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Bürgergeld

Bürgergeld ja/nein


  • Umfrageteilnehmer
    6
  • Umfrage geschlossen .
Es ist nicht von Karl Valentin.
Google hilft.
Das ist genau das, was die Schöpfer des Bürgergelds wollen. Dass Ihr Euch über die Urheberschaft von Aphorismen streitet und nicht über ihr Produkt.
Als ich mich 1974 nach meiner Ausbildung zum Schriftsetzer kündigen ließ (wollte eine künstlerische Laufbahn einschlagen), wurde ich auf dem Arbeitsamt gefragt, ob ich eine neue Stelle antreten wolle oder mich erstmal orientieren möchte. Damals war es keine Schande arbeitslos zu sein. Büffelte für die Begabtensonderprüfung "Allgemeine Hochschulreife" und genoss das Leben. 2011, kurz vor Drucklegung meines ersten Buches wurde ich zum Hartzer. Stigmatisierung, wie Giacomo S. es richtig ausdrückte trifft den Kern leider nicht einmal, es ist schlimmer. Blöderweise erzählte damals meine neue Freundin/Lebensgefährtin in ihrem Freundeskreis/Familie in aller Unschuld davon. Ich konnte es nicht fassen, doch ich spüre noch heute, durchaus wieder auf der Sonnenseite des Lebens, die Skepsis dieses Umfeldes. Hartz 4 hat aus einem historisch gewachsenen Gleichgewicht zwischen Arbeit und Nichtarbeit ein Monstrum gemacht. Es hat dafür gesorgt, dass sein Bezieher automatisch mit Versager, Faulenzer oder ungebildetem Subjekt assoziiert wurde. Mein erster Sachbearbeiter, selbst nur von Jahresvertrag zu Jahresvertrag hangelnd, stand selbst permanent in der Angst mein Schicksal zu erleiden. Jobs musste ich trotz zahlreicher Bewerbungen nie annehmen. Die Sachbearbeiter waren zum Glück nicht in der Lage, die den Bewerbungen innewohnenden Botschaften zu entschlüsseln, welche den Adressaten vermittelten, dass ich wichtigeres zu tun hatte als Hilfsarbeiten zu verrichten. Trotzdem lebt in mir immer noch die Wut, dass dieses System so wenig differenziert. Der Euphemismus "Bürgergeld", nach Orwell schönstes Beispiel für "Neusprech", wird nichts ändern. Lächerlich die Diskussion um das Schonvermögen. Als wäre es extra eingebaut worden um abzulenken, um alle als Gewinner dastehen zu lassen. Niemanden den ich kenne, würde mit so viel Geld im Rücken Bürgergeld beanspruchen. Auch ich habe in Verkennung der Situation damals meine Ersparnisse verbrannt bevor ich Hartzer wurde.
Doch wie sagte Epikur: Vorübergehender Verzicht erhöht den Genuss. Doch ob ich je wieder so sportlich Auto fahren werde wie früher, wage ich zu bezweifeln. Man wird immerhin demütig nach solcher Erfahrung.
Oben wird gerade auch Merz kritisiert wegen seiner Äußerungen zum Asyltourismus. Fragt mal einen Zahnarzt, die sind Anlaufstelle Nr. 1: Das erste was die "Flüchtlinge", egal ob aus Syrien oder der Ukraine, beanspruchen ist Zahnarztleistung. Das, was diese Menschen, es sei ihnen gegönnt, beanspruchen und bezahlt bekommen, erträumt sich manch deutscher, armer Patient nur. Weil ich im Bereich der Zahnmedizin autorisch/journalistisch unterwegs bin, erlaube ich mir das so zu schreiben. Er hat mehr als recht. Leider schafft es der Zeitgeist, die Kritiker der Ausnutzung unserer Sozialsysteme in die rechte Ecke zu rücken. Vergessen dabei, dass wir alle diese Leistungen erwirtschaften und bezahlen.
Erinnert mich auch gleich an unsere Klimakämpfer/Aktivisten. Denke, wie kleine Kinder oft denken, dass die Milch als Automatismus vom Edeka kommt (und nicht von hart arbeitenden Bauern) und nicht vom Bauernhof, so scheinen diese zu glauben, dass der Wohlstand der ihnen erlaubt um ein besseres Klima zu kämpfen, einfach von der unerschöpflichen Bundesbank stammt. Dass wir alle mit unserem Beitrag zum Bruttosozialprodukt (auch die Schwarzarbeitenden Hartzer) das erst erwirtschaften müssen, unsere Arbeiter, unser Mittelstand und unsere Industrie, das erahnen sie nicht einmal.
 
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Philipp Mißfelder (CDU): "Kinder von ALG II BezieherInnen solle es keine Anhebung des Regelsatzes geben, denn diese Maßnahme würde ja nur zu einer Absatzsteigerung führen bei Alkohol- und Tabakindustrie".

Ich bin Single, ohne Frau, ohne Kinder.
Zeitweise war ich auf Hartz IV, und es kam vor, dass ich aus der einen oder anderen Quelle eine Gutscheinkarte bekam, für den Penny-Supermarkt, 25€.
Diese war gelocht: Kein Tabak, kein Alkohol, auf die Karte.

Es kam vor, dass das den Supermarktkassierer Null interessierte. Seine Kollegin wiederum nahm es super genau, auch wenn ich bereit war, Alkohol & Tabak selbst & bar zu bezahlen (ich hätte es auf dem Band trennen müssen, wie bescheuert ist das denn?).

Am Ende war das ... auf die Sozialkarte kein Tabak, kein Alkohol ... einfach nur ... super scheinheilig.
Denn es lässt sich ziemlich einfach umgehen.
Entweder man verkauft die Karte vor dem Eingang an einen andern Kunden (mit ca. 20% Verlust) gegen Bargeld. Oder man kauft das billigste Mineralwasser, leert es aus und bringt den Pfand zurück.
Und kauft sich, was man will ...

Was soll diese Kacke eigentlich? Und warum darf ich als Sozialhilfeempfänger keinen Tabak kaufen, keinen Alkohol? Weil ich der Penner bin?
Warum steht mir denn kein Genuss zu ?
 
Ich bin Single, ohne Frau, ohne Kinder.
Zeitweise war ich auf Hartz IV, und es kam vor, dass ich aus der einen oder anderen Quelle eine Gutscheinkarte bekam, für den Penny-Supermarkt, 25€.
Diese war gelocht: Kein Tabak, kein Alkohol, auf die Karte.

Es kam vor, dass das den Supermarktkassierer Null interessierte. Seine Kollegin wiederum nahm es super genau, auch wenn ich bereit war, Alkohol & Tabak selbst & bar zu bezahlen (ich hätte es auf dem Band trennen müssen, wie bescheuert ist das denn?).

Am Ende war das ... auf die Sozialkarte kein Tabak, kein Alkohol ... einfach nur ... super scheinheilig.
Denn es lässt sich ziemlich einfach umgehen.
Entweder man verkauft die Karte vor dem Eingang an einen andern Kunden (mit ca. 20% Verlust) gegen Bargeld. Oder man kauft das billigste Mineralwasser, leert es aus und bringt den Pfand zurück.
Und kauft sich, was man will ...

Was soll diese Kacke eigentlich? Und warum darf ich als Sozialhilfeempfänger keinen Tabak kaufen, keinen Alkohol? Weil ich der Penner bin?
Warum steht mir denn kein Genuss zu ?
Und er darf kein Lotto spielen, gewinnt er was, darf er es nicht behalten. Wer denkt sich so etwas aus? Können nur kranke Politikergehirne oder die ihrer Staatssekretäre sein ...
 
Das Ganze spiegelt nur die autoritäre Grundhaltung wieder, die vielen in unserer Politikerkaste gemein ist. Das zieht sich durch alle Parteien, ausnahmslos.
 
Die geplanten Änderungen für Hartz V aka "Bürgergeld" sind nichts anderes als der Glaube vieler Politiker, dass man nur den Rohrstock öfter benutzen muss, um das "faule Pack" zur Arbeit zu treiben. Das ist autoritäre Gesinnung par Excellence.

Ist also voll im Thema.
Was ist der Unterschied zwischen dem bisherigen System und dem Bürgergeld? Was wird besser oder schlechter? Darum es hier.
 
Und er darf kein Lotto spielen, gewinnt er was, darf er es nicht behalten. Wer denkt sich so etwas aus? Können nur kranke Politikergehirne oder die ihrer Staatssekretäre sein ...

Es handelt sich letztlich nicht um eine Art soziale Angelegenheit.
Vielmehr handelt es sich um ein idealisiertes Bild von Armut. Der arme Mensch hat in seiner Armut demütig zu sein, dankbar, und darf keinerlei Luxus haben, selbst wenn sein Luxus auch nur in einer Flasche Bier und einem Glas Schnaps besteht.

Ich habe rund 3 Jahre als Koch und Küchenchef in einer privat finanzierten Bedürftigenspeisung gearbeitet. Letztlich haben und hätten die Menschen auf hohem Niveau essen können ... es gab mehr als genug Material, auf hohem Niveau und einen Fachmann wie mich, der es zu verarbeiten verstand.
Dies tat ich, aber im Grunde war dies unerwünscht - weil es dem Armutsideal nicht entsprach, was in den Köpfen mancher Zeitgenossen existiert. Geäußert wurde es nicht. Emotional war es vorhanden.
Der arme Mensch hat Dreck zu fressen, auch wenn es ein Leichtes ist, es kostenfrei besser zu machen.

Mit der Zeit erkannte ich: Auch die achso charitativen Organisationen kochen nur ihr eigenes Süppchen. Sie haben sich die humanitäre Arbeit auf die Fahnen geschrieben, aber letztlich zementieren auch sie nur den Status Quo. Sie stabilisieren die Verhältnisse, so wie sie sind, aber sie tun nichts dafür, dass sich daran etwas ändert. Das war und ist mir zu wenig.
Man kann sich damit heraus reden: Es ist das, was wir tun können, mehr geht nicht. Und es mag auch so sein. Mir reicht das aber nicht.

Der "ideale Gast" einer Bedürftigenspeisung einer Großstadt ist einer, der, ob nun verschuldet oder unverschuldet, in eine Notlage geraten ist und ein paar Wochen oder Monate lang kommt. Dann geht er, und man sieht ihn nie wieder: Weil schließlich andere Maßnahmen greifen, um ihn wieder auf die Füße zu stellen. Solchen Menschen bin ich begegnet, aber sie waren eine kleine Minderheit.
Die Mehrheit kommt jeden Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Es ändert sich nichts in ihrem Leben, und wir sind diejenigen, die es garantieren, das es so ist und bleiben wird.
 
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