Mit diesem Kapitel habe ich keine praktische Erinnerung. Das würde mich doch sehr interessieren, wer damit Erfahrung hat und wie er dies erlebt hat.
Im rechten Geist ausgeführt kann ich es mir sehr sinnvoll vorstellen.
Kapitel 35:
Der wöchentliche Dienst in der Küche
Die Brüder sollen einander dienen. Keiner werde vom Küchendienst ausgenommen, es sei denn, er wäre krank oder durch eine dringende Angelegenheit beansprucht;
denn dieser Dienst bringt großen Lohn und lässt die Liebe wachsen.
Wie schön, dass hier die Brüder genannt sind. Die Schwestern bleiben unbenannt und brauchen also nicht zu dienen und schon gar nicht einander.
Ich habe gerne in der Küche gearbeitet. Leider hat diese sehr sinnvolle Regelung in dem Kloster in dem ich war, keine Anwendung gefunden. Zu mindestens nicht so wie ich es verstanden hatte. Vielmehr gab es eine Schwester, die die Küche leitete und ich war ihr für einige Tage in der Woche als Hilfe gegeben. So lernte ich ihr Geheimnis wie sie die unnachahmlichen Desserts zubereitete, die ich im Gästehaus immer sehr gut fand aber nicht herauszufinden war, welche Zutaten ihm beigegeben waren.
Das Noviziat spülte täglich mit der Äbtissin. Es war witzig zu beobachten, wie sehr diese Frau immer wieder ihren Platz beim Spülen einnahm, wenn sie zwischendurch einmal weggerufen wurde. Offensichtlich ist ihr nie der Gedanke gekommen, dann einfach ein Trockentuch in die Hand zu nehmen und der Schwester die übernommene Aufgabe zu überlassen.
Ich stand meist neben dieser Frau (und selbstverständlich behauptete ich selber auch hier "meinen" Platz als "jüngste" erlaubte ich mir den Luxus so dicht bei der Mutter zu stehen) und fischte aus dem Spülbecken das Geschirr zum Abtrocknen. Zuletzt wusch die Äbtissin die Küchenmesser spülte sie kurz selber ab und warf sie mit Schwung auf das Abtrockenbrett. Bei den ersten Malen bin ich ziemlich erschrocken. Als ich dann wusste, dass ich nicht bleiben durfte, habe ich dann gewagt ihr zu zuflüstern, dass ich ohne zu lügen draußen behaupten könne, die Äbtissin habe mit Messern nach mir geworfen. Leider fand die Frau diese Bemerkung nicht witzig. Ich kann mich heute noch kringeln vor Lachen, wenn ich daran denke.
Den Schwachen aber gebe man Hilfe, damit sie ihren Dienst verrichten, ohne traurig zu werden.
Überhaupt sollen alle je nach Größe der Gemeinschaft und nach den örtlichen Verhältnissen Hilfe bekommen.
Diese beiden Sätze sollten sich wirklich jeder Christ in dicken Buchstaben übers Bett hängen und an den Spiegel klemmen. Aber bitte vorher fragen wofür Hilfe benötigt wird und nur so viel Hilfe geben wie nötig, damit der Schwache stark wird und nicht unter der Last der Hilfsangebote erstickt. Dies ist mehr Belastung anstatt Hilfe.
Ich entsinne mich wie ich angeregt durch die täglichen Morgenandachten mich aufmachte und Corona Bamberg in Herstelle aufsuchte. Ich klagte ihr mein Leid über meine Erlebnisse mit dem Kloster. Es schellte zur nächsten Gebetszeit und sie bat mich danach noch einmal wieder zu kommen. Gesagt getan. Sie meinte mich daraufhin ermahnen zu müssen, dass ich nicht verbittern solle. Um ihr zu erklären, dass ich darin keine Gefahr sehe, erzählte ich ihr noch von meinem Familienschicksal. Das schien die Frau so erschüttert zu haben, dass sie aufsprang um den Tisch rannte und mich in ihren Armen fast erstickte. Ich wusste nicht wie mir geschah und meinte: "Ich schäme mich so." Das bräuchte ich nicht, war ihre Antwort. Völlig verwirrt verließ ich diese Abtei wieder. Heute kenne ich den Fachbegriff für eine solche Handlung "über griffig" Wo ich emotionale Unterstützung gebraucht hätte, wurde ich belehrt und bedauert. So wird einem Menschen die seelische Kraft geraubt.
Ist die Gemeinschaft größer, sei der Cellerar vom Küchendienst ausgenommen, ebenso wer, wie gesagt, durch wichtigere Angelegenheiten beansprucht ist.
Hier nur eine kleine Korrektur lieber heiliger Benedikt. Es gibt keine wichtigeren Aufgaben. Mit dieser Ausdrucksweise wird schon die Saat für den Dämon des Stolzes gesät. Es gibt andere Aufgaben und wer den Pfennig nicht ehrt ist des Talers nicht wert. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Ohne Essen und Trinken können auch keine anderen Aufgaben wahrgenommen werden. Wer diesen Dienst nicht als den zentralen Dienst im Leben überhaupt verstanden hat, hat auch die Botschaft Jesu nicht begriffen.
Die übrigen Brüder sollen einander in Liebe dienen.
"Nennt uns nicht Brüder" lautet der Titel eines Buches in meinem Regal
Wer den Wochendienst beendet, soll am Samstag alles reinigen und die Tücher waschen, mit denen sich die Brüder Hände und Füße abtrocknen.
Sehr pragmatisch lieber Benedikt heute scheint mir das eine Selbstverständlichkeit zu sein, vor 1500 Jahren war es dies wohl nicht, sonst würde es nicht ausdrücklich vermerkt. Waren das früher alles ziemliche Schmutzfinken, die ins Kloster kamen? Die alten Römer, das kann man doch so schön in Trier sehen, hatten doch Bäder. Was war wohl geschehen?
Die Brüder, die den Wochendienst beginnen und die ihn beenden, sollen allen die Füße waschen.
In einem heißen Land und für Sandalenträger wohl eine sinnvolle Übung. Aber warum diese Doppelung? Wäre nicht sinnvoll gewesen eine Fußwaschung in die Mitte der Woche zu verlegen?
Ich hab mich sowieso aufs Kopf waschen verlegt.
1. da brauch ich mich nicht so zu bücken und mein armer Rücken wird geschont.
2. steckt da oft viel mehr als Holzwolle und Zigarrenasche drin, sondern jede Menge Bilder und Erinnerungen die die Liebe zu sich selbst und zu dem Nächsten unmöglich machen und
3. kann man dabei so schön jedem ein Schaumkrönchen aufsetzen und die notwendige Eitelkeit des Menschen hat eine kurzfristige Befriedigung bekommen.
Die benutzten Geräte sollen dem Cellerar sauber und unbeschädigt zurückgegeben werden.
Der Cellerar aber übergebe sie dem weiter, der den Dienst antritt. So weiß er, was er gibt und was er zurückhält.
Wenn diese Sorgfalt gegenüber dem toten Material auch gegenüber den Menschen stattfindet, dann haben wir den Himmel auf Erden.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach
Tageslesungen