hallo miteinander. dies ist mein erster beitrag in diesem forum. ich hatte leider weder die zeit, noch die muße mir den gesamten thread durchzulesen, daher einfach mal so drauf los geschrieben:
ich denke, diese äußerung dieses wunsches zur vernichtung israels ist nicht ernst zu nehmen, weil es eigentlich nichts neues ist. ich erinnere nur daran, das erst 1998 das ziel, israel zu vernichten, aus der PLO-charta gestrichen worden ist. in westlichen ohren ist eine darartig lautende äußerung aus dem munde eines staatschefs natürlich ein grund entsetzt zu sein, in gewissen politischen kreisen der arabischen welt gehört dergleichen jedoch beinahe zum alltagsjargon. es geht eigentlich weniger um die tatsache, dass die vernichtung israels vom iranischen staatschef als wünschenswert bezeichnet wurde, sondern die tatsache, dass er dies öffentlich gewissermaßen an die welt deklariert hat. man muss verstehen, dass in der arabischen welt keine vergleichbare entwicklung zum liberalismus wie in europa stattgefunden hat. das hat zum einen auswirkungen auf die haltung zur religion, die nach wie vor überwiegend in ihrer ursprünglichen formulierung aufgefasst und erhalten wird, zum anderen sind gewisse aspekte aus der antiken bzw. mittelalterlichen welt in dieser praxis des aufrechterhaltens von religion und tradition konserviert worden. beispielsweise existiert in den arabischen ländern eine für westler abschreckend erscheinende 'kultur des fluchens und schimpfens', wenn ich mal so sagen darf, die grundsätzlich tendentiell übertrieben wird und gewissermaßen manchmal mehr zorn zum ausdruck bringt, als tatsächlich vorhanden ist. damit will ich nicht sagen, dass das verbrennen amerikanischer und europäischer flaggen auf offener straße eigentlich viel weniger wut impliziert als gezeigt wird. ich will damit nur auf eine diffizile kulturelle differenz hinweisen, die vom westen grundsätzlich übersehen wird. dies jedoch nur vorweg.
ahmadinejads jüngster eklat ist nun gewissermaßen eine bewußte ignoranz westlicher ettikette: er konfrontiert gewissermaßen unverblühmt und ohne furcht vor konsequenzen den westen mit der erwähnten arabischen 'kultur des fluchens und schimpfens', die normalerweise für den europäer nur dann beobachtbar ist, wenn mal wieder ein mob ausländische flaggen auf der straße verbrennt und zertritt. man versagt sozusagen der westlichen welt den respekt, in dem man die arabische zügellosigkeit der unmuts- und zornesäußerung von der straße in die ehernen hallen des 'internationalen hofes' trägt.
was dem westen so schwer fällt zu begreifen, ist die 'altmodische' auffassung der araber von ehre. das kriegertum ist den menschen in der arabischen welt in einer wesentlich ursprünglicheren und roheren form gegenwärtig als den europäern, die ihre martialischen adern seit den großen kriegen des 20. jahrhunderts entgültig versiegelt haben. amerika ist in diesem zusammenhang ein eigenes kapitel, auf das ich eventuell später noch eingehen werde.
ebenso unbegreiflich erscheint dem westler das märtyrertum, das in den gefürchteten selbstmordattentaten zu trauriger berühmtheit gelangt ist. dem liegt ebenfals eine alte tradition zugrunde, die im westen kaum zur kenntnis genommen wird. politologen neigen derzeit dazu diese grassiernden attentate einer neuzeitlichen religio-nationalistischen entwicklung zuzuordnen, die quasi einzig auf das wirken von radikalen islamischen führerfiguren, wie beispielsweise ayman al zawahiri, zurckgeführt werden. tatsächlich liegen die wurzeln des islamischen widerstandes durch selbstmordattentate in der ismailitischen tradition des kampfes im verborgenen. der erste imam der ismailiten (eine islamische sekte), hassan ibn sabah, war im grunde ein friedliebender, kluger und äußerst gebildeter mann, der in völliger zurückgezogenheit auf der sagenumwobenen burg alamut im heutigen nordiran residierte. er ließ einige seiner ergebensten jünger in fremdsprachen unterrichten, sowie in diversesten infiltrations- und kampftechniken. angeblich wurden diese sogenannten 'fidais' (die geweihten) rekrutiert, in dem man sie mit rauch benebelte, der durch das verbrennen eines gewissen krautes entsteht - weshalb die fidais auch als 'hashishin' bezeichnet wurden - und sie in einem prachtvoll hergerichteten raum wieder zur besinnung kommen ließ, umgeben von schätzen, köstlichen speisen und anderen annehmlichkeiten. dies nur, um sich, nach erneutem rausch, gefesselt in einem kerker wieder zu finden, woraufhin die rekruten sich mit allem einverstanden erklärt haben sollen, nur um wieder an jenen paradiesischen ort zurückkehren zu dürfen.
wie dem auch sei, diese zu hervorragenden spionen und attentätern ausgebildeten fidais waren als alternative zur aushebung eines heeres vorgesehen und somit im grunde ein notwendiger kompromiß zwischen der im islam begründeten friedfertigkeit und politischer durchsetzungsfähigkeit. neben mamelucken und verfeindeten islamischen sekten lehrten die fidais vor allem den kreuzfahrern das fürchten, deren bezeichnung für die ismailitischen attentäter aus dem wort 'hashishin' abgeleitet wurde: assassinen.
das heutige bestreben dieses traditionelle konzept fortzuführen, muss natürlich auf modernen versionen des imams hassan ibn sabah begründen, die ebenso wie die modernen fidais, nicht ganz der ursprünglichen 'qualität' entsprechen, um es diplomatisch auszudrücken. als beispiele kommen individuen wie der oben erwähnte al zwawahiri, wie auch osama ibn ladin oder al zharkawi in frage, die sich allesamt selbst gern als den 'alten vom berg' sehen, wie der altehrwürdige erste imam der ismaliten auch genannt wurde. leider ist der moderne versuch diese nur bedingt martialischen traditionen umzusetzen zu einer nationalistischen und extremistischen bewegung mutiert. beziehungsweise ist es vielmehr so, dass diese traditionellen formen des widerstandes in eine starke politische ströhmung mündeten, die zwar tradition und religion lediglich als banner in einem kompromißlosen streben nach kultureller autonomie mit sich führen, jedoch durch beides unbestreitbar in fataler weise geprägt wurde.
mit all dem will ich deutlich machen, dass man verstehen muss, dass sich der zorn der araber, sei er nun berechtigt oder nicht, nicht auf irgend eine beliebige weise äußert, sondern immer in gewissen tradierten mustern zum ausdruck kommt. nun ist es der islamischen welt natürlich nicht entgangen, das im westen terrorattentate mit attribuierungen besetzt werden, die eindeutig auf schlagworte wie 'terrorismus', 'heimtücke', 'hinterhältigkeit', 'kriminelles verhalten', oder gar 'feigheit' verweisen, was natürlich dem selbstbild des modernen djihadisten diametral gegenübersteht. natürlich sind diese schmähungen durch den westen nicht ungerechtfertigt, da sich diese art des kampfes vor allem durch die eigenart gegen zivile ziele - unschuldige - vorzugehen selbst stigmatisiert. nun ist die ausbeutung der araber durch die kolonialmächte im 19. und 20. jahrhundert, ebenso wie die verwicklungen der amerikaner und briten in die israelische besatzung und die fortgesetzten demütigungen durch wirtschaftliche, technologische und militärische überlegenheit des westens so tief wie undifferenziert im kulturellen gedächtnis des arabers verankert. der offenkundige rückstand der arabischen, sowie nahezu der gesamten islamischen welt führt natürlich in schmerzlicher weise zu zweifel und, vor allem in den jüngeren generationen, zur identitätskrise. die an das immunsystem eines organismus erinnernde reaktion der kollektiven psyche ist die unweigerliche intensivierung der besinnung auf die eigene kultur, die natürlich überwiegend durch die islamische religion geprägt ist. nachdem man nach materialistischen maßstäben nicht mit dem westen mithalten kann, besinnt man sich auf die moralische überlegenheit (so wird es jedenfalls gesehen) der eigenen traditionen und den ureigenen lebensstil, der nicht nur hochgehalten, sondern radikalisiert und zur doktrin umgewandelt wird. die rede ist hier natürlich vom islamischen gotteststaat - dem erklärten politischen ziel sämtlicher fundamentalistischer kräfte der arabischen welt. genau an dieser stelle befindet sich nun der kulminationspunkt dieses sogenannten zusammenstoßes der kulturen und genau an dieser stelle zeigt auch die kluft des modernen okzident zum traditionsbewußten orient ihre größte und gleichsam ungünstigste wirkung: was in europa vor allem anderen völlig undenkbar, tabuisiert, vergraben und vergessen ist, ist die würde des kriegers, bzw das vorhandensein des islamischen kriegertums an sich. es ist im grunde ein unhaltbarer ahistorizismus die arabische kultur als grundsätzlich friedfertig zu bezeichnen, wenn die existenz des islam einem beispiellosen kriegerischen umsturz im machtgefüge des frühmittelalters zugrunde liegt. der islam dagegen verkörpert gewissermaßen ein refugium des (zumindest relativen) friedens und eine sphäre der weisheit und gerechtigkeit in der überaus kriegerischen vergangenheit der islamischen völker. dies ist in keinster weise als kritik zu verstehen, wenn man berücksichtigt, dass die westliche vergangenheit in keinster weise von weniger kriegerischer natur war. es ist nur so, dass der bezug der islamischen welt zu ihrer vergangenheit wesentlich stärker ausgeprägt ist, als das im westen der fall ist.
insbesondere für die deutschen ist die würde des kriegers heutzutage (!) eine geradezu albern erscheinende wertvortsellung. trotzdem ist sie im grunde die psychologische triebfeder, die zu den wohlbekannten äußerungen ahmadinejads führte, und die, von der westlichen welt ignoriert, in der arabischen welt immernoch eine fundamentale rolle spielt, auch wenn gemäßigte gruppen dies noch so sehr bestreiten mögen. ahmadinejad verkörpert nunmehr, nachdem er unverblühmt den westlich dominierten internationalen hof mit dem fluchen und schimpfen der araber konfrontierte, für viele araber (nicht nur im iran) die befreihung von der oben genannten stigmatisierung des modernen djihadisten als jemanden, der schmutzige dinge im untergrund treibt und unschuldiges blut vergießt. im grunde ist der gesamte nahostkonflikt für die (in diesem fall palästinensischen) araber eine art frustrierte kriegsführung, da sie ohne armee und ohne eigenen staat gezwungen sind sich durch schmutzigen terror gegen die israelische unterdrückung zu wehren. wie am beispiel der palästinenser sehr gut zu erkennen ist, ist das, wonach sich der djhiadist (neben dem entgültigen erreichen seiner ziele) also vor allem sehnt, die würde des durch eine staatsmcht legitimierten kriegers für sich zurückzugewinnen und sich gegenüber dem westen kulturell zu behaupten. wenn man diesen gedanken weiter verfolgt, so stößt man unter anderem bald auf die frage, in wie weit sich denn eine westliche streitmacht in bezug auf etwahige kollateralschäden qualitativ vom djihadisten, bzw. vom terroristen (keine ausdrückliche gleichsetzung!) unterscheided. dies insbesondere in anbetracht der hohen zivilen verlußte, die im irakkrieg im zuge der 'shock and awe' taktiken der u.s.-streitkräfte entstanden sind. ich erwähne dies nicht um den aufsatz in diese richtung zu lenken, sondern nur um die entsprechenden gedanklichen konzeptionen klarzustellen, wobei ich mich wiederrum von einer ausdrücklichen gleichsetzung distanzieren möchte.
hinter ahmadinejads entgleisungen steckt meiner ansicht nach also im grunde vorrangig die befreihung des islamischen kampfes vom bild des terroristen. man möchte sich als staatsmacht etablieren, die stark genug ist, um den westlichen ethos und westliche wertvorstellungen an sich abgleiten lassen zu können. aus dieser interpretation folgt jedoch keineswegs, dass nun mit einer djihadistischen mobilmachung der iranischen streitkräfte zu rechnen ist. ich halte dies nicht nur für eine grundlegende fehldeutung der ausdrucksweise orientalischen stolzes, sondern auch für strategisch unplausibel. ahmadinejad ist keineswegs ein dummkopf. die einstimmung der iranischen bevölkerung auf einen nationalen kraftakt ist eine wohlkalkulierte politische notwendigkeit (im rahmen einer machiavellistischen betrachtungsweise), die sich aus einer historisch einmaligen option ergibt: die u.s.a verfügen im grunde über nichts was man als stehendes heer bezeichnen könnte und die anzahl ihrer divisionen an kämpfender infanterie ist bei aller strategischer überlegenheit doch relativ begrenzt. um ein land militärisch zu besiegen und anschließend zu besetzen und zu kontrollieren benötigt man gut organisierte infanterie in großer zahl, die in der lage ist einen großflächigen häuserkampf zu gewinnen. nun sind die 33 oder 34 brigaden kämpfender infaterie allesamt im iraq gebunden - eine für den iran einmalige chance. nachdem der iran durch die u.s.a mit stützpunkten systematisch eingekreist wurde und nachdem die u.s. führung durch den de facto angriffskrieg gegen den irak bewiesen hat, dass sie willens ist ohne triftigen grund angreifen zu lassen, ist es nur konsequent für den iran sein streben nach strategischer absicherung zu intensiveiern. naheliegenderweise geschieht dies am besten durch eine nukleare bewaffnung, da so, wenn nicht die amerikanische bevölkerung selbst, jederzeit die europäische bevölkerung im krisenfall als nukleare geisel am kragen gepackt werden kann. im grunde genügt bereits die ankündigung militärisch orientierte forschung auf nuklaartechnologischem gebiet durchführen zu wollen, da man nie sicher sein kann, daß ein einfall im iran nicht die vernichtung einer westlichen großstadt zur folge hat. übrigens sind die flächenmäßig eher klein geratenen europäischen länder, bzw. israel, in diesem konzept hervorragende ziele, da eine einzige strategische waffe bereits derart verheerende konsequenzen für das betreffende land hätte, dass die androhung eines zweitschlages wenig wirksam ist. hier muss man einfach konstatieren, dass der iran sich in diesem szenario im vorteil befinden würde, da sich der iran lediglich zu konsolidieren braucht, während die westmächte sich über führ und wieder einer invasion den kopf zerbrechen müssen. dabei ist nicht zu vergessen, dass der iran über sehr viel stärkere konventionelle streitkräfte verfügt als der irak zur zeit des letzten golfkrieges. es zeichnet sich schnell ab, dass die strategischen konsequenzen für europa kaum absehbar sind, daher wohl auch die bemühungen den iran von seinem bestreben abzuhalten.
ich denke, dass sich ahmadinejad all dessen sehr wohl bewußt ist, ebenso wie der gewißheit einfach nur zeit schinden zu müssen.
ich untermauere diese einschätzung der lage noch mit dem hinweis, dass sich durch das konstruieren einer einzigen waffe, was bereits jahre dauern kann, nicht der sichere tod der bevölkerung israels manifestiert, da eine einzelne rakete durchaus abgefangen werden kann und der effekt angesichts der zu erwartenden vergeltungsschläge äußerst unbefriedigend wäre. das alternative bedrohungszenario ergäbe sich aus der eventualität eines durch den iran gesponserten nuklearen terrorismus, die ja offenbar als steckenpferd der u.s.-amerikanischen argumentatoren bezüglich eines ausreichenden casus belli herhalten muss. dies ist jedoch aus zwei gründen höchst abwegig.
erstens ist es physikern heutzutage sehr leicht möglich anhand der häufigkeit des auftretens gewisser radiaktiver isotope nach einer detonation festzustellen, aus welcher aufbereitungslage der nukleare sprengstoff stammt und zwar mit 100%iger sicherheit. da sich die iransichen strategen dessen höchstwahrscheinlich bewußt sind, würden sie im falle des falles eindeutig einen offenen militärischen und daher eher erfolgreichen angriff bevorzugen, den ich oben bereits abgehakt habe. zweitens sind etliche sprengköpfe aus arsenalen der ehemaligen sowjetunion verschwunden und es war sogar noch zu zeiten der udssr zu befürchten, dass sprengköpfe über undichte stellen in der unterbezahlten roten armee auf den schwarzmarkt gelangen könnten. ich erinnere mich da an eine fernsehreportage, in der über ganze waffenarsenale berichtet wurde, die in mehr oder weniger vor sich hin gamellnden lagern nur darauf warten von einem der reihenweise selbstmord begehenden russischen offiziere, die teilweise über mehrere monate keinen lohn erhielten, an einen schwarzhändler verschachert zu werden - und dies zu einer zeit, als chernomyrdin öffentlich in einem interview erklärte, das sich c.a. 50% der russischen wirtschaft in den händen der mafia befinden würden.
damit will ich sagen, dass es ganz offensichtlich extrem schwierig für terroristische gruppen ist, an derartige waffen zu gelangen und zum einatz zu bringen, ob nun eine staatliche schnittstelle existiert oder nicht. obwohl es also durchaus wahrscheinlich ist, dass zumindest eine hand voll kernwaffen aus ehemaligen sowjetbeständen nicht mehr in staatlicher kontrolle befinden, kann die organisation eines nuklearen attentats kein kinderspiel sein, denn ansonsten hätte es mit sicherheit bereits eines gegeben.
die quintessenz dessen ist, dass sich die bedrohung durch eine nukleares attentat in der tat weder durch eine nukleare bewaffnung, noch durch eine vertragliche bindung des iran in irgend einer weise ändert. gleichsam ist die unterstellung, der iran sei so töricht und würde die verlockenden strategischen vorteile gegen eine einzige thermonukleare detonation - denn zu mehr kann es kaum kommen - auf israelischem oder europäischem boden eintauschen, im grunde eine hysterie ohne gleichen.
was offenkundig vor allem anderen vom iran angestrebt wird, ist ein möglichst hohes maß an innenpolitischer selbstbestimmung. man kann die inhalte dieser vorstellungen von innenpolitischer selbstbestimmung natürlich kritisieren, insbesondere in bezug auf frauenrechte, letzten endes muss man dem iran das recht seine politik nach den eigenen vorstellungen zu gestalten zugestehen, ob dies dem westen nun passt oder nicht. es wird sich zeigen, dass es dem iran nicht um mehr geht, als sich von westlichen wertvorstellungen zu distanzieren, und vor allem selbst bestimmen zu dürfen was innerhalb seiner grenzen geschieht, ohne sich um angelsächsisches säbelrasseln kümmern zu müssen. die europäische unfähigkeit dem iran rechtzeitig alternative konzepte zur strategischen absicherung anzubieten, um eine strategische bewaffnung des iran zu verhindern hat sich längst als unverzeihlicher fehler herausgestellt. europa und insbesondere deutschland hat es versäumt zwischen dem iran und den u.s.a zu vermitteln und merkels diesbezügliche ansätze sind zum einen viel zu zaghaft und zum anderen volkommen verspätet. im hinblick auf die strategische erstarkung des irans möchte ich abschließend noch auf eine mögliche langfristige perspektive der liberalisierung des iran hinweisen, die sich durch wirtschaftlichen wohlstand ergeben kann, der allem anschein nach auch ohne den westen für den iran greifbar zu werden scheint, so wenig uns das auch schmeckt. vor allem amerika sieht seine geostrategishen interessen durch eine abkehr des iran von der westlichen welt bedroht, da ein strategisches zusammenwachsen von china und dem iran unweigerlich zur folge hätte, dass eine beträchtliche menge der kostbaren ölreserven für die u.s.a unantastaber sein würden und es steht die befürchtung im raum, das andere islamische nationen dem beispiel irans folgen könnten.
gemäß der erkenntnisse ernstzunehmender expertenkreise ist ende 2010 das förderungsmaximum der weltweiten ölreserven erreicht, danach wird die verfügbarkeit dieses kostbaren rohstoffs langsam aber stetig sinken, während der bedarf an rohöl weiter exponentiell steigt. es genügen scheinbar nur geringe einbußen in der förderungsmenge, um die wirtschaft einer nation wie der u.s.a an den rand des zusammenbruchs zu bringen. ich komme nicht umhin auf unterschätzung der bedeutung des rohöls hinzuweisen, um die langfristige geostrategische planung der u.s.a in diesem zusammenhang zu skizzieren: es ist nicht nur so, das rohöl beispielsweise für die produktion sämtlicher auf kunsstoff basierender artikel grundlegend ist. öl ist gewissermaßen der rohstoff der rohstoffe, da alle bekannten abbaumethoden aller anderen denkbaren arten von rohstoffen von der verfügbarkeit fossiler brennstoffe abhängen. sogar die landwirtschaftliche nahrungsproduktion hängt vollständig von der einsetzbarkeit von traktoren, mähdreschern, erntemaschinen, etc ab. man kann sich leicht ausmalen, dass durch das ausbleiben der stillung des rohölberdarfs selbst in geringen mengen einen geometrischen gesamteffekt auf verschiedensten ebenen zur folge hätte, der leicht einen völligen wirtschaftlichen kollaps initiieren könnte.
die sensibilität ökonomischer systeme in bezug auf die rohölförderung hat insbesondere für die u.s.a fatale konsequenzen, da sie ihre vormachtsstellung maßgeblich ihrer militärischen schlagkraft verdankt. die u.s.a sichern durch ihre fähigkeit an jedem ort der welt quasi sofort zu intervenieren, bzw. als interdiktionsmacht auftreten zu können, ihren zugang zu den weltmärkten und für den reibungsfreihen export und import. dies ist der eigentlich quell der macht der vereinigten staaten und zwar seit dem ende des zweiten weltkrieges. gleichsam verzehrt eine ausreichend starke militärmaschinerie ungeheuer viel kapital und vor allem eben rohöl. das resultat ist eine strategie des machterhalts, die nur so lange nicht ins wanken gerat, als dass kein plötzlich auftretender engpass eine ökonomische krise auslöst, die durch den entstehenden verlußt an militärischer fähigkeit noch mehr verlußte an handelsbilanzen hervorruft. dabei ist zu berücksichtigen, dass der amerikanische binnenmarkt längst nicht mehr ausreichend ist, um auch nur für kurze zeit die finanzierung der u.s. streitkräfte in ihrer jetzigen dimension zu überbrücken.
für die vereinigten staaten ist es daher von vitalem interesse sich jede möglichkeit zu nutze zu machen den rohölbedarf schwankungsfrei decken zu können, wobei hier - und das ist das wesentliche - von exponentiell steigendem rohölbedarf die rede ist und nicht etwa von konstantem, was einen immensen unterschied darstellt.
wenn ich nun weiter schreibe komme ich irgendwann auf die weigerung der europäer und insbesondere der deutschen, die dringlichkeit dieser geostrategischen fragen (vor allem aus der perspektive der u.s.a) zu realisieren und zu erkennen, dass der de facto praktizierte machiavellismus der verenigten staaten in bezug auf diese fragen offenbar die argumentative belastbarkeit der rhetorik, wie auch die vorstellungskraft deutscher politiker bei weitem überstrapaziert. aber das ist nun wirklich ein anderes thema.
mfg,
scipio