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Wie uns die Anonymität verändert

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Immer wieder fasziniert das Medium Internet durch die Möglichkeiten welches es bietet – sowohl was die Information, aber auch was die Kommunikation betrifft.
Wir bewegen uns, oberflächlich betrachtet, in einer vollkommenen Anonymität, können endlich mal die Hüllen fallen lassen, die uns Erziehung, Zivilisation, oder Konvention auferlegt haben.

Nun, natürlich ist auch unsere Anonymität im Internet eine reine Illusion – aber es scheint doch, dass wir sie sehr benötigen. Denn nirgends scheinen sich zwei sehr unterschiedliche Begrifflichkeiten so nah zu kommen wie hier – und zwar die Anonymität und die Intimität.

Ich schrieb zuvor, dass die Anonymität rein illusorisch ist – da man einen jeden heute leicht identifizieren kann, z.B. durch die IP-Adressen.
Nun stelle ich mir die Frage, ob auch die Intimität vielleicht doch nicht so ganz echt ist, wie es uns erst scheinen mag.

Intimität würde bedeuten, dass man sich in erster Linie selbst so gibt wie man ist, seine Gedanken so preisgibt wie sie unzensiert und auch nicht selbstzensiert ausgedrückt werden.

Natürlich gibt es auch Soziologen die meinen, dass eine Intimität allgemein betrachtet nur ganz eingeschränkt bestehen könnte (siehe Richard Sennett oder auch Luhmann) – aber dies möchte ich nicht noch zusätzlich thematisieren.

Doch was uns erst als Enthüllung der eigenen echten Persönlichkeit erschein, könnte im Grunde genommen etwas ganz anderes sein: eine umfassende und ungehemmte Selbstdarstellung – und die beinhaltet natürlich ganz andere Elemente, in erster Linie nicht wie einer eigentlich ist, sondern wie er sein möchte.
Anders ausgedrückt: es ist ein sehr plakatives Ich, dem wir gegenüber stehen – aber welches wir auch dem Gegenüber bieten. Natürlich sind die Anteile an echt oder plakativ, von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Er/sie spielt die Rolle die ihm im RL nicht zuteil wurde – und so gerät auch diese scheinbare Nähe die wir im Dialog oder in Diskussionen meinen zu erkennen, zum Rollenspiel – ein Spiel welches manchmal nicht erwidert wird, welches einseitig weitergespielt wird.

Der Anlass der mich dazu gebracht hat über dieses Thema nachzudenken, ist eben ein solcher: jemand der/die seit Jahren attackiert - und die attackierte Person so ausschmückt, wie er/sie dies für seinem Rollenspiel benötigt.

(Eine Fortsetzung folgt noch da anders der Beitrag zu lang geworden wäre – wenn Ihr aber möchtet, könnt Ihr Euch zum Thema schon jetzt äußern)

Liebe Grüße

Miriam

 
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AW: Wie uns die Anonymität verändert

Immer wieder fasziniert das Medium Internet durch die Möglichkeiten welches es bietet – sowohl was die Information, aber auch was die Kommunikation betrifft.
Wir bewegen uns, oberflächlich betrachtet, in einer vollkommenen Anonymität, können endlich mal die Hüllen fallen lassen, die uns Erziehung, Zivilisation, oder Konvention auferlegt haben.

Nun, natürlich ist auch unsere Anonymität im Internet eine reine Illusion – aber es scheint doch, dass wir sie sehr benötigen. Denn nirgends scheinen sich zwei sehr unterschiedliche Begrifflichkeiten so nah zu kommen wie hier – und zwar die Anonymität und die Intimität.

Ich schrieb zuvor, dass die Anonymität rein illusorisch ist – da man einen jeden heute leicht identifizieren kann, z.B. durch die IP-Adressen.
Nun stelle ich mir die Frage, ob auch die Intimität vielleicht doch nicht so ganz echt ist, wie es uns erst scheinen mag.

Intimität würde bedeuten, dass man sich in erster Linie selbst so gibt wie man ist, seine Gedanken so preisgibt wie sie unzensiert und auch nicht selbstzensiert ausgedrückt werden.

Natürlich gibt es auch Soziologen die meinen, dass eine Intimität allgemein betrachtet nur ganz eingeschränkt bestehen könnte (siehe Richard Sennett oder auch Luhmann) – aber dies möchte ich nicht noch zusätzlich thematisieren.

Doch was uns erst als Enthüllung der eigenen echten Persönlichkeit erschein, könnte im Grunde genommen etwas ganz anderes sein: eine umfassende und ungehemmte Selbstdarstellung – und die beinhaltet natürlich ganz andere Elemente, in erster Linie nicht wie einer eigentlich ist, sondern wie er sein möchte.
Anders ausgedrückt: es ist ein sehr plakatives Ich, dem wir gegenüber stehen – aber welches wir auch dem Gegenüber bieten. Natürlich sind die Anteile an echt oder plakativ, von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Er/sie spielt die Rolle die ihm im RL nicht zuteil wurde – und so gerät auch diese scheinbare Nähe die wir im Dialog oder in Diskussionen meinen zu erkennen, zum Rollenspiel – ein Spiel welches manchmal nicht erwidert wird, welches einseitig weitergespielt wird.

Der Anlass der mich dazu gebracht hat über dieses Thema nachzudenken, ist eben ein solcher: jemand der/die seit Jahren attackiert - und die attackierte Person so ausschmückt, wie er/sie dies für seinem Rollenspiel benötigt.

(Eine Fortsetzung folgt noch da anders der Beitrag zu lang geworden wäre – wenn Ihr aber möchtet, könnt Ihr Euch zum Thema schon jetzt äußern)

Liebe Grüße

Miriam


Liebe Miriam,

das ist ein sehr interessantes Thema, gut dass Du es hier bringst.

Was mich betrifft, muss ich sagen, dass ich hier tatsächlich nur mich selbst (zu Teilen selbstverständlich!) einbringe.
Und zwar nur mit dem Ziel, entweder kompetente/interessierte Köpfe zum Diskutieren zu finden, die ich im RL nicht treffen kann, oder um kreative Potentiale, die ich glaube zu haben, mal zu präsentieren.

Was ich aber überhaupt nicht will und auch nicht mache ist, so eine Art "Avatar" hier einzustellen, also zu simulieren, ich sei der und der.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Wie uns die Anonymität verändert

Der Anlass der mich dazu gebracht hat über dieses Thema nachzudenken, ist eben ein solcher: jemand der/die seit Jahren attackiert - und die attackierte Person so ausschmückt, wie er/sie dies für seinem Rollenspiel benötigt.
Rede doch Klartext!
Was nützt es,wenn du es in einem langen Text verschleierst, drumherum schreibst,soziologisch verbrämst,aber eigentlich sagen willst,daß xy dir auf die Nerven geht...
 
AW: Wie uns die Anonymität verändert

Liebe Miriam,

das ist ein sehr interessantes Thema, gut dass Du es hier bringst.

Was mich betrifft, muss ich sagen, dass ich hier tatsächlich nur mich selbst (zu Teilen selbstverständlich!) einbringe.
Und zwar nur mit dem Ziel, entweder kompetente/interessierte Köpfe zum Diskutieren zu finden, die ich im RL nicht treffen kann, oder um kreative Potentiale, die ich glaube zu haben, mal zu präsentieren.

Was ich aber überhaupt nicht will und auch nicht mache ist, so eine Art "Avatar" hier einzustellen, also zu simulieren, ich sei der und der.

LG, pispezi :zauberer2

Mir geht es ähnlich.
Natürlich "präsentiere" ich mich und stelle mich auf eine bestimmte Weise dar. So mache ich auch ganz offen auf Klischee (wohne in den luftigen Höhen der Gedanken, interessiere mich für Geschichten und Träume, Signatur über Fantasie, schreibe Gedichte...),wobei das alles nur eine überspitzte Version einer meiner Eigenarten ist, die ich so im RL nicht ausleben kann. Also tue ich es hier.
Warum auch nicht? Ich sehe solche Foren tatsächlich eine Möglichkeit, sich einmal "auszuprobieren". Allerdings gebe ich mir keine komplett andere Identität - wenn ich jemanden spiele, dann mich selbst.

Aber etwas anderes ist es natürlich. Menschen werden hier anders beurteilt - nicht nach Kleidung, Aussehen, Auftreten, sondern nach der Art ihrer Beiträge, nach ihren Interessen. So manches davon würde im RL vielleicht verloren gehen und nicht beachtet werden.

So haben auch unscheinbarere Menschen eine Chance, einmal ganz offen aufzutreten und ihre Meinung zu sagen, was sie sich im RL vllt gar nicht trauen würden.
Sinn macht das aber nur dann, wenn das Verhalten hier sich auch teilweise auf das RL auswirkt. Wenn man sich zB für eine Eigenart schämt, die man nur im virtuellen, im anonymen Leben zeigt - und dann feststellt, dass das so schlimm gar nicht ist. Wer das auf das RL überträgt lernt vllt offener zu werden und kommt besser zurecht - wer weiß?
Und damit wäre man bei einer sehr interessanten Frage, die dein Thema auch nocht aufwirft:
Wer bin ich denn eigentlich?

Wenn ich hier Teile von mir zeige, von denen im RL niemand weiß - die aber existieren! - bin ich dann noch "Ich selbst"?
Verändert uns nicht auch das RL? Die ganze Gesellschaft prägt uns, wie wären wir ohne unsere Kultur, in einer anderen Kultur? Immer noch "wir selbst"? Oder jemand ganz anderes?

Das virtuelle Leben hebt ja so manche Grenzen auf, Unterschiede werden verwischt...

Werden wir in der virtuellen, anonymen Welt anders?
Oder noch mehr wir selbst?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wie uns die Anonymität verändert

Ganz kurz und einfach, Sibel: ich spreche von dem Aspekt der mich interessiert bzw. Aspekte die auch einige andere für eine Diskussion lohnend finden - und nicht unbedingt über eine banale Gegebenheit die andere gerne hören möchten.

Es gibt oft Anlässe die völlig in den Hintergrund rücken - aber die uns als Phänomen doch beschäftigen.

M.
 
AW: Wie uns die Anonymität verändert

Sorry Alice: es ist real life.

Es geht gleich weiter mit meinen Gedanken betreffend die Beiträge von Pisi und Dreams, die ich beide sehr interessant finde.

Bis gleich

Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Wie uns die Anonymität verändert

Jetzt zurück zu den Beiträgen von Pisi und von Dreams.

Genau solche Aspekte sind es die die Kommunikation im virtuellen Raum lohnend machen - und wir bemerken schon jetzt wie vielfältig diese sind.
Ich füge hinzu: unter anderen - denn es gibt noch mehr Facetten die wir uns zusammen ansehen könnten.

Pisipetz, auch ohne Avatar sind wir wahrscheinlich versucht uns ein wenig nach unserem Wunschbild oder nach unserer Wunschrolle zu geben, um nicht gleich darzustellen zu sagen, letzteres würde nach meinem Verständnis bedeuten, sowohl als Akteur als auch als Regisseur zu fungieren. Bestünde aber da nicht die Gefahr versucht zu sein auch einen gewissen Einfluss auszuüben auf die Rollen der Mitspielenden - und da wird es nach meiner Meinung, problematisch.

Es gibt ja so wenige, die das realisiert haben was sie sich vorgestellt hatten sowohl als Persönlichkeit als auch als Werdegang, als was wir letztendlich geworden sind.

Ein wenig nun denjenigen Eigenschaften eine größere Chance hier im VR einzuräumen als diese es im RL hatten, empfinde ich eigentlich als positiv.

Dreams, sehr treffend dein Ausdruck sich auszuprobieren.
Und nach meiner Erfahrung mit dem sich ausprobieren, überwinden wir damit manchmal auch Hemmschwellen, die uns sogar erlauben im realen Leben etwas zu verändern, uns in Gebiete hineinzuwagen für die wir uns früher nicht als fähig betrachtet haben.

Dass die äußere Beurteilung wegfällt, hat Vor- und auch Nachteile. Dabei beziehe ich mich natürlich nicht auf die Kleidung, sondern auf wichtigere Accessoires der Persönlichkeit - wie zum Beispiel die Stimme. Oder der Blick.

Du fragst am Ende deines Beitrags

Zitat Dream: "Werden wir in der virtuellen, anonymen Welt anders?
Oder noch mehr wir selbst?"

Ich weiß es eigentlich nicht - vielleicht möchte ich auch noch mehr zum Thema hören oder auch noch nachdenken.

Danke Euch und liebe Grüße

Miriam
 
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AW: Wie uns die Anonymität verändert

Hallo Miriam und ihr anderen!

Ich bin der Ansicht, dass uns die Anonymität lediglich ein bisschen mutiger sein lässt, das alles von uns herzuzeigen, was wir sonst lieber verbergen, weil wir glauben, nicht gut genug, die schön genug oder was auch immer.... zu sein.


Wir können allerdings keine anderen Persönlichkeiten sein, als wir schon sind. Was nicht vorhanden ist, das kann auch die Anonymität nicht herzaubern.
Ich meine daher auch, dass wir in dadurch mehr wir selbst sein können.

:blume1:
 
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