Ist der Glaube an einen Gott nicht das Ergebnis des Misstrauens der Menschen in die eigene Kraft?
Kommt selten vor, aber da würde ich dir zustimmen, Gysi. Das Misstrauen gründet sich dann in meinen Augen leider auch auf ein Fundament, was wir leider unseren Eltern zu verdanken haben. Misstrauen geht dann von der Annahme aus, „ich bin nicht richtig, so wie ich bin, sondern etwas äußeres weiß besser, was für mich richtig ist...ich muss geformt und gebändigt werden und mein Dasein „verdienen“ . Leider sind das die Grundlagen der Kindererziehung. Manch einer von uns, schreibt dann diese Früchte sogar in seine Signaturleiste. Wenn ich also davon ausgehe, dass ein Kind von Natur aus unsozial, böse, faul, unbeherrscht usw. ist und ich als Gott (für das Kind ist die Mama oder Papa Gott) ihm das alles beibringen muss, dann erschaffe (forme) ich ein Wesen, was von Grund auf Misstrauen in die eigene Kraft hat. Das Ausmaß der „gutgemeinten erzieherischen Handlungen“ und die Fähigkeiten der Eltern, bei der Spiegelung, die eigene Unsicherheit, der Fähigkeit zu geben und zu gewähren usw. , bestimmt möglicherweise das Ausmaß des Misstrauens in die eigene Kraft und das eigene Richtigsein. Wenn ich in meinem Leben nur darauf stoße, dass mir etwas äußeres sagt, wie ich bin, suche ich mir offenbar auch später immer wieder äußere „Götter“. Ein Gott könnte doch den zu schwinden drohenden Einfluss des (z.B. Vaters) ersetzen.
Ich muss sagen, ich verurteile heute Menschen nicht mehr, die an einen Gott glauben, belächle sie auch nicht. Ich bin lediglich der Meinung, dass der Glaube an einen Gott ein Vehikel ist. Man kann glauben, auch ohne Gott und Religion. Glaube ist nach meinem Verständnis Vertrauen in das Leben und die eigene Kraft (wenn man das mal mit Gysis Worten sagen will)...die Werte und Richtungen entstehen in einem selbst, wenn man sich dem eigenen Kern langsam wieder nähert (den psychischen und physischen Panzer abträgt) und genau hinhört. (Spätestens jetzt hab ich wohl den Esotherikstempel verpasst bekommen.
) Das starre Regelwerk einer Religion dagegen, kann in meinen Augen gar die positiven Wirkungen des Glaubens auslöschen und ins Gegenteil verkehren. Jedenfalls sehe ich das in den mir bekannten Religionen so. Ein Mensch, der sich dessen nicht bewußt ist, dem begegne ich mit ein bisschen Vorsicht (oder lieber garnicht).
Ob ein Mensch auch ohne den ganzen Aufwand, ihn von seinem naturell zu entfernen, nach dem „was kommt danach“ suchen würde, weis ich nicht...wahrscheinlicher scheint mir schon, dass die suche nach dem „danach“ wirklich nur erzeugt wird und zum Vertrösten Minderprivilegierter missbraucht oder als pädagogische Keule (Reinkarnation) verwendet wird.
Bernd