Ich kenne die Einwände, aber ich halte die Astrologie nicht für eine Praktik, bei der Himmelskörper eine Rolle spielen, sondern Urprinzipien.
Nun, das ist wenigstens einmal eine Argumentation zur Sache. An einem Beitrag wie diesem kann sich dieser Thread entwickeln, denn bislang hatten eine Reihe von Beiträgen nur den Charakter von Pamphleten.
Es ist bei vielen Verfahren so, dass mich das Weltbild dahinter nicht überzeugt. Ich finde den Naturalismus insgesamt unüberzeugend, aber ich bin im Internet, das ist auf den Regeln desselben errichtet. Vielleicht ist das ein performativer Selbstwiderspruch, vielleicht muss man aber auch nicht alles an der Theorie kaufen, hm? Da gibt es auch interessante Anschlussdiskussionen, bspw. ob man morgens zur Darmspiegelung und nachmittags zum Schamanen gehen kann oder anders: Ist man genau einem Weltbild verpflichtet?
Nicht zwingend, aber es sollte darauf ankommen, in welchem Zusammenhang (1.) und inwieweit die Logik schlüssig ist, der sich die Lehre selbst unterwirft (2.).
zu 1.:
Um es einmal profaner zu sagen - man kann auf zwei Arten kochen: Entweder man kocht streng nach einem Rezept und wiegt und misst alle Zutaten ab. Oder man kocht nach Gefühl, Inspiration und Kreativität. Das eine muss nicht besser oder schlechter sein als das andere, und beide Methoden ergänzen sich sogar.
Es gibt aber Zubereitungen, bei denen das Kochen "nach Gefühl" nicht funktioniert, Backen z.B. oder Desserts - was den Grund darstellt, warum selbst der erfahrenste Patissier immer wiegen und messen wird.
zu 2.:
Nicht ich bin es, der einen Zusammenhang zur Astronomie und der Position der Planeten vor einem Fixsternhintergrund herstellt, um daraus wie auch immer geartete Schlüsse zu ziehen. Die Astrologie selbst tut es, sie selbst berechnet die Positionen, die seit mehr als 2.000 Jahren nicht mehr der astronomischen Realität entsprechen - und somit auch nicht den Aussagen, die die Astrologie selbst fällt.
Was ist also von Aussagen wie "Planet X in Sternbild Y zum Zeitpunkt Z" zu halten, wenn dies einer selbst behaupteten Realität gar nicht entspricht? Zumindest heute nicht mehr, sondern zuletzt vor mindestens 2.100 Jahren ... und in gewisser Weise eigentlich niemals, weil
die postulierten Sternbilder gar nicht die postulierten, gleichen Ausdehnungen haben? Es ein 13. Sternbild gibt?
Für mich kann das nur von kulturhistorischem Interesse sein, wie etwa die Alchemie oder Goethes Farbenlehre.
Erstere ist von rein allegorischem Charakter und führt nicht zu den behaupteten Prozessen, letztere war bereits zu Goethes Lebzeiten falsch.
Die Alchemie war der Vorläufer der wissenschaftlichen Chemie und die Astrologie der Vorläufer der Astronomie. Das bedeutet aber nicht, dass es sonderlich sinnvoll wäre, die Alchemie heutzutage noch auszuüben.
Da gibt es häufig die 'Kann ja gar nicht sein' Antwort, die den praktischen Erfolg manchmal zugesteht - manchmal auch nicht, dann wird es besonders seltsam bis unappettilich ... aber auch selbstentlarvend - aber argumentiert, dies passiere aus anderen, als den gedachten Gründen. Da wird dann meistens psychologisch argumentiert, gerne auf der Basis von Theorien, die inkonsitenterweise an anderer Stelle, ebenfalls fundamentalkritisch, in Bausch und Bogen verdammt. So eine taktische Inanspruchnahme, bspw. des Unbewussten, ist natürlich etwas schlüpfrig, aber das ist erst die Ouvertüre.
Ich zitiere hier einmal den Beitrag des Wissenschaftsphilosophen Karl Popper zur Astrologie (Wikipedia), den ich ziemlich schlüssig finde:
Karl Popper unterschied Anfang der 1950er Jahre zwischen Wissenschaft, Pseudowissenschaft und Metaphysik im Rahmen des von ihm begründeten Kritischen Rationalismus, der die Wissenschaftstheorie bis in die 1970/1980er Jahre, in der Hochmoderne, stark prägte. Der Fall Astrologie stellt nach Popper ein übliches Unterscheidungsmerkmal in Frage: Oft werde argumentiert, dass sich Wissenschaft von Pseudowissenschaft oder Metaphysik dadurch abgrenze, dass sie eine empirische Methode verwende, die von Beobachtungen und Experimenten ausgeht. Dies treffe aber auch auf die Astrologie zu, die eine stupende Masse von empirischen, auf Beobachtung basierenden Belegen sammle und dennoch nicht wissenschaftlichen Standards genüge. Für Popper lag das daran, dass Astrologie (darin in seiner Sicht der Psychoanalyse ähnlich) eher wie ein „Mythos“ funktioniert, der nach Bestätigung seiner Überzeugungen sucht, statt Hypothesen ergebnisoffen an der Wirklichkeit zu testen. Astrologen seien beeindruckt und fehlgeleitet von dem, was sie für Bestätigungen ihrer Annahmen halten. Mehr noch, sie formulierten ihre Interpretationen und Prophezeiungen so vage, dass alles, was als Widerlegung gelten könnte, leicht wegargumentiert werden könne. Das zerstöre die Testbarkeit der Theorie, die dadurch nicht falsifizierbar sei. So sei auch nicht die Herleitung aus archaischen Mythen das wesentliche Problem der Astrologie – das gelte für alle wissenschaftlichen Theorien –, sondern dass sie sich nicht in Richtung einer Testfähigkeit entwickelt habe. In diesem Sinne sei die Astrologie in der Vergangenheit aus den falschen Gründen kritisiert worden: Anhänger von Aristoteles und andere Rationalisten, bis hin zu Isaac Newton, hätten vor allem die Annahme der planetarischen Wirkung auf terrestrische Ereignisse angegriffen. Dabei basiere sowohl Newtons Theorie der Schwerkraft als auch die Gezeitentheorie im Kern auf astrologischen Denktraditionen. Während dieser Umstand bei Newton großen Widerwillen ausgelöst habe, hätte Galileo Galilei die – heute allgemein anerkannte – Gezeitentheorie aufgrund ihrer historischen Wurzeln komplett abgelehnt. Für Popper war Astrologie somit eine Pseudowissenschaft (Scheinwissenschaft), da sie zwar induktiv und empirisch vorgeht (und damit wissenschaftlichen Anschein erweckt), sich aber systematisch ihrer Überprüfung entzieht und damit den wissenschaftlichen Anschein nicht einlöst.
Wikipedia, Astrologie
Es gibt fraglos zahllose Einflüsse von Sonne und Mond auf die Geschehnisse auf der Erde, einfache Beispiele sind Pflanzenwuchs, Sonnenbrand und Gezeiten. Beim Einfluss des Pluto bin ich mit schon weniger sicher.
Sonne und Mond bestimmen durch die Gravitation die Gezeiten, können sich gegenseitig verstärken oder abschwächen. Nur: Wenn die Graviation von Sonne und Mond die Tide um max. 10 Meter heben, dann verstärken alle Planeten in Perlschnur-Reihe - eine äußerst seltene Konstellation - die Tide um einen einzigen Millimeter.
Der Einfluss des Mondes auf den Pflanzenwuchs wird sogar von Teilen der Landwirtschaft und Forstwirtschaft behauptet - ob dem aber so ist, das ist äußerst umstritten und gilt als nicht belegt.
Persönlich habe ich die Anforderung an eine Berücksichtigung des Mondstandes mehr als völlig kontraproduktiv erlebt.
In der Küche eines Ordens war der Abt z.B. der Meinung, wir sollten die Beseitigung von Stockschimmel an den Küchenwänden von einem gewissen Mondstand abhängig machen. Leider kannte sich aber von uns keiner mit Mondständen aus, was in der Praxis nur dazu führte, das die dringend geforderte Maßnahme gar nicht durchgeführt wurde.
Irgendwann hatten wir dann die Faxen dicke, ignorierten Mondstände und behandelten die Wände mit verdünnter Chlorbleiche - und das Problem war gelöst, und zwar ziemlich dauerhaft.
Noch klüger wäre es sicherlich gewesen, die wirkliche
Ursache des Problems Stockschimmel anzugehen - die zu hohe Luftfeuchtigkeit und zu hoher Nährstoffgehalt der Luft, beides aufgrund fehlender Dunstabzüge - anstatt etwas über Mondeinflüsse zu schwallern und auf deren Berücksichtigung zu pochen.