Klingt nach Gedanken, deren Grundlage die Ansicht ist, das Leben wäre primär eine Bürde.Doch, der Sinn der Nichtreproduktion ist der, dass man nicht eine weitere Seele aus dem Paradies der Nichtexistenz herausreißt und sie hier auf die Erde holt, wo sie in einem fragilen Körper allen möglichen Gefahren ausgesetzt ist. Es wäre eine andere Situation, wenn wir klare Beweise dafür hätten, dass Seelen inkarniert werden wollen. Diese gibt es aber nicht, es gibt nur religiöse Glaubensideen, die das andeuten, aber das ist mir zu dünn, um die Verantwortung für eine tatsächliche Inkarnation zu tragen.
Das machen Lebewesen nun einmal so, das ist der Lauf der Natur. Das heißt natürlich nicht, dass es dadurch moralisch gerechtfertigt ist oder für immer so bleiben müsse, aber schlagkräftige Argumente dafür, Menschen davor abzuraten oder ihnen gar zu verbieten sich fortzupflanzen, sind mir bislang noch keine untergekommen.Sie ist alles andere als sinnlos, sie ist vielmehr die wichtigste Diskussion überhaupt. Ich frage mich ja, wie die Menschen einfach so dahin leben und eben auch Kinder zeugen können, ohne dass das geklärt ist.
Es steht ja jedem handlungsfähigen Menschen frei, aus dem Leben zu scheiden, wenn er seine Nichtexistenz für besser hält. Und manche tun es ja auch.Vielleicht denke ich aber auch einfach zu viel nach. Kann sein. Ich will auch gar nicht abstreiten, dass man den allermeisten Kindern ihre Lebensfreude anmerkt, was ja ein Argument gegen Antinatalismus ist, nur: zum einen sind nicht alle Kinder glücklich (wir haben hier in der westlichen Welt einen Lebensstandard, der nicht repräsentativ für die ganze Welt ist und auch dieser Lebensstandard ist jederzeit gefährdet und kann wegfallen) und zum anderen werden diese Kinder irgendwann erwachsen sein und dann ist es mit der Lebensfreude oftmals vorbei.
Und doch sind es auch die negativen Aspekte, die unser Leben bereichern.Damit sprichst du sogar ein Kernargument des Antinatalismus aus. Die Ungeborenen bleiben verschont von all den negativen Aspekten des Lebens und die positiven Aspekte können sie nicht vermissen, weil ein Ungeborener nichts vermissen kann.
Analoge Frage: wärst du gerne asexuell? Dann wärst du verschont von sexueller Frustration, Enttäuschung und Notstand, und die Wonnen des Sex würdest auch nicht vermissen, da du ja gar kein Bedürfnis hättest. Oder generell: Wärst du gerne emotionslos? Auch dann hättest du die ganzen Vorteile der Nichtexistenz.
Der Kern des Menschen ist nicht die Vernunft, sondern die Leidenschaft - und der Leidenschaft wird durch Nichtexistenz nicht nachgekommen, daher erscheint die Nichtexistenz den meisten Menschen nicht attraktiv.
Menschen pflanzen sich nicht auf Grund irgendwelcher ethischen Verpflichtungen fort (vielleicht einzelne, aber deren Kinder sind arm dran) - Menschen pflanzen sich fort, weil es ein natürlicher Drang ist. Man kann auch sagen, eine natürliche Leidenschaft - die natürlich nicht bei jedem gleich ausgeprägt ist und auch nicht bei jedem zum gleichen Verhalten führt.