"Wir schaudern vor dem Tod vielleicht hauptsächlich, weil er dasteht als die Finsternis aus der wir einst hervorgetreten und in die wir nun zurückfallen. Aber ich glaube, dass wann der Tod unsere Augen schließt, werden wir in einem Licht stehen, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist."
Arthur Schopenhauer
So sind die Fantasien auf die Erlösung nach dem Leben, scheinbar war auch Schopenhauer nicht frei davon an den seligen Himmel zu glauben.
Ich kenne Schopenhauers Werk sehr gut, deshalb kann ich dir garantieren, dass er nicht an einen Himmel glaubte, wie ihn etwa die Christen skizzieren. Er war scharfer Religionskritiker. Ich bin mir sicher, er meinte mit diesen Worten:
"...werden wir in einem Licht stehen, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist."
dass wir nach dem Tod die wahre Natur der Wirklichkeit erkennen werden. Schopenhauer war besessen von der Idee, die Welt zu verstehen und sie möglichst umfassend zu erklären. Er hat mit seinem Hauptwerk sicherlich einen guten Beitrag dazu geleistet, die Natur und das Leben zu entschlüsseln. Jedoch schrieb er ganz zum Schluss seines Gesamtwerkes, in der "Epiphilosophie", dass letztendlich niemand die wahre Natur des Seins entschlüsseln kann, solange er durch die fünf Sinne und das Gehirn beschränkt ist. Ich teile diese Ansicht und deshalb fand ich, dass dieses Zitat perfekt in diesen Thread passt.
...warum muss da etwas kommen was noch besser ist als alles Irdische?
Vielleicht weil das Leben auf der Erde so mühsam und voller Leiden ist? Gerade das hat Schopenhauer doch wie kein zweiter erfasst. Schopenhauers Vorstellung vom Jenseits war eher das eines buddhistischen Nirvana, ohne Individualität.
Warum ist es so schwer das Ende zu akzeptieren nach Jahren und Jahrzehnten des Lebens...
Es gibt zwei Arten, den Tod zu verdrängen:
1. Man lenkt sich davon ab und denkt nicht daran. Dieses Verhalten wird uns heutzutage sogar antrainiert. Kleine Kinder stellen oft schon überraschend früh Fragen über den Tod und sogar über eine mögliche Wiedergeburt. Ich glaubte das selber nicht, bis ich es vor kurzem in meinem Bekanntenkreis erlebt habe. Ein dreieinhalbjähriges Kind stellt Fragen wie:
Wenn ich sterbe, werde ich dann wieder geboren? und
Wenn ich wieder geboren werde, bin ich dann auch zuerst wieder ein Baby? Ich finde das absolut faszinierend und hätte es, wie gesagt, selber nicht geglaubt, wenn ich es nicht direkt mitbekommen hätte. Dieses Kind ist nebenbei bemerkt komplett gesund, also es kann nicht sein, dass etwa eine Krankheit zu solchen Gedanken führt. Meistens (nicht immer) sind die beteiligten Erwachsenen aber mit solchen Fragen überfordert und lenken vom Thema ab und deshalb sagte ich, dass uns das Verdrängen des Todes durch Ablenken vom Thema schon früh antrainiert wird.
2. Man fixiert sich komplett darauf, dass es nach dem Tod weiter geht und verdrängt dabei aber
das Sterben. Das ist eine andere Art des Verdrängens als die oben beschriebene. Denn man befasst sich zumindest mit der Frage, was wohl nach dem Tod kommt und wie wir unser Leben gestalten sollten, damit wir einen positiven Einfluss auf dieses Nachleben haben. Jedoch neigt der spirituelle oder religiöse Menschenschlag dann oftmals dazu, zu verdrängen, dass es schon auch
das körperliche Sterben gibt und dass dieses sich eventuell lange hinziehen kann und auch, dass
diese ganz individuelle Inkarnation einmalig ist und nicht wiederkommen wird.
...ich will 120 Jahre alt werden.
Ernsthaft? Also ich bin noch keine 40 und habe dennoch schon in manchen Phasen Todessehnsucht. Allerdings ist mir klar, dass es jetzt noch viel zu früh ist, deshalb ist es nicht so, dass ich mir den Tod wünsche. Aber älter als 90 will ich nicht werden. Ob ich das mit 89 auch noch sehen werde, ist natürlich eine andere Frage.