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Die Verdrängung des Schattens und des Todestriebes

Wie kommt es, dass Menschen ohne Arme und Beine, absolute Krüppel würde der Volksmund sagen, öffentliche Veranstaltungen zur Motivation und Lebensberatung abhalten. Sie werden gefeiert, weil sie so glaubhaft sind. Es gibt mehrere solcher Menschen auf der Erde die eine absolut beeindruckende Show absolvieren. Ein Defizit ist kein Grund keine gute Lebensqualität zu praktizieren. Auch Contergan-Geschädigte ist ein gutes Beispiel, sie haben ein überragendes Selbstbewusstsein, nicht ohne Grund, sie können ohne oder verstümmelten Extremitäten leben, das schafft Urvertrauen.
 
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Wie kommt es, dass Menschen ohne Arme und Beine, absolute Krüppel würde der Volksmund sagen, öffentliche Veranstaltungen zur Motivation und Lebensberatung abhalten. Sie werden gefeiert, weil sie so glaubhaft sind. Es gibt mehrere solcher Menschen auf der Erde die eine absolut beeindruckende Show absolvieren. Ein Defizit ist kein Grund keine gute Lebensqualität zu praktizieren. Auch Contergan-Geschädigte ist ein gutes Beispiel, sie haben ein überragendes Selbstbewusstsein, nicht ohne Grund, sie können ohne oder verstümmelten Extremitäten leben, das schafft Urvertrauen.

Das sind Betrachtungen mit induktiven Schlussfolgerungen.
Natürlich gibt es solche Beispiele, aber sie sind auch die Ausnahme.
Unter den von Dir beschriebenen Umständen, ein Selbtvertrauen aufzubauen, dass bis zur beeindruckenden Show befähigt, ist nur unter ganz bestimmten Umständen denkbar. Hier hat das Umfeld eine Riesenaufgabe, die von vielen nicht gestemmt werden kann. Ich muss ja auch bedenken, dass es nicht nur darum geht, betroffene Kinder vor einem Trauma zu schützen (was echt schwer genug ist); auch die Eltern müssen Schock und traumatische Phasen selbst erst einmal überwinden.
Was die Lebensqualität betrifft, mögen manche es schaffen, sie auf ein erträgliches Niveau zu heben und zu halten; beeinträchtig (und das erheblich) ist sie auf jeden Fall. Ich darf auch nicht vergessen, das Lächeln in eine Kamera, positive Sätze im Interview sind die eine Sache, das Alltagsempfinden (gerade, wenn ich mit mir alleine bin) ist eine andere.
Wer das Glück hat, an einen einfühlsamen, liebenden Partner zu geraten, hat es natütlich leichter. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass gerade -hier - die Partnersuche schon ein schwieriges Terrain ist.
Gruß * Helmfried
 
Wie kommt es, dass Menschen ohne Arme und Beine, absolute Krüppel würde der Volksmund sagen, öffentliche Veranstaltungen zur Motivation und Lebensberatung abhalten. Sie werden gefeiert, weil sie so glaubhaft sind. Es gibt mehrere solcher Menschen auf der Erde die eine absolut beeindruckende Show absolvieren. Ein Defizit ist kein Grund keine gute Lebensqualität zu praktizieren. Auch Contergan-Geschädigte ist ein gutes Beispiel, sie haben ein überragendes Selbstbewusstsein, nicht ohne Grund, sie können ohne oder verstümmelten Extremitäten leben, das schafft Urvertrauen.

Unter den von Dir beschriebenen Umständen, ein Selbtvertrauen aufzubauen, dass bis zur beeindruckenden Show befähigt, ist nur unter ganz bestimmten Umständen denkbar.

Dazu kommt noch folgendes: Es ist leicht, sich solche Beispiele herauszupicken, wo jemand ohne Arme und Beine dennoch erstaunliches leistet. Das ist natürlich auch absolut lobenswert. Die stillen Helden sind jedoch diejenigen, die keine äußerlich wahrnehmbaren Schäden haben, aber trotz ihrem Gemisch aus psychischen Krämpfen und seelischen Kämpfen ganz einfach die Leistung erbringen, dennoch ihren Job zu machen und im Alltag mehr oder weniger zu funktionieren. Das wird von niemandem gewürdigt, im Gegenteil, es wird selbstverständlich erwartet und man wird schon auch mal darauf aufmerksam gemacht, dass man doch auch mehr leisten könnte, wenn man nur wirklich wollte.
 
Für das normale Leben alleine gibt es keine Würdigung von außen, wer dabei nicht in der Lage ist innerlich zufrieden zu sein hat ein Problem und braucht Zuwendung. Jedoch das persönliche innere Überwinden eines Verlustes ist eine Leistung für das normale Leben was inneres Selbstvertrauen ermöglicht und die Belobigung von außen ist völlig überflüssig. Es ist nicht das Lob was zum Leben motiviert, sondern der Glaube an die Fähigkeit schwierige Situationen zu meistern. Wenn man nur an den Gewinn denkt, der am Ende vom Ziel winkt, kommt man auf einem steinigen Weg nicht weit. So eine schwierige Situation ist für einen begabten Studenten der Doktortitel, für einen Anderen das soziale Leben ohne Aggressionen und für einen Rollstuhlfahrer die Bordsteinkante. Aber gerade jeden Moment des Alltags erfahren ist das Leben und nicht nur die Momente wo es Geschenke gibt, obwohl diese Momente zahlreich sind, wenn man die passende Haltung hat. Jemand der großen Schwierigkeiten im Leben überwunden hat kann glaubhaft motivieren denn er weiß, wie es geht. Es ist also weniger mit dem goldenen Löffelchen geboren zu sein die Lösung, sondern die persönlichen Konflikte zu bewältigen mit einer Lebensphilosophie die genau auf die eigene Persönlichkeit passt und weniger die Klischees der Allgemeinheit wiederholt. Da spielt es kaum eine Rolle welche Defizite es gibt, die persönliche Philosophie berücksichtigt das und gleicht es aus. Wichtig dabei ist das Bewusstsein, ich bin ein individueller Mensch mit denselben Gedanken und Gefühlen wie alle anderen auch, ich habe ganz persönliche Defizite aber ich habe eine Antwort darauf und kann damit leben. Dann ist die Bedingung an das Universum Entschädigung zu bekommen, die sich fast nie erfüllt bevor das richtige Leben losgeht, nicht notwendig, es führt zu Frustration und Abhängigkeit. Das können diese körperbehinderten Menschen vermitteln, ein erfülltes Leben trotz Verlust. Wenn sich das die seelisch behinderten Menschen auf der Zunge zergehen lassen, dann gibt es viel weniger Klagen wegen mangelnder Zuwendung von außen, dann ist die eigene Persönlichkeit trotz Persönlichkeitsstörung die Erfüllung.
 
Für das normale Leben alleine gibt es keine Würdigung von außen.............
................Jemand der großen Schwierigkeiten im Leben überwunden hat kann glaubhaft motivieren denn er weiß, wie es geht. Es ist also weniger mit dem goldenen Löffelchen geboren zu sein die Lösung, sondern die persönlichen Konflikte zu bewältigen.............. .

Das ˋgoldene Löffelchenˋ ist sicher nicht die Lösung, ist aber eine objektiv günstige Ausgangslage (und allemal besser als arm und krank). Ob einer, der große Schwierigkeiten überwunden hat, automatisch ein geeigneter Motivator ist, mag ich nicht einschätzen. Ich weiß nur, dass - in dieser Beziehung - der Weg des einen noch lange nicht der Weg des anderen ist (oder sein kann). Auslöser und Verläufe seelischer Krisen sind teilweise seht unterschiedlich und lassen sich nicht in eine einheitliche Behandlungsstruktur pressen.


...................Das können diese körperbehinderten Menschen vermitteln, ein erfülltes Leben trotz Verlust. Wenn sich das die seelisch behinderten Menschen auf der Zunge zergehen lassen, dann gibt es viel weniger Klagen wegen mangelnder Zuwendung von außen, dann ist die eigene Persönlichkeit trotz Persönlichkeitsstörung die Erfüllung.

Das können einige vermitteln, allerdings die nicht, die Suizid begingen oder ständig in Therapie bleiben müssen. Ein erträgliches Leben ist für mich noch lange kein erfülltes Leben. Verkrüppelt oder entstellt zu sein, beeinträchtigt die Lebensqualität immens. Das ist schon deshalb so, weil die körperlichen Beeinträchtigungen das "seelische Wunschprogramm" (die Träume und Sehnsüchte) nicht auflöst und erst nach einem Leidensweg "herunterfährt".
Das Los von seelisch leidenden Menschen gegen das Los der körperlich Beeinträchtigten zu stellen, nach dem Motto:
ˋNun stellt euch mal nicht so anˋ
ist weder legitim noch sinnvoll. Da ist wieder dieses Äpfel-Birnen-Problem.
Die Formulierung:
..................dann ist die eigene Persönlichkeit trotz Persönlichkeitsstörung die Erfüllung.
hat für mich einen ziemlichen "Beigeschmack".
In einem Punkt gebe ich Dir natürlich Recht: Wie in allen Bereicheichen gilt auch hier: Es ist wie es ist und muss so angenommen werden.
Nur sollte auch ehrlich gesehen werden: Lebensfreude und Fülle haben es - in diesen Fällen - schwerer zur Entfaltung zu kommen. Der Hinweis darauf, dass es andere noch schwerer haben, ist nicht unbedingt sehr hilfreich.
Da sehe ich den Ansatz von Chris M:
Mit der Überzeugung (in erster Linie) ein geistig-seelisches Wesen zu sein, das in unterschiedlichen Inkarnierungen auch unterschiedliche Bedingungen hat, als sehr interessant an. Aus dieser Sicht sind (körperliche oder psychische) Beeinträchtigungen eine zusätzliche Herausforderung, die Wachstum mit sich bringen, wenn dieses Leben gemeistert wird. Das wird natürlich schwierig, wenn Therapierende rein materialistische Auffassungen haben. Hier sind dringend Veränderungen nötig. Seelenheil und materielles Dogma haben wenig miteinander zu tun, sie speisen sich aus völlig verschiedenen Welten.
Helmfried
 
Zuletzt bearbeitet:
Helmfriedich verdenke es Dir nicht, woher soll es kommen aber Deine Formulierungen sind zu klischeehaft und wiederholen die Phrasen derer die jammern, weil sie meinen zu kurz zu kommen. Die gibt es zahlreich, ich weiß, die Marktwirtschaft möchte es auch so, das sind die Kunden die haben wollen. Mir geht es um das beispielhafte Verhalten von Menschen die zeigen wie man ein motiviertes Leben führt trotz offensichtlicher Defizite, denn darin sehe ich einen therapeutischen Ansatz, nicht die Kranken, Armen und Hässlichen die ohne goldenes Löffelchen geboren sind zu trösten, der Erlöser wird kommen, sondern dieser lebende Mensch mit Geist und Seele ist selbst der Erlöser für sich. Da kann man sich die behinderten, entstellten und armen Menschen zum Vorbild nehmen, die es trotz dieser Startschwierigkeiten geschafft haben ein ausgeglichenes Leben zu führen, weil sie gelernt haben mit persönlichen Krisen umzugehen. Gerade ein Therapeut ist ein Mensch im Beruf, der das Gegenüber individuell betrachtet und bewertet und keine vorgefertigten Schubladen oder Schablonen braucht um die seelische Entwicklung zu erkennen. Der Therapeut weiß aus seiner eigenen Entwicklung und Schulung, was ein Mensch zum Ausgleich seiner seelischen Strukturen tun kann, wenn ihm ein Arm fehlt oder er behindert, entstellt oder arm ist. Das ist ja die Lebenskunst, nicht das volle Konto, sondern mit Defiziten so umgehen können, dass daraus etwas entsteht, was das Leben bereichert. Ohne Arm leben können, oder im Rollstuhl, ist für die meisten Menschen unvorstellbar und das Ende der Fahnenstange, aber die Betroffenen können es. Nicht alle, natürlich gibt es auch Behinderte die zerbrechen an dem Verlust und sind Pflegefall aber die muss man sich ja nicht zum Vorbild nehmen. Menschen denen Arm oder Bein bzw. ein Stück von der Seele fehlen sind ja schon absolute Minderheit und von denen eine Minderheit sind es die Defizite so umwanden können, dass Lebensqualität entsteht. Nur das ist therapeutisch wertvoll, lässt sich erforschen und anderen vermitteln. Wer den ganzen Tag schreit Mama, Mama es tut so weh, schnell komm und tröste mich ist therapeutisch unter erwachsenen Menschen nicht zu verwerten. Sicher ist es die absolute Ausnahme, dass jemand mit großen Defiziten viele andere Menschen motivieren kann, das Leben positiv zu sehen, aber diese Menschen gibt es, also ist es möglich auf der Erde und somit ein Vorbild zum Nacheifern. Für mich eine Methode wie ein kranker, armer, entstellter oder behinderter Mensch einen Weg finden kann für sich Lebensqualität zu erfahren. Klischees helfen nicht, es braucht die Fähigkeit aus dem Defizit, dem Scheitern zu lernen, so das etwas Neues und Positives für das eigene Leben entsteht, weitestgehend unabhängig von der öffentlichen Meinung. Wichtig ist das persönliche Umfeld aber weniger die bürgerlichen Werte allgemein in der Gesellschaft, denn da ist jeder der keine produktive Leistung bringt abgestempelt. Jedoch Lebensqualität ist nicht direkt mit materiellem Besitz gekoppelt, man kann als armer Mensch die besten Gefühle haben oder man kann als behinderter Mensch wunderbare Lebensfreude genießen.
 
Wieso geht es heutzutage trotz des materiellen Überflusses vielen Menschen seelisch und psychisch schlecht? Vielleicht ist die Antwort in den Ideen von C.G. Jung und Sigmund Freud zu finden. Sie kannten die Konzepte des Schattens (Jung) und des Todestriebes (Freud), welche meiner Laienmeinung nach eng miteinander verknüpft sind.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Schatten_(Archetyp)

Der Schatten eines Menschen enthält nach Jung, was seinem positiven (naiven) Selbstbild und seiner 'Theatermaske' (Persona) entgegensteht. Des Schattens 'Dunkelheit' – vom Ich-Bewusstsein aus gesehen – ist auch seine Unbewusstheit, und außer 'Bösem' können aus dem Schatten auch positive Entwicklungsimpulse kommen. Es können persönliche Schattenseiten und kollektive, archetypische Strukturen des Schattens unterschieden werden. Als Teilbereich der Psyche eines individuellen Menschen umfasst der Schatten nach C. G. Jung un- oder teilbewusste Persönlichkeitsanteile, die häufig verdrängt oder verleugnet werden, weil sie dem Vorstellungsbild des Ichbewusstseins von sich selbst entgegenstehen: "Seine [des Schattens] Natur läßt sich in hohem Maße aus den Inhalten des persönlichen Unbewußten erschließen"[1] und deshalb sei Schattenarbeit zugleich auch Bewusstwerdungsarbeit am persönlichen Unbewussten.[2]
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Der Schatten in diesem Sinne stellt das Gegenstück zur Persona, der „Theatermaske“ eines Menschen dar. Er enthält oft die 'negativen', sozial unerwünschten und daher unterdrückten Züge der Persönlichkeit, also jenen Teil des Ichs, der wegen möglicherweise gesellschaftsinkompatibler Tendenzen gerne unbewusst gehalten wird. Seine Entwicklung beginnt bereits in den ersten Lebensjahren des Menschen infolge der von der Umwelt an das Individuum herangetragenen Anforderungen, Erwartungen, Gebote und Verbote. Diese lassen nur einen Teil der Persönlichkeit zur Entfaltung kommen. Der persönliche Schatten wächst parallel zur Persona, gleichsam als ihr Negativ; der Schatten lebt dann ziemlich unabhängig vom Ich-Bewusstsein mit. Ist der Schatten der bewussten Kontrolle entzogen, kann er ähnlich wie ein Komplex in „obsedierender oder – besser – possedierender Art“[5] affektvoll und störend dem Ich-Bewusstsein dazwischenfunken. Im Aspekt seiner 'Naturhaftigkeit' und als Gegensatz zu Kollektivwerten besteht eine Übereinstimmung dieses 'Schatten'-Konzepts mit dem Freud'schen Begriff des Es, das im Gegensatz zu Ich und Überich unbewusste Teile der Persönlichkeit repräsentiert.
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Zunächst wird der eigene Schatten gewöhnlich negiert oder aber auf Personen und Objekte außerhalb des eigenen Ichs projiziert. Unbewusste Schattenprojektionen auf den jeweils anderen Menschen[7] sind typische Elemente persönlicher wie auch kollektiver (z. B. nationaler) Konflikte.[8][9] Die Bewusstmachung dieser unwillkürlichen Schattenprojektionen kann daher die Möglichkeiten einer Konfliktlösung massiv verbessern.[10] Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten, seine Integration in die Gesamtpersönlichkeit, zählt nach Jung deswegen zu den zentralen Aufgaben des menschlichen Reifeprozesses und stellt einen unabdingbaren Schritt auf dem Weg zur Ganzwerdung (Individuation) dar. Als vorwiegend moralisches Problem fordert sie vom Individuum beträchtliche seelische Leistungen. Häufig ist sie auch Gegenstand der Psychotherapie (z. B. Psychoanalyse), wo in einem geschützten Rahmen die weitverbreitete "Angst vor dem eigenen Schatten"[11] überwunden werden kann; zu diesem Schritt kann auch die bekannte Wendung „über seinen Schatten springen“ passen.
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Nach ihrer Verdrängung in das Unbewusste – bzw. der Vermeidung, dass ein archetypisch bedingter Schatten bewusster werden darf – entfalten die negativen Züge der eigenen Persönlichkeit meist erhebliche Dynamik und Wirksamkeit. Dies bricht sich nach Jung zum einen in entsprechenden (Alb-)Träumen des Betreffenden Bahn; es kann zu Angst- und Zwangsneurosen führen.

Die Projektion des Schattens nach außen ist auch Teil des psychiatrischen Krankheitsbildes der Paranoia sowie allgemein von Wahnvorstellungen.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Todestrieb

Der Titel Jenseits des Lustprinzips der 1920 verfassten Schrift, in der Freud seine Überlegungen zum Todestrieb ausführt, deutet Freuds Verständnis desselben an: Er strebt nach Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand des Unbelebten, der Starre und des Todes. So begreift Freud auch den Wiederholungszwang als Äußerung des Todestriebs, überhaupt das Bestreben des Subjekts nach Erhaltung und Stillstand, wie es unter anderem im ritualisierten Handeln der Zwangsneurose zum Ausdruck kommt.

Im anthropologischen Konzept der Psychoanalyse handelt es sich beim Todestrieb um einen dem Lebenstrieb bzw. der Libido entgegengesetzten Trieb. Während der Eros nach Zusammenhalt und Vereinigung tendiere, strebe der Todestrieb nach Auflösung dieser Einheit, nach Verstreuung und Auflösung von Bindung. Im Normalfall gehen laut Freud Todes- und Lebenstrieb jedoch eine Vermischung ein, sofern etwa zu einer gesunden sexuellen Beziehung immer auch eine aggressive Beimischung gehöre, um den Partner zu „erobern“. Die Störung des Gleichgewichts der beiden Tendenzen führe zu psychischer Erkrankung.
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Der Wunsch nach Vernichtung des Lebendigen kann sowohl auf das Subjekt selbst als auch auf andere Personen gerichtet sein. Im ersten Fall nimmt der Todestrieb die Form der Autoaggression oder der Regression an, idealtypisch als Wunsch nach einer Rückkehr in den Mutterleib, also einen pränatalen (vorgeburtlichen) Zustand.

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Man könnte des weiteren spekulieren, ob nicht nur viele psychische und vielleicht auch körperliche Krankheiten auf die Verdrängung des Schattens und des Todestriebes zurückzuführen sind, sondern vielleicht auch gewisse Gewalttaten und sonstige Exzesse der heutigen Zeit:

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Richtet sich der Todestrieb auf andere Menschen, äußert er sich in einem Destruktionstrieb, dem Wunsch zur Zerstörung und Verletzung Anderer, in abgeschwächter Form etwa in der sexuellen Spielart des Sadomasochismus.
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Danke Chris, dass du mich durch deinen Link hierher geführt hast. Ich finde beide Konzepte sehr interessant. Ich halte Jung und Freude für clevere Psychoanalytiker - auch wenn ihre Theorien nicht beweisbar sind. Insgesamt merkt man einfach, dass da etwas dran sein muss.
Eine Frage habe ich noch zu Jung und seinem Konzept des Schattens: Du schreibst, dass es auch kollektive Strukturen des Schattens gibt. Ist das so zu verstehen, dass auch eine ganze Gesellschaft solche Schatten haben kann und diese dann, wenn sie im Unbewussten bleiben, eventuell zu Konflikten führen können?

Den Film Fight Club kenne ich natürlich auch und ich finde ihn sehr interessant.
 
Eine Frage habe ich noch zu Jung und seinem Konzept des Schattens: Du schreibst, dass es auch kollektive Strukturen des Schattens gibt. Ist das so zu verstehen, dass auch eine ganze Gesellschaft solche Schatten haben kann und diese dann, wenn sie im Unbewussten bleiben, eventuell zu Konflikten führen können?

Nun, ich denke ganz sicher, dass es auch auf der kollektiven Ebene des Unterbewusstseins einen unterdrückten Schatten gibt. Dieser drückt sich durch das aus, was man Normopathie nennt, also die krankhaften Züge des sogenannten Normalen. Allerdings ist es auch nicht besser, wenn der kollektive Schatten sich offen ausleben darf, das zeigt die Geschichte... Das ist ein unlösbares Dilemma.
 
Nun, ich denke ganz sicher, dass es auch auf der kollektiven Ebene des Unterbewusstseins einen unterdrückten Schatten gibt. Dieser drückt sich durch das aus, was man Normopathie nennt, also die krankhaften Züge des sogenannten Normalen. Allerdings ist es auch nicht besser, wenn der kollektive Schatten sich offen ausleben darf, das zeigt die Geschichte... Das ist ein unlösbares Dilemma.

Danke für deine Antwort!

Ein komplettes Ausleben des Schattens einer Gesellschaft ist tatsächlich problematisch, aber irgendwie muss eine Gesellschaft sich doch auch ihrer blinden Flecken bewusst sein oder werden. Es gibt doch auch so etwas wie Gedenktage für schlimme Ereignisse aus der Vergangenheit. Die Erinnerungskultur einer Gesellschaft halte ich für wichtig und für einen möglichen Weg, um mit dem Schatten einer Gesellschaft umzugehen.
 
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Im anthropologischen Konzept der Psychoanalyse handelt es sich beim Todestrieb um einen dem Lebenstrieb bzw. der Libido entgegengesetzten Trieb. Während der Eros nach Zusammenhalt und Vereinigung tendiere, strebe der Todestrieb nach Auflösung dieser Einheit, nach Verstreuung und Auflösung von Bindung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Todestrieb
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Ich habe mir zu diesem Thema in letzter Zeit folgende Gedanken gemacht: Wenn es stimmt, dass der Todestrieb sozusagen der Gegenpol zur Libido ist, dann müsste daraus doch eigentlich folgen, dass Menschen, die einen sehr starken Sexualtrieb haben auch einen sehr starken Todestrieb haben und umgekehrt, dass Menschen die sexuell weniger aktiv sind auch einen schwächeren Todestrieb haben müssten. Denn zwei Pole bedingen sich in ihrer Intensität ja gegenseitig. Ich kann da tatsächlich aus eigener Erfahrung sprechen. Wenn ich bewusst beobachte, welche Gedanken sich mir im Laufe des Tages aufdrängen, dann sind das abgesehen von irgendwelchen alltäglichen Dingen - also ich muss das und jenes einkaufen, ich muss das und jenes reparieren etc - zum Großteil entweder sexuelle Gedanken oder Gedanken, die in irgend einer Art und Weise etwas mit dem Thema Tod/Sterben zu tun haben. Leider kann man solche Beobachtungen immer nur an sich selber durchführen und deshalb ist es tatsächlich schwierig, überhaupt zu beurteilen, ob man denn nun einen überdurchschnittlich starken Todestrieb und eine überdurchschnittlich starke Libido hat. Ich frage mich, ob Freud diesen Aspekt des Themas jemals vertieft hat oder ob es Studien dazu gibt.

Vielleicht weiß ja jemand hier im Forum mehr darüber.
 
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