archaisch zugrundeliegender sachverhalt und drübergestreute gesellschaftsmoral
für deinen ersten absatz bräuchte ich ein praktisches beispiel...was sind archetypische wahrheiten, ich komm nicht drauf...
dankeschön
gerne.
ein beispiel: jemand beschuldigt wen anderen zu unrecht.
also hat dieser beschuldiger ein
unrecht begangen - das ist aus archaischer sicht nunmal DA - und BEDARF einer lösung, die vom beschuldiger herbeigeführt werden MUSS.
die passende - archaisch stimmige - lösung ist die, dass der beschuldiger beim beschuldigten abbitte leistet, indem er sein unrecht zugibt.
kann ihm der beschuldigte vergeben, dann ist der fall gelöst.
das sind grundsätzlich die archaisch stimmigen abläufe.
welche durch weitere komplikationen noch ausgeweitet werden können; z.b. indem der beschuldiger die beschuldigung
vorsätzlich vornahm; oder indem erSie sein unrecht nicht zugab, sobald erSie davon wusste; oder indem der beschuldigte unversöhnlich bleibt...etc...
ds sind also für diesen fall x ganz bestimmte archetypische abläufe und prozess-stadien erkenntlich. diese können natürlich auch "ritualisiert" werden.
dennoch sollte klar sein, dass jeder fall ein einzelfall ist und bleibt und die notwendige lösung erst da ist, wenn alles unrecht eingestanden und auch vergeben ist.
durch rein ritualisierte gesten kann das nicht geschehen - diese gesten MÜSSEN mit echtheit erfüllt sein.
soweit so gut.
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nun die heutige situation der moral:
werden aus dem obigen beispiel falsche ableitungen getroffen oder einst passende gesten ohne inhaltlichen bezug übernommen, kommt eben der blödsinn raus, der unsere kulturen heute plagt.
denn es genügt ja nicht nur so zu tun, als würde man bereuen - ohne dass diese reue den geschädigten
erreichen kann.
ebenso genügt es nicht nur so zu tun als würde man vergeben, wenn es nicht auch innerlich der fall ist - und damit ebenso den schuldner
erreichen kann.
es geht also darum, dass die beiden betroffenen (beschuldiger und beschuldigTer)
einander wieder erreichen und somit das unrecht ein für allemal aus der welt geschafft werden kann.
dieser umstand ist der ALLERWICHTIGSTE beim aktuellen beispiel.
alles andere ist und bleibt nur firlefanz bei der ganzen sache!!!
ebenso bringt es nichts, jeden tag generell um entschuldigung für vielleicht neuerlich begangenes unrecht zu bitten (gott oder personengruppen), ohne dass man sich an dieses spezielle opfer von bereits begangenem unrecht wedet.
und ebensowenig ist die sache erlöst, wenn man von irgendjemandem außenstehenden absolution erhält, ohne den geschädigten um vergebung zu bitten bzw. das unrecht zu sühnen ...etc.pp.
und natürlich ist es total daneben, wenn der beschuldiger alles abstreitet und weiterhin seinem opfer (dem zu unrecht beschuldigten) die schuld vorwirft. und wenn ihm auch noch geglaubt wird, weil erSie die bessere rhetorik und den besseren rechtsanwalt hat. dann wird das unrecht noch viel größer - und wächst sich zu einer riesigen SCHULD aus. beteiligen sich auch noch andere daran - wider besseres wissen - machen sie sich mitschuldig und vergrößern die schuld damit. ganze volksgruppen können von solchen themen betroffen sein - und daraus kann unversöhnlichkeit entstehen. das, was da grad in israel passiert, gehört zu so einem themenkreis.
doch die heutige welt ist voll von irgendwelchen worthülsen (genannt: argumente) oder sonstigen automatismen, irgendwelchen gesten, irgendwelchen rechsprechungen, irgendwelchen rechtgebern, die alle nicht bis zur wurzel des geschehens vordringen. und demgemäß auch nur an der oberfläche irgendwas vorgeben, was mit dem tatsächlichen, archaisch entstandenen sachverhalt fast nichts mehr zu tun hat. es ist wie in der werbung, wo jeder spürt, dass alles nur so irgendwie dahingesagt ist.
was man aber wirklich - wirklich, wirklich,
WIRKlich (weil WIRKsam) - bräuchte, wissen die menschen oft gar nicht mehr.
(nämlich dass sie anstatt eines spülmittels für den geschirrspüler einen anderen, persönlich zufriedenstellenden arbeitsplatz bräuchten.)
ich hoffe, ich konnte (leider wieder sehr wortreich!) erklären, was ich meine.