Bei diesem Thema darf ich natuerlich nicht fehlen als eine der Aelteren im Forum.
Bei mir ist es bis jetzt so, dass ich das erlebe, was die Englaender "aging gracefully" nennen.
Damit hake ich meine aeussere Erscheinungsform ab. Ich habe da viel Glueck, bin auch noch kerngesund.
An sich bin ich erstaunt, dass ich es schon knapp 62 Jahre geschafft habe, ich habe einiges hinter mir und komme mir oft vor wie auf einem hohen Berg, auf dem ich sitze und herumschaue.
Natuerlich hat der Mensch eine andere Perspektive aufs Leben, wenn er den groessten Teil schon hinter sich hat als umgekehrt.
Ich bedaure einiges, was ich getan und anderes, was ich nicht getan habe, es war sehr durchwachsen bisher, aber ich habe mittlerweile alles akzeptiert.
Mein Lebensgefuehl ist definitiv besser als frueher, ich habe immer noch das Gefuehl, in die hineinzuwachsen, als die ich eigentlich gedacht bin, fuelle die Blaupause immer noch nicht aus.
Deshalb sehne ich mich nicht nach frueher zurueck, auch, wenn ich die schoensten Erinnerungen an die flower power Zeit habe.
Ich sehe es wie (war das Marianne?):
Das Leben ist endlich, ich akzeptiere das nicht nur mit dem Kopf, sondern auch gefuehlsmaessig.
Da ich eine Weiterexistenz ebenfalls nicht ausschliesse, bin ich irgendwie sogar gespannt auf das "Nachher".
Wie sicher alle Menschen moechte ich nicht von einer schlimmen Krankheit heimgesucht werden und qualvoll sterben.
Da ich aus zwei zaehen Familien komme, bin ich genetisch auf ein langes Leben angelegt, das weiss ich.
Ich habe aber absolut keine Lust, als uraltes bewegungseingeschraenktes, schmerzgeplagtes Weiblein herumzuhumpeln oder gar in ein Alters- oder Pflegeheim zu gehen, insofern gehoere ich nicht zu denen, die 100 Jahre alt werden moechten.
Ich schliesse nicht mal aus, aus ganz nuechternen Erwaegungen, den Zeitpunkt meines Ablebens selber zu bestimmen, wenn ich "die Schnauze voll" habe.
Das koennte der Fall sein, wenn mein langjaehriger Partner vor mir stirbt, daran moechte ich aber gar nicht denken!
Natuerlich weiss ich nicht wirklich, wie ich mich in einer solchen Situation fuehlen wuerde, das bleibt abzuwarten.
Ich habe gelernt, bewusst im "Hier und Jetzt" zu leben und bin im grossen und ganzen im Einklang mit meinem Leben.
Bin auch eine Alltagskuenstlerin, d.h. ich kann Situationen viel Freude abgewinnen und muss nicht unbedingt auf Highlights wie Urlaub oder Feste warten, um ein High zu erleben.
Die Endorphine fliessen bei mir schon, wenn mir zum Beispiel ein Gedicht raussprudelt, daher auch meine Reimesfreude, die mir schiere Lust bereitet, und wer das als Oberflaechlichkeit glaubt tadeln zu muessen
, bitte sehr, das ist wirklich nicht mein Problem...
Aber genug der Selbsterklaerung
.
Die sich verschaerfende Konfrontation alt-jung, die IMO von den Medien geschuert wird, betrachte ich mit zunehmendem Befremden und Unbehagen.
Denn in meinem realen Umfeld findet das (bis jetzt?) nicht statt.
Last not least:
das Unbehagen am Sein an sich, dieses "man ist halt ueberall a bissele ungern" habe ich mit meiner Jugend hinter mir gelassen, Gott sei Dank!
Und das muss erstmal genuegen!
Ich wuensche allen einen schoenen Abend!
Fortuna