AW: Das Wesen des Menschen
Im Unterschied zu Augustinus, der den Willen als primäre Seelenkraft annahm, denn nach Augustinus entscheidet erst der Wille darüber, worauf ich meine Vernunft richte, wertet Thomas von Aquin die Vernunft auf. Die Vernunft steht über dem Willen. Ganz im Sinne Kants und seinem kategorischen Imperativ geht Thomas davon aus, dass wenn ich etwas als richtig erkannt habe, werde ich es auch tun. Darüberhinaus wertet er das Irdische auf. Bei Augustinus war zwar das Körperliche an sich nichts Schlechtes, weil von Gott geschaffen, dennoch galt für die Seele, das Körperliche zu überwinden. Die Seele ist bei Augustinus das eigentlich Wahre, das das Körperliche unterdrücken und sich von den körperlichen Kräften abwenden soll. Thomas hingegen behauptet ganz im sinne von Aristoteles, dass die Seele die Form des Körpers ist. anima forma corporis. Alles besteht aus Materie und Form. Also der Tisch besteht aus zb Holz als Materie, aber erst die Form macht das Holz zum Tisch. Genauso beim Menschen. Ohne den Körper existiert die Seele nicht. Das Irdische, das Materielle wird aufgewertet, genauso wie die sinnliche Wahrnehmung, die nun nicht mehr wie bei Platon bzw im Neuplatonismus hin zu den ewigen, unwandelbaren Ideen, die das Eigentlich Wahre sind, überstiegen werden muss.
Der Weg ist frei für die neuzeitliche Wissenschaft.... Thomas nimmt Bereichstrennungen vor. Die Philosophie wird zusammen mit der Naturbeobachtung von der natürlichen und übernatürlichen Theologie getrennt.
lg