Zeilinger schrieb:
Dieser iranische Präsident - ich hab' vergessen, wie er heißt -
Mahmud Amadi-Nedschad
sieht mir nicht danach aus, als ob er wüsste, was er sich leisten kann oder nicht. Ich befürchte, falls die energiegierigen USA wieder einen kriegslustigen Präsidenten bekommen, wird es im Iran auch krachen.
Wenn der Iran erst einmal Atomwaffen hat, kann man ihm nichts mehr anhaben. Man kann ihn nicht angreifen und widerwillig Militärbasen errichten. Dazu bräuchte man einen Putsch. Ob die USA den Iran angreifen, wird sich in den nächsten 2-3 Monaten herausstellen. Wobei der Kriegsgrund dann wie im Falle des Iraks völlig irrelevant sein würde.
Das Thema Atomwaffen ist absolut vorgeschoben und doppelmoralisch zugleich. Die indische Atomtechnologie-Sparte wird von den USA sogar nich gefördert und gegen die zwar geheim gehaltene, aber doch längst überall bekannte Atomwaffenschmiede Israels in der Negev-Wüste nahe der Stadt Dimona mit Hilfe der Franzosen sagt auch niemand etwas, wenngleich diese die fragile lage im Nahen und Mittleren Osten alles andere sichrer macht.
Kommen wir also nach der Feststellung, dass die Atomwaffen-Vorwürfe lediglich Mittel zum Zweck sind und keinem Vergleich standhalten, im Folgenden auf die wahren Hintergründe.
Gegen Ende März plant der Iran die Eröffnung der IOB (International Oil Bourse), die Euro-notiert sein wird. Neben Öl soll auch Gas gehandelt werden. Der Iran besitzt nach Saudi-Arabien und Kanada die drittgrößten Ölreserven (9,9% an den Weltreserven im Jahr 2004) und nach Russland die zweitgrößten Erdgasreserven (15,5% im Jahr 2004). Der iranische Anteil und der damit verbundene Einfluss der Öl- und Gasbörse wird ergänzt durch etwaige Partnerländer wie Venezuela, aus dem die USA 25% ihres Erdölbedarfs beziehen, Russland, das 27,8% der weltweiten Erdgasreserven beherbergt, und China als zukünftiger Großkunde bei Rohstoffen, das bisher "nur" ein Drittel des Bedarfs der USA hat. Chinas aktuelle Wirtschaftsdaten sagen ihr Übriges.
Durch eine Euro-notierte Ölbörse würde ein weltweites System, dass seit Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand hat (Petrodollar), aufgeweicht und bedroht. Dies würde weitere - schlimmere - Konsequenzen für das internationale Währungssystem nach Bretton Woods, das im Jahr 1973 durch Nixons Auflösung des Goldstandards bis auf Institutionen wie IWF und Weltbank den Löffel abgegeben hat, bedeuten. Die USA überschwemmen seitdem die Welt mit immer mehr Greenbacks. Eine grafische Darstellung der M3-Geldmenge des Dollars verläuft exponentiell und die Fed hat vor kurzem beschlossen, ab dem ominösen Monat März diese Geldmenge nicht mehr zu veröffentlichen.
Zusammenfassend kann man die erste Seite der Gründe also als Abwehrhaltung gegen ein drohendes Ende des Dollars als Weltwährung ansehen. Und die Stellung des Dollars im internationalen Währungssystem ist allein durch seine Funktion als Petrodollar gegeben. Fakten wie das amerikanische Doppeldefizit sprechen klar dagegen.
Kommen wir also zum zweiten Motiv der USA: China
Noch mehr als Indien, bedroht China die Weltmacht-Stellung der USA. Das liegt einerseits an der früher eingesetzten Entwicklung des Landes und höheren Wachstumsraten des BIPs und der Industrieproduktion und andererseits am größeren Außenhandelsdefizit der USA mit China. Chinas Energiehunger ist, wie oben bereits erwähnt, ungebremst. Nominal gesehen kommen schon jetzt erstaunliche Werte zusammen (China soll nun nach den USA, Japan und Deutschland das viertgrößte BIP der Welt haben und somit die beiden G8-Mitglieder Frankreich und Großbritannien überholt haben.) Relativ gesehen liegt es jedoch weit unter internationalem Durchschnitt, was deutliches Wachstumspotential impliziert.
Die Verteilung der US-Militärbasen in Asien zeigen eindeutig eine "Umzingelung" Russlands, des Irans und Chinas.
[1] [2] Dazu kommen geostrategische Überlegungen wie eine Iran-Pakistan(-Indien)-China-Pipeline oder die Situation am und um das Kaspische Meer. China (und Russland) bedienen sich einer intelligenten Lösung: Die seit 2001 bestehende Shanghai Cooperation Organization (SCO)
[3] (blau die Mitgliedsstaaten, grün die Aspriranten und jetzige assoziierte Mitglieder mit Beobachterstatus) ist zu einem wichtigen Träger der ost- und zentralasiatischen Politik geworden. So haben China und Russland ein starkes Gegengewicht zur USA/NATO geschaffen, dessen Gebiet enorme Ressourcen abdeckt. Die US-amerikanischen Versuche, den zentralasiatischen Block aufzubrechen und Einfluss geltend machen zu können, ist fehlgeschlagen. Mehrere Diktator der Postsowjet-Staaten haben sich wieder gen Moskau gewandt.
Um jetzt nicht noch mehr abzuschweifen und ein Ende zu finden:
Wie eh und je dreht sich alles um Einfluss und Macht(erhalt). Nach diesem kleinen Abriss ist es vielleicht verständlicher, wieso der Iran derart in der Obhut Chinas und Russlands steht.