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Anarchie - realistisch?

Wie fast jede andere Ideologie(siehe Kommunismus) setzt auch die Anarchie einen anderen Menschen voraus. Liest man Bakunin, könnte man sich dafür begeistern, merkt jedoch schnell, das er den selben Grundfehler im Denken macht, nämlich dass dieser ideale Mensch durch die Ideologie geschaffen werden könnte anstatt dass er bereits vorhanden sein müsste.
Das Zeitalter von Ideologien jedweder Herkunft ist vorbei, was wir brauchen, sind ideologiefreie, pragmatische Problemlösung unter dem Gesichtspunkt, was dieser Gesellschaft nützt oder schadet. Dabei ist von dem Menschentyp auszugehen, den man alltäglich vorfindet, um nicht an der Realität vorbei zu agieren.
 
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Hallole.

Über den Begriff Anarchie herrscht ein weit verbreitetes Missverständnis.
Anarchie bedeutet nicht Chaos. Sondern lediglich HIERARCHIEFREIE Organisation.

Also sind Überlegungen, ob es ohne Gesetze geht, am Thema vorbei. Wenn die Aborigines also mit Regeln, aber mit keiner oder nur sehr geringer Heirarchie leben (ist Respekt Hierarchie?), kommen sie der Anarchie schon nahe.

Wer seine Anarchie Kenntnisse auffrischen will, sollte vielleicht mal bei Noam Chomsky reinlesen.

Im Übrigen schlage ich zu verfeinerung der Frage vor, nicht zu überlegen, ob Anarchie lebbar wäre (klar wäre sie das), sondern wie sich eine Gesellschaft dorthin entwickeln könnte. Stichwort: soziale Evolution oder Revolution.

Eine geregelten Tag allen, aber ohne Unterordnung...;)
 
Auf der Entwicklungsstufe der Origines und deren sozialem und organisatorischem Umfeld ist alles möglich, wie in der Steinzeit eben auch. In einem dichtbesiedeltem, hochindustrialisiertem Land , Teil einer internationalisierten Welt , sind schnelle und effiziente Entscheidungswege notwendig, die nur eine pyramidenförmige Befehlsstruktur ermöglicht. Die Individualisierung des Einzelnen, dessen Auswirkung der anarchische Gedanke ist, führt am Ende zur Atomisierung der Gesellschaft. Was jedoch notwendig ist, ist wieder ein stärkeres Wirgefühl, die Frage also, wass der einzele für das Land tun kann und nicht, was das Land für ihn tun kann.
Im übrigen verstehe ich Deinen Wunsch nach einem besseren Menschen, doch an diesem Punkt haben bereits die Alten Griechen vor dreitausend Jahren resigniert. Jeder Versuch, den Menschen an eine Ideologie anzupassen, ist bisher fehlgeschlagen. Die Geschichte lehrt, dass es nur umgekehrt funktioniert.
 
Original geschrieben von Robin
Anarchie bedeutet nicht Chaos. Sondern lediglich HIERARCHIEFREIE Organisation.
Für dich. So wie ich aber Sprache und Kommunikation verstehe, sollten wir uns auf Definitionen EINIGEN. Ich bin für die herrschende: Anarchie = Gesellschaft ohne Gesetz. Diese Definition gibt ja auch die Wortanalyse schon her.
(Diesen Diskussionsstrang hatten wir doch schon mal gehabt, hier im Thread....
Und so hatten wir schon vor 30 Jahren diskutiert, in dieser Gesellschaft...
Da kommt anscheinend nichts an Erkenntnis dazu. Warum? Weil der Anarchismus nicht an einem Fallbeispiel zu beweisen ist. So mutiert diese Idee zu einer regelrechten Religion. Die in ihrer Sinnlosigkeit - von denkenden Menschen! - genauso undiskutierbar verteidigt wird wie die anderen Religionen auch. How will we ever learn...)
Im Übrigen schlage ich zu verfeinerung der Frage vor, nicht zu überlegen, ob Anarchie lebbar wäre (klar wäre sie das), sondern wie sich eine Gesellschaft dorthin entwickeln könnte. Stichwort: soziale Evolution oder Revolution.
Jou. :rolleyes: So nach dem Motto: Augen zu und durch....

Gysi
 
Was der olle Kant sagt

Eine Gesellschaftsordnung, die auf Prinzipien einer oder mehrerer Spielarten des Anarchismus basiert, häufig zusammenfassend erklärt mit dem Zitat: "Anarchie ist [...] Ordnung ohne Herrschaft" (Immanuel Kant)

So. Das war also Herr Kant. Ich weiß nicht, wie ihr Kommunikation versteht, aber diesen Satz verstehe ich.
Tut mir leid, falls das schon mal Thema war, aber ich bin neu hier. Wenn wir uns an Definitionen halten, dann doch bei einem Philosophie-Forum am Besten an philosophisch fundierte, oder?

Im Übrigen ist es doch ganz unsinnig, über ordnungsfreie Zustände zu sprechen, denn Ordnung stellt sich immer ein. Gesellschaft ist ja Ordnung, selbst in kleinsten Stämmen. Arbeitsteilung ist Ordnung. Spezialisierung beruht auf Ordnung.

Ich wende dies nur ein, weil eine falsche Definition es manchen nur zu einfach macht, die Sache abzuhaken.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich sehne mich nicht nach dem besseren Menschen. Ich bin auch kein Noam Chomsky Fan. Ich beobachte nur und gebe Anregungen. Ich selbst bin "Luhmannianer", also werde ich im Zweifel immer systemtheoretisch argumentieren. Die Systemtheorie geht u.a. davon aus, dass sich eine Gesellschaft nur evolutionär entwickeln kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich zu eine anarchieähnlichen Form entwickelt, ist ungefähr so, als ob sich alle Luftmoleküle in meinem Raum hier spontan unter dem Tisch versammeln würden und ich erstickte.

Es ergibt m.E. auch keinen Sinn, vom "guten" oder "schlechten" Menschen zu sprechen, wie allgemein eine Philosophie, die auf Moral beruht, leicht unbefriedigend bleibt (wohlgemerkt: nicht eine Philosophie, die sich mit Moral beschäftigt.)
Aber zu diesem Thema wird sich bestimmt noch Gelegenheit ergeben.

Einen schönen Tag.
 
Klappt Anarchie?

Anarchie tritt nicht von selber ein. Erst einmal müsste man den
Menschen ihre Regelwerke austreiben. Das ginge nur mit Gewalt,
die nur geordnet effektiv einsetzbar ist. Wie dann aber ohne Regeln die unterschiedlichen Interessen Vieler unter einen Hut zu bringen sind, kann niemand sagen.

Die Anarchie ist ein Traum vom freien Leben unter lieben Men-schen. Die Menschen sind aber einfach nicht lieb. Auch nicht die
Aborigines.

Wenn man am Ort und in der Gegenwart seine gewünschten
Ergebnisse nicht bestätigt findet, gehe man doch in Gedanken
weit weg in Raum oder Zeit und behaupte was man nicht genau
weiß. So trieb es die berühmte Anthropologin Margaret Mead, die die Fachwelt mit ihren Arapesh und Mundugumor verrückt machte, die angeblich durch die passende Erziehung richtig gut oder richtig böse geworden waren - nur dass sie nie in der Südsee war und schlicht log.

Gut und Böse sind keine Gegenstände, die man greifen kann.
Mit unseren Regeln legen wir erst fest was gut und böse ist.
Ohne Regeln können wir nicht sagen, was einen Wert hat und
was nicht. In der Anarchie wäre alle egal. Da wir alle diese oder
jene Regeln gelernt haben und nach ihnen leben, ist der Wunsch
nach Anarchie aus dieser Sicht heraus pathologisch. Wer nicht
mit seiner Situation klar kommt, beschäftigt sich ja auch gern mit
schrecklichen Unglücken und großem Chaos. Das lenkt doch ab.
 
Was der olle Kant sagt

Original geschrieben von Robin
Eine Gesellschaftsordnung, die auf Prinzipien einer oder mehrerer Spielarten des Anarchismus basiert, häufig zusammenfassend erklärt mit dem Zitat: "Anarchie ist [...] Ordnung ohne Herrschaft" (Immanuel Kant)
Richtig. Herrschaftslose Gesellschaft. Kein Diktat. Auch kein Volksdiktat. Die Volksdirektive äußert sich - in einer Demokratie - im Gesetz. Also hat die Anarchie auch kein Gesetz. Und - um einen anderen Philosophen (Karl Marx) zu bemühen: "Wo das Recht nicht herrscht, da herrscht das Faustrecht!" Anarchie ist amorphe Sozialmasse. Anarchie... da schwingt die Sehnsucht nach Freiheit mit. Ein Egoisten-Bestreben, wenn es die Freiheit der anderen nicht berücksichtigen mag. Und wie wird die Freiheit der anderen - auch deine - festgelegt? Natürlich: durch Gesetze! "Aber das machen wir auch ohne Gesetze.", hörte ich manchen sagen. Schön. Aber die, die es eh, aus sich heraus, machen, werden doch wohl nichts dagegen haben, wenn dieses Grundrecht fest verbrieft ist... Wen sollte das jucken, außer denen, die sich daran stoßen?
"Freiheit - das ist die Freiheit der anderen." (Rosa Luxemburg), um mal eine Freiheits-Kämpferin zu bemühen, die durchaus mit-gedacht hatte...

Gysi
 
Schon der Begriff hirarchiefreie Organsiation ist ein Widerspruch in eo ipso. Jede Organisationsform bedingt zwangsläufig auch Entscheidungsstrukturen, selbst beim kleinsten Kaninchenzüchterverein gibt es einen Vereinsvorsitzenden usw.
Man bewahre uns vor Ideologen und Ideen, die eine Gesellschaft als Experimentierfeld für theorethische Denkmodelle sehen mit ungewissem Ausgang, in der Geschichte alles schon mal dagewesen mit desaströsem Ausgang.
Eine auf den Menschen bezogene Politik führt das, was sich in der Vergangenheit bewährt hat, weiter und fügt diesem, dem Wandel der Zeit entsprechend, Neues hinzu. Völlige Systembrüche haben immer auch zum völligen Zusammenbruch geführt,
unabhängig von der Idee, die sie bewirkt haben.
 
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hier wird immer wieder erwähnt, dass diese art zu leben nicht in der natur des menschen liegt...
gehören wir etwa nicht zu der spezies des homo sapiens???
es scheint mir, als wenn einige unter euch eine neue gattung der trockennasenaffen entdeckt hätten, denn die, die ihr beschreibt sind sicher keine vernunftbegabten menschen......
 
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