Ich habe mich lange Zeit sehr intensiv mit dem Bildungssystem beschäftigt... Drei Punkte konnte ich als Forderungskatalog herausdestillieren... 1. wir brauchen kleinere Klassen, und das ist eine Frage der fianziellen Ausstattung der Schulen, die erheblich mehr Lehrer einstellen müssten... Hier wäre der 'Bund gefragt. 2. Sollte man teilweise auf Noten verzichten, zunächst vor allem in den Tertiärfächern, wie Kunst, Musik, Theater, Sport, Religion., wo Noten kompletter Unsinn sind.. 3. zeigt gerade eine breite öffentliche Diskussion in Schweden, dass die Idee eine digitalen Klassenzimmers doch nicht so gut ist... Die Schüler hätten erhebliche Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und würden in den schulischen Leistungen deutlich nachlassen... Man geht in Schweden, das in Bildungsfragen immer ganz weit vorne war, wieder zum manuellen Schreiben, zu Schulheften undd Büchern über... Und so fordere ich auch für deutsche Schulen Beamer statt Tabletts und Lerncomputern in den Klassenzimmern... Anstonsen sind die Schulen besser, als ihr Ruf... Wir haben im Moment Millionen ausländischer Kinder in den Schulen, die kaum richtig Deutsch können... Vergesst das nicht... Das schlechte Abschneiden im Pisatest ist da wenig aussagekräftig, wie ich finde...
Die Forderung nach kleineren Klassen ist im Grunde eine Kernforderung seit jeher, wenn es um den Wunsch geht, Lernen in der Schule oder Schule überhaupt zu verbessern. Inzwischen kann man diese allgemeine Kernforderung aber eigentlich guten Gewissens als überholt bezeichnen, das zeigt uns die Bildungsforschung recht klar auf. Es liegt nicht an der Klassengröße (ob also z.B. 15 oder 30 Schüler/innen in einem Zimmer von einer Lehrkraft unterrichtet werden), sondern an der Zusammensetzung der Lerngruppe, dem Bildungshintergrund des Elternhauses und nicht zuletzt an den Möglichkeiten der Lehrkraft, mit kleineren Lerngruppen überhaupt adäquat bzw. individualisiert arbeiten zu können.
Das Problem ist: Wir brauchen genau dort mehr Lehrkräfte (Grundschulen und Sekundarschulen), wo tendenziell eher wenige Menschen als Lehrkraft arbeiten möchten, weil der Status geringer und der pädagogische Aufwand höher ist. Hinzu kommt partiell (wenngleich sich das in letzter Zeit gebessert hat) eine schlechtere Bezahlung. Beispiel: Auf einem Gymnasium in einem gutbürgerlichen Stadtviertel kann eine Lehrkraft ohne größere Anstrengung 30 Schüler/innen in einem kognitiv fordernden Setting unterrichten. Das sind freilich auch nicht immer Spaziergänge, aber stellen wir uns nun vor, dass einem stattdessen 30 Schüler/innen aus vorwiegend bildungsfernen Elternhäusern gegenübersitzen, die leistungsmäßig obendrein sehr heterogen aufgestellt sind, dann wird klar, was ich meine. Hier wäre es dringend notwendig, die maximale Klassengröße drastisch zu reduzieren, um einen gewissen Lernerfolg sicherstellen zu können und damit Bildungsgerechtigkeit herzustellen.
Die Diskussion um Noten wird auch schon lange geführt und zielt meines Erachtens am allen Kernproblemen vorbei. Noten sind nur eine simple Leistungsrückmeldung, die sich auf einen jeweils konkreten Leistungstest bezieht. Also eine Form des Feedbacks, eine einfache Rückmeldung über den Lernerfolg. Das schafft Verbindlichkeit, Transparenz und Orientierung für den Lernenden (und Eltern). Überall dort, wo man Noten weglässt, zeigen sich entsprechende Lücken in dieser Hinsicht, die dann anderweitig (Verbalbeurteilungen, Gespräche etc.) gestopft werden müssen, was oft nicht sehr effizient anmutet. Wichtig ist nur, dass die Notengebung transparent und möglichst objektiv erfolgt, was aber in den meisten Fällen so ist.
Digitalisierung wird überschätzt, auch hier wissen wir ja aus der neueren Bildungsforschung, dass dies tatsächlich so ist. Dennoch wäre es hilfreich, hätten wir in unseren Schulen bessere technische Ausstattungen. Tatsächlich ist der Umgang mit Kindern aus bildungsfernen Familien und solchen mit Migrationshintergrund geradezu fahrlässig und ein bedeutender Teil des Problems. Man pfercht politisch gewollt immer mehr Kinder in immer größere Lerngruppen, die von immer weniger Lehrenden unter zunehmen schlechteren Bedingungen beschult werden müssen, während die bessergestellten Elternhäuser ihre Kinder wohlweislich auf die "guten" Schulen schicken. Das Prestigeprojekt Gemeinschaftsschule ist ein gutes Beispiel hierfür: Lehrkräfte wollen dort nicht arbeiten, Kinder aus bildungsnäheren Elternhäusern meiden diese und wer landet am Ende dort? Der Rest! Eine tragische Entwicklung, die aus meiner Sicht zumindest mitverantwortlich ist am neuerlich schlechten Abschneiden bei PISA.