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Evolutionstheorie und/oder Intelligentes Design

Camajan schrieb:
die härtesten Kritiker ihrer Theorien sind die Wissenschaftler selbst!

Stimmt genau - aber dieser Satz ist mir Anlass auch kurz darauf hinzuweisen, dass Kritik betreffend Kreationismus sowie des Intelligent Design nicht nur aus den Reihen der Naturwissenschaftler sich vernehmen lässt, sondern auch von Seiten z.B. der christlichen Anthropologie.
Angesichts dieses religiösen Fundamentalismus weist der christliche Anthropologe Jörg Splett darauf hin, dass dabei auch der Charakter der Bibel verkannt wird. Denn, so Splett, ginge es der Heiligen Schrift eigentlich um die Sinnfrage des Menschen und nicht um die Lösung der Rätsel der Naturwissenschaften:

Wörtlich schreibt Jörg Splett, es ginge darum:
"was Gott für den Menschen bedeutet und was Mensch und Welt im Lichte Gottes bedeuten".

Die Methode, die Heilige Schrift auch bei naturwissenschaftlichen Fragen zu Rate zu ziehen, weist auf den fundamentalistischen Charakter dieser Bewegungen, sowohl der Kreationisten, als auch des Intelligent Design. Dabei geht man so weit das Erdalter durch neue Bibelrechnungen auf 10.000 Jahren festzulegen.
Natürlich bleibt die Lehre Charles Darwins über die Entstehung der Arten und der Abstammung des Menschen von affenählichen Vorfahren der großte Angriffspunkt für Kreationisten und den Vertretern des ID.

Nocheinmal soll hier darauf hingewiesen werden, dass dieser Kampf gegen die Evolutionstheorie auch auf politischer Bühne stattfindet: im US-Bundesstaat Kansas setzten die "Creation Research Society" 1999 durch, dass an Schulen die Evolutionstheorie Darwins, die Entwicklung der Arten durch Mutation und Auslese, aber auch geologische Bestimmungen des Erdalters und die Urknall-Theorie den Schülern "zu ersparen" sei.
 
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louiz30 schrieb:
Dabei geht es nicht um das "warum" und den "Schöpfer", sondern um die ganz einfache Frage: wie wird aus toter Materie ein komplexes biologisches System, das sich dann dynamisch weiterentwickelt.
Die Evolutionstheorie macht nach diesem "ersten" Prozeß dann absoluten Sinn und liefert die Antworten, die wir haben müssen.
Kann das jemand erklären?
.
Die Richtigkeit der E-Theorie kann man - wenn man nicht einfach wissenschaftsblind sein will - schlechterdings nicht bezweifeln. Und wenn ich die Schriften Benedikts XVI. richtig verstanden habe, macht nicht einmal er das. Und das will was heißen! Die katholische Kirche, die evangelische Amtskriche erst recht nicht,verfällt nicht noch einmal in den Fehler, sich mit den Naturwissenschaftlern amnzulegen - sie kann dabei nur verlieren und für Gott kann es dann immer enger werden; aber genauso wie die biblische Schöpfungsgeschichte einen Urspung hat, muss auch die E-Theorie einen solchen "ersten" Prozess, wie Louiz30 es nennt, haben. Doch wie kam der zustande?

Claus schrieb:
Carl Sagan hat in seinem Roman „Contact“ beschrieben, wie letztendlich der Beweis für den Designer erbracht wird.
Einem solchen Beweis kann sich, wenn er denn eines Tages so erfolgt, kein Wissenschaftler verwehren.
claus, ich kenne diesen Sagan nicht, aber ich habe grundsätzliche Zweifel, dass es jemals gelingen könnte, einen Gottesbeweis zu führen, so wenig wie den gegen ihn. Meine Überzeugung gründet sich auf einer einfachen Überlegung: Gott steht außerhalb des menschlichen Fassungsvermögens, deshalb - seine Existenz voraussetzend - haben wir ja auch so große Probleme, ihn zu verstehen, z.B. warum läst er eine Tsunami-Katastrophe zu. Wahrhaft Gläubige suchen dann gar nicht erst nach fragwürdigen Antworten wie "Strafe" oder "Glaubensprobe", sondern begnügen sich mit einem schlichten: "Ich weiß es nicht, ich kann es nicht erklären."

Marianne schrieb:
Diese Art der tautologischen Erklärung eines Paradoxons, die Du ansprichst, war mir bis vor kurzem auch völlig einsichtig.
Als ich mit dem Philoprofessor, dessen Hauptvorlesung ich zur Zeit gasthöre, über eine sehr analoge Fragestellung diskutierte, gab er mir aber genau diese Antwort. Ich habe sie "n meinem Herzen bewahrt".
Du beziehst Dich auf Fusselhirn, aber mit Verlaub Marianne, das hat Dein Philosophieproefesor zwar sehr übsch gesagt, aber die Aussage ist nun ganz und gar unwissenschaftlich; sie drückt nur ein - natürlich legitimes - subjektives Empfinden aus, das sich einer objektiven Nachprüfbarkeit entzieht. - Deine in einem anderen Beitrag gestellte Frage nach dem "Wie" scheint mir dagegen die entscheidende zu sein. Wenn man die erste Milliardste Sekunde der Weltwerdung kennen würde, so las ich mal, dann wüsste man es. Oder auch dann noch nicht?

Fusselhirn schrieb:
Ich finde dies ist eine Glaubensdiskussion, da wir(nicht du) keine wissenschaftliche Erkenntnisse haben. Deswegen können wir(nicht du) ja auch diskutieren, oder?
Ich stelle hier nur meine Meinung und meine Fragen dar.
Bevor wir(auch du) weiter diskutieren und ich evtl. wieder deinen Stolz verletze, ein Frage.
Warum bist du so agressiv?
Die Fragen gingen an Camajan. Der letzten möchte ich mich anschließen. Warum? Sollte es so sein, dass es nicht nur fanatische Religiöse gibt sondern auch fanatische Wissenschaftsanhänger?
Fusselhirn hat Recht: Dies ist oder sollte es doch, wenn ich Louiz30 Intention richtig verstanden habe, eher eine Glaubensdiskussion werden (weshalb ich übrigens empfolhen hatte, den Thread in Religion einzustellen), aber gelegentlich ist sie zu einer - fraglos hochkarätigen - naturwissenschaftlichen geworden.

JaneS schrieb:
Kann mir jemand beweisen, dass Leben durch einen Schöpfer "erzeugt" wurde?
Kannst du beweisen, dass es nicht so ist? Laut deiner eigenen Worte (s. meine Hervorhebung) müsstest du das tun.
Die 2. Frage war an Camajan gerichtet. - Ich finde, dass JaneS damit in prägnanter Fragestellung es "auf den Punkt" gebracht hat. Beide Beweise sind wissenschaftlich unmöglich zu führen - also steht es zwischen den Gottesgläubigen und den - ich sage nicht Leugnern, denn das hieße ja Gottes Existenz bereits als erwiesen vorauszusetzen - gottlosen Gläubigen pari.
Hoffentlich verstehe ich ihn richtig; aber ich meine, Camajan hat darauf eine zutreffende Antwort gegeben:
Camajan schrieb:
Genau! Das weiss auch die Wissenschaft, deshalb
hält sie sich da völlig raus und baut ihr Theoriegerüst
ohne übernatürliche Wesen anzunehmen.
Wir sollten hier die Begriffe und Ebenen auseinanderhalten!
Also, aus wissenschaftlicher Sicht:
Evolutionstheorie ist eine - wie der Name sagt - wissenschaftliche
Theorie.
Die Aussage "Ein Schöpfer hat das irdische Leben geschaffen"
ist lediglich eine Hypothese. Dahinter steht keine
wissenschaftliche Theorie!
Die Wissenschaft sagt überhaupt nicht, dass eine
Schöpfungshypothese etwa falsch wäre! Sie sagt nur, dass
es unvernünftig wäre, diese Hypothese zum
gegenwärtigen Zeitpunkt als Ausgang einer Theorie zu wählen.

Zitat:
Zitat von JaneS.
Warum müssen ID und E einander ausschließen?


Weil ID von der Wissenschaft explizit FORDERT,
ein übernatürliches Wesen in ihre Theorien einzubeziehen!
ID ist nicht identisch mit dem christlichen Glauben. Soweit die Anhänger des ID und die Kreationisten tatsächlich verlangen, dass die Naturwissenschaftler einen übernatürlichen Schöpfer in ihre Theorien einbeziehen sollen, ist dies allerdings unzumutbar wissenschaftsfeindlich; doch - um noch einmal Ratzinger als Zeugen zu bemühen - ich vermag nicht zu erkennen, dass innerhalb der deutschen Großkrichen das jemand ernsthaft fordert.
Wenn Camajan jetzt noch anerkennen könnte - ich meine implizit hat er es längst getan - ,dass die unbewiesene und unbeweisbare Hypothese von einem Schöpfer als Ursprung alles Seins zwar falsch sein kann, aber nicht falsch sein muss, dann liegen wir doch kaum mehr weit auseinander?!
Und miriam hat mit ihrem fogenden Beitrag das Treffende dazu geschrieben:
miriam schrieb:
Angesichts dieses religiösen Fundamentalismus weist der christliche Anthropologe Jörg Splett darauf hin, dass dabei auch der Charakter der Bibel verkannt wird. Denn, so Splett, ginge es der Heiligen Schrift eigentlich um die Sinnfrage des Menschen und nicht um die Lösung der Rätsel der Naturwissenschaften:

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Führen wir nicht insgesamt ein gutes Gespräch hier? Und ich empfinde es wenigstens für mich als hilf- und lehrreich - Ziesemann
 
Nachtrag

Aus einem anderen Thread - Intelligenz und Evolution - möchte ich gern noch einen Satz Camajans bringen, der mir wegen seiner Prägnanz gut gefallen hat:
"Weil es unsinnig wäre, einen unbekannten Schöpfer, der auf unbekannte Weise nach unbekannten Kriterien eine unbekannte Schöpfung hinlegte, als wissenschaftlich Arbeitshypothese zugrundezulegen." (/quote]
Wohl wahr. - Aber es kann und braucht nicht unsinnig zu sein zu glauben, dass es einen solchen Schöpfer gibt.
Mich würde interessieren, Camajan, ob Du dieser Glaubensthese zustimmen kannst; ich vermute "ja".
Mit respektvollem Gruß - Ziesemann
 
Hallo zusammen,
ich habe mich bisher nicht zu diesem Thema geäußert weil ich einfach derzeit
zu wenig Hintergrundwissen dazu habe, lese aber interessiert mit.

Habe aber an dieser Stelle ein Anmerkung an Claus:
Du hast in einem einer Postings den Urknall angesprochen, soweit mir bekannt
wurde diese Theorie schon vor Jahren widerlegt.
Wenn ich mich nicht irre war das Ende der 80er Jahre.
Ich denke du bist näher mit diesem Thema vertraut als ich, die ich mich eher
sporadisch damit beschäftige.
Wird diese Theorie tatsächlich noch gelehrt? :confused:

LG
Phoenix
 
Bei allen Argumenten, die sich hier aus verschiedenen religiösen, philosophischen oder naturwissenschaftlichen Denkweisen ergeben, hat die Diskussion bislang nur die Grenzen zwischen ID und Evolutionstheorie etwas klarer gezogen. Unbeantwortet ist dennoch die grundsätzliche Frage geblieben, die zwar durch alle Beiträge geistert, die jedoch bislang von niemandem erklärt wurde:

Wie ist aus toter Materie komplexes, biologisches Leben geworden. Gemeint ist also die Anfangsstunde der Evolution. Danach steht uns die Theorie Darwins wieder zur Verfügung, um zu erklären, wie sich aus diesen anfänglichen Organismen dann der Rest der Natur entwickelt hat.

Dabei könnten wir uns an der folgenden - nicht abschließenden - Auswahl orientieren:

* Leben ist durch einen natürlichen Prozeß entstanden
* Leben ist durch die Einwirkung einer natürlichen Intelligenz entstanden
* Leben ist durch die Einwirkung eines Schöpers entstanden
* Leben war schon immer im Universum vorhanden
* (...)

Vielleicht können wir dies ohne Bezug auf ID oder Darwin tun und unsere ganz persönlichen Ansichten einbringen. Wir müssen ja nicht gleich den Nobel-Preis gewinnen.
 
Ziesemann schrieb:
Führen wir nicht insgesamt ein gutes Gespräch hier? Und ich empfinde es wenigstens für mich als hilf- und lehrreich

In der Tat, Ziesemann, ein Gespräch auch nach meinem Geschmack, unter anderem weil das Thema von so vielen Seiten beleuchtet wird und es uns dadurch gelingt mehr Klarheit in dieses Kapitel zu bringen.

Ziesemann schrieb:
Sollte es so sein, dass es nicht nur fanatische Religiöse gibt sondern auch fanatische Wissenschaftsanhänger?

Zwar stellst du diese Frage mit einer anderen Absicht, aber ich musste an die späte Stunde denken zu der ich gestern (heute!) geschrieben habe, und dass ich deswegen meinen Beitrag in seiner ursprünglichen Absicht etwas gekürzt habe. Nun möchte ich noch etwas hinzufügen.

Als in Kansas die Bemühungen stattfanden alles was Evolutionstheorie oder Urknall betrifft aus den Schulbüchern zu entfernen - man sprach über Kansas als "Urknallfreie Zone" - da wurde dies seitens Vertretern der aufgeklärten Wissenschaft, mit einem regelrechten Aufschrei der Empörung quittiert.
Leider kam es dann zur Gegenreaktion, hauptsächlich aus den Reihen von Soziobiologen.
Auf einmal wurde von manchen von ihnen der Mensch als eine reine Anhäufung von Genen, Aminosäuren, biochemischen Prozessen, dargestellt. Dies schloß seine religiösen Überzeugungen nicht aus. Der Mensch wurde als Gegenreaktion zu den Thesen der Kreationisten und des ID, nur noch als ein Wesen das mit seinem Überlebenskampf befasst sei, gesehen.

An dieser Stelle, möchte ich es vermeiden, dass nun Kansas oder die USA alleine als Wiege der Kreationisten betrachtet wird. Die Bewegung mit diesem Namen, fand tatsächlich in den USA statt. Aber der Kreationismus ist auch in Europa vertreten, und längst nicht nur unter Baptisten, Adventisten oder Zeugen Jehovas, sondern auch unter orthodoxe Juden und fanatischen Muslimen.
Stark vereinfacht möchte ich sagen, dass allen gemeinsam das Leugnen des Urknalls und auch das nicht Akzeptieren des Zufalls oder der Wahrscheinlichkeitstgesetze ist.
 
Zitat von Phönix:
Du hast in einem einer Postings den Urknall angesprochen, soweit mir bekannt
wurde diese Theorie schon vor Jahren widerlegt.
Wenn ich mich nicht irre war das Ende der 80er Jahre.
Ich denke du bist näher mit diesem Thema vertraut als ich, die ich mich eher
sporadisch damit beschäftige.
Wird diese Theorie tatsächlich noch gelehrt?


Die Entstehung unseres Universums mit dem Urknall ist so gut bewiesen, daß es kaum noch enrnstzunehmende Zweifel daran gibt. Es gibt zwar noch hier und da fehlende Mosaiksteinchen, aber ein wissenschaftler, der die erdrückenden beweise für den Urknall in frage stellt, ist ähnlich dran wie ein Archäologe, der die Evolution in frage stellt.

eine ganz einfache Beschreibung findest du hier:

http://www.zum.de/Faecher/A/Sa/LB8/A12G84.HTM


Gruß von Claus
 
claus, ich kenne diesen Sagan nicht, aber ich habe grundsätzliche Zweifel, dass es jemals gelingen könnte, einen Gottesbeweis zu führen, so wenig wie den gegen ihn. Meine Überzeugung gründet sich auf einer einfachen Überlegung: Gott steht außerhalb des menschlichen Fassungsvermögens, deshalb - seine Existenz voraussetzend - haben wir ja auch so große Probleme, ihn zu verstehen, z.B. warum läst er eine Tsunami-Katastrophe zu. Wahrhaft Gläubige suchen dann gar nicht erst nach fragwürdigen Antworten wie "Strafe" oder "Glaubensprobe", sondern begnügen sich mit einem schlichten: "Ich weiß es nicht, ich kann es nicht erklären."


Sorry, wenn ich Dir damit zu nahe trete, Ziesemann, aber daß Du „diesen Sagan“nicht kennst ist, muß ich Dir als offensichtliche Bildungslücke ankreiden.

Sein „Gottesbeweis“ belegt auch nicht einen persönlichenGott, der Unglück bringt oder angebetet werden will, sondern einen „intelligent designer“, um den es hier schließlich geht.

Und ich bin überzeugt, wenn du das buch gelesen hast, wirst Du mir und Sagan zustimmen, daß ein solcher Gottesbeweis , der mit Hilfe moderner Rechentechnik geführt wird und prinzipiell auch heute jederzeit schon möglich wäre, auch Deine Zustimmung findet.

Wenn man die erste Milliardste Sekunde der Weltwerdung kennen würde, so las ich mal, dann wüsste man es

Über die erste milliardstel Sekunde weiß man schon sehr gut bescheid.
Kritisch ist alles was vor der 10^-37 stel Sekunde war.

Gruß von Claus
 
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