.................Wenn es so einfach wäre, sein Glück und seine Zufriedenheit zu finden, frage ich mich, warum die Anzahl der psychisch kranken Menschen gerade in unserer zivilisierten Welt so dramatisch zunimmt. Und zwar nicht nur bei den älteren oder alten Menschen, die durch ihren Ruhestand soziale Kontakte und auch ihre Selbstbestätigung verlieren, die durch Todesfälle von Freunden und Ehepartnern in die Einsamkeit geraten, sondern die Anzahl von Depressionen nimmt in allen Altersgruppen zu. Und da heraus zu kommen, ist leider nicht so einfach, wie du es hier schilderst..........
Ich weiß, dass es nicht einfach ist.
Allerdings ist mit der Aufzählung der widrigen Umstände und Zustände das Problem auch nicht gelöst.
Auch sollte vermieten werden, einiges zusammenzupacken, was einzeln betrachtet schon problematisch genug ist.
Der Betrachtungspunkt ˋLeiden unter der Einsamkeitˋ sollte nicht gleich vermengt werden mit Depression und psychischen Krankheiten, auch wenn das ´Gefühl der Isoliertheit´ die Vorstufe einer krankhaften Entwicklung sein kann.
Es gibt viele Ursachen für Einsamkeit und es ist ganz bestimmt nicht so einfach zu verhindern, dass man da hineingerät und sicher noch viel schwerer, da wieder herauszufinden, wie du es zu glauben scheinst. Ich denke, dass wohl jede Zeit sein Gutes und Schlechtes hat, finde aber nicht, dass es heute so viel besser ist, wie du es in deinem Kommentar beschrieben hast.
Ich gebe dir ja in vielen Dingen Recht und deine Beobachtungen sind auch die meinen; auch die Betrachtung der Gegenwart ist für mich recht ambivalent. Die derzeitigen gesellschaftlichen Erscheinungen haben jedoch - wie alle Dinge - mindestens zwei Seiten.
Die eine Seite ist, dass es für den Einzelnen - früher nie dagewesene - Möglichkeiten der individuellen Entfaltung gibt.
Die Entwicklung der Individualität ist eine echte Chance für die Persönlichkeit eines Menschen Erfüllung zu finden und eine Reife zu erlangen, die ihn auch eine gewisse Resilienz beschert.
Leider, und das ist die Kehrseite, ist Individualität etwas, was vielen immer noch suspekt ist. Ein selbstbewusstes, authentisches Leben zu führen, unabhängig von der Meinung der anderen zu sein, ist für viele, die das Leben in der Herde bevorzugen, ein Unding.
Nur sind die Herden eben nicht mehr so beständig, wie das früher der Fall war.
Arbeitsverhältnisse, Ehen (Familien), Lebensgemeinschaften, Freundschaften, Nachbarschaften sind einem wesentlich schnelleren Wechsel unterworfen und haben viel von ihrer Verlässlichkeit eingebüßt.
Da ist es schon als Fehler zu betrachten, wenn man sich als Bestandteil der äußeren Umstände definiert.
Auf die Frage ´wer bist du?´ zu antworten:
- ich bin die Mutter meiner Kinder
- ich bin die Oma meiner Enkel
- ich bin ein reiner Familienmensch
- ich arbeite viel ehrenamtlich
- ich bin die gute Seele in unserem Viertel
ist absolut in Ordnung, provoziert aber die Frage:
Was bist du denn noch, wenn die Kinder aus dem Haus sind (und sonst wo wohnen), die Enkel groß sind (und nur noch selten vorbei kommen), die Familie auseinanderfiel, die meisten aus der Nachbarschaft gestorben sind ?
Wenn das, was der Lebensinhalt war, auf einmal wegfällt, ist da auf einmal ein Riesenloch.
Menschen brauchen Zuwendung (um das Wort Liebe ersteinmal zu vermeiden).
Menschen, die gelernt haben genug Eigenliebe aufzubauen (und gelernt haben Liebe zu leben), werden durch die äußeren Umstände selten gebrochen. Wer in jungen Jahren gelernt hat zwischen Alleinsein und Einsamkeit zu unterscheiden und das Alleinsein schon immer auch genießen konnte, wird im Alter damit auch nicht so große Probleme haben.
Leider haben viele mit dem Alleinsein lebenslang Probleme und ein starkes Mangelempfinden, sobald es ruhig wird.
Die Menschen werden immer älter und ich beobachte, dass viel auch gute Wege gefunden haben, Kontakte zu pflegen.
So treffen sich viele Gruppen von ehemaligen Klassenkameraden zu wöchentlichen oder vierzehntägigen Zusammenkünften. Wandergruppen, die zweimal im Monat losziehen und so manche die zu zweit oder zu dritt unterwegs sind.
Mir ist schon klar, dass das nicht allen gelingt und mancher auch gar nicht mehr mobil genug ist.
Mir geht es darum, dass Menschen sich frühzeitig (solange sie noch "fit" sind) Gedanken machen sollten, wie sie das Älterwerden gestalten wollen und sich auf ein mögliches Alleinseinsein einstellen.
Viele Menschen schieben solche Gedanken ersteinmal weit weg, fühlen sich solange sie "in action" sind wichtig und gebraucht. Sobald der Trubel (der Job, Kinder, Enkel, Partner) vorbei ist, fängt die Leere an zu beißen.
Es ist und bleibt ein schwieriges Thema und ich bilde mir nicht ein Lösungen zu haben.
Früher haben die Menschen gearbeitet bis sie tot umfielen, da war nicht viel mit Altersruhestand. Heute hängen mal locker 25 Jahre Rentnerdasein hinten dran, nur die müssen rechtzeitig vorbereitet und sinnvoll gestaltet werden. Und das nimmt den Einzelnen niemand ab und auf der Strecke kann ich einiges tun.
LG * Helmfried
P.S.: Ich lese gerade deinen Beitrag über dem meinen und freue mich, dass du der Sache doch auch etwas positiver gegenübertreten kannst.