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Gedanken über das Altern

Claus schrieb:
Aber es kommt oft anders, dann nimmt man das für die Weltreise Ersparte für den Umbau zu einer rollstuhlgerechten Wohnung. Und die Schmerz- oder Schlaftabletten vernebeln den Verstand. Wenn man Musik hört, denkt man mehr und mehr an den ertaubenden Beethoven, und die zunehmende Sehschwäche lässt erahnen, daß man bald auchnicht mehr lesen kann.

Freu dich nicht zu früh!

warnt claus
Hallo Claus,
ich weiss nicht, wie alt du bist, erlebst du das denn so?
Das klingt ja wirklich nicht erfreulich!
Ich gehoere zu denen, die sich freuen und will das auch weiterhin.
Dazu tue ich schon einiges, denn ein wenig hat man es, abgesehen von stabilen Genen, auch selber in der Hand.
Johannes Heesters, ich weiss nicht...
Der tritt genau so auf, weshalb ich eben keine 100 Jahre alt werden moechte.
Auf der Buehne kann er seine Texte nur noch ablesen, er kann auch kaum noch gehen.
Und die Optik...
Nein, das wuensche ich mir nicht!
Da orientiere ich mich lieber an einer meiner Omas, die sich mit 92 Jahren kerngesund ins Bett legte und als sie am naechsten Tag aufwachte, war sie tot ;) !
Das gibt es Gott sei Dank auch, nicht nur die Negativbeispiele!
Ich kann es mir noch nicht mal vorstellen, eine Brille zu tragen, denn noch immer sehe ich scharf wie ein Adler und habe ausser einem hohen Blutdruck (schon seit 25 Jahren) nichts zu beklagen. Auch die Wechseljahre habe ich nicht bemerkt, kann und konnte nie mit den anderen Frauen mitreden.
Aber ich glaube, ich klopfe jetzt mal lieber auf Holz...
Ich wuensche dir und anderen hier, dass sie die spaeteren und spaeten Jahre in Wuerde und Freude verbringen koennen.

Fortuna
 
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Claus, ich sehe schon, dir fehlt der Glaube, die Hoffnung und die Freude, die man empfindet, wenn man sein Alter nicht nach messbaren Dingen berechnet, sondern seinem Sinn und seiner Berufung folgt.

Denk mal drüber nach.
 
Zitat von Fortuna:
ich weiss nicht, wie alt du bist, erlebst du das denn so?
Das klingt ja wirklich nicht erfreulich!
weißt du, fortuna, ich bin ein Jahr vor der gesetzlichen rente mit 65.
Ich habe hier noch nie gejammert und will das auch jetzt nicht so verstanden wissen. Ich weiß, es gibt schlimmeres,
als das oben beschriebene.

Ein mir sehr nahestehender kollege ist im Januar an einem Lymphom im Kopf verstorben, nach einem halben Jahr qualvollen siechtums, qualvoll vor allem für seine Frau.
Bis dahin war er ein Vorbild an gesunder Lebensweise, Sport und Ernährung, hatte noch alle Zähne und Kraft wie ein Zwanzigjähriger.
Ich habe ihn immer beneidet, vor allem in den letzten jahren, weil ich wegen gesundheitlicher beeinträchtigungen nicht mehr reisefähig bin und mein Grundstück nur noch selten verlasse.

Im Moment bin ich noch in der Lage, die ärztlich verordnete Medikamenten-Dosis zu halbieren und zu arbeiten.
Lieber mit Schmerzen und Übermüdungsstreß leben, als schmerzfrei dahindämmern.
Mit meinen Krankheiten und Beeinträchtigungen kann ich uralt werden, es ist nichts lebensbedrohliches dabei, aber ist es wünschenswert mit der Perspektive, die sich abzeichnet?
Freude aufs Älterwerden kommt mit Sicherheit nicht auf.

danke für die guten Wünsche, fortuna.
Aber nimms nicht übel daß ich bei dieser gelegenheit denn nun doch mal gejammert habe.

trotz alledem, optimistische grüße von claus
 
Kindheit und Jugend sind auch nicht ohne Beschwerden, nicht ohne Leid. Erinnerst du dich nicht mehr? Auch du hast geweint und gelitten.

Warum sollte ich also das Alter fürchten oder mich nicht darauf freuen?

Ich bin optimistisch und weiß, dass meine Last nicht größer sein wird, als ich ertragen könnte.

Eine Mutter weiß, dass sie ein Kind unter Schmerzen bekommen wird. Aber glaubst du wirklich, dass diese Tatsache auch nur eine wirkliche Mutter davon abhalten könnte, ihr Kind auf die Welt zu bringen?

Ich möchte mich nicht unbedingt über das Älterwerden äußern, das meiste ist sowieso schon gesagt worden, doch diese Deine Sätze gefallen mir. Das wollte ich Dir mitteilen.

Liebe Grüße

suche :blume1:
 
Übrigens, der Kollege von dem ich oben berichtet habe,
der so elendiglich am Lymphom gestorben ist,
war ein guter Christ,
zwar nur evangelisch, aber immerhin.

Und er war ein guter Mensch,
was er wohl in seinen letzten klaren Momenten über seinen Gott gedacht hat.....

wenns mir mal so ergeht, könnte ich vermuten, es ist die Rache Gottes, die Strafe für meine Lästerung,
aber ich springe ihm rechtzeitig von der Schippe und lass mich nicht zu Tode quälen

das wäre dann die letzte Freude in meinem Leben.

in makabrer Vorfreude, Claus
 
Claus, du scheinst als Atheist sehr von Gott beschäftigt zu werden, sonst würdest du im Angesicht des Todes in deinen Beiträgen nicht soviel von ihm reden.

Mach weiter so, er wird dir deine Unflätigkeiten schon vergeben.
 
Nun seid mal nicht so streng mit Claus, wie es scheint, hat er ein grosses Paeckchen zu tragen.
Ich stelle jedenfalls fest, dass ich bei dem, was er schreibt, nicht mitreden kann, weil bei mir das Alter mit all dem Haesslichen, Unerwuenschten noch nicht richtig zugeschlagen hat.
Aber ich habe anderes ueberwinden muessen und kann daraus vielleicht die Erfahrung weitergeben, dass das Geheimnis "Akzeptanz" heisst.
Bewusst akzeptieren, was sich beim besten Willen nicht aendern laesst.
D.h. wenn ich so richtig alt und faltig aussehe eines Tages, dann koennte ich mir sagen: okay, du bist so und so alt, du hast lange geblueht und in deinem Alter gehoert das jetzt dazu.
Oder im Falle von Krankheit: du warst lange gesund, jetzt ereilt dich das, was zum Altsein bei den meisten Menschen dazu gehoert.
Wenn ich einsam bin: du hast geliebt und wurdest geliebt, jetzt trittst du in ein anderes Stadium.
Eine tiefe Akzeptanz des Unabaenderlichen kann starke Seelenkraefte freisetzen.
Negativitaet und Verbitterung sind pures Gift und machen alles noch viel schlimmer.

Fortuna
 
Claus, du scheinst als Atheist sehr von Gott beschäftigt zu werden, sonst würdest du im Angesicht des Todes in deinen Beiträgen nicht soviel von ihm reden.
nee Louiz, ich ringe nicht mit dem tode, sondern ich kämpfe mit dem Leben.
eine tödliche Krankheit habe ich nicht, sondern nur solche, die das Leben schwer machen.

Und wenn sich hier die diskutanten nicht so viel mit Gott beschäftigen würden,
sondern vielmehr mit Astronomie, wäre mir das eine Freude.

Warum wohl halte ich hier die Astronomiethreads am laufen?
Um die Leute von dem fruchtlosen philosophieren abzubringen,
ob es nun einen Gott gibt oder nicht, und wenn ja, welcher der richtige ist...

Seht euch das Weltall an, es braucht keinen schöpfenden und lenkenden Gott,
es erklärt sich aus sich selbst !

Mach weiter so, er wird dir deine Unflätigkeiten schon vergeben.

ja, ich mache weiter so.
Unflätigkeiten?
Ich bin immer noch moderater geblieben als Goethe im Prometheus.
Und das sollte man mir nicht als Unflätigkeit vorwerfen.

meint Claus
 
Lieber Claus,

ich finde es gut, dass du uns von dir berichtest. So ist es mir möglich, mich in dich hineinzufühlen.

Du bist wegen gesundheitlicher beeinträchtigungen nicht mehr reisefähig und verlässt dein Grundstück nur noch selten, schreibst du und auch, dass du viel mit deiner Jugendzeit vergleichst.

Doch schau, du hast viel erlebt und gelernt. Warum ist es dir nicht möglich auf die guten Dinge zu blicken. Du hast einen Computer und du hast uns. Wir tauschen uns aus. Man kann sich aneinander wärmen auch über hunderte von Kilometern.

Du bist im Moment noch in der Lage, die ärztlich verordnete Medikamenten-Dosis zu halbieren und zu arbeiten.Lieber lebst du mit Schmerzen und Übermüdungsstreß , als dass du schmerzfrei dahindämmern möchtest.

Das klingt nach Lebenshunger. Du willst dabei sein - also muss es doch lebenswert und schön sein, oder? Wir alle haben unsere (gesundheitlichen) Päckchen zu tragen und nur wenige haben das Glück im Alter frei von Krankheiten zu sein. Die eigene Last kommt einem am schwersten vor.

Ich empfinde es auch nicht als Jammern, wenn du uns Persönliches erzählst, sondern als Bereicherung und ich höre dir gerne zu. Es macht dich menschlicher und mir hilft es, dir warme Gefühle entgegen zu bringen und dich nicht nur als Nicknamen zu lesen. Ich weiß, es stecken Menschen dahinter, aber mir fällt es im Forum schwer, mir diese Menschen vorzustellen.

Was ich ebenfalls als schwer empfinde ist, wenn ich mir vorstelle ohne Glauben auf den Tod zugehen zu müssen. Der Tod ist näher als man denkt und er kommt früher als geglaubt. Daher kann man sich nicht früh genug darauf vorbereiten. Wie bereitet man sich ohne Glauben darauf vor? Für mich ist es eine Heimreise. Ich darf zurück nach Hause. Eigentlich ein schöner Anlass und in manchen Ländern wird der Tod gefeiert wie ein Geburtstag, was ich ebenso empfinde. Traurig macht nur der Abschied von den geliebten Menschen, doch die Hoffnung ist ja da, dass man sich bald wiedersieht. Wie schrecklich und düster muss das für einen Menschen sein, der keine Hoffnung hat, der das ihm hingehaltene Licht nicht anschauen mag und die Dunkelheit vorzieht. Ich will dich nicht bekehren, kann ich ja auch gar nicht. Aber ich kann dir meine Gedanken schildern, die mir bei Menschen wie dir kommen. Vielleicht bringst du ein wenig Licht in meine Dunkelheit, indem du mir mehr über diese Dinge erzählst - von deinem Standpunkt aus. Ich würde dich sehr gerne verstehen.

Du sagst, du liebst die Astronomie und man brauche nur in den Himmel zu schauen und alles erkläre sich von selbst. Genauso empfinde ich es auch. Ich brauche mir nur die Natur anzuschauen und ich sehe den, der das alles geschaffen hat. Alles erklärt sich auch für mich aus sich selbst heraus und hat aus sich selbst heraus einen Sinn. Ich glaube auch nicht an ein Getrenntsein, sondern an das Gemeinsame aller Geschöpfe.

Liebe Grüße zur Nacht!
 
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Die Krankheiten und Leiden als Kind vergisst man sehr schnell. Die Zeit vergeht langsam und man kann es kaum erwarten, von einem kleinen Mädel zu einer jungen Frau heranzuwachsen. Hat man dann die Pupertät erreicht, will man unbedingt an die 18 herankommen um die Unabhängigkeit zu geniessen. Diese Zahl erreicht, schleicht sich das junge Leben so dahin - ohne ans Alter zu denken. Die 30zig erreicht - merkt man plötzlich, dass hier und das Zwicken anfängt, die ersten Malleurchen, die ersten Fältchen, omG!

Schauen die Männer noch?

Die 40zig erreicht, omG! Jetzt kommt die Torschlusspanik und man möchte nochmal gerne voll auf den Putz hauen. Das kanns nicht gewesen sein!

Die 50zig erreicht - solangsam beruhigt man sich und schaut auf sich anstatt die anderen.

Ab den 60zig sieht man wieder alles gelassener und dankbarer...

Ich finde das Leben jetzt am Schönsten - möchte es nicht mehr eintauschen gegen 20zig oder Anfang 30zig. Für die kommenden Jahre habe ich soviel zutun und bin dermassen an Hobbys überfüllt, dass ich das dieses Leben vermutlich nicht mehr alles auf die Reihe bekomme was ich alles tun möchte.

Leid und Schmerz kenn ich und viele andere wohl hier zu genüge; also wenn dass sich mal wieder anbahnt, das überleb ich auch - "so schnell stirbts sich nicht - vorher hat man noch eine Menge zu erledigen" sagt meine Mutter desöfteren.

Letzten Monat ist mein Paps in Rente gegangen - und er war am Boden zerstört über seinen neuen Lebensabschnitt. Heute sieht er schon wieder viel frischer und mobiler aus. Mensch will halt geliebt werden, zu was Nütze sein und etwas tun.

Die Angst vorm Älter werden ist nicht nur immer die Krankheit, Schmerz und Leid. Es ist sehr oft die Angst vorm Abstellgleis, das Alleinsein wenn der Partner geht, künstlich eigens gekochte Süppchen über Zukunftsängste....

Mensch sollt sich bewusst werden, was eigene Freude und Glück bedeutet. Ansonsten: was Hänschen nicht lernt - lernt auch der Hans nimmermehr...und im Alter wirds dann schwer

Gruss
Lacu
 
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