AW: Die Weltwirtschaftskrise: Was tun? / !-
Hallo!
Bei dem Betrugsfall Madoff besteht der begründete Verdacht, dass dieser etwa 50 - Milliarden – Tropfen der berühmte sprichwörtliche ist, der das Fass des Weltfinanzsystems zum Überlaufen bringen könnte.
Manche von uns vermuteten, dass solch ein „Tropfen“ durch die Insolvenz einer großen Bank oder einer Firma wie General Motors entstehen hätte können.
Da jedoch bisher fast alle bisherigen offenbar gewordenen Gefahrenherde durch die staatlichen Schutzschirme vorläufig eingedämmt werden konnten, mit der Folge einer vergrößerten langfristigen Gefahr für das Finanzsystem, konnten die bisherigen Brandherde eine zeitlang eingedämmt, aber nicht generell beseitigt werden.
Nun taucht plötzlich eine Gefahr aus einem relativ kontrollierten und sicheren Finanzbereich auf.
Nun offenbart sich schlagartig, dass dieser Fall Madoff auf den ersten Blick alle Kriterien für solch einen entscheidenden Tropfen erfüllt.
Hier handelt es sich um ein auf Vertrauen aufgebautes total ruinöses Schneeball- oder Pyramidensystem mit einer relativ gesehen sehr langen Dauer von 30 und mehr Jahren und ist dadurch besonders gefährlich und brisant.
Ein allseits bekannter und integerer Mann, der als vertrauensvolle Säule der Gesellschaft galt mit vielfältigen sozialem und karitativem Engagement über viele Jahrzehnte hinweg, entpuppt sich als der bisher größte Finanzbetrüger.
Ein Teufel hätte sich keinen niederträchtigeren, wirksameren und verheerenderen Betrugsfall ausdenken können.
Die wesentlichen Gründe, die für die Vermutung sprechen, dass dies der entscheidende „Tropfen“ ist:
Sowohl die weltweite Verflochtenheit - Banken sowohl in Europa als auch in Asien sind davon betroffen, wobei allein der Finanzplatz Genf mit schätzungsweise fünf Milliarden Dollar darin involviert ist als auch die bedeutsame Tatsache, dass viele Hedgefonds bei Madoff engagiert waren.
Wie gesagt, dies ist lediglich ein begründeter Verdacht für die folgenschwere Wirksamkeit dieses Betrugsfalles.
Der fundierte finanztechnische Beweis – zu dem mir leider die Kompetenz fehlt – steht noch aus.
Gruß.
Dionysos.
Anhang:
15.12.2008
Der 50-Milliarden-Dollar-Betrug
Bernard Madoff, die große Lüge und die Gier
Bernard Madoff galt als Wall-Street-Legende, als Mann von tadellosem Ruf, als angesehener Investor. Bis jetzt. Bis er gestanden hat, Anleger mit einem Schneeballsystem um 50 Milliarden Dollar geprellt zu haben. Wie Madoff die Investoren prellte – und nun möglicherweise auch große Namen der Finanzwelt mit in die Tiefe reißt.
„Es gibt keine Erklärung, die mich unschuldig aussehen lassen könnte“, antwortet Madoff den FBI-Agenten. „Ich habe Investoren mit Geld bezahlt, das eigentlich gar nicht da war“, gesteht der 70-Jährige. „Ich denke, ich werde im Gefängnis landen. Es war alles eine große Lüge, faktisch ein Schneeballsystem.“
Ein Schneeballsystem von immensen Ausmaßen und wohl einer der größten Betrugsfälle der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte – größer als Worldcom, Enron, Tyco und all die anderen US-Unternehmen, die für Gier und Größenwahn stehen, für einen Kapitalismus, der völlig außer Kontrolle geraten ist.
Bernard Madoff, jahrzehntelang ein Mann von tadellosem Ruf, eine Wall-Street-Legende, setzt all dem noch einen drauf. (...)
Madoff hatte Kunden, die ihr Geld bei dem von ihm gegründeten Unternehmen Madoff Investment Securities LLC anlegten, hohe Renditen versprochen:
Von etwa zehn bis zwölf Prozent pro Jahr war die Rede. Der Investor hielt auch seine Versprechen und zahlte seinen Anlegern die Gewinne aus – allerdings mit Geld, das er von neuen Investoren bekam.
Das Schneeballsystem, das Madoff aufgebaut hat, fällt in sich zusammen und zieht nach Medienberichten möglicherweise auch große Namen der Finanzwelt mit in die Tiefe. So gehören etwa die französische Großbank BNP Paribas und die japanische Nomura zu den Opfern des US-Investors. Auch zahlreiche Hedge-Fonds sowie Prominente wie der Eigentümer des Baseball-Teams New York Mets seien betroffen, schreibt das „Wall Street Journal“. (...)
Die Methode, mit der Madoff die Investoren prellte, geht auf eine Idee von Charles Ponzi zurück. Der Amerikaner italienischer Herkunft entwickelte in den 20er-Jahren eine Geldanlage der besonderen Art: Er versprach jedem Investor fünfzig Prozent Zinsen, die alle 45 Tage ausgezahlt werden sollten – allerdings nur unter der Auflage, dass jeder Investor seinerseits fünf weitere Investoren einspannte. (...)
Dass seine Pyramide gerade jetzt einstürzte, liegt wohl an der weltweiten Finanzkrise. (...)
Anfang Dezember habe der Vater ihnen gesagt: „Kunden wollen rund sieben Milliarden Dollar aus dem Fonds abziehen. Wir müssen kämpfen, um die notwendige Liquidität zusammenzubringen.“
So hat der Investor nicht nur seine Kunden jahrelang getäuscht, sondern auch seine Kinder. Denn die gingen nach eigenen Aussagen von Anlagen im Wert von bis zu 15 Milliarden Dollar aus. Tatsächlich sollen aber nur 200 bis 300 Millionen Dollar übrig geblieben sein, (...)
Ein Netz von Agenten, die von Madoff unter der Hand bezahlt wurden, verbreitete die frohe Kunde über die erstaunlich stabilen Renditen des Vermögensverwalters auf Dinnerpartys und Ausstellungseröffnungen. „Buddy wirbt Buddy“ lautete Madoffs Marketing-Motto. „Jeder wollte sofort dabei sein“, beschreibt einer von Madoffs Kunden die Stimmung nach den Partys.
In der Tat funktionierte das System prächtig, wie Jeff Fischer, Staranwalt für Scheidungen in Palm Beach, beschreibt: „Jede große Scheidung, die über meinen Schreibtisch geht, hatte Portfoliopositionen mit Madoff.“ (...)
Madoffs größtes Argument bei der Kundenwerbung waren seine stets erstaunlich konstanten Renditen. „Er zahlte immer zwischen acht und zwölf Prozent pro Jahr, egal wie der Markt sich entwickelte“, sagt Ken Philips, Chef der Investmentfirma Boulder aus dem US-Bundesstaat Colorado dem „Wall Street Journal“.
Die Anleger vertrauten Madoff – auch und vor allem, weil sich sein System lange bewährte. So haben einige Anleger auch ihre Verwandten dazu gebracht, ihr Geld Madoff anzuvertrauen. „Sie begannen mit kleinen Summen“, erklärte ein Anleger der „New York Times“, „investierten fünf, 15 oder 30 Jahre lang und erhielten jedes Jahr eine große Ausschüttung. Sie konnten ihr Geld immer abziehen.“
http://www.handelsblatt.com/unterne...09455,_p=21,_t=ftprint,doc_page=0;printpage
Bei weitem am stärksten betroffen ist nach bisherigem Stand die spanische Santander, die nach eigenen Angaben 2,3 Milliarden Euro ihrer Kunden und 17 Millionen Euro auf eigene Rechnung bei Madoff investiert hatte. Konkurrent BBVA rechnet mit Belastungen von bis zu 300 Millionen Euro. Die RBS teilte mit, sie sei über den Handel und die Kreditvergabe an Hedgefonds in Madoffs Geschäfte involviert. Der mögliche Verlust belaufe sich auf etwa 400 Millionen britische Pfund (rund 450 Millionen Euro). Die Pariser BNP Paribas bezifferte den möglichen Verlust auf bis zu 350 Millionen Euro. Die Bank sei nicht selbst bei den von Madoff geführten Hedgefonds engagiert, wäre allerdings über den Handel und die Vergabe von Krediten indirekt betroffen.
Der japanische Finanzriese Nomura hat nach eigenen Angaben 27,5 Milliarden Yen (knapp 225 Millionen Euro) verloren. Die Auswirkungen für den Konzern seien jedoch "begrenzt", erklärte Nomura am Montag. Von der italienischen Unicredit hieß es, das Engagement liege bei rund 75 Millionen Euro. Der in Dublin ansässige Vermögensverwalter Pioneer Investments sei indirekt bei Madoff engagiert. Italienische Kunden seien nicht betroffen, schreibt Unicredit in einer Mitteilung an die Börse. Die Pariser Société Générale beurteilte das Engagement bei Madoff als "verbachlässigbar". Es liege unter 10 Millionen Euro, teilte die Bank mit.
„Milliarden kamen von den Hedgefonds
Das wirklich große Geld kam aber aus der Hedgefondsbranche. So habe allein die Fairfield Greenwich Group, ein Dach-Hegdefonds, bei Madoff 7,5 Milliarden Dollar angelegt.“
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,druck-596442,00.html
„Das über Jahre gewachsene Vertrauen in Madoff und in die Sicherheit der Anlagen blieb groß. Bei Anlegern, von denen viele der jüdischen Gesellschaft angehörten, galt Madoff als eine Art „jüdische Staatsanleihe“. Sichere Anlagen als Staatsanleihen gibt es nicht. Zur Reputation von Madoff trug auch bei, dass er viele Anleger abwies. In manchen Golfclubs von Palm Beach war eine Mitgliedschaft auch deswegen attraktiv, weil damit ein Eintritt zu Madoffs Fonds leichter wurde.“ (...)
„Normalerweise haben Firmen von der Größe Madoffs Hunderte Mitarbeiter, um den Verwaltungsaufwand zu erledigen. Am Ausmaß des Betrugs zweifeln die Behörden dennoch nicht. „Wir haben nur noch nicht ermittelt, wie er es gemacht hat“, sagte ein Anwalt der Börsenaufsicht.“
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21...904C531025C29AB3~ATpl~Ecommon~Scontent.html