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Heidegger und die Politik (noch einmal)

Ich finde Polemik oft problematisch, weil sie keine sachliche Auseinandersetzung mit einem Denker erlaubt...sondern es dann oft zu wenig vernünftig und mehr emotional zu geht..und das kann den Blick auf einen Denker trüben wie ich finde bzw. ihn verwässern..Zumindest ist jetzt klar , dass Heidegger Hitler (anfangs) positiv gegenüber stand, wenn er von seinem politischen Instinkt spricht.

Hinsichtlich der Beurteilung wie gesagt, sehe ich Heidegger etwas anders. Seine Terminologie (von SuZ) ist gewiss nicht einfach, aber ich würde sie nicht als "gekünstelt" ansehen...

Heideggers Umgang mit Nietzsche ist in der Tat nicht einfach und problematisch, aber man sollte nicht alles davon quasi "wegwerfen"..einige Punkte würde ich sagen hat er richtig gesehen.

Bei Nietzsche geht es natürlich um mehr als nur um den Willen zur Macht. Da gibt es noch andere Themen.

Heideggers (politisches) Schweigen kann man natürlich kritisch betrachten...Heidegger war eben auch ein politischer Mensch.

Ich sehe die Sache da etwas anders.

Du siehst das halt anders und hinterfragst zu wenig, gerade bei Heidegger.

Heidegger schreibt in “SuZ“:

“Das Dasein ist seine Entschlossenheit“

Kommt dir das nicht bekannt vor?

Tipp: Descartes

Selbst als ich “SuZ“ intensiv gelesen habe, ist mir aufgefallen, wie Heidegger sich schwer tat um mit Nietzsche Schritt zu halten.
Gefühle zu zeigen und zuzulassen gehört halt dazu, um das “Ganze“ wirklich erfassen zu können.
Sich in der Mitte eines Kreises zu stellen um damit tiefer in ein Gemälde eindringen zu können funktioniert halt so nicht, denn es bleibt gekünstelt.
 
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Du siehst das halt anders und hinterfragst zu wenig, gerade bei Heidegger.

Heidegger schreibt in “SuZ“:

“Das Dasein ist seine Entschlossenheit“

Kommt dir das nicht bekannt vor?

Tipp: Descartes

Selbst als ich “SuZ“ intensiv gelesen habe, ist mir aufgefallen, wie Heidegger sich schwer tat um mit Nietzsche Schritt zu halten.
Gefühle zu zeigen und zuzulassen gehört halt dazu, um das “Ganze“ wirklich erfassen zu können.
Sich in der Mitte eines Kreises zu stellen um damit tiefer in ein Gemälde eindringen zu können funktioniert halt so nicht, denn es bleibt gekünstelt.


Naja ich würde nicht sagen, dass ich Heidegger unkritisch gegenüber stehe. Und ich habe ja schon mehrfach betont, dass ich nicht alles von ihm philosophisch unterschreibe. Seine politische Seite ist eben auch nicht unproblematisch. Aber es gibt ja nicht nur eine politische Seite bei Heidegger, sondern auch andere...man sollte ihn daher gerade nicht auf das Politische reduzieren..meiner Meinung.

Ja der Satz aus SuZ ist mir nicht unbekannt.

Aber interessannt, dass mit Descartes zu verbinden..offen gesagt ich bin kein Descartes-Experte, aber mir ist bekannt , dass dieser durchaus zum zweifeln (bekannt ist sein Diktum: Ich denke , also bin ich)...in Bezug auf Entschlossenheit kann ich mich da eher nicht an Descartes erinnern...

Heidegger hat sich mit Nietzsche in SuZ nur am Rande beschäftigt...die wirkliche Auseinandersetzung mit Nietzsche kam erst nach SuZ , seine Nietzsche-Vorlesungen fallen in die 1930er Jahre und SuZ ist 1927 veröffentlicht worden...

Heidegger ist im Gegenteil zu Nietzsche weniger emotional, wenn man deren Schriften vergleicht...Nietzsche lässt da mehr seinen Gefühlen freien Lauf, wenn man so will..Aber Heidegger hat auch über Emotionen nachgedacht, was er in seiner Sprache "affekte" bzw. Stimmung nannte, ich empfehle da zum Nachlesen Paragraf 29 von SuZ:

"Was wir ontologisch mit dem Titel Befindlichkeit anzeigen, ist ontisch das Bekannteste und alltäglichste: die Stimmung, das Gestimmtsein"... (S.134)

Das Dasein ist ja das Ganze. Und die "Befindlichkeit" gehört eben zum "Dasein" /Leben dazu. Dasein ist immer schon "gestimmt". Heidegger denkt also damit eine wesentliche Seite des Daseins, bzw. des Lebens. Denn es gibt kein Leben ohne Emotionen/Gefühle. Es hat immer schon eine "Stimmung". Wie kann man also Heidegger vorwerfen, dass er wesentliche Seiten des Ganzen(des Lebens) nicht denkt?

PS : Die Politik spielt mehr oder weniger auch mit den Stimmungen eines Volkes, also der Menschen. Politik ist auch immer schon "gestimmt", . Ein gutes Beispiel dafür ist Hitler als Politiker und seine politischen Reden (aus dem 20. Jahrhundert) , in denen mit Stimmung gespielt wurde...Auch heute ist Politik kaum anders oder?
 

Zunächst erstmal eine Verständnisfrage: Was verstehen Sie unter "Wegsein"?

Heidegger denkt jedenfalls das "Dasein" ( das Leben) von seiner Struktur her als "Sein zum Tode", es läuft also auf den immer bevorstehenden Tod des Daseins (des menschlichen Lebens ) hinaus. Der Tod ist ja das "Wegsein" als einem" Aus-der-Welt-Sein" ..Heidegger hat ja bekanntlich den Tod in SuZ ausführlich beschrieben. Und mit dem Tod schließt sich sozusagen der "Kreis" des Daseins (schließt sich das große Ganze). "Weg -sein" wäre /ist dann ein "aus- dem -Leben- geschieden-sein". Und vielleicht haben Sie das mit "Weg-sein" verbunden..falls Sie das aber ganz anders meinten (also in einem anderen Sinne) können Sie das gern erläutern. Natürlich kann ich sagen, ich bin kurz mal "weg" und nicht zuhause (also der Unterschied zwischen Wegsein und zuhause sein)...aber ich vermute mal, dass Sie mit Wegsein nicht diesen eher trivialen Unterschied unbedingt meinten..Wäre ja nett wenn Sie das erläutern würden, wie Sie das meinten..

Was verbinden Sie mit dem Wegsein also ?

Bei Heidegger immerhin wäre "Wegsein" das "Nichtmehrdasein".

"Der Verstorbene hat unsere <Welt> verlassen und zugleich zurückgelassen" (S.238). Dieser ist also "weg" wie man auch sagen könnte, also nicht mehr da auf der Erde.

Für Heidegger ist es so , dass das Dasein und das Sein zum Tode (als einer wichtigen Struktur) das große Ganze bilden.

Aber vielleicht greife ich zuweit vor, und vielleicht meinen Sie mit "Wegsein" etwas ganz anderes...Ich bin da jedenfalls gespannt wie Sie das meinen und eine Erläuterung wäre schon hilfreich diesbezüglich.

Wie weit man das allerdings mit einer eher politischen Diskussion hier verbinden kann, leuchtet mir noch nicht ein.. aber mal schauen.
 
Naja ich würde nicht sagen, dass ich Heidegger unkritisch gegenüber stehe. Und ich habe ja schon mehrfach betont, dass ich nicht alles von ihm philosophisch unterschreibe. Seine politische Seite ist eben auch nicht unproblematisch. Aber es gibt ja nicht nur eine politische Seite bei Heidegger, sondern auch andere...man sollte ihn daher gerade nicht auf das Politische reduzieren..meiner Meinung.

Ja der Satz aus SuZ ist mir nicht unbekannt.

Aber interessannt, dass mit Descartes zu verbinden..offen gesagt ich bin kein Descartes-Experte, aber mir ist bekannt , dass dieser durchaus zum zweifeln (bekannt ist sein Diktum: Ich denke , also bin ich)...in Bezug auf Entschlossenheit kann ich mich da eher nicht an Descartes erinnern...

Heidegger hat sich mit Nietzsche in SuZ nur am Rande beschäftigt...die wirkliche Auseinandersetzung mit Nietzsche kam erst nach SuZ , seine Nietzsche-Vorlesungen fallen in die 1930er Jahre und SuZ ist 1927 veröffentlicht worden...

Heidegger ist im Gegenteil zu Nietzsche weniger emotional, wenn man deren Schriften vergleicht...Nietzsche lässt da mehr seinen Gefühlen freien Lauf, wenn man so will..Aber Heidegger hat auch über Emotionen nachgedacht, was er in seiner Sprache "affekte" bzw. Stimmung nannte, ich empfehle da zum Nachlesen Paragraf 29 von SuZ:

"Was wir ontologisch mit dem Titel Befindlichkeit anzeigen, ist ontisch das Bekannteste und alltäglichste: die Stimmung, das Gestimmtsein"... (S.134)

Das Dasein ist ja das Ganze. Und die "Befindlichkeit" gehört eben zum "Dasein" /Leben dazu. Dasein ist immer schon "gestimmt". Heidegger denkt also damit eine wesentliche Seite des Daseins, bzw. des Lebens. Denn es gibt kein Leben ohne Emotionen/Gefühle. Es hat immer schon eine "Stimmung". Wie kann man also Heidegger vorwerfen, dass er wesentliche Seiten des Ganzen(des Lebens) nicht denkt?

PS : Die Politik spielt mehr oder weniger auch mit den Stimmungen eines Volkes, also der Menschen. Politik ist auch immer schon "gestimmt", . Ein gutes Beispiel dafür ist Hitler als Politiker und seine politischen Reden (aus dem 20. Jahrhundert) , in denen mit Stimmung gespielt wurde...Auch heute ist Politik kaum anders oder?

Wäre schön wenn du nicht so viele Gedanken zusammen darstellst, aber ich will mal versuchen dies hier jetzt auch kompakt zu beantworten.

Heidegger in “SuZ“ ist schon eine große Herausforderung.
Soviel Zeit habe ich nicht, da ich mich schon einmal mit ihm intensiv beschäftigt habe, sehe ich dazu auch keine Notwendigkeit.
Dienlich ist mir dabei das Buch von Andreas Luckner: Martin Heidegger -SuZ 2. Auflage
Selbst Luckner findet bei Heidegger Fehlerquellen.
Fängt mit Descartes “lumen naturale“ an und geht weiter zu Hegel.(Phänomenologie des Geistes)

Ich persönlich las auch das Werk von Heidegger: Vorträge und Aufsätze
“Was heißt Denken?“
Da steht zum Beispiel: “Die Wissenschaft denkt nicht.“

Gerade seine Gedankenketten in “SuZ“ sagen mir oft nicht viel und wenn, dann halt mit Denkfehler.
Ein Philosoph sollte schon den Kern von seinen Kollegen richtig begreifen lernen, denke ich.
Denn gerade an Heidegger erkenne ich, wie diese falschen Gedankenketten immer weiter getragen werden.
Und somit wird die Tiefe in der Philosophie zertrampelt, bevor sie zu blühen beginnt.
Metaphysik im Ganzen zu verstehen ist kein Spiel, sondern sie verlangt seine eigene Tiefe zu erfahren.
Wer dies nicht versteht, sollte Titanen der Philosphie nicht für seine egoistische Selbstsucht benutzen.
Heidegger stand immer auf einer künstlich sehr hohen getriebene Stufe.
Gerade solche Denker sind für mich interessant,weil sie sich “tarnen“.
Tarnung ist aber ein Versuch, sich vor anderen Menschen zu verstecken.
Was also zog und zieht heute noch Heidegger so magisch an?
Ich persönlich denke, es ist die Zusammengehörigkeit und das Gefühl, etwas nur für seine Gruppe zu tun.
Fehler werden übersehen, egal aus welchen Gründen.
Gehorsam dient immer einer Glaubenssache und kann deshalb keine neuen Türen öffnen.
 
Ich persönlich las auch das Werk von Heidegger: Vorträge und Aufsätze
“Was heißt Denken?“
Da steht zum Beispiel: “Die Wissenschaft denkt nicht.“


Nun, ich hab mich zwar nie mit Heidegger befasst, aber mit diesem Satz hat er vollkommen recht, denn es ist tatsächlich NICHT die Wissenschaft, die denkt, sondern die einzelnen WissenschaftLER tun das! :kuss5:
 
Zur Wissenschaft gehört aber auch Leidenschaft und diese wiederum gibt Kraft zu neuen Türen.:kuss5:

Nicht nur zur Wissenschaft, sondern auch zum Leben, wie er der Existenzphilosoph
Sören Kierkegaard heruasgestellt hat.

Kierkegaard vergleicht die gegenwärtige Zeit in der er gelebt hat mit einem lauen, abgestandenen Wasser. Der Mensch hat keine Spannkraft der Innerlichkeit, kritisiert er, kein Prinzip, das er leidenschftlich verfolgt. Er stellt seine gegenwärtige Zeit jener der franz. Revolution gegenüber, wo die Menschen voller Leidenschft waren. Die Leidenschaft ist notwendig für das Heil der Menschen, nach Kierkegaard.

Der spanische Philosoph Unamuno stellt die Weisheit der Wissenschft gegenüber. Nach Unamuno geht es in der Wissenschft um das Leben, um mehr Wohlstand und Verlängerung des Lebens. Der Tod wird verdrängt. In der Weisheit allerdings geht es um den Tod. Wie lebe ich mein Leben angesichts meiner Sterblichkeit und angesichts dessen, dass mein Leben ins Nichts gehalten ist.

Er sagt, wenn das Nichts unser Los ist, dann müssen wir so leben, dass es zur Ungerechtigkeit a uns wird.
 
Nicht nur zur Wissenschaft, sondern auch zum Leben, wie er der Existenzphilosoph
Sören Kierkegaard heruasgestellt hat.

Kierkegaard vergleicht die gegenwärtige Zeit in der er gelebt hat mit einem lauen, abgestandenen Wasser. Der Mensch hat keine Spannkraft der Innerlichkeit, kritisiert er, kein Prinzip, das er leidenschftlich verfolgt. Er stellt seine gegenwärtige Zeit jener der franz. Revolution gegenüber, wo die Menschen voller Leidenschft waren. Die Leidenschaft ist notwendig für das Heil der Menschen, nach Kierkegaard.

Der spanische Philosoph Unamuno stellt die Weisheit der Wissenschft gegenüber. Nach Unamuno geht es in der Wissenschft um das Leben, um mehr Wohlstand und Verlängerung des Lebens. Der Tod wird verdrängt. In der Weisheit allerdings geht es um den Tod. Wie lebe ich mein Leben angesichts meiner Sterblichkeit und angesichts dessen, dass mein Leben ins Nichts gehalten ist.

Er sagt, wenn das Nichts unser Los ist, dann müssen wir so leben, dass es zur Ungerechtigkeit a uns wird.

Heidegger ging ja später wohl auch zum Nihilimus und beschäftigte sich damit intensiv.
Wohl auch aus Nietzsches Gedanken heraus.

Heidegger politisch wirklich zu fassen ist sehr schwierig, da er heimliche Rückzüge nicht öffentlich machte.
Seinen Hass auf den Bolschewismus und gegen die Amerikaner ist aber bekannt.
Deutscher Geist also eine angebliche “Erhöhung“
Führen und Folgen beinhalten aber stets Widersprüche, so Heidegger.
1938 wollte Hitler unbedingt den Hitlergruß wieder einführen!
Außerdem wollte ausgerechnet er der große und tiefste Bewahrer im Denken des Abendlandes sein.
Ein Umbruch der Philosophie sozusagen, zurück zu den Griechen.

Also man merkt schon seinen Willen wirklich in eine ursprüngliche Tiefe des Denkens zu gelangen.

Machtphantasien ausleben mehr erkenne ich bei Heidegger bei aller Liebe nicht.
Innen hohl, wie denn auch, ohne den Verstand zu berücksichtigen.

Das Tiefste nicht wirklich gedacht und deshalb auch keine Lebendigkeit im Geist.
Hegel dann schon eher, denke ich.
 
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Nun, ich hab mich zwar nie mit Heidegger befasst, aber mit diesem Satz hat er vollkommen recht, denn es ist tatsächlich NICHT die Wissenschaft, die denkt, sondern die einzelnen WissenschaftLER tun das! :kuss5:

Nun Heidegger sagt auch die Metaphysik denkt nicht das "Sein", wobei er auch hätte sagen können, um genau zu sein, die bisherigen Metaphysiker denken nicht das "Sein" angemessen. Aber das ist seine Ausdrucksweise.

Wenn Heidegger sagt, die Wissenschaft denkt nicht, meint er, dass sie sich nicht in den Dimensionen der Philosophie bewegt, was ich schonmal etwas erläutert hatte an anderer Stelle in einem anderen Thread, mit entsprechendem Videolink.
 
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