Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob zu Recht von einer Fehlentwicklung der Menschheit die Rede sein kann, bzw. in welchem Sinne.
Du bist sicher nicht der einzige, der meine Behauptung, dass die Menschheit sich fehlentwickelt hat, anzweifelt, aber m.W. der erste hier im Beitrag, der danach fragt, in welchem Sinne das so sein sollte. Ich vermute sogar, dass die meisten Menschen es richtig oder sogar toll finden, wie die Menschheit sich entwickelt hat und welche Fortschritte sie im Laufe der Zeit gemacht hat. Denn letztlich profitieren wir alle (mehr oder weniger) davon und leben im Gegensatz zu früheren Zeiten ein ziemlich komfortables und bequemes Leben. Also zumindest wir, die wir in der sogenannten "zivilisierten Welt" leben, in der auch für diejenigen gesorgt wird, die nicht dazu in der Lage oder gewillt sind und in der niemand verhungern muss. Von daher könnte ich mir einfach denken, dass doch alles gut ist und mir keine Gedanken mehr darüber machen, aber ist es das wirklich oder hat die Menschheit nicht doch eine gewisse Grenze überschritten?
Menschen sind mitunter blutrünstig und unbarmherzig - aber das findet sich auch in der übrigen Natur. Wer schon einmal die sadistische Lust seiner Hauskatze beobachtet hat, kennt das. Der Mensch aber weiß, oder bildet sich zumindest ein, dass er auch anders könnte: gütig sein.
Ja, die Naturgewalten und Verhaltensweisen in der Tierwelt kann man als brutal und grausam bezeichnen und man kann damit auch die Gewalttaten und Verbrechen der Menschen zu rechtfertigen oder entschuldigen versuchen, bzw. es tun und nicht selten wird dafür das Beispiel mit der "sadistischen Lust" einer Hauskatze genannt, aber die Katze quält und tötet ihr Opfer nicht aus Lust oder Sadismus, sondern weil es ihr Überlebenstrieb ist. Und der steckt eben auch (noch) in satten Hauskatzen, die nicht selbst jagen müssen, um zu überleben, sondern gefüttert werden. Die einzigen Lebewesen, die
auch aus "Lust" quälen oder töten und die sadistisch sein können, sind m.E. die Menschen. Und einen Menschen, der das tut, kann man wohl nicht als gut bezeichnen, oder?
Aber da wird es auch direkt schon wieder kompliziert, denn die Vorstellungen von Gut und Böse beim Einen decken sich selten mit denen beim Anderen.
Naja, es gibt aber überall auf der Welt die gleiche Ansicht und auch die entsprechenden Gebote oder Gesetze, dass z.B. Mord ein Verbrechen und eine böse Tat ist. Die einzigen, die das vielleicht nicht so sehen, sind wohl die Mörder selbst. Und die Menschheit ist sich auch weitestgehend darin einig, dass es gut ist, lieb, hilfsbereit und verständnisvoll zu anderen zu sein und dass es böse ist, andere Menschen zu bestehen, zu betrügen, zu schlagen/verletzen, zu vergewaltigen, zu quälen, etc. Diese Moralvorstellung oder Richtlinien bringt man schon den kleinen Kindern (auf der ganzen Welt) bei, obwohl m.E. jeder Mensch dazu in der Lage ist, selbst zu erkennen, was gut oder böse und was richtig oder falsch ist. Denn alles was man selbst nicht angetan bekommen möchte, werden die anderen Menschen genauso empfinden. Also, zumindest wenn es sich dabei nicht um einen Masochisten handelt, der gerne gequält wird. Bezüglich dem, was nicht gut, sondern böse (oder schlecht) ist, würde wohl die goldene Regel (oder das Gebot):
"Was Du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu", schon ausreichen, um zu wissen, was damit gemeint ist.
Und was mir besonders bedenklich erscheint: gerade diejenigen, die von sich selbst glauben, für das Gute in der Welt einzutreten, sind nicht selten die Grausamsten. Die Anhänger des wahren Glaubens sind nicht selten die schlimmste Geißel der Menschheit. Ayatolla Chomeini war ein Schuft dieser Sorte.
Das stimmt, es gibt einige Menschen, die sich sehr geschickt als besonders gut darstellen (können), aber damit nur ihre eigenen Vorteile erlangen (wollen). Und von dieser "Sorte Mensch", gibt es wahrscheinlich sogar viel mehr, als sich die meisten vorstellen können.
Wo ist der Maßstab für gut und böse? Oder hat Nietzsche Recht, wenn er diese Messlatte verwirft, und sie ersetzen will durch die von gut und schlecht, von stark und schwach?
Man kann natürlich beides sagen. Beim Wetter würde ich auch sagen, dass es gut oder schlecht ist und Lebensmittel können ebenfalls gut, also bekömmlich und gesund oder schlecht, also verdorben oder ungesund sein, aber bei den Menschen finde ich es manchmal angebracht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. So muss ein Mensch, der eine schlechte Angewohnheit hat oder (auch einmal) etwas Schlechtes tut, kein böser Mensch sein und einer der, wie oben schon erwähnt, etwas Gutes tut/sagt, muss kein guter Mensch sein. Letztlich kann jeder mal böse (auf etwas oder jemanden) werden, ohne etwas Böses zu tun, aber m.M.n. gibt es auch Menschen, die wirklich böse sind und auch sehr böse Taten begehen, wie z.B. Psychopathen, die zu Serienmördern werden.
Ich habe mich schon oft gefragt, warum einige das Wort Böse ablehnen und durch das Wort Schlecht ersetzen wollen, muss aber zugeben, dass man streng genommen tatsächlich treffender "Gut und Schlecht" und "
Lieb und Böse" sagen würde, weil das doch aus logischer Sicht besser passt.
Das "Gut und Böse" habe ich jedoch bewusst ausgewählt, um das Innenleben eines Menschen bildlich darzustellen:
https://www.denkforum.at/attachments/06-das-ich-ausgeglichen-c-jpg.3781/ und sehe die beiden gegensätzlichen "Pole" nicht als grundsätzlich gut oder schlecht an, sondern wie das "Plus und Minus", als etwas Zusammengehöriges, das ohne den Gegenpol nicht existieren und funktionieren kann. Problematisch wird es m.M.n. erst dann, wenn eine der Eigenschaften zu stark oder zu schwach ausgeprägt ist, also wie ich es in dem Kommentar:
#2.868 durch die verschiedenen Grafiken dargestellt habe, denn offenbar kommt es nur auf ein "gesundes" Gleichgewicht von allen Eigenschaften an. Und genau
das könnte bei der Menschheit ins Wanken oder ganz "aus dem Ruder" geraten sein und vielleicht auch für ihre "Fehlentwicklung" verantwortlich sein.