Ernesto schrieb:
Hallo,
ich hoffe ich kann mich in eure Diskussion noch einbringen:
@Yomadorr
Ich denke das es eines der größten Probleme der Menschen ist, dass wir uns selber als Subjekt wahrnehmen und alles andere als Objekt betrachten.
Dazu die Folgende Ausführung:
Im ersten Schritt würde ich euch zustimmen, der Mensch muss sich selber kennen lernen und verstehen, um all das andere wahrzunehmen und zu verstehen was uns umgibt.
Um unser gestörtes Verhältniss zu unserem Körper und zu unsere Aussenwelt aufzuheben, müssen wir nun aber die Stimmigkeit die zwischen Mensch und Natur zerbrochen ist wieder herstellen.
Einen Weg dieses Ziel zu erreichen, stellt dabei die Philosophie, welche entstand, als die Stimmigkeit zwischen Mensch und Natur zerbrach. Sie muss also den Anspruch haben, eben jenen Bruch wieder aufzuheben.
Dass wir uns getrennt von der Natur wahrnehmen, hat seinen Ursprung im zwanghaften Denken. Dass wir uns als Subjekt empfinden und alles andere als Objekt (in deinen Worten), wurzelt im zwanghaften Denken an sich.
Wir glauben meistens unbewusst und es wird uns auch beigebracht, dass wir durch denken der Realität auf den Grund gehen können. Dabei kann das Denken der Realität niemals gerecht werden, weil es a priori begrifflich ist und die Realität nicht nur begrifflich ist, sondern noch viel mehr, z.B. sinnlich erfahrbar.
Die Philosophie hat wohl diesen von dir genannten Anspruch, die Einheit wieder herzustellen oder zumindest nach dem Mangel oder der Essenz zu suchen. Die Essenz ist aber durch Denken alleine nicht fassbar. Das Erlebte, als Beispiel eines Teils der Welt/Essenz, kann niemals angemessen durch das Denken erfasst werden. Wir sind noch viel mehr als nur das Denken.
Ernesto schrieb:
Ich habe z.B. gelesen das es im antiken Griechenland Menschen gab,die in einer Einheit lebten, in der Objekt und Subjekt, Reales und Ideales, Natur und Geist als identisch angesehen wurden. Die Totalität alles Existierenden war für sie die Welt mit all ihren Gegebenheiten.
Mag sein, dass das so war. Wenn aber, dann haben sie sich das bestimmt nicht erdacht, sich hingesetzt und gesagt: "Die neuste gedankliche Erkenntnis ist dass wir eins sind mit Allem." Und alle empfanden sich dann als eins mit allem.
Es war eher umgekehrt, sie haben sich als eins mit allem empfunden und das hat ihr Denken geprägt.
Ernesto schrieb:
[...]
Wenn wir den Zustand der Einheit wieder erreichen könnten, hätten wir auch die Möglichkeit uns überall "zu Hause" zu fühlen.
Den Zustand der Einheit, wenn es diesen geben sollte, ist alleine durch ein möglichst ganzheitliches offenes Bewusstsein zu erreichen. Um die Welt voll erfassen und erleben zu können, müssen wir sie so gut wie möglich wahrnehmen können, mit allem was uns zur Verfügung steht: Sinne, Körperempfinden, Gefühle, Intuitionen, Gedanken usw. Erst damit können wir einen richtigen Bezug zum Sein finden.
Das Denken alleine reicht nicht.
ALPHA schrieb:
[...]
In diesem Thread wird viel von Denken und Erleuchtung diskutiert.
Ich habe einmal gelesen,dass "Erleuchtet" zu sein,soviel heisst wie
"Alles zu verstehen".Ich glaube nicht,dass es nur einen "Erleuchteten"
auf dieser Welt gibt,der das von sich behaupten kann.
Hmm... für den Thread ist es nicht so wichtig, wie es sein könnte erleuchtet zu sein. Ausserdem bezweifle ich stark, dass ein Erleuchteter alles versteht, was hier offensichtlich intellektuell gemeint ist. Sonst wären Gewisse Übel schon längst beseitigt.
Falls es sowas wie eine Erleuchtung gibt, dann ist das etwas zutiefst Persönliches, was sich aufs eigene Bewusstsein auswirkt. Meiner Meinung nach würde sich ein Erleuchter aus einem ganzheitlichen Bewusstsein heraus eins mit allem fühlen. Aber wie gesagt, es ist im Prinzip nicht von Belang, wie es wäre erleuchtet zu sein.
ALPHA schrieb:
[...]
Und wir uns noch immer die berühmte Frage stellen müssen - "Woher kommen wir und wohin gehen wir" ?
ALPHA
Diese Frage lässt sich, wie die von Ernesto, nicht gedanklich lösen. Wir müssen erleben, erfahren was wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen. Eine begriffliche Antwort ist zu einseitig und immer mir Vorstellungen, also Weltfremdheiten verbunden.
Benjamin schrieb:
Womöglich weil Wissen Macht ist. Manches Wissen bedarf meines Erachtens einer geistigen Reife. Man sollte ein Kind auch nicht an das Steuer eines Schaufelbaggers setzen, auch wenn es damit viel größere Sandburgen bauen könnte. Ein Schaufelbagger sollte von verantwortlichen Händen für nützlichere Dinge gebraucht werden. Ich denke, Wissen nimmt eine vergleichbare Rolle ein.
Früher wurden Menschen, die viel wussten, geächtet, verspottet, verstoßen und sogar umgebracht. Die Geschichte zeigt außerdem, dass die Erkenntnisse der Wissenschaft immer wieder zum Selbstzweck missbraucht wurden, um andere zu erniedrigen und sich selbst zu erhöhen. Meiner Ansicht nach ist es heute auch noch so, wenngleich nicht mehr ganz so arg.
In meinen Augen ist es viel sinnvoller die Menschen zu einem geistigen Wandel zu bewegen, so dass sie sich ihr Wissen selbst aneignen, um damit umgehen zu lernen.
Und man wird die Menschheit nicht zur Verantwortung bringen, indem man Wunder tut, die den gewöhnlichen Verstand übersteigen.
Ich glaube, das Problem liegt nicht beim ungenügenden (intellektuellen) Wissen, sondern am fehlenden Bezug zur Realität. Wir geniessen eine super intellektuelle Ausbildung und wissen 100mal mehr als 90% der Menschheit und trotzdem beuten wir die 90% gnadenlos aus. Das Wissen verbindet uns nur ungenügend mit der Welt, weil es a priori abstrakt ist. Um einen Bezug zur Welt zu finden, müssen wir sie voll, ganz und konkret erleben, weitgehen frei von Gedankenkonstrukten.
Benjamin schrieb:
Ich bin der Meinung, die Aufgabe eines Erleuchteten oder Heiligen, oder wie immer man sie nennen mag, liegt nicht darin den Menschen ein glückliches Leben aufzuzwingen (und nichts anderes würde solcher tun, wenn er seine Macht einsetzen würde), sondern vielmehr darin, sie dazu zu inspirieren ein solches Leben selbst zu gestalten.
Ganz deiner Meinung. Es liegt in der Natur der Freiheit bzw. des Bewusstseins Unglück oder eben Unbewusstsein wählen zu können.
Zeilinger schrieb:
@ Yomadorr und andere:
Falls ihr glaubt, zuviel zu denken, so stellt euch einfach einmal die Frage: Was fühle ich (Freiheit, Liebe, Geborgenheit, Vertrauen, Enttäuschung etc.) ?
Die Frage "was fühle ich?" führt praktisch wieder direkt zu einem Gedanken.
Kannst du etwa frei entscheiden, wann du denkst und wann nicht???