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Evolutionstheorie und/oder Intelligentes Design

Der größte Denkfehler, meines Erachtens gewollt von den Vertretern des ID produziert, ist die Analogie zwischen Lebewesen und nichtlebenden Gegenständen, wie Maschinen, Gebäuden, oder auch komplexe Systeme wie die Computer, etc... Bei denen sind biochemische bzw. physiko-chemische Prozesse nicht vorhanden. Aber die Analogie die immerwieder von den Vertretern des ID in ihre Argumentation eingebaut wird, ist m.E. nochmals ein Zeichen dafür, dass es sich beim Intelligen Design um eine Ideologie handelt. Schon alleine das Wort Design soll doch suggerieren, dass im Hintergrund eine Designer, ein Schöpfer, steht.

Zurück zur Evolution: die Voraussetzung der Evolution, die Systeme die dazu in der Lage sind, haben als Basis Kohlenstoffe - ohne denen gäbe es die Fähigkeit zur Evolution gar nicht. Mit anderen Worten: nur wenn Kohlenstoffe existieren, sind die chemischen Bedingungen der Evolution auch vorhanden. Diese Voraussetzung fehlt bei den komplexen, nicht evolutionsfähigen Objekten.

Halten wir nochmals fest: Die emergenten Eigenschaften lebendiger Systeme (wie etwa die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Autoreplikation, Mutabilität, der Unterhalt eines Stoffwechsels usw.), anhand deren wir auf eine Evolution schließen, fehlen Computern, Uhren, dem Bild der Mona Lisa und dem Louvre völlig, so daß alle dahingehenden Analogiebeispiele wertlos werden (MAHNER, 1986, S. 75).
 
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Ich musste zuvor aus dem System (PC!) aussteigen, aber möchte noch folgendes hinzufügen:

Organische Moleküle können nur durch physico-chemische Prozesse entstehen, sie besitzen die Eigenschaft der Katalyse und nur durch diese Fähigkeiten können solche komplexe Systeme auch untereinander agieren, also interagieren. Dies ist auch die Basis von Eigenschaften wie Mutation und Selektion, aber auch der Fähigkeit der Vererbung. Dies alles, sehr kurz gefasst, sind die Voraussetzungen der Evolution.
 
Zitat von fussel:
Wie ist z. B. der Übergang von einem toten System in ein lebendiges System zuerklären? Wohl nicht mit Mutation und Auslese, oder?

Das ist die Frage!

eine Kernfrage bei dieser diskussion.
Im Weltall gibt es riesige Wolken von organischen Molekülen, bis hin zu Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen, es sind die Bestandteile der RNA gefuinden worden.
Auch in irdischen Labors hat man einfachste anorganische Substanzen durch geeignete Katalysatoren und Energiezufuhr zu den „Bausteinen des Lebens“ zusammenfügen können.
Aber losgelaufen sind sie nicht.

Hier fehlt etwas. Früher nannte man es „vis vitalis“. Ich denke, wenn man es findet, dieses unbekannte Bindeglied zwischen belebtem und unbelebtem, wird es eine Revolution in der biologie geben. (Warum eigentlich sollte es keine Revolutionen in den Naturwissenschaften mehr geben, wie bisher alle paar Jahrzehnte?)

Aber man wird keinen Designer finden, sondern einen natürlichen Vorgang, der für die plötzlich mögliche Eigen-Reproduktion der zusammengebauten Makromoleküle verantwortlich ist.

Hier habe ich meine Vorstellungen zum Thema schon einmal dargelegt, dann wäre nämlich auch geklärt, wie „die Seele“ beschaffen ist.

Thesen zu einer naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise zum Begriff Seele und ihrer Unsterblichkeit

https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?mode=hybrid&t=2399

Gruß von Claus
 
@marianne
Die Entstehung der Evolution ist nicht mit der Evolution zu erklären. Es geht darum zu erklären warum aus einer chemischen Reaktion eine biologische wurde.
Niemand bestreitet die Vorrausetzungen für die Evolution. Nur wenn wir alle bekannten Vorausetzungen zusammen nehmen, entsteht immer noch kein Leben, oder?

@Claus
genau und bis jetzt ist es eine Glaubensfrage. Mit oder ohne Evolutionstheorie.
 
Zuletzt bearbeitet:
ID vs E

Um diesen – eh schon zu langen – Beitrag nicht noch weiter auszudehnen, verzichte ich auf die Zitatfunktion und begnüge mich damit, die Diskutanten (Begriff im herkömmlichen Sinne gebraucht) , auf die ich mich beziehe, jeweils im Fettdruck zu nennen.
Zunächst danke ich Louiz30 sehr, dass er meine Anregung so bereitwillig aufgegriffen hat. Nicht gewußt habe ich, Miriam, dass dies Thema schon mal Gegenstand im Religionsforum war; nun, dann ist es ja eher von Vorteil, wenn wir es in diesem Forum mit neuen Teilnehmern erneut diskutieren.
Ich finde, Louiz30 hat eine ausgewogene Ouvertüre geboten, in keiner Weise dogmatisiert und keine „Attacken“ geritten, ich nehme an, Camajan, mit diesem Begriff willst Du die Anhänger des ID und/oder Kreationismus eindecken; aber hat sich Louiz30 als solcher zu erkennen gegeben? Hat er nicht vielmehr nur sachlich die Thesen referiert?
Auf diese absurden Auswüchse etwa Verbot der Evolutionslehre in Schulen der USA, nicht wahr Miriam, brauchen wir doch gar nicht erst einzugehen; ich bin überzeugt, dass sich in einer pluralen Gesellschaft solche Exzesse von selbst erledigen.
Auf die naturwissenschaftliche Diskussion des Entropiegesetzes lasse ich mich erst recht nicht ein – ganz einfach: Davon verstehe ich zu wenig.
Bei den nachfolgenden Thesen möchte es scheinen, als würde ich den advocatus diaboli spielen – den advocatus dei keinesfalls, denn sollte es IHN geben, hat ER das nicht nötig - , deshalb sei ein persönliches (Glaubens-)Bekenntnis vorausgeschickt, auch wenn ich das nicht gern mache: Ich bin Agnostiker. Meine Grundüberzeugung ist: Wir wissen es nicht, werden es niemals wissen.
Mühelos kann ich den meisten Thesen Camajans zustimmen, auch wenn ich ihm nicht immer so einschränkungslos zu folgen vermag wie Marianne.
1. Wissenschaft und Religion, zweifellos „inkomensurabel“ (Camajan) sind beide ohne eine Hypothese als Ausgangspunkt nicht denkbar. Bei der Mathematik ist dies z.B. die Identitätsgleichung (a = a); bei der Religion der Glaube an einen wie auch immer gearteten Gott.
2. Die Aussagen der Bibel und über sie sind nicht a priori unwissenschaftlich; es kommt darauf an, ob sie objektiv nachprüfbar, also falsifizierbar sind.
3. Beispiele: Die Aussage, dass ein Kind der Eltern Maria und Joseph, genannt Jesus, vor über 2000 Jahren unserer Zeitrechnung (genauer Geburtstag unbekannt) geboren wurde, ist eine historische, ergo wissenschaftliche Aussage. – Dass dies Kind Gottes Sohn sein soll eben nicht. – Wenn Ratzinger sagt, dass das Alte Testament für Tod und Hölle nur ein Wort kennt, Scheol, dann können Sprachexegeten dies prüfen und ggf. widerlegen. Wenn er aber des Weiteren behauptet, dass durch Christus Tod wir der Hölle der Einsamkeit des Todes entronnen sind, dann zieht er, Benedikt XVI. den Talar des Gelehrten aus und legt das Gewand des Priesters an.
4. Weitere Unterschiede: Wissenschaftliche Aussagen haben keinen Ewigkeitswert – Glaubenssätze können es haben. Jede als wissenschaftlich erkannte „Wahrheit“ ist stets nur eine vorläufige; salopp gesagt: Diese sog. Wahrheit von heute ist der Irrtum von morgen. Aber Glauben, da bin ich mal auf Mariannes Seite kann und darf man „Richtiges“ und „Falsches“ – wobei die Wertung, was wozu gehört wiederum eines wissenschaftlichen Kriteriums entbehrt.
5. Eine unwissenschaftliche Behauptung „Ich habe nachts am Fenster die Jungfrau Marie gesehen“ (Papst Pius XII.) muss deswegen nicht unwahr also falsch sein; aber die Evolutionstheorie ist wissenschaftlich, denn sie kann falsifiziert werden (was allerdings eher unwahrscheinlich ist) , und dann gilt sie eben als falsch.
6. Die Forderung Camajans, religiöse und wissenschaftliche Argumente strikt als solche auszuweisen, ist absolut richtig; sie schließen doch einander nicht aus. Doch meines Erachtens zieht Camajan nicht die Schlussfolgerung, die seine eigenen Worte nahelegen: Gerade weil es sich bei Glauben und Wissenschaft um zwei unterschiedliche Ebenen (große Zustimmung!) handelt, sind sie zur friedlichen Koexistenz befähigt. Miriams Darlegung über den Wiener Kardinal Schönborn ist folgerichtig in der Wertung korrekt. Der geistliche Würdenträger angelt in Teichen, die nicht die seinen sind und von denen er – vielleicht - nicht einmal etwas versteht. Man kann mit dem Glauben keine Wissenschaft widerlegen; aber dies Unwiderlegbarkeitsgesetz gilt auch vice versa.
7. Hartmut hat es meines Erachtens in seinem Schlusssatz (# 8) pointiert getroffen: „ID und E ergänzen sich nicht, sie können nur koexistieren wie Glaube und Wissenschaft“.
8. Dankbar bin ich Miriam für den Hinweis, dass ID und Kreationismus nicht gleichwertig falsch sind. – Und, Camajan, natürlich ist es selbstverständliche Voraussetzung jeder Wissenschaft, dass sie „in sich und nach außen widerspruchsfrei“ sein muss – das sog. Kontradiktionsverbot.
Aber die Frage nach dem Entstehungsursprung allen Seins bleibt offen. Die Zweifel trägt der „Giaur“ so in sich, wie sie im Gläubigen nagt: Was ist erste causa und der finale Sinn dieser Welt? – Irgendwann wird jeder Gläubige sich durchringen müssen zu einem Creo, quia absurdum (ich glaube, weil es absurd ist). Denn wenn Gott so erkennbar wäre, wie etwa der griechische und römische Götterglaube vermeinte, dann wäre er ein Menschengott, aber eben nicht Gott.-
Ergänzen können sich nicht Glaube und Wissenschaft, aber Religiöse und Wissenschaftler können es als Menschen sehr wohl, indem sie Reichweite und Grenzen ihre Überzeugungen darlegen und so zum gegenseitigen Verstehen helfen.
In diesem Sinne, Forumsfreunde, laßt uns fröhlich (ungleich zu spaßig) weiterdiskutieren.
Ziesemann
PS: Ich bin sicher, (noch) nicht auf alle wichtigen Beiträge eingegangen zu sein; werde versuchen, das später nachzuholen.
 
louiz30 schrieb:
@ Hartmut

Kannst du meine Frage aus # 24 noch beantworten?

Nicht in dem Sinne, wie Du es erhoffst! Du verlangst schliesslich nichts weniger, als dass ich Dir Antwort darauf gebe, wie aus einfachen organischen Molekülen komplizierte Moleküle wie die DNA und schliesslich Leben entstand. Dafür würde ich nicht nur einen Nobelpreis bekommen!

Die Vertreter des ID werfen den Evolutionsbiologen vor, dass sie noch nicht alles erklärt haben. Das ist ein billiger Einwand. Welcher ernsthafte Wissenschaftler würde das selbst auf seinem in der Regel schmalen Fachgebiet schon behaupten wollen.

Natürlich fehlt uns noch Vieles, um die Entstehung des Lebens aus der Ursuppe von anorganischen und organischen Molekülen zu erklären. Aber ID hat noch nicht einmal versucht, irgendetwas zu erklären.

Anders dagegen Leute wie der Physiko-Chemiker Manfred Eigen, Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 1967, oder Jacques Monod, Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin des Jahres 1965.

In der Physik gibt es das sehr interessante Gebiet der "Strukturbildung bei irreversiblen Prozessen", das sich mit der spontanen Entstehung geordneter Strukturen bei grossem Abstand vom thermodynamischen Gleichgewicht befasst. Oder kurz gesagt: Wie kommt es überhaupt zur Selbstorganisation der Materie? Für seine diesbezüglichen Arbeiten erhielt der belgische Physiko-Chemiker Ilja Prigogine den Nobelpreis.

Zum Schluss möchte ich noch auf die ungeheuren zeitlichen Dimensionen hinweisen, die für die Entstehung selbst der ersten lebenden Zelle notwendig waren. Es geht um ca. 1 Milliarde Jahre. Eine Zahl wie 1 Milliarde ist leicht hingeschrieben. Hast Du schon mal verinnerlicht, wie gross diese Zahl eigentlich ist? Versuch mal bis 1 Milliarde zu zählen, indem Du pro Sekunde eine Zahl aussprichst. Du brauchtest 30 Jahre!!!

Ist es denkbar, dass ein intelligenter Designer so lange braucht, um die erste Zelle zu schaffen? Wohl kaum, andernfalls wäre er ein miserabler Designer!

Gruss
Hartmut
 
fusselhirn schrieb:
@marianne
Die Entstehung der Evolution ist nicht mit der Evolution zu erklären. Es geht darum zu erklären warum aus einer chemischen Reaktion eine biologische wurde.


.
Diese Art der tautologischen Erklärung eines Paradoxons, die Du ansprichst, war mir bis vor kurzem auch völlig einsichtig.

Als ich mit dem Philoprofessor, dessen Hauptvorlesung ich zur Zeit gasthöre, über eine sehr analoge Fragestellung diskutierte, gab er mir aber genau diese Antwort. Ich habe sie "n meinem Herzen bewahrt".



Der Sinn der Frage nach dem Warum ist die Frage Warum.



Ich kann mir das nur so erklären: Es gibt neben den - hier von Fachmännern gegebenen Erklärungen, die - Da hast Du Recht, in sich widerspruchslos sein müssen - immer auch die philosophische Sinnfrage. Und auf eben diese weiß ich keine andere als die , die mir von einen Fachmann für Denken ( Logik) gegeben wurde. Sie war/ist für mich stimmig - dehalb auch meine Frage an Dich.

Grüßchen

Marianne
 
Ich bin Agnostiker. Meine Grundüberzeugung ist: Wir wissen es nicht, werden es niemals wissen.

Jein Ziesemann!

Carl Sagan hat in seinem Roman „Contact“ beschrieben, wie letztendlich der Beweis für den Designer erbracht wird.

Einem solchen Beweis kann sich, wenn er denn eines Tages so erfolgt, kein Wissenschaftler verwehren.

(Carl Sagan war ein weltweit hochgeehrter Astronom, der eben auch diesen einen Roman geschrieben hat. Der Roman ist auch verfilmt worden, aber aus Zeit- und Platzgründen sind alle Handlungen und dialoge, die sich auf das Thema „Schöpfer“ beziehen, ausgespart worden, es wird nur die story vom Flug zu den ETIs beschrieben).

Und um allen denjenigen nicht die Spannung zu nehmen, die das Buch erst noch lesen wollen, verrate ich auch keine einzelheiten :)

Gruß von Claus
 
@marianne
lol
Ich habe deine Antwort erst nicht so ganz verstanden. Bis mir aufgefallen ist, dass ich ein "warum" anstatt einem "wie" geschrieben hatte. Es ging mir gar nicht um ein Sinnfrage sondern um eine wissenschaftliche Antwort.

Wenn wir uns das Universum mit allen seinen Regeln und Gesetzmäßigkeiten inklusive dem Leben anschauen, erkennen wir dort eine intelligente Struktur, die aber auch anders aussehen könnte. Wir suchen mit der Wissenschaft immer nach dem "wie" und entdecken ein sehr komplexes Design des Welt. Auch wenn die Menschheit irgendwann einmal wissenschaftlich erklären kann, wie Leben entsteht. Bleibt immer noch die Frage: Wer hat sich ein solch tolles "Lego-Baukastensystem ausgedacht, mit dem man Leben erzeugen kann".

Also meine Frage: Welche wissenschaftliche Logik kann einen Designer ausschliessen? Lässt die Erkenntnis, das wir herausbekommen wie alles funktioniert nicht eher die Erkenntnis zu, das ebenfalls eine Intelligenz das ganze entworfen hat?

Zum Schluss noch etwas nicht ganz so ernstes: Agnostiker sind Feiglinge! :D
 
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Hi, Fusselhirn -ich gestehe, darauf kann ich Dir nicht einmal den Denkansatz einer Antwort geben.
Marianne

vielleicht doch etwas:
Wir haben als Urmenschen fast keine Frage nach dem Wie beantworten können - fanden aber immer Antworten auf das Warum. Das gab der Menschheit Sicherheit.

Heute können wir eben noch immer nicht alle Fragen des WIE beantworten, vielleicht nicht einmal stellen.


Damit bescheide ich mich .

alles Liebe - M.
 
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