Da mein Anliegen wohl schwer nachzuvollziehen ist, ohne dass man meine persönliche Geschichte zumindest in groben Zügen kennt, hier einiges zu meiner Person: Ich bin Mitte 30 und leide seit etwa 20 Jahren an mehreren schweren psychischen Erkrankungen. Ich will hier nicht auf Details eingehen, aber zusammenfassend kann man sagen, dass ich mich seit zwei Jahrzehnten in einer Vorhölle befinde.
Durch diese Erfahrung ist es mir möglich, den Wunsch auf einen schnellen und schmerzlosen Ausgang, den viele Menschen haben, nachzuvollziehen. Wenn ich mir nun die derzeitige Lage bei den "Sterbehilfe"-Gesetzen in Deutschland ansehe, packt mich das Grausen. Dort heist es sinngemäß, dass "nur bei schwersten körperlichen Krankheiten in extremen Ausnahmefällen" Suizidbegleitung angeboten werden könne, also im Klartext: praktisch nie. Denn welcher Arzt will sich das Urteil anmaßen, nun tatsächlich einen "schwersten extremen Ausnahmefall" vor sich zu haben und so seinen Job zu riskierern und eventuell sogar seine Freiheit.
Ich denke, die meisten Menschen werden daher diesen Schritt mit mir gehen, dass zumindest im Bereich der chronischen körperlichen Krankheiten eine starke Lockerung der Gesetze nötig ist. Unheilbar körperlich kranke Menschen sollten ausnahmslos und unkompliziert jederzeit Zugriff auf "Nap" oder ein ähnliches Mittel haben können. Oder gibt es schon hier jemanden, der widerspricht?
Ich persönlich gehe aber noch viel weiter. Da ich weiß, wie sich chronisches psychisches Leiden anfühlt, bin ich der Ansicht, dass auch in solchen Fällen der Zugriff auf Nap ermöglicht werden sollte. Meinetwegen sollen die Hürden etwas höher sein als in oben genannten Fällen, zum Beispiel könnten drei Fachärzte unabhängig voneinander eine Entscheidung treffen oder ähnliches, wie etwa in Belgien. Ich sehe wirklich keinen Grund darüber hinaus eine Unterscheidung zwischen körperlichem und psychischem Leiden zu machen. Wenn man weiß, wie es sich anfühlt, gibt es diesen Unterschied nicht. Leider ist dies nicht zu beweisen.
Als letzten Schritt würde ich sogar so weit gehen, ein Grundrecht auf ein schmerzloses Ende zu fordern. Diesen Schritt werden wohl nur noch wenige mit mir gehen, da er sehr radikal ist. Aber letzten Endes sehe ich wirklich nicht ein, warum man sich überhaupt rechtfertigen muss, wenn man aus diesem erbärmlichen Spiel aussteigen will. Eine moderne, aufgeklärte Gesellschaft sollte es als gegeben hinnehmen, dass es Mitbürger gibt, die einfach nicht mehr können oder wollen, und somit auch nicht mehr MÜSSEN. Denn die momentane Gesetzeslage sagt ja im Klartext: Wenn du raus willst aus diesem Zirkus, dann musst du eben Eigeninitiative ergreifen - an diesem Punkt können wir dir nicht mehr helfen. Und dann verzweifeln die Leute und versuchen es mit irgend einer Schrottmethode, die sie dann statt ins Grab in den Rollstuhl versetzt oder ähnliches.
Ich frage mich derzeit tatsächlich, ob ich nicht gerichtlich versuchen werde, hier eine Änderung herbeizuführen. Mir ist natürlich klar, dass das ein Kampf David gegen Goliath und durch sämtliche Instanzen gehen wird, aber was habe ich schon zu verlieren? Schlimmstenfalls verliere ich den Prozess und bleibe auf den Gerichtskosten sitzen, dann habe ich eben noch ein Problem mehr und darauf kommt es auch nicht mehr an. Ich frage mich, ob es hier schon Präzedenzfälle gab. Falls ja, bitte gerne Infos in die Kommentare schreiben, würde mich interessieren.