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Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 45:
Die Bußen für Fehler im Oratorium
Wer beim Vortrag eines Psalmes, eines Responsoriums, einer Antiphon oder einer Lesung einen Fehler macht und sich nicht gleich vor allen demütigt und so Buße tut, den treffe eine schwerere Strafe.
Na teuflischer geht es wohl nicht mehr! Ganz ganz übel. Aber so wird der Glaube an die Perfektheit gefördert.
Denn er wollte nicht durch Demut wieder gut machen, was er durch Nachlässigkeit verschuldet hatte.
Demut bedeutet ein Wandel in der Wahrheit. Dies ist eine übergriffige Schlussfolgerung in Bezug eines oberflächlichen Fehlers und zusätzlich eine Anleitung zu seelischer Grausamkeit. Auch wen es heute nicht mehr so gehandhabt wird. So bekommt es jeder Mönch und jede Nonne dieses dreimal im Jahr vorgelesen und als seelisches Gift so langsam aber allmählich in die Seele geträufelt.

Knaben aber erhalten für eine solche Verfehlung Rutenschläge.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Dies sollte dem Bundesverfassungsschutz mitgeteilt werden als ganz deutlichen Hinweis auf die Schädigung und Aushöhlung der Würde des Menschen sowie als Aufforderung zur Kindesmisshandlung verboten werden.
Es ist einfach sagenhaft, was sich in der Mitte einer solchen Regel als eindeutig dem Evangelium widersprechend verbirgt.
Wenn man noch zusätzlich bedenkt, dass es Mönche und Nonnen waren, die dieser Regel angehören, die viele Erziehungsaufgaben und die Missionierung unseres Landes beigetragen haben dann braucht einen eigentlich gar nichts mehr zu wundern.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
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AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 46:
Die Bußen für andere Verfehlungen
Wenn jemand bei irgend einer Arbeit, in der Küche, im Vorratsraum, bei einem Dienst, in der Bäckerei, im Garten, bei der Ausübung eines Handwerks oder sonst irgendwo einen Fehler macht

oder etwas zerbricht oder verliert oder irgendwo etwas anderes verschuldet

und nicht unverzüglich kommt, um von sich aus vor Abt und Gemeinschaft Buße zu tun und seinen Fehler zu bekennen,

sondern wenn sein Fehler durch einen anderen bekannt wird, dann treffe ihn eine schwere Strafe.
Ich halte es persönlich für eine Selbstverständlichkeit in einer Gemeinschaft Bescheid zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung geht.
Die schwere Strafe halte ich mal wieder für Überflüssig, so lange die Motive nicht geklärt sind, warum nicht sofort Bescheid gesagt worden ist.
Handelt es sich aber um eine in der Seele verborgene Sünde, eröffne er sie nur dem Abt oder einem der geistlichen Väter,

der es versteht, eigene und fremde Wunden zu heilen, ohne sie aufzudecken und bekannt zu machen.

Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen

Diese Geheimniskrämerei scheint mir der Beginn alles Übels zu sein. Was muss ich geheim halten, wenn es einen Gott der Vergebung und Verzeihung gibt?
Da es seit Jesus Leben und Tod keine Sünde gibt scheint mir hier dieser Abschnitt der Regel mal wieder vollständig daneben zu sein und der Glaube an die Sünde das heißt der Trennung von Gott wird damit zu viel Raum eingeräumt. Damit wird aller Lieblosigkeit mal wieder zu viel Raum gegeben.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 47:
Das Zeichen zum Gottesdienst
Die Zeit zum Gottesdienst am Tage und in der Nacht anzukündigen sei Sorge des Abtes. Er gebe selbst das Zeichen oder übertrage die Sorge dafür einem gewissenhaften Bruder, damit alles zur rechten Zeit geschieht.
Hier wird dem Abt wieder die alleinige Verantwortung gegeben, was die rechte Zeit wird nicht erklärt.
Jesus sagte einmal zu seiner Mutter, als sie ihn darauf aufmerksam machte, dass sie keinen Wein mehr haben. "Meine Teit ist noch nicht gekommen."
Alles hat seine Zeit und mir wurde von einer Mitschwester mal gesagt, bei uns bekommt jeder soviel Zeit wie er braucht.

Psalmen und Antiphonen sollen nach dem Abt die Brüder, denen es aufgetragen wird, nach ihrer Rangordnung vortragen.
Eine Rangordnung kann für viele erst einmal wichtige Sicherheit Halt und Orientierung geben.

Keiner aber nehme sich heraus, zu singen oder zu lesen, wenn er diese Aufgabe nicht so erfüllen kann, dass die Hörer erbaut werden.
Damit wird die Erbauung der anderen in den Vordergrund gestellt. Das Üben und lernen wird außer Acht gelassen oder scheint als selbstverständlich voraus gesetzt zu werden.
Es geschehe mit Demut, Ernst und Ehrfurcht und im Auftrag des Abtes.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Hier wird auf den Auftrag von außen Wert gelegt. Der innere Impuls findet keine Beachtung. Dies wird dreimal im Jahr allen Mönchen und Nonnen vorgelesen und Demut wird mit Selbstverachtung und Selbstentfremdung verwechselt. Denn Demut ist ein Wandel in der Wahrheit und diese Wahrheit lautet, dass jeder Mensch göttlich und okay ist. Eine Wahrheit, die bei der kritiklosen Übernahme dieser Regel total flöten gehen kann. Denn die Wahrheit macht uns frei.
:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 48:
Die Ordnung für Handarbeit und Lesung
Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein.
Mit diesem Spruch wurde der Leistungszwang hochgehalten. Die Unterscheidung zwischen Handarbeit und der Betonung heiliger Lesung ist schon ziemlich witzig. Da Jesus ja der Sohn eines Handwerkers war und ich schon lange bevor ich überhaupt an ein Kloster gedacht habe, dass mein ganzes Leben ja ein Gebet ist.

Und so meinen wir, durch folgende Verfügung die Zeit für beides ordnen zu können:
Von Ostern bis ersten Oktober verrichten sie morgens nach der Prim bis ungefähr zur vierten Stunde die notwendigen Arbeiten.
Also vier Stunden Arbeit?

Von der vierten Stunde aber bis zur Sext sollen sie frei sein bis zur Lesung.
Zwei Stunden Pause, da gegen lässt sich nichts einwenden.

Nach der Sext und der Mahlzeit sollen sie unter völligem Schweigen auf ihren Betten ruhen. Will aber einer für sich lesen, dann lese er so, dass er keinen anderen stört.
Irgendwie habe ich offensichtlich bis jetzt diese Stelle überlesen, obwohl ich es so praktiziert habe.

Die Non werde früher gehalten, zur Mitte der achten Stunde; dann gehen sie bis zur Vesper wieder an ihre Arbeit.
Ja diese Einteilung besteht wohl noch in jedem Kloster heute so.

Wenn die Ortsverhältnisse oder die Armut fordern, dass sie die Ernte selber einbringen, sollen sie nicht traurig sein.
Im Gegenteil, sie dürfen froh und stolz darüber sein, das verborgene Leben Jesu in Nazareth zu teilen und wie er zunehmen an Alter und Weisheit bei Gott und den Menschen.
Sie sind dann wirklich Mönche, wenn sie wie unsere Väter und die Apostel von ihrer Hände Arbeit leben.
Das scheint in den Klöstern Jahrhunderte lang vergessen worden zu sein. Dort gab es die strenge Trennung von Kleidung und Stand im Chor von den Chorschwestern und den Konversen.

Alles aber geschehe wegen der Kleinmütigen wegen maßvoll.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Ja leider zum guten Schluss wurde alles auf das Mass der Kleinmütigen zurecht gestutzt. Eine üble und schwere Verkennung von rechten Mass, was jeder nur in sich selber finden kann.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 48:

Vom 1. Oktober bis zum Beginn der Fastenzeit sollen sie bis zum Ende der zweiten Stunde für die Lesung frei sein.

Zur zweiten Stunde werde die Terz gehalten. Bis zur neunten Stunde verrichten alle die Arbeit, die ihnen aufgetragen ist.

Beim ersten Zeichen zur Non breche jeder seine Arbeit ab, um bereit zu sein, wenn das zweite Zeichen gegeben wird.

Nach dem Essen sollen sie für ihre Lesung oder für die Psalmen frei sein.
Eine Art Regelung von Winter und Sommerzeit?

In den Tagen der Fastenzeit aber sollen sie vom Morgen bis zum Ende der dritten Stunde für ihre Lesung frei sein. Dann verrichten sie bis zum Ende der zehnten Stunde, was ihnen aufgetragen wird.

In diesen Tagen der Fastenzeit erhält jeder einen Band der Bibel, den er von Anfang bis Ende ganz zu lesen hat.
Das lass ich mit gefallen mehr und intensiver lesen zu können.

Diese Bände werden zu Beginn der Fastenzeit ausgegeben.
Auch wohl wieder eine mehr praktische Überlegung auch wohl bedingt dadurch, dass alle Bücher ja noch von Hand geschrieben waren und somit jedes Buch eine Kostbarkeit war.

Vor allem bestimme man einen oder zwei Ältere, die zu den Stunden, da die Brüder für die Lesung frei sind, im Kloster umhergehen.

Sie müssen darauf achten, ob sich etwa ein träger Bruder findet, der mit Müßiggang oder Geschwätz seine Zeit verschwendet, anstatt eifrig bei der Lesung zu sein; damit bringt einer nicht nur sich selbst um den Nutzen, sondern lenkt auch andere ab.
Sehr schlecht für die, die eben nicht so gerne lesen oder auch gerade mal eben Pause machen wollen um das eben Gelesene mal sacken zu lassen und zu verdauen.

Wird ein solcher, was ferne sei, ertappt, werde er einmal und ein zweites Mal zurechtgewiesen.

Bessert er sich nicht, treffe ihn die von der Regel vorgesehene Strafe so, dass die anderen sich fürchten.
Damit ist der Zwang zum Lernen und die Befolgung einer Schrift wieder einmal der Vorrang gegeben worden, annstatt nach den wichtigeren Herzensangelegenheiten zu fragen und dann zu entscheiden was zu tun ist.

Überhaupt darf ein Bruder mit einem anderen nur in den vorgesehenen Stunden zusammen sein.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Wer diesen Abschnitt befolgt steht zwar bei allen vorbildlich da, dem ist aber die nötige Liebe zu sich selbst und zu seinem Nächsten flöten gegangen.
Das ist das Dilemma, in dem sich die Kirche heute befindet.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 

Das Unbehagen an der Autorität

Von Dieter Eduard Zimmer


In einem Nachbar-Thread zum Thema "Heidegger und die Sprache" hat mich PhilippP
auf den Autor Dieter Eduard Zimmer aufmerksam gemacht.

Ich habe daraufhin seine Homepage aufgesucht ( http://www.d-e-zimmer.de/index.htm ),
und dort einen Auszug aus dem Buch

"Die Vernunft der Gefühle – Ursprung, Natur und Sinn der menschlichen Emotion
München: Serie Piper 227, R. Piper & Co. Verlag, 1981"

gefunden, in dem der Autor das Unbehagen an der Autorität abhandelt.

Das Unbehagen an der Autorität

Wer sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss die familiären Verhältnisse
und der Erziehungsstil auf die Entwicklung autoritärer Verhaltensweisen hat,
kann in diesen Essay von Dieter E. Zimmer viele wertvolle Hinweise finden.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Bi-gotte und verlogene autoritäre Auroritäten = NEIN danke!
Authentische Autorität, die keinerlei Interesse an Machtausübung/Unterdrückung usw. hat = JA bitte!
Das musste auch einmal in aller Klarheit angemerkt werden!
moebius
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?


Das Unbehagen an der Autorität

Von Dieter Eduard Zimmer


In einem Nachbar-Thread zum Thema "Heidegger und die Sprache" hat mich PhilippP
auf den Autor Dieter Eduard Zimmer aufmerksam gemacht.

Ich habe daraufhin seine Homepage aufgesucht ( http://www.d-e-zimmer.de/index.htm ),
und dort einen Auszug aus dem Buch

"Die Vernunft der Gefühle – Ursprung, Natur und Sinn der menschlichen Emotion
München: Serie Piper 227, R. Piper & Co. Verlag, 1981"

gefunden, in dem der Autor das Unbehagen an der Autorität abhandelt.

Das Unbehagen an der Autorität

Wer sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss die familiären Verhältnisse
und der Erziehungsstil auf die Entwicklung autoritärer Verhaltensweisen hat,
kann in diesen Essay von Dieter E. Zimmer viele wertvolle Hinweise finden.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.


"Es komme des öfteren vor, schreibt Lévi-Strauss,
dass das Angebot der Macht entsetzt zurückgewiesen wird."

(Zitat aus dem o.g. Essay von Meister Zimmer)
 
AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Vor allem von denjenigen, die nichts mehr mit sich machen lassen wollen!
moebius
 
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AW: Autorität oder Erziehung zum autoritären Charakter?

Kapitel 48:

Am Sonntag sollen ebenfalls alle für die Lesung frei sein außer jenen, die für verschiedene Dienste eingeteilt sind.
Die Worte soll und muss sind eigentlich im Reich Gottes nicht denkbar, weil es um die freie Entscheidung zu Liebe geht.

Ist aber einer so nachlässig und träge, dass er nicht willens oder nicht fähig ist, etwas zu lernen oder zu lesen, trage man ihm eine Tätigkeit auf, damit er nicht müßig ist.
Hier stammt wohl auch der Satz "Müßigkeit ist aller Laster Anfang" her. Das es eine Müßigkeit in der Routine gibt scheint noch nicht bekannt gewesen zu sein.

Kranken oder empfindlichen Brüdern werde eine passende Beschäftigung oder ein geeignetes Handwerk zugewiesen; sie sollen nicht müßig sein, aber auch nicht durch allzu große Last der Arbeit erdrückt oder sogar fortgetrieben werden.
Das heute gerade die Kranken und empfindlichen Menschen eben eine Erlaubnis brauchen um heraus zu finden was ihrem eigenen ursprünglichen und heilem Wesen entspricht ist offensichtlich unbekannt gewesen.

Der Abt muss auf ihre Schwäche Rücksicht nehmen.
Die Benediktusregel - Ausgabe nach Tageslesungen
Die Rücksichtnahme auf die Schwäche anderer kann zu einer bösen Fallgrube werden, in der dann die Starken unnötig geschwächt und ausgehöhlt werden. So ist der Schwache heute auch dazu an zuleiten, den Starken anzuerkennen und dankbar für die Hilfe zu sein, die er bekommt. Heute ist allerdings Nivellierung angesagt und Trumpf, damit sich überhaupt keine Autorität mehr entwickelt.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
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