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Freier Wille?

AW: Freier Wille?

Hallo Miriam!

Ja, aber wenn es der freie Wille des Threaderstellers ist über den freien Willen zu parlieren? Was soll man denn da machen?!

Übrigens, mir gefällt vom Titel her unter den von dir angeführten Threads
"Der freie Wille ist nur ein gutes Gefühl" am besten.
Da fühle ich mich beheimatet.

Liebe Grüße
Raphael
 
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AW: Freier Wille?

Lieber Raphi,

natürlich bin ich diesbezüglich etwas (sehr) streng. Aber es gibt heute so viele gute Studien über den freien Willen, die von der Neurophysiologie ausgehen - spannend dabei die Arbeiten von Wolf Singer, Gabriel Curio oder Manfred Spitzer.

Nach meiner Meinung ist eine Diskussion diesbezüglich nur auf einer neurobiologischen Basis sinnvoll, auch wegen der enormen Konsequenzen die daraus sich ableiten, wie zum Beispiel ob ein Krimineller überhaupt strafbar ist.
Wenn man die deterministischen Perspektive konsequent weiterführt, ist er es ja nicht.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Freier Wille?

Frau Oberlehrerin hat mal für Ordnung gesorgt.
Nur beim Thema freier Wille nutzt das alles nichts, die Lösung kann man nicht eben mal schnell nachlesen und fertig. Dieses Thema mit dem freien Willen ist nur vorhanden wenn es aktuell diskutiert wird, nur in dem Moment in dem ich den Gedanken freier Wille formuliere kann er existieren, man kann ihn nicht per Materialisierung festhalten.
So halte ich es für logisch und produktiv über dieses Thema ständig zu Philosophieren, wie über andere auch.
Bei jeder Entscheidung im Alltag die Frage stellen ob sie durch freien Willen oder durch Fremdbestimmung zustande kommt, das gilt es ununterbrochen zu überprüfen. Ansonsten hat der freie Wille schon im Vorfeld keine Chance.

gruß fluuu
 
AW: Freier Wille?

S.g. Zeilinger.

Du differenzierst zwischen "eigenen" und "freien" Willen. Was oder wie ist der Unterschied?
Siehst du deinen eigener Willen nicht als "frei" an ?

L.G. Belair57
Sicher eine sehr diffizile, weil rein philologische Sache, Belair57. Der eigene Wille ist insofern nicht frei, weil er ja mit jemandem verbunden ist.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Freier Wille?

Sicher eine sehr diffizile, weil rein philologische Sache, Belair57. Der eigene Wille ist insofern nicht frei, weil er ja mit jemandem verbunden ist.

Liebe Grüße

Zeili

Also, du bist der Ansicht dass der Begriff "freier Wille" ein sprachwissenschaftliches Problem ist ?

L.G. Belair57
 
AW: Freier Wille?

Hallo Fluuu!

Solltest du nochmals in Richtung Oberlehrer spötteln, setzt´s was auf die Finger!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
Oberlehrer a.D.
 
AW: Freier Wille?

Sicher eine sehr diffizile, weil rein philologische Sache, Belair57. Der eigene Wille ist insofern nicht frei, weil er ja mit jemandem verbunden ist.

Liebe Grüße

Zeili

Zeili, das macht mich jetzt neugierig. Meinst du, es gibt einen Willen, der mit niemandem verbunden ist und dadurch erst als "freier Wille" bezeichnet werden kann?

Aber wie würde sich der bemerkbar machen?

:confused:
 
AW: Freier Wille?

Liebe Lilith,

für mich hört es sich auch etwas ungewohnt an - der freie Wille ist natürlich nicht philologisch gemeint - sondern neurobiologisch - wenn es auch immer wieder das große Thema der Philosophen war.

Ich zitiere doch aus einem meiner früheren Beiträgen:

Zitat:


"Der Determinismus in diesem neurobiologischen Sinne bezieht sich in erster Linie auf die Gehirnstrukturen die nach der Meinung einiger, gar keinen freien Willen zulassen. Erst dann kommen noch hinzu andere deterministische Faktoren.

Bleiben wir aber bei den Neurobiologen die eigentlich das Bestehen eines freien Willens durch die Struktur und die Funktionen unseres Gehirns anzweifeln oder leugnen, ich nenne aber als den bekanntesten unter ihnen Wolf Singer.

Falsch, sagt zu den deterministischen Theorien ein anderer Neurobiologe dessen Auffassung mir völlig einleuchtet, Manfred Spitzer. Dieser setzt in die kontroverse Debatte den richtigen Akzent, indem er darauf hinweist, dass abstrakte Phänomene zu denen ja auch der freie Wille gehört, schwer zu erfassen sind. Der Vergleich den er dabei macht, leuchtet mir völlig ein:

Zitat Manfred Spitzer:

"Wenn die Forscher von Neuronen ableiten und Scans machen, würden sie immer nur Zacken oder Zahlen oder bunte Bilder bekommen, je nachdem wie Sie die Daten aufbereiten.[...] Sie kriegen aber immer nur die Daten - sie kriegen nie die Schmerzen, weil sie naturwissenschaftlich vorgehen. Aber dann zu sagen, es gibt die Schmerzen nicht oder es gibt den blauen Himmel nicht, nur weil das nicht zu sehen ist, wenn man ins Gehirn schaut, das ist Unfug. Und genauso ist es Unsinn, zu sagen, es gibt den freien Willen nicht, nur weil man ihn nicht findet, wenn man da mit Elektroden rumstochert".



Übrigens hat auch Wolf Singer seine Auffassung etwas revidiert bzw. präzisiert, ich habe das in dem Beitrag erklärt, aus dem ich auch zitiert habe:

https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=152811&postcount=24

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Freier Wille?

ein wille wäre für mich dann frei, wenn er am anfang einer kausalitätsreihe stünde
d.h. jener wille selbst darf nicht (zwingende) folge von etwas anderem sein
wäre der wille durch etwas anderes begründbar, resultiert er aus den umständen und ist nicht mehr frei
frei also nur, wenn gilt: "ich will, weil ich will. aus. maus."

einerseits haben höchstpersönliche empirie (ich erlebe meine willen als frei), andererseits missdeutung der menschlichen individualität (verschiedene menschen in ähnlichen situationen treffen oft unterschiedliche entscheidungen, und sogar der selbe mensch trifft in nahezu identen situationen unterschiedliche entscheidungen) zum schluss des freien willens geführt

der erste punkt ist aber eine nullaussage a'la "ich werde nicht manipuliert", denn bemerkbarkeit seitens des betroffenen ist ganz und gar nicht bedingung für manipulation
die individualität des menschen erklärt sich schon alleine durch seine komplexität....klar, dass dann detailentscheidungen unterschiedlich ausfallen können
die individualität der situation erklärt den dritten weg.....kein szenario lässt sich exakt wiederholen
wird jemand auch kurz hintereinander mehrmals vor die "gleiche" entscheidung gestellt, so ist schon beim zweiten durchlauf der proband zumindest durch die erfahrung und folgen des ersten durchlaufes nicht mehr exakt der selbe

oberflächlich betrachtet könnte man eine etwaige abweichung der entscheidung im zweiten durchlauf als freien willen bezeichnen und meinen "er hätte ja auch anders entscheiden können, durchlauf 1 beweist das ja"
aber das fehlende fundament dieser behauptung habe ich hoffentlich aufzeigen können

lg,
Muzmuz
 
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AW: Freier Wille?

Zitat: .... ein wille wäre für mich dann frei, wenn er am anfang einer kausalitätsreihe stünde
d.h. jener wille selbst darf nicht (zwingende) folge von etwas anderem sein ......

Wie soll das funktionieren? -der Wille zu etwas, von etwas, mit etwas, hat immer einen Zwang, ob von außen (der Umwelt, dem Umfeld) oder aus mir, meiner Situation heraus; materieller, sozialer, oder emotionalen Bedürfnissen heraus "re-agiert" das (menschliche) Wesen. Etwas zu "wollen" ist ja schon zwanghaft an sich, freie Entscheidung gibt es dann auch nicht, weil in den meisten Fällen nur eine Option die beste scheint. im Wort "Wille" verbirgt sich schon der autoritäre Charakter, frei ist man nur, wenn man nichts mehr will.

LG Kultus Maximus
 
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