Das ist die Voraussetzung. In der Regel nehmen Philosophen argumentierend Bezug auf Bezugnahmen auf Sachverhalte oder nehmen Bezug auf Bezugnahmen auf Bezugnahmen auf Sachverhalte usw., je nach Grad der Verallgemeinerung und das ist charakteristisch für Philosophen.
So scheint es, aber was nutzt der Schein, wenn man diesbezüglich nicht zu argumentieren versteht? Muß ich denn irgendwas gläubig hinnehmen, weil es der Aristoteles, der Kant, der Heidegger oder ein bekannter Religionskritiker gesagt hat?
Glücklicherweise ist die Themenfrage ja bereits beantwortet und da kann es natürlich und selbstverständlich nicht schaden, einmal nachzuschauen, ob Ihr Literat auch etwas dazu zu sagen hat.
Ja das ist meist so, dass Philosophieren argumentieren und Thesen vertreten, die sie dann auch erläutern bzw. argumentativ verteidigen. Nietzsche als Philosoph ist da keine Ausnahme in diesem Punkt. Und er möchte auch keine "Gläubigen". die ihn un-hinterfragt alles glauben und ohne kritische Distanz zu ihm stehen (im Zarathustra heißt es dazu sinngemäß: "Möchtet ihr nicht an meinen Kranze rumpfen?"; er äußert sich aber auch an anderen Stellen dazu, dass er keine Gläubigen haben möchte, also Leute die ihm unreflektiert folgen). Das ist das eine . Auch solche philosophische "Autoritäten" wie Aristoteles oder Heidegger muss man nicht alles unhinterfragt unterschreiben. Das tue ich auch nicht bei diesen Denkern. Meine philosophische Position ist da differenzierter. Es gibt vereinfacht gesagt viele Dinge bei den genannten Denkern, die ich philosophisch unterschreiben würde, aber eben nicht alles und ich habe auch so manche(n) Kritikpunkt(e) an diesen, den/die ich aber bisher nicht explizit gemacht habe...
Das andere ist aber: Es gibt bei Nietzsche aber auch "Argumente". Hier mal ein Beispiel aus der Forschung von jemand, der das mal aufgeschlüsselt hat anhand einiger Beispiele.
http://www.philosophie.uni-wupperta...lg/Seminarmaterialien/Schiemann/Nietzsche.pdf
Hier zwei Beispiele für Argumente bei Nietzsche:
"3.
genealogisches Argument
Das genealogische Argument nimmmt in seiner historischen Betrachtungsweise wie das physiologische Argument einen Außenstandpunkt ein der lebensweltlich nicht einholbar ist.11 Was für Erkenntnis gehalten wird, ist selbst ein Produkt der Evolution.12 Es entstand zufällig als ein die Komplexität der Welt vereinfachender Trieb zu Überlebenszwecken; mit zunehmender Vielfalt des Lebens und Verfeinerung der Wahrnehmung – eine der Ontologie des Werdens entnommene Unterstellung - wurde dieses Evolutionsprodukt immer weniger der Welt gerecht.13 Heute könne man sagen: "Wir haben eben gar kein Organ für das Erkennen."14 Das Vereinfachungsinstrument wird nur fälschlicherweise für ein Erkenntnisorgan gehalten. In Vorwegnahme von Argumenten der evolutionären Erkenntnistheorie der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, behauptet Nietzsche, die Dinge vereinfacht zu sehen, sei nützlich, um sie "berechenbar und handlich" zu machen.15 Ohne dieses "fälschende Umgestalten" sei menschliches Leben nicht möglich.16 An diese These läßt sich Nietzsches kontrafaktische Überlegung anschließen, daß es auch nicht gut für den Menschen wäre, wenn er die Welt erkennen würde. Er würde an der grausamen, hässlichen und widersprüchlichen Wahrheit der Welt zu Grunde gehen.
17 [Diskussion] Überleitung: Die durch die verfälschenden Vereinfachungen entstehende Wirklichkeitsauffassung nennt Nietzsche auch die "perspektivische Welt".18 Sie hat nicht nur einen genealogischen Ursprung, sondern resultiert auch aus der Standpunktabhängigkeit jedes Weltbezuges.
4.
Relativistisches Argument:
Vermöge des "notwendigen Perspektivismus [construirt …] jedes Kraftcentrum — und nicht nur der Mensch — von sich aus die ganze übrige Welt".19 Unterschiedliche Orte, Blickrichtungen, körperliche Verfassungen, kognitive Voraussetzungen, Glaubenseinstellungen usw. prägen die Wirklichkeitsauffassungen und die Personen. Insofern diese Kontextabhängigkeit von jedem selbst im Wandel der Zeit und im Verhältnis zu anderen erfahren werden kann, spricht Nietzsche von einem "perspektivischen Schein, dessen Herkunft in uns liegt".
20 [Diskussion 1] Das
relativistisches Argument schließt aus dem Einfluß, den unterschiedliche Standpunkte auf die Wirklichkeitsauffassungen haben, auf die Unmöglichkeit des Wissens beziehungsweise seiner notwendigen Bedingung der Wahrheit: Es giebt vielerlei Augen. Auch die Sphinx hat Augen: und folglich giebt es vielerlei „Wahrheiten“, und folglich giebt es keine Wahrheit.21 "
Das sind Beispiel aus der philosophischen Forschung, die sich auf Nietzsche und ihn anhand seiner Argumentation, seiner "Argumente" aufschlüsseln, die genau aus seiner Philosophie entnommen sind. Für mich leuchtet das ein und ich halte die angeführten Beispiele eben auch für Argumente.
Es kann natürlich nicht schaden, nachzuschauen ob der Philosoph Friedrich Nietzsche auch was zu dem Thema einer Philosophie des Bösen zu sagen hat. Die Diskussion kann in dem Punkt gern hier weitergeführt werden.
Zum Thema Nietzsche als Philosoph sei noch das Buch von Deleuze empfohlen:
http://www.amazon.de/Nietzsche-die-...=1464111914&sr=1-1&keywords=nietzsche+deleuze
Der französische Philosoph Gilles Deleuze spricht man Nietzsche auch von einer "Philosophie des Willens". Er liest Nietzsche mit Hegel auch hinsichtlich der Dialektik -Thematik. Er hat Nietzsche eben als Philosophen gesehen. Aber ich vermute mal, dass selbst das für Sie nicht unbedingt überzeugend sein wird (und Sie vermutlich die französische Nietzsche-Rezeption eher weniger philosophisch schätzen, wie ich annehme; da es auch dort eher aus ihrer Sicht mehr "literarisch" zu geht, als "philosophisch" ; das kann ich mir jedenfalls bei Ihrer Denkweise durchaus gut vorstellen; wenn dem aber nicht so , können Sie gern ja daraufhinweisen..). Glücklicherweise ist die (kontinental) philosophische Forschung in der Beurteilung von Nietzsche als Philosophen weiter.
Soweit dazu erstmal.