ein reines Gewissen haben, nicht frei von Selbstkritik und Vorwürfen leben, nur weil die Gesellschaft dies nicht unter Strafe stellt. Ein Mensch wurde getötet.
Als ziemlich hoffnungsloser Idealist muss ich Dir wohl zustimmen - aber wer hat schon wie Christus und Mahatma Ghandi die Kraft, auch auf Gegenwehr zu verzichten ?

Liebe Grüße

Zeili
 
JeaDiama schrieb:
Welche Verhaltensmuster stecken deiner Ansicht nach in dieser Abwehrhaltung, wenn du auf das Tier einchlägst, um dein Leben zu verteidigen?

Wie du schon sagtest, Jea, sollten wir Gewalt vorerst einmal definieren.
lilith schrieb:
Gewalt bedeutet in meinem Sprachgebrauch eine große Kraft, die sich über Widerstände hinwegsetzt.
In dem Sinne würde ich "Gewalt" als etwas sehr Positives auffassen.
Ich meinte jedoch unter "Gewalt" viel mehr eine Handlungsweise, die anderen Schaden zufügt, aus welchen Gründen auch immer.
Wie Jea clever einwandte, ist dann natürlich auch Notwehr Gewalt. Aber ich denke eben, dass Notwehr ein wirklich gewolltes Verhalten ist, das sich moralisch auch leichter vertreten lässt.

Die Frage ergab sich mir aus einer anderen Überlegung.
Gewalt ist für mich ein Verhaltensmuster bzw. eine Verhaltensweise. Meiner Meinung nach lassen sich Verhaltensweisen ändern. Wir können zum Beispiel die Verhaltensweise "essen bei Hunger" auch ändern oder überhaupt stoppen. Dabei würden wir jedoch verhungern.
Deshalb trenne ich hier zwischen "von der Natur aus notwendige Verhaltensweisen" und "von der Natur aus nicht notwendige Verhaltensweisen". "Notwendig" erachte ich eine Verhaltensweise sobald sie für unser Überleben unumgänglich ist. "Essen" würde ich als notwendig einstufen.
Gewalt jedoch nicht, es sei denn in einem Fall der Notwehr.

Gewalt kann meiner Meinung nach sehr wohl lebensrettend sein, aber gleichzeitig auch zerstörend. (Der Leser möge bitte auf meine obige Definition von Gewalt achten.)
Ich denke jedoch, dass Gewalt auf lange Sicht immer zerstörend ist. Und ich denke, es gibt IMMER eine bessere Lösung als Gewalt.

Man kann Gewalt irgendwie mit Angst vergleichen. Angst kann lebensrettend sein. Aber Angst kann auch Leben nehmen. Genauso wie Gewalt.
Dennoch halte ich ein Leben ohne Angst anstrebenswerter, wie eben ein Leben ohne Gewalt. Ich denke, jede Situation ist ohne Angst besser zu meistern als mit - selbst wenn Angst manchmal Leben rettet. Ob es bei Gewalt auch so ist?
Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich glaube, dass es genauso ist.

lilith schrieb:
Alles was ein Mensch fähig ist zu sein bzw. zu tun liegt in seiner Natur. Wo sollte denn das sonst herkommen?
Nein, da bin ich anderer Ansicht.
Alles, was ein Mensch fähig ist zu sein bzw. zu tun, liegt in der Natur seiner menschlichen Fähigkeiten. Ein Mensch kann fähig sein, 5 Minuten die Luft anzuhalten. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Ein Mensch kann fähig sein, den Mount Everest zu besteigen. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.
Ein Mensch kann fähig zum Morden sein. Liegt es in seiner Natur. Ich meine, nein. Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Und letztlich kann ein Mensch fähig zu einem gewaltfreien Leben sein. Und auch das liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.

Ich denke, es liegt an uns unsere Möglichkeiten zu nutzen.

Claus schrieb:
Es kommt auf das Problem und die Beteiligten an, Benjamin.

Gahandi konnte Erfolg haben, weil die Briten zwar üble Kolonialherren, aber eben doch nicht so übel waren wie die Nazis.
die Nazis hätten sich nämlich die Weltherrschaft angeeignet, wenn sich ihnen nur Pazifisten in den Weg gestellt hätten.
Bist du dir da sicher?
Ich bin davon überzeugt, dass sich kein Mensch nach Gewalt sehnt. Auch nicht die Nazis. Meiner Meinung nach will der Mensch nur eines: Glücklich sein. Das gilt für Nazis, für Juden, Schwarze, Weise,... für alle.
Die Nazis jedoch dachten, dass Gewalt der Schlüssel zum Glück ist. Gewalt war für sie der Schlüssel zu Macht und Stärke. Darin sahen sie ihr Glück.
Ich denke nun, dass dies ein Irrtum war/ist. Der Irrtum war so groß, wie die Folgen davon tragisch waren.
Ich bin davon überzeugt, dass wenn die Nazis gewusst hätten, was sie in Wirklichkeit bewirken, sie niemals Gewalt angewandt hätten. Ich denke, Hitler war in gewisser Hinsicht ein intelligenter Mann. Andererseits war er jedoch ein großer Narr. Er malte sich eine Ideologie aus, die ihm Glück versprach. Sie war nicht schlecht durchdacht, aber völliger Unsinn. Seine Überlegungen bauten auf Gewalt auf. Er sah Gewalt als etwas an, das dem Menschen inne wohnt. Ich will fast sagen, er war der Meinung, dass Gewalt in der Natur des Menschen liegt. Damit rechtfertigte er seine Vorgehensweise. Ein fataler Irrtum.

Ich denke, man hätte die Nazis auch mit den Mittel Gandhis schlagen können. Die britischen Kolonialherrscher waren auch nicht gerade zimperlich und dennoch mussten sie weichen.
 
@zeilinger

Man muß nicht Idealist sein, Realist reicht auch schon!

Druck erzeugt Gegendruck. Nimmt man den Druck raus, fehlt irgendwann auch der Gegendruck. versuch mal einen Menschen hochzuheben, der sich nicht dagegen stemmt, sondern völlig entspannt dasteht. Geht kaum.

Der Weg ist vielleicht lange, jedoch ist die Beibehaltung von Gewalt in all ihren Formen sicherlich die absolute Gewähr, daß es auch weiterhin Gewalt geben wird.

Wie schwer es doch ist, das bißchen zu leben, was Jesus gepredit hat. Und seit 2000 Jahren behaupten Millionen von Menschen genau das zu tun.

Wir sind weit entfernt von einer moralischen Entwicklung und im Grunde leben wir alle noch in den Bäumen (wobei wir da wahrscheinlich nicht unsere Artgenossen getötet haben).

Traurig.
 
Benjamin schrieb:
Ich denke, Hitler war in gewisser Hinsicht ein intelligenter Mann. Andererseits war er jedoch ein großer Narr. Er malte sich eine Ideologie aus, die ihm Glück versprach. Sie war nicht schlecht durchdacht, aber völliger Unsinn. Seine Überlegungen bauten auf Gewalt auf. Er sah Gewalt als etwas an, das dem Menschen inne wohnt. Ich will fast sagen, er war der Meinung, dass Gewalt in der Natur des Menschen liegt. Damit rechtfertigte er seine Vorgehensweise. Ein fataler Irrtum.
Ich denke, man hätte die Nazis auch mit den Mittel Gandhis schlagen können. Die britischen Kolonialherrscher waren auch nicht gerade zimperlich und dennoch mussten sie weichen.

nun, gewalt liegt im wesen des menschen. allerdings sollten wir zwischen den verschiedenen arten der gewalt unterscheiden. zum einen die körperliche gewalt, die jedoch häufig nur eine reaktion auf andere arten der gewalt, wie z.b. psychische oder wirtschaftliche gewalt ist. von daher hatte hitler wahrlich recht, wenn er gewalt als in der natur des menschen gesehen hatte.
aber: innewohnende gewalt muß nicht unbedingt ausbrechen, bzw. niemand muß sie zwangsweise anwenden (welche art der gewalt auch immer).
das problem aller arten von gewalt ist nun mal, daß sie immer wieder neue gewalt birgt, es sei denn der gegner ist in physischer, psychischer und/oder wirtschaftlicher hinsicht vernichtet.
die verweigerung körperlicher gewalt, wie sie ghandi und seine gefolgsleute praktiziert haben, hat die britischen okkupanten auch zu einem von ihnen nicht gewünschten handeln gezwungen. in gewisser weise wurde hier auch psychische gewalt ausgeübt. menschen wurden unter druck gesetzt dinge zu tun, die sie nicht tun wollten oder durften. hier wurde nicht mit dem metallschwert, sondern mit dem geistig- moralischen schwert gefochten.
welche art der gewaltanwendung die brutalste ist, das ist denke ich, bis zu gewissem grade eine standpunktfrage (z.b. strafen).

gewaltigerweise
dex
 
dextra schrieb:
die verweigerung körperlicher gewalt, wie sie ghandi und seine gefolgsleute praktiziert haben, hat die britischen okkupanten auch zu einem von ihnen nicht gewünschten handeln gezwungen. in gewisser weise wurde hier auch psychische gewalt ausgeübt. menschen wurden unter druck gesetzt dinge zu tun, die sie nicht tun wollten oder durften. hier wurde nicht mit dem metallschwert, sondern mit dem geistig- moralischen schwert gefochten.

Also in meinen Augen ist das keine Gewalt.
Wenn ich als Kriegsdienstverweigerer zum Tode verurteilt werde, dann begehe ich doch keine Gewalt, nur weil jemand anders sich dann gezwungen sieht, mich Unschuldigen zu erschießen.
Durch genau diese Art der Widersetzung haben sich die Briten gezwungen gesehen, das Land zu verlassen. Die Inder haben das jedoch ohne Gewalt bewirkt. Sie haben sich nur nicht länger unterdrücken lassen. Das ist das Recht (oder vielleicht sogar die Pflicht) eines jeden Menschen. Damit haben sie der Kolonialmacht jedoch keine Gewalt angetan. Eher im Gegenteil. Sie haben ihnen eine wichtige Lektion gelernt, dass nämlich die eigene Freiheit bei der Freiheit des anderen endet.

dextra schrieb:
das problem aller arten von gewalt ist nun mal, daß sie immer wieder neue gewalt birgt, es sei denn der gegner ist in physischer, psychischer und/oder wirtschaftlicher hinsicht vernichtet.
Das sehe ich auch nicht so.
Gewalt birgt immer neu Gewalt, bis jemand bereit ist zu vergeben und es selbst besser zu machen.
Wenn ein Mann in seiner Kindheit von seinem Vater oft verhauen wurde, ist es gut möglich, dass dieser dann genauso wird. Es sei denn er hat die Stärke zu vergeben und zu zeigen, dass er es selbst besser machen kann.

dextra schrieb:
nun, gewalt liegt im wesen des menschen.
Auch da bin ich anderer Meinung.
Gewalt ist meines Erachtens eine mögliche Ausdrucksform des Menschen. Er kann diese Form annehmen, muss aber nicht
Benjamin schrieb:
Ein Mensch kann fähig sein, 5 Minuten die Luft anzuhalten. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Ein Mensch kann fähig sein, den Mount Everest zu besteigen. Liegt es in seiner Natur? Nein! Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.
Ein Mensch kann fähig zum Morden sein. Liegt es in seiner Natur. Ich meine, nein. Es liegt in der Natur seiner Möglichkeiten. Und letztlich kann ein Mensch fähig zu einem gewaltfreien Leben sein. Und auch das liegt in der Natur seiner Möglichkeiten.

Ich denke, es liegt an uns unsere Möglichkeiten zu nutzen.

mit freundlichen Grüßen
Ben
 
hallo benjamin,
Gewalt ist meines Erachtens eine mögliche Ausdrucksform des Menschen. Er kann diese Form annehmen, muss aber nicht
nun wie erklärst du dann die tourette kranken?
tourette-syndrom sind menschen die gegen ihren willen "ausrasten".
die meisten beschimpfen pasanten nur und zwar sehr wüst und brutal, da sind worte wie "schlampe" " drecksau" und "arschloch" noch die harmlosen.
bei fortgeschrittener erkrankung werden diese menschen auch brutal.
sie tun sich wie auch anderen gewalt an!
so und nun kommts!
durch eine gehirnoperation können diese gewalt angriffe beseitig oder gelindert werden.
was sagt uns das?
es gibt eine region im gehirn die verantwortlich für gewalt ist.
jeder mensch trägt also gewalt in sich, es ist nur eine frage des äusserlichen reizes um diese region des gehirns zu aktivieren, bzw. stimmulieren.

lg binchen
 
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Binchen schrieb:
hallo benjamin,
nun wie erklärst du dann die tourette kranken?
tourette-syndrom sind menschen die gegen ihren willen "ausrasten".
die meisten beschimpfen pasanten nur und zwar sehr wüst und brutal, da sind worte wie "schlampe" " drecksau" und "arschloch" noch die harmlosen.
bei fortgeschrittener erkrankung werden diese menschen auch brutal.
sie tun sich wie auch anderen gewalt an!
so und nun kommts!
durch eine gehirnoperation können diese gewalt angriffe beseitig oder gelindert werden.
was sagt uns das?
es gibt eine region im gehirn die verantwortlich für gewalt ist.
jeder mensch trägt also gewalt in sich, es ist nur eine frage des äusserlichen reizes um diese region des gehirns zu aktivieren, bzw. stimmulieren.

lg binchen

Benjamin meinte es ja allgemein gesehen. Du hast ja es im letzten Abschnitt beschrieben.
 
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