Das ist an sich sehr gut.Mein Weltbild ist zerbrochen, als ich Jed McKenna gelesen habe, danach habe ich es mir selber wieder zusammengebastelt, und seither ist es metaphysischer und "gläubiger" als vorher. Das war bestimmt nicht seine Intention, aber so ist es bei mir gelaufen.
Mystik heißt, die Bereitschaft zu haben, es wieder und wieder zerbrechen zu lassen.
Das ist insofern schwer, weil wir Weltbilder zur Orientierung brauchen und 'wir' meint hier, jedes einzelne Ich.
Wir fühlen uns unsicher und unbehaglich, verstehen die Welt nicht mehr, wenn wir kein stützendes Weltbild haben.
Mystik ist leichter zu ertragen, wenn man immer mal wieder die Erfahrung macht, dass man sich nicht festkrallen muss.
So spektakulär oder unspektakulär ist der Ichtod. Das Ich will die Welt verstehen, Spiritualität heißt einfach los zu surfen, durchaus nicht blind und dumm, sondern im Vertrauen darauf, dass man eine Lösung finden wird.
Wie gesagt, es gibt Experimente, die das simulieren und die auch so gedeutet werden können, dass es sehr wohl das Gehirn ist.Es bleibt dann die Frage "was" da wahrnimmt. Das Gehirn kann es ja nicht sein, wenn man da unter der Decke schwebt und den eigenen Körper sieht.
Wobei die ganze Semantik um Ich und Hirn halbwegs schwachsinnig ist.
Darum geht es nicht, Du hast andere Vorurteile und an die musst Du irgendwann mal ran.Ich sehe die theologischen Debatten hier ebenfalls als ziemlich schräg an, deshalb halte ich mich da möglichst raus. Ich hoffe du erkennst den Unterschied bei meiner Herangehensweise an dieses Thema.
Ja, das ist das wesentliche Indiz. Es zeigt, dass jemand empathisch mit den gesellschaftlichen Erwartungen ist (in dem Fall, dass es im Allgemeinen als seltsam angesehen würde, wenn man zu ausgedehnt mit sich selbst spricht und darum vermeidet man das in Gesellschaft) und das ist das Kriterium dafür, dass man nicht psychotisch ist.Aber ist diese Unterscheidungsfähigkeit zwischen "allein sein" und "unter Leuten sein" wirklich das einzige Kriterium, nach dem man beurteilen kann, ob jemand noch normal ist oder schon verrückt?
Wenn man den Verdacht hat, dass jemand psychotisch sein könnte, konfrontiert man ihn taktvoll mit dem, was einem selbst in der Unterhaltung oder beim Verhalten merkwürdig vorkam. Wenn jemand in der Realität verwurzelt ist, wird er verstehen, dass dem anderen das merkwürdig vorkommt und sein Verhalten in besten Fall begründen.
Psychotiker reagieren mit Unverständnis und desorganisieren sich auch bei taktvoller Konfrontation. D.h. sie werden noch manischer oder noch paranoider und ergreifen nicht die Möglichkeit sich zu erklären, weil sie es in dem Moment nicht können.
In der Psychiatrie sitzen keinesfalls nur 'Verrückte'. Mit dem Projektionsbegriff muss man aufpassen, es gibt eine Art normaler Projektion, dann eine hoch organisierte neurotische Form, die wir als die eigentliche Projektion kennen: Es ist mein Thema, aber ich sehe und es stört mich bei anderen. Da wird die Umwelt dann zum Spiegel.Ich denke, dass viele Leute in der Psychiatrie landen, weil sie ihre inneren Konflikte nicht für sich behalten können, sondern sie auf andere Leute projizieren.
Eine weniger organisierte Form ist die projektive Identifikation, bei der es nicht gelingt das Thema komplett beim anderen zu parken, wie bei der Projektion, sondern man behält die Gefühlsebene des anderen bei sich, was sich so anfühlt, dass man meint, genau zu wissen, was der anderen beabsichtigt, ganz egal, was er sagt.
Dann gibt es zuletzt den projizierten Wahn, der sich dadurch auszeichnet, dass der andere, für die Dauer seiner wahnhaften Episode kommunikativ nicht mehr erreichbar ist.
Diese und andere Formen der Strukturierung hilft allen.Mir helfen da gerade die Selbstgespräche, und natürlich auch das Schreiben hier, um die inneren Gedankenkonflikte zu externalisieren, wodurch sie realer erscheinen, als wenn ich sie in mich herein fressen würde (ich glaube von Nietzsche ist auch überliefert, dass er auf seinen Wanderungen ausführliche philosophische Selbstgespräche geführt hat).
Es ist ein Fehler zu denken, dass die Arbeit mit Begriffen oder Gedanken irgendwie nichts mit Welt oder ihrem Empfinden oder der Fähigkeit zu intensivem Empfinden zu tun hätte. Dazu ein bedeutender Philosoph:Warum ich auf Leute wie Aporie vielleicht ein wenig übertrieben allergisch reagiere: Weil das alles für sie nur theoretische Gedankenkonstrukte sind. Schopenhauer nannte das: Spaßphilosophen. Während eben für Leute wie Schopenhauer und mich (ohne mich auch nur annähernd auf sein Level setzen zu wollen) diese Dinge wirklich eine existentielle Wichtigkeit haben, was ich aber keinesfalls "propagieren" will. Seid vielmehr froh, wenn es für euch nur Unterhaltung ist (wobei ich dir, Carl, das nicht unterstellen will, bei dir sehe ich schon, dass du es auch ernst meinst).
„Diskursive Praktiken umfassen wirkliche Dinge. Sie sind solide – man könnte sagen körperlich: sie umfassen wirkliche Körper, auch unseren eigenen und den der anderen (belebte und unbelebte), mit denen wir praktisch und empirisch zu tun haben. Man darf sich diese Praktiken nicht als hohl vorstellen, als müssten sie noch mit Dingen angefüllt werden. Sie sind nicht dünn und abstrakt, sondern so konkret wie die Praxis des Nägeleinschlagens mit einem Hammer. (Sie sind unser Zugang (unter anderem) zu dem, was abstrakt ist und nicht dessen Produkt.)“
(Robert Brandom, Expressive Vernunft, 1994, dt. 2000, Suhrkamp, S.475)