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Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 30:
Die Strafe bei Mangel an Einsicht
Nach Alter und Einsicht muss es unterschiedliche Maßstäbe geben.
Daher gelte: Knaben und Jugendliche oder andere, die nicht recht einsehen können, was die Ausschließung als Strafe bedeutet,
sollen für Verfehlungen mit strengem Fasten oder mit kräftigen Rutenschlägen bestraft werden. Sie sollen dadurch geheilt werden.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen

Wenn es nach mir ginge sollte dieses Kapitel, dem Bundesverfassungschutz gemeldet werden. Heilung durch Rutenschläge bei mangelnder Einsicht zu empfehlen kann nur einer Zeit großer Unwissenheit und mangelnder Aufklärung entstammen.
Fasten dagegen ist durchaus bei einigen fettleibigen und fresssüchtigen Menschen angesagt. Auch hier muss allerdings erst die Einsicht in die Notwendigkeit geweckt werden und als eine freiwillige Leistung, dessen unter Fresssucht leidenden Menschen, der den Willen hat heil zu werden. Ohne dem geht gar nichts.
Also so ein Text ist höchstens zur Abschreckung, wie es nicht gemacht werden soll noch zu verkraften. Denn wer Prügel erhalten hat wir auch Prügel weitergeben. So wird Gewalt gesät und es wird sich später gewundert woher sie kommt.

Die Verfolgung der Wahrheit duldet nicht,
dem Gegner Gewalt anzutun,
sondern dass er mit Geduld und Liebe vom Irrtum abgebracht werden muss.

Mahatma Gandhi (*1869, +1948)​

:liebe: :waesche1: :schaf: rg
 
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AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

mal wieder ein Zitat von Gandhi, dass nicht von Gandhi ist. Obwohl diese Aussage diesmal von Ihm sein könnte. Andererseits...
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 31:
Der Cellerar des Klosters
Als Cellerar des Klosters werde aus der Gemeinschaft ein Bruder ausgewählt, der weise ist, reifen Charakters und nüchtern. Er sei nicht maßlos im Essen, nicht überheblich, nicht stürmisch, nicht verletzend, nicht umständlich und nicht verschwenderisch.
Also er sei maßlos im Essen, überheblich, stürmisch, verletzend, umständlich und verschwenderisch.
Kein Mensch kann sich heute noch über die Missstände in der Kirche und Welt beklagen. Das Unterbewusste hat endlich zugeschlagen und verstanden.

Vielmehr sei er gottesfürchtig und der ganzen Gemeinschaft wie ein Vater.
Ach ich denke das ist und soll der Abt sein, wie ein Vater. Zwei Väter? Na ja geht ja auch, denn nur die Frau die ein Kind geboren hat wusste ursprünglich dass das Kind was sie geboren hat ihr Kind ist. Zwei Mütter geht schlecht.

Er trage Sorge für alles.
Der arme Kerl tut mir ja richtig leid. Eine solche Überforderung darf wirklich keinem Menschen zu gemutet werden. Und den Spruch: "Wirf Deine Sorge auf den Herrn" scheint Benedikt auch nicht gekannt zu haben.

Ohne die Weisung des Abtes tue er nichts;

an seine Aufträge halte er sich.
Das erinnert doch glatt an Eichmann, der hat auch nur gehorcht und war sich keiner Schuld bewusst. Der Obere hat also immer Recht.

Er mache die Brüder nicht traurig.
Na manno also für das Unterbewusstsein steht da: Er mache die Brüder traurig.

Falls ein Bruder unvernünftig etwas fordert, kränke er ihn nicht durch Verachtung, sondern schlage ihm die unangemessene Bitte vernünftig und mit Demut ab.
Das sollte auch gegenüber dem Abt gelten.
Er wache über seine Seele und denke immer an das Apostelwort: "Wer seinen Dienst gut versieht, erlangt einen hohen Rang." (1Tim 3,13)
Dem stimme ich unumwunden zu.

Um Kranke, Kinder, Gäste und Arme soll er sich mit großer Sorgfalt kümmern; er sei fest davon überzeugt: Für sie alle muss er am Tag des Gerichtes Rechenschaft ablegen.
Gut ist es wenn der arme Mensch schon begriffen hat, dass der jüngste Tag immer heute ist und der Tag des Gerichtes abgeschafft ist in einer allumfassenden Liebe. Wer dies nicht begriffen hat lebt in dem Bewusstsein, dass andere immer wichtiger sind als er selber. Also Kranke, Kinder, Gäste und Arme sind wichtiger. Ich glaube ganz bestimmt, das sich bei dieser systematischen Unterminierung des Gesunden schnell der Gesunde und selbstverständlich normal Daseinende ausgebrannt und krank sein wird.

Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät.

Nichts darf er vernachlässigen.
Damit wird die Sorge für Gegenstände überbewertet auch hier hört irgendwann das Unterbewusstsein nicht auf das Nicht. Es heißt also für zwanghafte Menschen Er darf alles vernachlässigen.

Er sei weder der Habgier noch der Verschwendung ergeben. Er vergeude nicht das Vermögen des Klosters, sondern tue alles mit Maß und nach Weisung des Abtes.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Schon wieder ein Satz mit nicht also steht für das Unterbewusste hier: Er vergeude das Vermögen des Klosters. Denn das Unterbewusste versteht das nicht nicht. Genau darauf hat eine Nonne, von der mir erzählt wurde gehört. Sie hat Betrügern, die ihr vermutlich ordentlich geschmeichelt haben das ganze Vermögen des Klosters zu geschustert und noch ihre Verwandten für diese Leute um Geld gebeten. Dem Richter, der sie darauf hinwies dass sie doch jetzt wohl einsehen würde, dass sie Unrecht getan habe, soll sie gesagt haben: "Wenn sie an meiner Stelle gewesen wären, hätten sie das selbe getan." Ich halte diese Frau für eine Heilige. Sie ist ihrem viel zu lange unterdrücktem Unterbewusstsein gefolgt.

:liebe: :waesche1: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

mal wieder ein Zitat von Gandhi, dass nicht von Gandhi ist. Obwohl diese Aussage diesmal von Ihm sein könnte. Andererseits...

Waechterin,
da ich von Dir ich immer noch keine Antwort erhalten habe, was Du eigentlich bewachst.
Ich gehe jetzt einmal weiter von der Annahme aus, dass das Unterbewusstsein, das Nicht nicht versteht, dann hast Du geschrieben: ......,dass von Gandhi ist. Es ist zu blöd dass ich selber immer noch auf diese alte Unfrieden stiftende Sprachmuster hereinfalle und darauf reagiere.
Andererseits scheint es wohl in Deinem ausgesprochenen Interesse zu sein, das Kinder und erwachsene Menschen geschlagen werden. Da Du darüber kein Wort verlierst.
Ich wundere mich schon welchen Dingen Du Bedeutung schenkst und welche Du völlig zu ignorieren scheinst.

:liebe: :waesche1: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 31:
Vor allem habe er Demut. Kann er einem Bruder nichts geben, dann schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort.

Es steht ja geschrieben: "Ein gutes Wort geht über die beste Gabe." (Sir 18,17)
Das scheint mir sehr sehr wichtig zu sein, das gute Wort dem Anderen zu geben. Eine Fähigkeit, die offensichtlich nur noch in der Geschäftswelt üblich ist.

Alles, was der Abt ihm zuweist, übernehme er in seine Verantwortung; was er ihm aber verwehrt, maße er sich nicht an.
Das erfordert sehr viel Selbstdisziplin. Ich entsinne mich noch wie die Cellarin des Klosters vor meinem Weggang mit mir ein langes Gespräch geführt hatte und anschließend sagte, "Jetzt muss ich mich dafür anklagen."

Den Brüdern gebe er das festgesetzte Maß an Speise und Trank ohne jede Überheblichkeit oder Verzögerung, damit sie nicht Anstoß nehmen. Er denke daran, was nach Gottes Wort der verdient, der einem von den Kleinen Ärgernis gibt. (Mt 18,6)
Ebenfalls eine gute Anweisung.

In größeren Gemeinschaften gebe man ihm Helfer. Mit ihrer Unterstützung kann er das ihm anvertraute Amt mit innerer Ruhe verwalten.
Es ist doch interessant und gut wie auf die innere Ruhe eines Menschen hier Wert gelegt wird.
Zur bestimmten Stunde werde gegeben, was zu geben ist, und erbeten, was zu erbitten ist,

denn niemand soll verwirrt und traurig werden im Hause Gottes.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Auch das sollte für Vorgesetzte zu beachten sein. Niemand sollte verwirrt oder traurig werden. Schade, dass dieses so wenig Beachtung findet und eben dann auch keine Beachtung, dass jemand verwirrt oder traurig wird.

:liebe: :waesche1: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 32:
Werkzeug und Gerät des Klosters
Den Besitz des Klosters, nämlich Werkzeug, Kleidung und alle anderen Dinge, vertraue der Abt Brüdern an, auf deren Lebensweise und Charakter er sich verlassen kann.
Eine ganz vernünftige Anweisung. Wo viele Menschen zusammen wohnen bedarf es schon einer ordnenden Funktion.

Nach seinem Ermessen übergebe er ihnen alle Gegenstände, die sie verwahren und wieder einfordern sollen.
Dies ist der Anfang für das Besitzdenken.

Der Abt führe ein Verzeichnis über all diese Dinge. So weiß er was er gibt und was er zurückhält, wenn die Brüder einander in den zugewiesenen Aufgaben ablösen.
Eine Anleitung zur Kontrolle und Misstrauen. Eine weiterer Ausbau von der Wichtigkeit von Besitz und Eigentum.

Wenn einer die Sachen des Klosters verschmutzen lässt oder nachlässig behandelt, werde er getadelt.
Tadel ist anscheinend das Wichtigste. Verstehen wird damit verhindert. Ein oben unten Verhältnis bleibt erhalten und die Wichtigkeit von Material wird hervor gehoben im Gegensatz zum seelischen Wohlergehen, der Mitglieder und Verantwortlichen im Kloster.

Wenn er sich nicht bessert, treffe ihn die von der Regel vorgesehene Strafe.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Immer wieder diese Strafandrohungen, die dann auch wenig konkret sind. Ich erinnere mich, dass unter mir ein schadhafter Stuhl einfach als ich an der Nähmaschine saß. Ich war so überrascht, dass ich in schallendes Gelächter ausbrach. So dass aus den anderen Räumen zwei Schwestern hinzu kamen. Die Eine setzte den Stuhl wieder zusammen Und meinte:"Das hat der böse Feind getan." Später nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, sagte mir eine Ostpreußin: "Schwester, dafür mussten wir uns früher anklagen." Ich war spontan empört über eine solche Ungerechtigkeit. Die verflog sehr schnell mit der Bemerkung von einer der Gründerinnen des Klosters: "Und was haben wir oft gelacht, mit was für Sachen die Schwestern ankamen."
So wurde im Laufe der Jahrhunderte eine Regel pervertiert und es bedarf immer noch genauer Aufmerksamkeit, wie wer etwas auffasst. Wer natürlich darüber lachen kann hat es einfach gut. Ich hab einfach weiter drüber nachgedacht und stelle heute einfach fest, wer Material benutzt um den Menschen zu demütigen und klein zu halten, nimmt dem Menschen seine Würde. Das gilt bei Kindern im erhöhten Masse aber genauso bei Erwachsenen.
:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 33:
Eigenbesitz des Mönches
Vor allem dieses Laster muss mit der Wurzel aus dem Kloster ausgerottet werden.
Schon wieder so ein Kapitel, bei dem ich nur Bauchschmerzen bekomme.

Keiner maße sich an, ohne Erlaubnis des Abtes etwas zu geben oder anzunehmen.
Ist sich der heilige Benedikt eigentlich da im klaren gewesen, welche Macht und Willkürherrschaft hier dem Abt übergeben wurde?

Keiner habe etwas als Eigentum, überhaupt nichts, kein Buch, keine Schreibtafel, keinen Griffel - gar nichts.
Ganz schön radikal diese Aussage!
Wenn ich dann noch daran denke, dass die Novizenmeisterin kein wichtigeres und größeres Anliegen hatte, als mir zu sagen weniger Handtücher mit zubringen, wenn ich in einem Jahr wiederkommen würde. Dann muss ich heute wirklich darüber lachen, wenn ich bedenke, in welch einen kleinkarierten geistigen Hühnerstall ich da geraten bin. Aber das viele Lachen darf ja auch nicht sein, laut Benedikt.

Den Brüdern ist es ja nicht einmal erlaubt, nach eigener Entscheidung über ihren Leib und ihren Willen zu verfügen.
Dieser Satz ist wirklich ganz ganz übel und diesen Satz haben die Nazis voll für sich in Anspruch genommen, vor allen Dingen die Aufseher im KZ. Dort durften die Häftlinge auch sich nicht selber in den Tod befördern. Es war das bewusste Ausschalten des Eigenwillens beabsichtigt.
Dass dieser Satz immer noch so unreflektiert dreimal im Jahr ins Unterbewusstsein jeder Nonne und jeden Mönches geträufelt wird, wie ein leise schleichendes Gift sorgt dafür dass das Übel erhaltenbleibz. Zeigt nur wie sehr der Fürst der Welt ein Interesse daran hat, die Frommen in Angst und Schrecken zu lassen. Eine solche Erziehung erzeugt in der nächsten und übernächsten Generation Hass und Wut.

Alles Notwendige dürfen sie aber vom Vater des Klosters erwarten, doch ist es nicht gestattet, etwas zu haben, was der Abt nicht gegeben oder erlaubt hat.
Ja und damit ist die totale Abhängigkeit von einem Menschen hergestellt und die Verbindung zu Gott unterbrochen zu mindestens eine Zwischeninstanz eingeschoben, wie es vom Evangelium nicht so gemeint war. Im Evangelium steht geschrieben, das wir Vater und Mutter verlassen sollen und Gottes Reich und seine Gerechtigkeit suchen sollen. Alles Notwendige erwarte ich von keinem Menschen mehr. Nach dem mir mein Kontakt zu Gott im Kloster abgesprochen wurde. Ich stelle aber hier die Frage, wie wollen Sie hier das Lob Gottes feiern, wenn es schon an der Person des Abtes/der Äbtissin scheitern kann?

"Alles sei allen gemeinsam" (Apg 4,32), wie es in der Schrift heißt, damit keiner etwas als sein Eigentum bezeichnen oder beanspruchen kann.
Dieser Satz macht mir überhaupt keine Schwierigkeiten, so wurde ich schon von meiner Mutter erzogen. Ich habe erst später festgestellt, dass ich anfing besitzgierig zu werden, als man mir meine persönliche und emotionale Anerkennung verweigerte und man mich bestahl.
Stellt es sich heraus, dass einer an diesem sehr schlimmen Laster gefallen findet, werde er einmal und ein zweites Mal ermahnt.


Wenn er sich nicht bessert, treffe ihn eine Strafe.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Wie kann sich ein Mensch denn noch zu seiner Wahrheit durchringen, bei solch einer Strafandrohung? Dieses Kapitel kommt mir vor, wie vom Teufel höchstpersönlich dem heiligen Benedikt in die Feder diktiert. Es führt in jedem Fall automatisch erst einmal zu Neid und Eifersucht in den Klöstern und damit zu Mobbing, wie das neudeutsche Wort für Heuchelei heute heißt.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 34:
Die Zuteilung des Notwendigen

Man halte sich an das Wort der Schrift: "Jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte." Apg 4,35
Dies klingt doch recht positiv. Verlockend auch der Hinweis auf die ersten Christen. Ideal. Mein Gott wäre das schön!
Nur leider hat das bei mir nicht geklappt. Ich verstand die Welt nicht mehr, als mir die Äbtissin eröffnete, dass ich wohl viel Bestätigung brauchte und deswegen wohl eher für einen tätigen Orden geeignet sei. Hier in der Abtei täten viele Schwestern treue Dienste ohne ein einziges Dankeschön. Mehrmals betonte sie ich hätte mit einer Schwester im Gästehaus gesprochen, von der ich ihr gerade erzählt hatte, die vor 12 Jahren weggeschickt worden war. Ich war baff.
Aha ein Dankeschön konnte man in diesem Kloster nicht erwarten! Leider habe ich vergessen zu fragen warum eigentlich nicht.
Heute kann ich mit Sicherheit sagen, wer nicht daran glaubt im Nächsten Christus zu treffen und in sich selber, der ist fast gezwungen den Anderen abzuwerten und einen Dank zu verweigern.

damit sagen wir nicht, dass jemand wegen seines Ansehens bevorzugt werden soll, was ferne sei. Wohl aber nehme man Rücksicht auf Schwächen.
Wer weniger braucht danke Gott und sei nicht traurig.
Rücksicht auf Schwächen nehmen, wie geht das, wenn schon der eigene Leib einem nicht gehört? Hilft da der Mönch/ die Nonne nicht sogar dem Abt/der Äbtissin in seiner Hybris sich herabzubeugen anstatt wirklich im Dialog heraus zu finden was nötig ist?

Wer mehr braucht, werde demütig wegen seiner Schwäche und nicht überheblich wegen der ihm erwiesenen Barmherzigkeit.
So werden alle Glieder der Gemeinschaft zufrieden sein.
Ich brach in ein überraschtes und erfreutes Lachen aus, wenn mich doch eine Nonne lobte und mir schossen die Tränen in die Augen, als mir eine Nonne, die zu Besuch war, anerkennend sagte: "Machen sie es gut." wie damals gerade eine Frau, die ihr öffentliches Amt übernommen hatte.
Vor allem darf niemals das Laster des Murrens aufkommen, in keinem Wort und in keiner Andeutung, was auch immer als Anlass vorliegen mag.
Wird einer dabei ertappt, treffe ihn eine schärfere Strafe.
Und schon wieder eine Strafandrohung! Typisch Mann kann ich da nur sagen. Die Ursache für das Murren zu erforschen und da zu beheben wo es entstanden ist, kein Interesse. Hauptsache der Laden läuft reibungslos. War das letzte Kapitel schon eine deutliche Anleitung zum Seelenmord und zur Gefühlslosigkeit. Befindet sich hier die perfekte Fortsetzung. Ich musste mich noch als 13jährige bei meinem Lehrer entschuldigen, weil ich festgestellt hatte, dass er gemein handelte und er mich daraufhin verprügelte.
Für mich waren diese Engpässe eine Befreiung zu Gott. Für manch einen anderen werden diese Kapitel die im völligen Gegensatz zur frohen Botschaft stehen in die Resignation und Verzweiflung führen. Dazu noch zwei Zitate:
Der Rabbi spricht:
“Wenn einer Führer wird, müssen alle nötigen Dinge da sein, ein Lehrhaus, Zimmer, Tische und Stühle, und einer wird Verwalter, und einer wird Diener und so fort. Und dann kommt der böse Widersacher und reißt das innerste Pünktchen heraus, aber alles andere bleibt wie zuvor. Das Rad dreht sich weiter, nur das innerste Pünktchen fehlt.”
Der Rabbi hob die Stimme: “Aber Gott helfe uns: man darf’s nicht geschehen lassen!”
und
Der religiöse Wert eines Menschen, die Reichweite seines Einflusses hängen von dem Grad der Wirklichkeit ab, der ihm von Gott bestimmt ist; nicht von dem Grad theoretischer oder gar gefühlsmäßiger Vervollkommnung, sondern ich wiederhole, von dem Grad der Realität. Wenn man Gott in seinem Leben von der Ebene des Denkbaren (oder Unwirklichen) in die Ebene des Wirklichen herübergenommen hat, dann liegt darin für alle, die glauben möchten eine stärkende Kraft und ein Beweis der Wahrheit. Teilhard de Chardin
:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Mit diesem Kapitel habe ich keine praktische Erinnerung. Das würde mich doch sehr interessieren, wer damit Erfahrung hat und wie er dies erlebt hat.
Im rechten Geist ausgeführt kann ich es mir sehr sinnvoll vorstellen.

Kapitel 35:
Der wöchentliche Dienst in der Küche

Die Brüder sollen einander dienen. Keiner werde vom Küchendienst ausgenommen, es sei denn, er wäre krank oder durch eine dringende Angelegenheit beansprucht;
denn dieser Dienst bringt großen Lohn und lässt die Liebe wachsen.
Wie schön, dass hier die Brüder genannt sind. Die Schwestern bleiben unbenannt und brauchen also nicht zu dienen und schon gar nicht einander.
Ich habe gerne in der Küche gearbeitet. Leider hat diese sehr sinnvolle Regelung in dem Kloster in dem ich war, keine Anwendung gefunden. Zu mindestens nicht so wie ich es verstanden hatte. Vielmehr gab es eine Schwester, die die Küche leitete und ich war ihr für einige Tage in der Woche als Hilfe gegeben. So lernte ich ihr Geheimnis wie sie die unnachahmlichen Desserts zubereitete, die ich im Gästehaus immer sehr gut fand aber nicht herauszufinden war, welche Zutaten ihm beigegeben waren.
Das Noviziat spülte täglich mit der Äbtissin. Es war witzig zu beobachten, wie sehr diese Frau immer wieder ihren Platz beim Spülen einnahm, wenn sie zwischendurch einmal weggerufen wurde. Offensichtlich ist ihr nie der Gedanke gekommen, dann einfach ein Trockentuch in die Hand zu nehmen und der Schwester die übernommene Aufgabe zu überlassen.
Ich stand meist neben dieser Frau (und selbstverständlich behauptete ich selber auch hier "meinen" Platz als "jüngste" erlaubte ich mir den Luxus so dicht bei der Mutter zu stehen) und fischte aus dem Spülbecken das Geschirr zum Abtrocknen. Zuletzt wusch die Äbtissin die Küchenmesser spülte sie kurz selber ab und warf sie mit Schwung auf das Abtrockenbrett. Bei den ersten Malen bin ich ziemlich erschrocken. Als ich dann wusste, dass ich nicht bleiben durfte, habe ich dann gewagt ihr zu zuflüstern, dass ich ohne zu lügen draußen behaupten könne, die Äbtissin habe mit Messern nach mir geworfen. Leider fand die Frau diese Bemerkung nicht witzig. Ich kann mich heute noch kringeln vor Lachen, wenn ich daran denke.

Den Schwachen aber gebe man Hilfe, damit sie ihren Dienst verrichten, ohne traurig zu werden.
Überhaupt sollen alle je nach Größe der Gemeinschaft und nach den örtlichen Verhältnissen Hilfe bekommen.
Diese beiden Sätze sollten sich wirklich jeder Christ in dicken Buchstaben übers Bett hängen und an den Spiegel klemmen. Aber bitte vorher fragen wofür Hilfe benötigt wird und nur so viel Hilfe geben wie nötig, damit der Schwache stark wird und nicht unter der Last der Hilfsangebote erstickt. Dies ist mehr Belastung anstatt Hilfe.
Ich entsinne mich wie ich angeregt durch die täglichen Morgenandachten mich aufmachte und Corona Bamberg in Herstelle aufsuchte. Ich klagte ihr mein Leid über meine Erlebnisse mit dem Kloster. Es schellte zur nächsten Gebetszeit und sie bat mich danach noch einmal wieder zu kommen. Gesagt getan. Sie meinte mich daraufhin ermahnen zu müssen, dass ich nicht verbittern solle. Um ihr zu erklären, dass ich darin keine Gefahr sehe, erzählte ich ihr noch von meinem Familienschicksal. Das schien die Frau so erschüttert zu haben, dass sie aufsprang um den Tisch rannte und mich in ihren Armen fast erstickte. Ich wusste nicht wie mir geschah und meinte: "Ich schäme mich so." Das bräuchte ich nicht, war ihre Antwort. Völlig verwirrt verließ ich diese Abtei wieder. Heute kenne ich den Fachbegriff für eine solche Handlung "über griffig" Wo ich emotionale Unterstützung gebraucht hätte, wurde ich belehrt und bedauert. So wird einem Menschen die seelische Kraft geraubt.

Ist die Gemeinschaft größer, sei der Cellerar vom Küchendienst ausgenommen, ebenso wer, wie gesagt, durch wichtigere Angelegenheiten beansprucht ist.
Hier nur eine kleine Korrektur lieber heiliger Benedikt. Es gibt keine wichtigeren Aufgaben. Mit dieser Ausdrucksweise wird schon die Saat für den Dämon des Stolzes gesät. Es gibt andere Aufgaben und wer den Pfennig nicht ehrt ist des Talers nicht wert. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Ohne Essen und Trinken können auch keine anderen Aufgaben wahrgenommen werden. Wer diesen Dienst nicht als den zentralen Dienst im Leben überhaupt verstanden hat, hat auch die Botschaft Jesu nicht begriffen.

Die übrigen Brüder sollen einander in Liebe dienen.
"Nennt uns nicht Brüder" lautet der Titel eines Buches in meinem Regal
Wer den Wochendienst beendet, soll am Samstag alles reinigen und die Tücher waschen, mit denen sich die Brüder Hände und Füße abtrocknen.
Sehr pragmatisch lieber Benedikt heute scheint mir das eine Selbstverständlichkeit zu sein, vor 1500 Jahren war es dies wohl nicht, sonst würde es nicht ausdrücklich vermerkt. Waren das früher alles ziemliche Schmutzfinken, die ins Kloster kamen? Die alten Römer, das kann man doch so schön in Trier sehen, hatten doch Bäder. Was war wohl geschehen?

Die Brüder, die den Wochendienst beginnen und die ihn beenden, sollen allen die Füße waschen.
In einem heißen Land und für Sandalenträger wohl eine sinnvolle Übung. Aber warum diese Doppelung? Wäre nicht sinnvoll gewesen eine Fußwaschung in die Mitte der Woche zu verlegen?
Ich hab mich sowieso aufs Kopf waschen verlegt.
1. da brauch ich mich nicht so zu bücken und mein armer Rücken wird geschont.
2. steckt da oft viel mehr als Holzwolle und Zigarrenasche drin, sondern jede Menge Bilder und Erinnerungen die die Liebe zu sich selbst und zu dem Nächsten unmöglich machen und
3. kann man dabei so schön jedem ein Schaumkrönchen aufsetzen und die notwendige Eitelkeit des Menschen hat eine kurzfristige Befriedigung bekommen.

Die benutzten Geräte sollen dem Cellerar sauber und unbeschädigt zurückgegeben werden.
Der Cellerar aber übergebe sie dem weiter, der den Dienst antritt. So weiß er, was er gibt und was er zurückhält.
Wenn diese Sorgfalt gegenüber dem toten Material auch gegenüber den Menschen stattfindet, dann haben wir den Himmel auf Erden.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
 
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Kapitel 35:
Die Wochendiener sollen (an Fasttagen) vor der einzigen Mahlzeit über das festgesetzte Maß hinaus etwas zu trinken und Brot erhalten,

damit sie ihren Brüdern zur Stunde der Mahlzeit ohne zu Murren und besondere Mühe dienen können.
Dies ist wirklich eine rührende, fürsorgliche und bis ins Detail gehende Regelung. Ich kann mir gut vorstellen, dass wer fastet und mit leerem Magen seine Brüder beim Essen bedienen soll schon in die Unzufriedenheit getrieben werden kann.

An Festtagen müssen sie bis zum Schluss warten.
Ja dann hat es aber auch schon vorher eine Mahlzeit gegeben.

Die Brüder die den Wochendienst beginnen und die ihn beenden, sollen sich am Sonntag gleich nach dem Morgenlob im Oratorium tief vor allen verbeugen und um das Gebet für sich bitten.
Eine schöne Übung, so kann jeder sehen, wer ihn in der Woche bedient und je mehr gutes die Brüder, die bedient werden denen wünschen, die sie bedienen desto liebevoller kann alles vor sich gehen.

Wer den Wochendienst beendet, spreche folgenden Vers: "Gepriesen bist du Herr unser Gott, du hast mir geholfen und mich getröstet." (Dan 3,52; Ps 86,17)
Auch hier wird die Anwesenheit Gottes in den einfachen Tätigkeiten gesehen und sich dafür bedankt.

Hat er dreimal so gesprochen und den Segen zum Abschluss seines Dienstes empfangen, folgt, wer den Dienst beginnt und spricht: "O Gott, komm mir zu Hilfe, Herr, eile mir zu helfen." (Ps 70,2)
Hier wird die Hilfe Gottes erbeten und sich ins Bewusstsein gerufen , ohne den kein Mensch einen einzigen Schnaufer tun kann.

Auch diesen Vers wiederholen alle dreimal; dann empfängt der Bruder den Segen und beginnt seinen Dienst.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Eine wunderbare Zeremonie die menschliche Arbeit mit in den Einklang Gottes zu bringen.

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