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Gottesbeweise

Joachim Stiller

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9. Januar 2014
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24.002
Ich lasse zunächst den Artikel aus dem Philosophielexikon von A. Hügli und P. Lübke folgen:

"Unter Gottesbeweis versteht man ein „Argument, welches ohne die Voraussetzung geoffenbarter Weisheiten oder theologischer Dogmen zu beweisen sucht, dass Gott existiert. Gottesbeweise sind seit der antike Philosophie bekannt und haben im Laufe der Zeit verschiedene Formen (bzw. Formvarianten angenommen.

Als kosmologischen Gottesbeweis (…) bezeichnet Kant einen Gottesbeweis, welcher von der Existenz der Welt auf die Existenz Gottes schließt, der die Welt geschaffen hat. Es gibt vier kosmologische Gottesbeweise:

(1) Die Erfahrung zeigt, dass es Bewegung gibt und alles Bewegte einen Beweger hat. Deshalb muss es einen ersten Beweger geben, der nicht durch etwas anderes, sondern durch sich selbst bewegt wird. Dieser erste Beweger heißt Gott. (Das Argument trägt bereits Aristoteles vor; Thomas von Aquin übernimmt es als seinen 1. Gottesbeweis.)

(2) Der Erfahrung nach hat alles seine Ursache. Jedes Existierende ist also die Wirkung einer Ursache, die wiederum die Wirkung einer anderen Ursache ist usw. Soll sich diese Ursachenkette nicht bis ins Unendliche fortsetzen, muss es eine erste wirkende Ursache geben, die für sich selbst Ursache ist und die man Gott nennen kann. (Das Argument erscheint ebenfalls – andeutungsweise – bei Aristoteles, später u.a. bei Avicenna, bei Albertus Magnus und bei Thomas von Aquin als 2. Gottesbeweis sowie bei Duns Scotus.)

(3) Die Erfahrung zeigt, dass Seiendes entsteht und vergeht und deshalb sowohl sein wie nicht sein kann. Es muss aber etwas geben, das mit Notwendigkeit existiert, andernfalls läge kein Grund vor, warum alles bloß Mögliche tatsächlich existiert. Gäbe es keinen Gott, der mit Notwendigkeit kraft seiner selbst existiert, gäbe es für die Existenz der Welt keinen Grund. Weil aber die Welt existiert, muss auch Gott existieren. (Das Argument findet sich u.a, bei Avicenna, Maimonides und Thomas von Aquin als 3. Gottesbeweis, in weiterentwickelter Form bei Leibnitz und C. Wolff.) Zuweilen wird diese Argumentation auch Kontingenzbeweis genannt, weil es behauptet, das Kontingente, d.h. das Nicht-Notwendige setze die Existenz eines Notwendigen voraus.

(4) Der anthropologische Gottesbeweis knüpft an den Satz von der Entropie an, nach dem alle Bewegungsenergie im Laufe der Zeit in Zustandsenergie umgesetzt wird. Wenn die Welt bereits unendlich lange existierte, würde es also längst keine Bewegung mehr geben. Da es immer noch Bewegung gibt, muss die Welt folglich einen Anfang haben. Dann aber muss ein Gott existieren, der sie geschaffen hat; denn sonst gibt es keinen Grund, warum die Welt anfangen sollte zu existieren. (Das Argument wurde im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt.

Gemeinsam ist den ersten drei Varianten des kosmologischen Gottesbeweises, dass sie die Möglichkeit einer unendlichen Reihe (von Bewegern bzw. Ursachen oder möglichen Seienden) bestreitet. Das Gemeinsame aller vier Varianten liegt in der Voraussetzung, alle Existenz müsse einen Grund haben: Von nichts kommt nichts. Schließlich sind alle vier Varianten von der Kantischen Kritik des kosmologischen Gottesbeweises betroffen: Sie wenden die Begriffe „Bewegung“, „Ursache“, „Möglichkeit“ und „Grund“ außerhalb des Bereichs möglicher Erfahrung an, in dem allein diese Begriffe einen wohldefinierten Sinn haben können.

Der sogenannte ontologische Gottesbeweis (…) geht nicht von der Erfahrung aus. Vielmehr wird hier die Existenz Gottes aus dem Begriff Gottes bewiesen. Gott ist dem Begriff nach das höchste Wesen; etwas Vollkommeneres als Gott lässt sich nicht denken. Folglich muss Gott existieren; denn gäbe es ihn nicht, würde ihm die Existenz fehlen, d.h. es wäre an ihm etwas Unvollkommenes. Wenn Gott nicht existierte, könnte ein noch vollkommeneres Wesen gedacht werden, dass Gott gleich wäre, aber außerdem noch existierte. Eben dies widerspricht dem Gottesbegriff, da er beinhaltet, dass sich etwas Vollkommeneres gerade nicht denken lässt. Also muss Gott existieren. (Auch dieses Argument gibt es in mehreren Varianten. Zuerst wird es von Anselm von Canterbury formuliert; von Bonaventura und Duns Scotus wird es übernommen, während Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham es verwerfen. Descartes und Spinoza tragen erneut einen ontologischen Gottesbeweis vor; Leibnitz hält ihn in seiner cartesichen Form für unvollständig und sucht ihn zu verbessern.) Eine berühmte Kritik des Arguments stammt von Kant: Er bestreitet, dass Existenz eine Eigenschaft (ein Prädikat) wie andere Eigenschaften ist. Wenn man sich 100 Reichstaler denkt, kann man eine vollständige Beschreibung aller Eigenschaften dieser Taler geben, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob sie existieren, oder nicht. Der Begriff (d.h. die Prädikate) der 100 Reichstaler hat mit ihrer Existenz oder Nichtexistenz nichts zu tun: 100 gedachte Reichstaler haben denselben Wert, wie 100 wirkliche. Ebenso in Bezug auf Gott: Der Begriff „Gott“ steht mit der Existenz oder Nichtexistenz des von ihm bezeichneten in keinem Zusammenhang. Frege entwickelt diese Kantische Kritik weiter: Er unterscheidet zwischen Funktionsausdrücken erster Stufe, z.B. dem Prädikat „rund“ in der Aussage „Der Silbertaler ist rund“ oder dem Prädikat „allmächtig“ in der Aussage „Gott ist allmächtig“, und Funktionsausdrücken zweiter Stufe, z.B. „alle“, „kein“, „es gibt“, usw. Der ontologische Gottesbeweis begeht nun den Fehler, mit „Existenz“ einen Funktionsausdruck zweiter Ordnung so zu behandeln, als sei er ein Funktionsausdruck erster Ordnung wie „allmächtig“, „allwissend“, „allgegenwärtig“ usw. Von Hegel wird Kants (und damit Freges) Kritik zurückgewiesen. Zwischen dem, was wirklich ist (existiert), und dem, was unwirklich ist (nicht existiert), setzt Hegel verschiedene Grade von Wirklichkeit an. Gott, bei Hegel „das Absolute“ genannt, bedeutet seinem Begriff nach den höchsten Wesenszusammenhang in der Welt und insofern die höchste Wirklichkeit, die alle andere Wirklichkeit bedingt. Die Existenz Gottes zu bestreiten, ist daher sinnlos. Denn über die zufällige Existenz lässt sich gar nicht sinnvoll sprechen, wenn die Existenz des höchsten Wesenszusammenhangs nicht schon vorausgesetzt wird, also die Existenz Gottes.

Als teleologischen oder physikotheologischen Gottesbeweis (…) bezeichnet Kant einen Gottesbeweis, welcher von der anscheinend planmäßig eingerichteten und zweckgerichteten Ordnung der Natur auf einen Gott schließt, der die Ordnung der Natur geschaffen hat. Wie ein

Schiff von einem Kapitän gesteuert wird, muss die Natur in ihrem zweckmäßigen Verlauf durch einen übermenschlichen Geist gesteuert sein. (Das Argument kommt schon bei Anaximander und Diogenes von Appolonia vor. Benutzt wird es u.a. von Sokrates, Plato, Aristoteles, Thomas von Aquin als 5. Gottesbeweis, von Duns Scotus und Franciscus Suarez; bei Wilhelm von Ockham findet es sich nicht. Kant kritisiert an diesem Argument, dass hier der Begriff des Zwecks außerhalb seines Anwendungsbereichs – dem des menschlichen Handelns – gebraucht wird.)

Der Stufenbeweis für die Existenz Gottes, zuweilen voluntaristischer Gottesbeweis genannt, geht von verschiedenen Graden von Vollkommenheit aus, die die Dinge besitzen. Daraus schließt er, es müsse etwas in höchstem Grad Wahres, Gutes und Vollkommenes geben, nämlich Gott (Das Argument wird von Anselm von Canterbury entwickelt und dient bei Thomas von Aquin als 4. Gottesbeweis.)

Beim axiologischen Gottesbeweis (…) handelt es sich um einen neuscholastischen Gottesbeweis aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Mensch strebt nach der Verwirklichung von Werten; doch sind alle irdischen Werte bedingt und endlich. Deshalb muss es einen höchsten Wert geben, Gott, der es überhaupt möglich macht, dass die irdischen Werte erstrebenswert sind.

Dieses Argument lässt sich zum sogenannten eudämonologischen Gottesbeweis umformen. Dieser geht vom menschlichen Glücksstreben aus und behauptet, dass Gott existieren muss, wenn dieses Glücksstreben mehr als eine bloß vorübergehende Befriedigung erreichen können soll.

Der moralische Gottesbeweis, auch als ethischer oder deontologischer Gottesbeweis bezeichnet, wurde von Kant formuliert. Dieser Gottesbeweis setzt bei der menschlichen Verpflichtung an, nach Verwirklichung des höchsten Guten zu streben. Weil der Mensch aber nur in beschränktem Maß Herr über das eigene Leben und die Folgen seiner Handlungen ist, muss aus praktischen Gründen die Existenz Gottes angenommen werden. Gott richtet die Natur so ein, dass der seine Pflicht erfüllende Mensch als Lohn für sein moralisches Handeln Unsterblichkeit und Glückseligkeit erlangt. Für Kant handelt es sich beim moralischen Gottesbeweis ausdrücklich nicht um ein theoretisch zwingendes Argument; er stellt vielmehr ein praktisches Postulat dar.

Einen pragmatischen Gottesbeweis (…) formuliert W. James: Das Leugnen der Existenz Gottes führt zu Hoffnungslosigkeit und Pessimismus, der Glaube an die Existenz Gottes aber gibt Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft. Also ist der Gottesglaube nützlicher als die Gottesverneinung und in diesem Sinne „pragmatisch wahr“.

Der historische Gottesbeweis, auch ethnologischer Gottesbeweis genannt, baut auf dem Umstand auf, dass bei nahezu allen Völkern die Existenz eines Gottes angenommen wird. Nur

wenn Gott wirklich existiert, ist verständlich, dass die Gottesvorstellung in den verschiedenen, auch voneinander völlig unabhängigen Kulturen vorkommt.

In eine ähnliche Richtung geht der psychologische Gottesbeweis: Ursprung der menschlichen Vorstellung von Gott kann nur Gott selber sein.“ (A Hügli und P. Lübke: Philosophielexikon, Stichwort: Gottesbeweis, S.244-247)
 
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Zusammenfassung

Fassen wir das bisher gesagte kurz zusammen. Es werden insgesamt folgende Gottesbeweise unterschieden:

- der kosmologische Gottesbeweis

- der ontologische Gottesbeweis

- der teleologische Gottesbeweis (auch physikotheologischer Gottesbeweis)

- der voluntaristische Gottesbeweis (auch Stufenbeweis)

- der axiologische Gottesbeweis

- der eudämonologische Gottesbeweis

- der moralische Gottesbeweis (auch ethischer oder deontologischer Gottesbeweis)

- der pragmatische Gottesbeweis

- der historische Gottesbeweis (auch ethnologischer Gottesbeweis)

- der psychologische Gottesbeweis

Aristoteles führt den kosmologischen Gottesbeweis als erster in gleich zwei Varianten durch, Thomas von Aquin in drei Varianten.

Der ontologische Gottesbeweis hingegen stammt von Anselm von Canterbury. Er wird auch von Descartes, Spinoza und Leibnitz vorgetragen. Von Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham hingegen wird er verworfen.

Der teleologische oder phyikotheologische Gottesbeweis stammt bereits von Anaximander und findet sich auch bei Thomas von Aquin als 5. Gottesbeweis.

Der voluntaristische Gottesbeweis stammt wiederum von Anselm von Canterbury und findet sich ebenfalls auch bei Thomas von Aquin als 4. Gottesbeweis.

An diese fünf Gottesbeweise bei Thomas von Aquin lehnt dann später Kant seine Untersuchungen an. Er widerlegt praktisch alle fünf von Thomas von Aquin aufgeführten Gottesbeweise formuliert aber selber einen eigenen, den moralischen Gottesbeweis, von dem Kant aber selber sagt, dass es sich dabei ausdrücklich nicht um ein theoretisch zwingendes Argument handelt. Es stellt vielmehr ein praktisches Postulat dar.
 
Die Widerlegung der Gottesbeweise

Gott ist grundsätzlich weder beweisbar, noch widerlegbar. Er ist genau so nur Gegenstand des Glaubens, wie etwa der Gedanke der Reinkarnation. Es war Kant, der alle Gottesbeweise seiner Zeit widerlegt hat. Seitdem nehmen wir mit Recht an, dass grundsätzlich alle Gottesbeweise widerlegbar sind. Ich möchte daher den Vorschlag machen, den Begriff „Gottesbeweis“ durch den Begriff „Gottesargument“ zu ersetzen, denn als Argument können die Gottesbeweise ja tauglich sein. Ich möchte nun einmal die Widerlegung der Gottesbeweise am Beispiel der ersten vier Gottesbeweise exemplarisch vorführen.

Die Widerlegung des kosmologischen Gottesbeweises:

Der kosmologische Gottesbeweis basiert auf der Annahme, dass die Welt irgendwann einmal entstanden ist. Da sie aber nicht aus dem Nichts entstanden sein kann, muss es einen Gott geben, der die Welt erschaffen hat, die „prima causa“ oder den ersten Beweger. Aber was wäre, wenn vor der Entstehung der Welt schon einmal eine Welt existiert hätte, und vor deren Entstehung wieder eine, usw.? Dann hätte die Welt eben doch seit Ewigkeiten bestehen können, und würde auch bis in alle Ewigkeiten weiter bestehen. Die Welt würde sich dann nur in einer unendlichen Abfolge sich immer wiederholender Zyklen ewig selbst erneuern (Stichwort Pulsierendes Weltall). Und dann bräuchte es auch keinen Gott, um die Entstehung der Welt zu erklären. Alle kosmologischen Gottesbeweise fielen dann in sich zusammen.

Die Widerlegung des ontologischen Gottesbeweises:

Der ontologische Gottesbeweis schließt vom Begriff Gottes auf die Existenz. Ein solcher Schluss ist aber logisch nicht zulässig. Was wäre, wenn sich bei Gott um ein reines Phantasiewesen handeln würde? Dann gäbe es ihn nicht. Insofern ist hier der Argumentation Kants zu folgen.

Die Widerlegung des teleologischen Gottesbeweises:

Der teleologische Gottesbeweis argumentiert damit, dass er feststellt, dass alles in der Natur unendlich Zweckvoll eingerichtet ist. Das könne aber nur das Werk Gottes sein. Was wäre aber, wenn alles in Wahrheit nur ein bloßer Zufall wäre, ein Zufall, der eben „weil“ er so besonders ist, gerade die Evolution hervorgebracht, und das Leben erschaffen hat, ein Leben, dass uns mit Recht wie ein Wunder vorkommt? Dann gäbe es keinen Gott.

Die Widerlegung des voluntaristischen Gottesbeweises (Schichtenbeweis):

Der voluntaristische Gottesbeweis nimmt eine Schichtung der Natur nach der Seinsfülle an. Dann müsste es aber auch eine oberste Schicht geben, und die sei eben Gott. Aber was wäre, wenn die oberste Schicht der Natur nur der Mensch wäre? Dann gäbe es keinen Gott.
 
Meine eigenen Gottesbeweise

Ich habe inzwischen eine ganze Reihe eigener Gottesbeweise entwickelt, die ich hier gerne einmal vorführen möchte.

Der ästhetische Gottesbeweis:

In der ganzen Welt liegt so viel Schönheit, dass es praktisch einen Gott geben muss. Wie könnte eine solche Pracht auch sonst entstehen.

Der sensualistische Gottesbeweis:

Wer gibt uns die Empfindungen der Welt gegenüber ein? Wer verobjektiviert diese Empfindungen? Wer lässt uns immer das rechte Maß finden für die Frage, in wie fern die Dinge von uns als schön, moralisch, gerecht, zeitlich, schmerzlich usw. empfunden werden? Mit anderen Worte: Wer gibt uns immer den rechten Maßstab für unsere Empfindungen ein? Antwort: Gott, denn die Natur kann es nicht.

Der mathematisch-logische Gottesbeweis:

In aller Mathematik waltet ein so hohes Maß an Vernunft, dass es praktisch eine einzigartige Weltvernunft geben muss, und damit eben auch einen Gott

Der transzendentale Gottesbeweis:

Der transzendentale Gottesbeweis stellt praktisch die allgemeine Form des mathematisch-logischen Gottesbeweises dar: In allem Transzendentalen waltet ein so hohes Maß an Vernunft, dass es praktisch eine einzigartige Weltvernunft geben muss, und somit einen Gott.
 

Um Gott zu beweisen muss man kein Könner sein.
Um Gott zu beweisen wer man ist, darf man ein Gönner sein.

Bernies Sage​
 
Meine eigenen vier Gottesbeweise finde ich schön... Widerlegt die erst mal... :)

Ich meien, Kant widerlegt alle Gottesbeweise, stellt aber am Ende einen eigenen auf... Da dachte ich mir, das kann ich auch... Druckt die mal in der Kirchezeitung... :)
 
Zusammenfassung

Fassen wir das bisher gesagte kurz zusammen. Es werden insgesamt folgende Gottesbeweise unterschieden:

- der kosmologische Gottesbeweis

- der ontologische Gottesbeweis

- der teleologische Gottesbeweis (auch physikotheologischer Gottesbeweis)

- der voluntaristische Gottesbeweis (auch Stufenbeweis)

- der axiologische Gottesbeweis

- der eudämonologische Gottesbeweis

- der moralische Gottesbeweis (auch ethischer oder deontologischer Gottesbeweis)

- der pragmatische Gottesbeweis

- der historische Gottesbeweis (auch ethnologischer Gottesbeweis)

- der psychologische Gottesbeweis

Aristoteles führt den kosmologischen Gottesbeweis als erster in gleich zwei Varianten durch, Thomas von Aquin in drei Varianten.

Der ontologische Gottesbeweis hingegen stammt von Anselm von Canterbury. Er wird auch von Descartes, Spinoza und Leibnitz vorgetragen. Von Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham hingegen wird er verworfen.

Der teleologische oder phyikotheologische Gottesbeweis stammt bereits von Anaximander und findet sich auch bei Thomas von Aquin als 5. Gottesbeweis.

Der voluntaristische Gottesbeweis stammt wiederum von Anselm von Canterbury und findet sich ebenfalls auch bei Thomas von Aquin als 4. Gottesbeweis.

An diese fünf Gottesbeweise bei Thomas von Aquin lehnt dann später Kant seine Untersuchungen an. Er widerlegt praktisch alle fünf von Thomas von Aquin aufgeführten Gottesbeweise formuliert aber selber einen eigenen, den moralischen Gottesbeweis, von dem Kant aber selber sagt, dass es sich dabei ausdrücklich nicht um ein theoretisch zwingendes Argument handelt. Es stellt vielmehr ein praktisches Postulat dar.

In deiner Zusammenfassung fehlt Hegels Kritik an Kant.
Ich folge Hegel...:D
 
Gott lässt sich weder beweisen, noch widerlegen...
Widerlegt die erst mal... :)
Das wäre FALSCH! -

Denn Gott lässt sich FALSCH beweisen und FALSCH widerlegen, was Sie uns freundlichst HIER bestätigen!

Meine eigenen vier Gottesbeweise finde ich schön..... :)

Schönheit und Falscheit liegen im Auge des Betrachters, dem NIEMAND ein Auge ausgestoßen und NIEMAND ein Leid angetan hat! - Rübezahl und die ' T-Rübezahl' (als Naturkonstante einer Natur-Konsens-Tante) lassen doppelt grüßen!

Also ich bin ganz angetan von meinen Nichtwissen im Nichtverstehen, schließlich darf ich behaupten, dass ich hier im Forum per definitionem nicht derjenige bin, der ich nicht bin! :p

Bernies Sage
 
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Joachim,
deine These "Gott ist grundsätzlich weder beweisbar, noch widerlegbar." ist falsch. Ich habe einen Beweis für die Nichtexistenz eines jüdisch-christlich-islamischen Gottes.
Ich muss dazu sagen, dass dieser Beweis nur bei einem monotheistischen Gottesbild seine Wirkung erzielt und wer diesen Beweis widerlegen möchte, muss zunächst die Relativitätstheorie von Albert Einstein widerlegen - Wir werden bei der Verleihung des Nobelpreises an ihn von ihm hören...
also -> Zunächst einmal ...
Kann man Nichtexistenz beweisen?
Ja. Man hat folgende Möglichkeiten:

Man zeigt, dass Eigenschaften eines Objekts zu logischen Widersprüchen führen. Es existieren keine verheirateten Junggesellen, gleichgültig, welche Logik man verwendet oder wie man das formuliert.

Modus Tollens : Man belegt, dass die zwangsläufige Folge, wenn A existiert, B ist. Kann man demonstrieren, dass B nicht der Fall ist, gibt es A nicht.

Man beweist, dass eine Behauptung unwahrscheinlich ist. Das reicht aus, von der Nichtexistenz auszugehen, obwohl man es im direkten Sinne nicht bewiesen hat.

Der folgende Beweis benutzt die erste Möglichkeit. Er demonstriert, dass die Annahme eines Schöpfergottes zu einem logischen Widerspruch führt.

Definition: Gott

Gott ist u. a. der Schöpfer aller Materie.
Das ist die grundlegende monotheistische Behauptung. Laut den Theologen soll Gott die Welt "aus dem Nichts" erschaffen haben.

Es existierte vor dem Schöpfungsakt keine Materie, das ist die Voraussetzung der Aussage.

Definition: Materie

Materie ist alles, was mit gleicher Kraft zurückschlägt, wenn man sie stößt. Materie und Energie sind, laut Relativitätstheorie, äquivalent  (gleichwertig, gleichbedeutend).

Man muss wissen, dass Materie und Energie dasselbe sind. Im Folgenden, wenn ich "Materie" sage, könnte ich stattdessen "Energie" schreiben, ohne dass es am Sinngehalt der Aussage etwas ändert.

Äquivalenz von Raum und Zeit
Raum und Zeit sind äquivalent  (zwei Kehrseiten derselben Medaille). In der Relativitätstheorie redet man nur von Raumzeit.

Das bedeutet: Ohne Raum gibt es keine Zeit, oder ohne Zeit gibt es keinen Raum.


Kein Raum ohne Materie, keine Zeit ohne Materie
Materie kann ohne Raum nicht existieren. Ihre grundlegende Eigenschaft ist, dass sie Raum benötigt. Zeit ist definiert als die Bewegung von Materie/Energie in einem Raum. Man redet aus dem Grund von einem Raum-Zeit-Kontinuum  (Relativitätstheorie). Ohne Materie gibt es keine Zeit. Ohne Zeit gibt es keine Materie. Ohne Raum gibt es weder Zeit noch Materie.

Zeit vergeht, in dem sich Materie oder Energie in einem Raum bewegt.

Man kann formulieren: Materie/Energie und Raumzeit bilden eine Einheit – das eine kann es ohne das andere nicht geben.

Nach der antiken  Vorstellung – bei Newton zu finden – existiert eine absolute Zeit und ein absoluter Raum ohne Materie oder Energie. Das ist falsch, wie man beweisen kann. Zeit ist von der Bewegung abhängig, es gibt im Universum keine Gleichzeitigkeit : Man kann von zwei Ereignissen nicht behaupten, sie fänden gleichzeitig statt. Ob Ereignis A vor, gleichzeitig, oder nach B stattfand, ist von der Position und der Geschwindigkeit abhängig, mit der sich ein Beobachter bewegt. Das ist eine der bizarren Folgerungen aus der Relativitätstheorie.


Definition: Nichts
Wenn man behauptet, dass Gott die Welt "aus dem Nichts" erschuf, setzt das voraus, dass vor  dem Schöpfungsakt weder Materie/Energie, noch Raum oder Zeit (Raumzeit) existierte.

Nichts ist die Abwesenheit von Raum, Zeit, Materie und Energie.

Die Annahme, dass es vor  dem Schöpfungsakt etwas gab, und sei es ein absolutes Nichts, führt zu einem logischen Widerspruch. Vor  setzt die Existenz von Zeit voraus.

Man kann den logischen Widerspruch nur aufheben, in dem man folgende Feststellung trifft:

Es gab keine Zeit ohne Materie. Das ist es, was ich weiter oben ausgedrückt habe. Andere, gleichbedeutende Formulierung: Es gab zu jeder Zeit Materie.


Der Akt der Schöpfung
In der Definition von Gott steckt folgende Voraussetzung: Da Gott die Materie aus dem Nichts erschuf, muss es eine Aktion gegeben haben, vor  der es keine Materie gab. Danach  existierte Materie.

Es gab keine Zeit vor der Existenz der Materie. Das ist ein logischer Widerspruch.

Das liegt daran, dass es ohne Materie keine Zeit  geben kann.

Um eine Aktion auszuführen, oder einen Akt, benötigt man Zeit.

Weil es eine Zeit vor  der Aktion und nach  der Aktion geben muss.

Gott hatte keine Zeit, um die Zeit zu erschaffen (Draygombs Paradoxon).

Die Erschaffung der Zeit würde Zeit in Anspruch nehmen. Nicht nur das, es führt zu dem logischen Widerspruch, dass es eine "Zeit vor dem Beginn der Zeit"gegeben hat. Das ist ganz klar unsinnig.

Es nützt nichts (ein gängiger Einwand), die ad-hoc-Annahme  einer "parallelen" Zeit einzuführen. Es ist ein beliebter Trick, um Argumente für Gott vor Gegenargumenten zu retten, genau das zu postulieren, was man in dem Moment braucht. Für eine andere Zeit gilt derselbe Vorbehalt. Das bildet einen unendlichen Regress an "Zeiten". Gott als zeitlos zu definieren nützt nichts, weil das exakt zu Draygombs-Paradoxon führt.


Folgerung
Gott hatte keine Zeit, um die Materie zu erschaffen.

Das lässt sich äquivalent formulieren: Gott benötigte Materie, um Materie zu erschaffen. Oder er benötigte Zeit, um die Zeit zu erschaffen. Beides hatte er nicht – das folgt aus seiner Definition.

Die Erschaffung von Zeit setzt Zeit voraus, die Erschaffung von Materie setzt Materie voraus – das führt zu einem logischen Widerspruch.

Man setzt voraus, was Gott erst erschaffen müsste.

Ein Schöpfer von Zeit, Raum, Materie oder Energie existiert nicht.

Ein jüdisch-christlich-islamischer oder deistischer Schöpfergott kann unmöglich existieren, da seine Definition logisch widersprüchlich ist.
 
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