AW: Das 10-Punkte-Manifest
Die Macht des Einzelnen oder von kleinen Gruppen in der Gesellschaft ist nicht so groß wie du denkst. Auch Hitler hat den Nationalsozialismus nicht alleine erfunden, sondern hat lediglich díe in der Gesellschaft verbreitete Strömung kanalisiert, geleitet und geführt. Hätte 'das Volk' ihm nicht zugestimmt, hätte er nicht viel anrichten können.
Natürlich hat einer einen größeren Einflussbereich als ein Anderer ... aber ähnlich wie in Griechenland: Die Staatspleite kommt nicht von den einigen Millardären, die jeder alleine große Geldmengen unterschlagen haben sondern von der großen Mehrheit der 'kleinen Bürger', die im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Selbe gemacht haben. Pro Bürger natürlich in viel kleineren Beträgen, aber multipliziert mit deren Anzahl übersteigt der Schaden den die 'kleinen Leute' anrichten, jenen der Milliardäre bei Weitem.
Steuerhinterziehung war bzw ist ein gesellschaftliches Problem - auch wenn da vor Allem in Griechenland kein Politiker gerne ansprechen mag, der Wähler könnte sich ja angepisst fühlen.
die Macht Weniger ist nicht unbegrenzt, aber sehr groß, viel größer, als du glaubst. Wenn sie es geschickt anstellen, kann ein relativ kleiner Clan mit ein paar Promille bezahlten Helfern und ein paar Prozent Privillegierten eine tausendfach größere Menge von Leuten dominieren und steuern. Dabei spielt Meinungsmache eine zentrale Rolle. Sie wird immer benutzt, um das Massenbewusstein zu manipulieren, was gut funktioniert, weil ein Großteil mangels Fähigkeit keine eigene Meinung besitzt, sondern das nachplappert, was aus den Lautsprechern schallte. Die Nazis haben das Volk bewusst und sehr erfolgreich manipuliert. Die Mehrzahl hat mitgemacht, nur Einzelne haben sich für ihre Überzeugung umbringen lassen. Gelten sie auch heute als Helden und werden verehrt, damals haben sie das System gestützt, denn sie wurden sehr wirksam als abschreckende Beispiele missbraucht. Die überwältigende Mehrheit duckt sich weg, wenn es brenzlig werden könnte.
Es geht nicht darum, womit ich mit identifiziere. Vielmehr darum zu verstehen, warum es so ist wie es ist um zu erkennen was sich tatsächlich ändern lässt, wie es sich ändern lässt und wozu es sich ändern ließe. Mir erscheint es einleuchtend wie es dazu kam, auch wenn die Schlussfolgerungen dazu nicht populär sein mögen. Mir ist zu schnell immer "wer Anderer" Schuld. Seien es nun Juden, Konzerne, Bonzen, Amerikaner, etc....immer eine Gruppe, zu der man selbst zufälliger Weise nicht gehört.
Die Ideen von staatlichen und wirtschaftlichen Komplexen kömmen letztendlich auch nur aus Köpfen die sich von jenen der kleinen Bürger nicht maßgeblich unterscheiden.
Wie komme ich wohl darauf? Ganz einfach, weil du beharrlich den Strandpunkt vertritts, es ginge hier alles prima. Ich sage, wir erleben derzeit einen straken Zerfall moralischer Werte und die Auflösung einer gemeinsamen Basis innerhalb der Gesellschaft. Der Grund ist ganz einfach zu benennen: Die hingenommene Entwicklung des Ökonomiekomplexes fordert vielerlei Änderungen, denen der Staat bisher nachgekommen ist, ohne die Folgen zu bedenken. Dieser Prozess läuft seit Jahrzehnten ab, ohne dass ihm irgendwo eine demokratische Legitimierung zuteil geworden wäre. Und ja: irgendjemand hat immer Schuld. Tu doch nicht so, als könnte sie in unserem heutigen Fall bei der Bevölkerung liegen. Selbst, wenn es mit ihrer Duldung erfolgt wäre, so trüge sie nur passive Mitschuld - den Hauptteil aber diejenigen, die es der persönlichen Vorteile wegen tatsächlich realisiert haben. Aber, so ist es ja nicht. Es lief alles heimlich und verdeckt ab, bewusst verschleiert von den Drahtziehern. Kann man überhaupt Schuld tragen, wenn etwas erst bekannt wird, wenn die Folgen bereits dramatisch sind? Geht das? Mein Gott ja: ich nenne Ross und Reiter. Es sind die global player der Weltwirtschaft, genau die selben, die auch damals die Juden missbraucht haben als Sündenböcke. Außerdem besteht eben doch ein Unterschied zwischen Leuten, die im Betrieb mal einen Kugelschreiber mitnehmen und solchen, die Strategien verfolbgen, die Weltwirtschaft manipulieren und ganze Staaten in existenzielle Not bringen: Die Größenordnung und die Relevanz! Neuerdings spielen sich Arbeitgeber auf, als wären sie die größten Moralisten, entlassen Leute wegen eines Pfandbons oder dem unerlaubten Essen von ein paar Rest-Schnittchen. Die Schweinereien in milliardenfach höherem Maßstab werfden dagegen als unabänderlich hingenommen. Wem soll man das noch erklären können? Glaubst du, die Leute, die Milliarden bewegen, nähmen sich ein Beispiel an der Masse integerer Bürger, die reumütig eine Pfandflasche zurückbringen, weil vergessen wurde, sie einzusetzen?
Blicken wir doch mal näher drauf:
Zum Einen steigt die Lebenserwartung ständig. Das ist schon mal ein unwiderlegbares Indiz dafür, dass die Lebensbedingungen laufend 'besser' werden. Zum Anderen, immer mehr Leute können sich immer mehr Autos leisten. Auch wenn gejammert wird, dass die Bezinpreise dauernd steigen und es "immer schlimmer" wird - wie kommt es dann dazu, dass immer mehr Autos gefahren werden ? Eine Antwort wie "weil sie es müssen, sie müssen ja immer mehr pendeln" bleibt uns hoffentlich erspart....
Hatte man früher höchstens ein einziges Telefon in der Wohnung, gibts es heutzutage schon mehr Telefone als Bewohner. Mit Fernseher sieht es nicht viel anders aus.
Dass die Lebenserwartung weiter steigen wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Auch das ist eine Behauptung, die gerne als Beweis dafür hergenommen wird, wie gut es uns doch ergehe. Richtig ist, dass wir derzeit sehr viele sehr alte Leute haben, die aber durften noch unter anderen Bedingungen leben und arbeiten. Derzeit sterben sehr viele Junge, oft vor dem Erreichen des Rentenalters. Unter den heutigen Bedingungsn löst sich das "Problem" Greisengesellschaft sicher bald von alleine. Wer mit 20 schon unter Dauerstress durchs Leben saust, der wird keine 80. Nein, die Aussage, dass wir immer mehr pedendeln müssen, bleibt dir nicht erspart. Hier ist sie: Als ich noch jung war, habe ich Arbeitsplätze am Wohnort gehabt. Seit 20 Jahren ist nichts mehr zu bekommen und fast alle
müssen fahren. Einfach deshalb, weil wir jeden Drecksjob annehmen müssen, den wir überhaupt bekommen können. Wer sich ein Haus gebaut hat (wir haben ein älteres gekauft und runderneuert, jedes Teil hat seine Geschichte, es entspricht heute genau unseren Vorstellungen), der möchte natürlich nicht gerne umziehen, würde es aber u.U. tun. Nur: Welchen Sinn hätte dies? Ein vergleichbares Anwesen ist in Frankfurt (meiner Geburtsstadt) nicht bezahlbar und außer dem
wollen wir dort nicht leben, in diesem Gewühl. Hinzu kommt, dass kurz nach so einem Umzug der Arbeitsplatz auch wieder weg sein kann - und die ganze Sache damit sinnlos wäre. Natürlich sind wir auch wieder selbst schuld. Warum haben wir es nur zugelassen, dass sich all das so verändert hat? Wo wir doch wissen, dass alles unsicher ist? Nein, mein Lieber, das ist eine perfide Logik. Der Staat sorgt für keinerlei Verlässlichkeit mehr, auße der für die Reichen, dass ihre Prallsäcke nicht angetastet werden. Der Rest kann sehen, wo er bleibt. Ich kann heute nur allen jungen Leuten raten: baut nicht mehr! Stellt euch auf ein suburbanes Nomadenleben ein und geht immer dort hin, wo es gerade Arbeit gibt oder verweigert euch vollständig. Lebt von der Sozialhilfe.
Zur Wohnung gibts dreierlei zu sagen:
1. die Ausstattungen der Wohnungen wurden immer besser - wer außer Einzelne hat noch Gemeinschaftsklos am Gang ? Hatte man früher auch schon selbstredend Garagen dabei ?
2. da die Bevölkerungszahl immer weiter gestiegen ist, die Landfläche aber nicht, gibts Verknappung im Wohnraum, was natürlich zu Preissteigerungen führt
3. der Trend geht immer mehr in Richtung Singlewohnungen - klar, dass da der Preis pro Bewohner steigt. Wenn sich heute 6 Leute eine 100 m^2 Wohnung teilen, ist es auch günstig. Aber welcher 'Erwachsene' will das heutzutage noch ? Dass es funktionieren würde, zeigen uns aber Studenten und Adoleszente. Ist nur eine Frage der Ansprüche.
wurden, wie du richtig sagst. Eine Nasszelle in der Wohnung gab es schon in meiner Kindheit, ich lernte es nicht mehr anders kennen. Dass wir hier über Luxusbäder verfügen, will ich nicht leugnen, die haben wir aber selbst gebaut und verdient. Der Normalfall ist das nicht, die Standards sinken wieder. Auch eine Garage ist nicht selbstverständlich, ich hatte bis vor 15 Jahren auch nie eine. Der Trend zur Singlewohnung ist auch bereits vorbei, geht wieder mehr zu Gemeinschaftswohnungen. Warum? Weil es sich die Leute nicht mehr anders leisten können. Nachteil sehe ich freilich darin keinen.
Ist eine Frage der Ansprüche, aha. Das sagt einer, der ganz sicher bestens versorgt ist (ich bin es nicht minder). Das kenne ich nur zu gut aus meiner Familie. Wer 4000€ Gehalt, Pension oder sonstiges Einkommen bezieht, sich auch keine Sorgen machen muss, weil er ja Beamter ist, der kann sich diese Einstellung locker leisten, denn er ist nicht betroffen. Redet seine Privillegien klein und ist immer der Meinung, er verdiene eigentlich noch mehr. Die ganze Loser sind alle selbst schuld, klar. Noch schlimmer ist es bei den Unternehmern. Sie verlieren nach einiger Zeit völlig das Gefühle für die Situation, in der sich ihre Beschäftigten befinden, werden in wenigen Jahren komplett umgepolt, singen das Loblied auf unser schönes, tolles Gesellschaftsmodell, in dem natürlich alles mit rechten Dingen zugeht.
Mir ist klar, der Blick in die Vergangenheit ist immer verklärt und nie war es schlimmer als heute. Kein Problem war jemals so groß wie das aktuelle. Die Veranlagung zu dieser Sichtweise ist menschlich, auch ich bin vor ihr nicht gefeit. Wenn ich aber 'verstehen' will, muss ich mich von ihr möglichst befreien.
das ist ein geschickt verpacktes Totschlagargument. Auch ich vergleiche nur die Bedingungen vor 30 Jahren mit den heutigen, Und in puncto Lebensqualität und Chancen sieht es heute düster aus, auch, wenn wir heute nominell mehr Geld ausgeben.