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Gen 1,1 als Gottesbeweis

AW: Gen 1,1 als Gottesbeweis

Oder, wie Blacksheep treffend formulierte:

Schön für dich, dass du so ein gut gefestigtes Weltbild hast. Wie in Beton gegossen. Ganz ohne Zweifel. So kommt es für mich rüber.

Da gibts leider gar keine Diskussion mehr. Du argumentierst als alleswissender Lehrmeister, der seine Weisheit und sein Wissen hier gnädig über uns ausgießt. Und alle Fragen, die du nicht beantworten kannst, ignorierst du bzw. machst deine Witzchen dazu.
Wie langweilig und wie verknöchert! :(
Hmm, immer wieder dasselbe. Hätt ich ja wissen müssen! *grummel*
 
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@overkott:

Bei der Gelegenheit: Natürlich habe ich auch ein fundamentales Problem mit deiner

Frommen Mathematik.

Und zwar schlicht folgendes:

In der Mathematik, die Du verwendest, nämlich der hinduistisch-muslimischen indo-arabischer Ziffern, sind eine Reihe von philosophischen Konzepten hineinverbaut (wie die Zahl "Null" oder das Konzept "unendlich"), die den beschränkten Rahmen schon der antik-klassischen, erst Recht der mittelalterlichen Scholastik schlicht sprengen. Weshalb die Kirche (aus ihrer Sicht mit Recht!) diese nunmehr neuzeitliche Mathematik bis aufs Blut bekämpft hat.

Worauf Du hinauswillst, das hat längst vor dir Nicolaus Cusanus, und zwar viel besser unternommen (vgl. nur einmal Coincidentia oppositorum (Quadratur des Kreises)). Nicht aber ohne die mittelalterliche Scholastik dabei aufzusprengen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: @overkott:

....

Worauf Du hinauswillst, das hat längst vor dir Nicolaus Cusanus, und zwar viel besser unternommen (vgl. nur einmal Coincidentia oppositorum (Quadratur des Kreises)). Nicht aber ohne die mittelalterliche Scholastik dabei aufzusprengen.

1. Es spricht für Meister CUSANUS, das er die mittelalterliche Scholastik aufgesprengt hatte.

2. Es spricht gegen ihn, dass er sich als Kardinal vom bi-gotten Macht-System der katholischen Kirche hat vereinnahmen lassen.
Da er aber seit ca. 547 Jahren tot ist, ist auch die causa CUSANUS bereits getauter Schnee von vor-gestern - und nur noch philosophie-geschichtlich von Interesse für diejenigen, die sich für die Philosophie-Geschichte interessieren.
 
AW: Gen 1,1 als Gottesbeweis

:ironie: Es lebe der Eklektizis-mus

Aber eklektizistische Elemente sind doch nicht unbedingt etwas Negatives. Man greift dabei auf schon Vorhandenes zurück, das hat´s zu allen Zeiten gegeben...zB in der Renaissance...

Das bedeutet nicht zwangsläufig unkreativ zu sein, solange was Eigenständiges dabei rauskommt... Goethe bezeichnete zB den Nestbau der Dohlen als eklektizistisch, weil sie auf schon vorhandenes unterschiedliches Material zurückgreifen, aber das Ergebnis ist doch ein schöpferisches, eigenkreiertes Nest...

lg
 
AW: Gen 1,1 als Gottesbeweis

Aber eklektizistische Elemente sind doch nicht unbedingt etwas Negatives. Man greift dabei auf schon Vorhandenes zurück, das hat´s zu allen Zeiten gegeben...zB in der Renaissance...

Das bedeutet nicht zwangsläufig unkreativ zu sein, solange was Eigenständiges dabei rauskommt... Goethe bezeichnete zB den Nestbau der Dohlen als eklektizistisch, weil sie auf schon vorhandenes unterschiedliches Material zurückgreifen, aber das Ergebnis ist doch ein schöpferisches, eigenkreiertes Nest...

lg

Ja
, solange mit dem schon Vorhandenen kreativ umgegangen wird, würde ich auch gar nicht von Ekklektizis-mus sprechen ...
Insofern stimme ich Meister GOETHE nicht nur an dieser Stelle gerne zu ...:schnl:

Jede wissenschaftliche eigenständige Leistung beruht auf kreativen Prozessen - und ist das Gegenteil von einem Plagiat, :ironie: soll ich im Auftrag des Lügenbarons aus Guttenberg, der hoffentlich für immer in den USA bleiben wird, mitteilen ...:D

Gruß
 
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1. Gottesbeweise

Die Debatte über die Gottesbeweise hakt an zwei Stellen:

a) Wie ist Gott definiert?
b) Wie können wir ihn beweisen?

Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir erst einmal wissen:

c) Was ist eine Definition?
d) Was ist ein Beweis?

1.2 Definition und Beweis

1.2.1 Definition

Im Anfang steht ein Wort. Dieses wird in der Defintion näher beschrieben. Dabei ist eine Definition ein Satz mit der üblichen Struktur: Subjekt, Prädikat, Objekt. Subjekt und Objekt sind variabel. Das Prädikat lautet "ist". Dieser Satz kann auch als Gleichung dargestellt werden:

Subjekt = Objekt

Gleichungen gelten in der Logik als wahre Aussagen.

1.2.2 Beweis

Ein Beweis ist auch ein Satz mit einer ähnlichen Struktur. Allerdings fehlt dem Beweis das Objekt. Statt dessen ist ein Beweis eine Modalaussage. Ein Beweis gibt Auskunft über eines oder alle Elemente: Art und Weise, Ort und Zeit. Der Satz kann auch als Gleichung dargestellt werden:

Subjekt = Modus

1.2.3. Zusammenhang von Definition und Beweis

Während eine Definition eine Idee behauptet, weist ein Beweis auf eine Tatsache hin. Die Verknüpfung lautet also ganz einfach:

Definition = Beweis
Idee = Tatsache

Beispiel

Definition:
Auto = Blechkasten mit vier Rädern
Beweis:
Blechkasten mit vier Rädern = vor der Haustür

Der Beweis ergänzt also von der Definition die Objekt-Seite um Modalitäten.

Der körperliche Beweis überzeugt durch Sicht (sinnliche Wahrnehmung), der geistige Beweis durch Einsicht (übersinnliche Wahrnehmung). Körper, Gegenstände, Objekte lassen sich praktisch beweisen, Geist, Gedanken, Subjekte lassen theoretisch beweisen. Der theoretische Beweis stellt eine Interpretation von Beobachtungen dar. Beobachten lassen sich nur Einzeldinge. Deren Zusammenhang zu interpretieren ist der theoretische Beweis. Beweise sind nie zwingend. Sie können akzeptiert oder geleugnet werden.

1.3 Wie ist Gott definiert?

Wir suchen das Wort Gottes in der Bibel. Die Bibel ist die schriftliche Grundlage des Judentums, Christentums und geistige Grundlage des Islams, soweit sich der Islam als abrahamitische Religion versteht. Später können wir das Wort Gottes auch in den Heiligen Schriften anderer Religionen suchen.

Das Wort Gottes finden wir in der Bibel gleich im Anfang, im ersten Satz (Gen 1,1):

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Gott ist das Hauptwort des ersten Satzes.

Gott = Subjekt

Später werden wir feststellen, dass Gott das Hauptwort nicht nur des ersten Satzes oder der ersten Geschichte ist, sondern der ganzen Geschichte.

Gott = Subjekt der Geschichte

Was sagt der erste Satz über das Subjekt? Das Subjekt offenbart seine Eigenschaft im Prädikat: Gott schuf. Das bedeutet: Gott ist Schöpfer.

Gott = Schöpfer

Was ist sein Objekt? Die Schöpfung. Wie ist die Schöpfung beschrieben? Durch Himmel und Erde.

Soweit das Prädikat durch das Gleichheitszeichen darstellt wird, ergibt sich:

Gott = Schöpfung

Die Richtigkeit dieser Aussage ist belegt durch Psalm 139 und durch Paulus Predigt auf dem Areopag (Apg 17,21-31):

Athener, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Menschen. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind. Er lässt sich auch nicht von Menschen bedienen, als brauche er etwas: er, der allen das Leben, den Atem und alles gibt. Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen, damit es die ganze Erde bewohne. Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt. Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seiner Art. Da wir also von Gottes Art sind, dürfen wir nicht meinen, das Göttliche sei wie ein goldenes oder silbernes oder steinernes Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung. Gott, der über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen hat, lässt jetzt den Menschen verkünden, dass überall alle umkehren sollen. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird, durch einen Mann, den er dazu bestimmt und vor allen Menschen dadurch ausgewiesen hat, dass er ihn von den Toten auferweckte.

1.4 Warum ist Gen 1,1 auch der Gottesweis?

Wenn wir die Subjekt-Objekt-Beziehung als Zusammenhang und als hierarchische Beziehung verstehen mit Vorrangigkeit und Nachrrangigkeit, Überordnung und Unterordnung können wir feststellen:

Unter dem Schöpfer verstehen wir die Schöpfung. Und über der Natur verstehen wir Gott. Gott verwirklicht sich in der Schöpfung. In der Realität ist Gott die Schöpfung. Sehen wir die Schöpfung, verstehen wir Gott. Gott ist die Fülle dessen, was ist.

Gott = Sein

Gen 1,1 ist also ein ontologischer Gottesbeweis. Auf diesem Credo beruht auch der ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury.

Wenn Gott sich in der Schöpfung beweist, beweist er sich auch im Menschen. Das erzählt bereits die erste Schöpfungsgeschichte (Gen 1,27):

Gott schuf also den menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.

1.5 Johannes setzt den Gottesbeweis der Genesis fort

Diesen Gedanken greift Johannes in seinem Evangelium auf.

Joh 1,1 ist eine Paraphrase über Gen 1,1. Dann erfolgt der Gottesbeweis im Menschen (Joh 1,14):

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

In der lateinischen Übersetzung:

et Verbum caro factum est et habitavit in nobis et vidimus gloriam eius gloriam quasi unigeniti a Patre plenum gratiae et veritatis

Und das Verb ist Fleisch gemacht und hat gewohnt in uns und wir haben gesehen seine Ehre gesehen, die Ehre des gewissermaßen einziggeborenen vom Vater voll Gnade und Wahrheit.

Quasi bedeutet: gewissermaßen, als ob. Dieses Wort fehlt in der deutschen Übersetzung. Dadurch erscheint Christus als einziger Sohn. Johannes verkündet Jesus als Erstgeborenen, der seine Brüder und Schwestern in die Gemeinschaft mit dem Vater ruft.

1.6 Paulus denkt den Gottesbeweis in gleicher Weise

Als Erstgeborener der neuen Schöpfung ist Jesus der neue Adam.

1Kor 15,47 Der Erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der Zweite Mensch stammt vom Himmel.

2Kor 6,16 Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Wir sind doch der Tempel des lebendigen Gottes; denn Gott hat gesprochen: Ich will unter ihnen wohnen und mit ihnen gehen. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein.
2Kor 6,17 Zieht darum weg aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr, und fasst nichts Unreines an. Dann will ich euch aufnehmen.
2Kor 6,18 und euer Vater sein und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der allmächtige.
2Kor 7,1 Das sind die Verheißungen, die wir haben, liebe Brüder. Reinigen wir uns also von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes und streben wir in Gottesfurcht nach vollkommener Heilung.

1.7 Bonaventura und die Priorität der Bibel

Gottesbeweise finden sich also in der Bibel und außerhalb der Bibel: bei Kirchenlehrern und Philosophen. Bonaventura hat nichts von dem abgelehnt, was dem Verstehen von Gottes Wort und Weisheit dient. Aber Bonaventura war mit Blick auf die Bibel skeptisch gegenüber den fehlerbehafteten Summen der Lehrer. Die Betrachtung der Philosophen empfahl er diskursiv. Deshalb schöpfte er immer wieder klares Wasser aus der Quelle der Bibel.
 
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