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Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Wenn sich Denken entwickelt, scheint sich nach und nach der Denker zu bilden. Die Identifikation des Bewusstseins mit dem Denken als losgelöste Teilmenge. Die losgelöste Teilmenge scheint sich automatisch einsam zu fühlen. Die Teilmenge grenzt sich selber gegen die Umwelt ab, sie verteidigt den Denker, der sie nun glaubt zu sein. Eine Teilmenge die sich abgrenzt, scheint Angst zu entwickeln, wieder in der Gesamtheit des Lebens zu verschwinden (erkennbar im Streben des Unbewussten hin zum Auflösen...Siggi Freud bezeichnete es unpassender Weise als Todestrieb), die Teilmenge rüstet nun mit Mechanismen auf, die sie sichern soll. Das Denken scheint dabei neben Muskeln auf Körperebene die Hauptfunktion zu übernehmen. Schutzmechanismen werden eingeübt, eingeprägt.

Je weiter sich das Denken nun als abgekapselt empfindet, umso größer scheint die Sorge, zu zerfallen. Angst vorm Leben.

Glaube scheint ein Versuch des Denkens zu sein, eine Art erdachte Brücke zum Gesamtleben zu bilden. Je weiter ein Mensch sich in seinem Leben von seiner eigenen Natur, von der Natur, von einfachem entfernt, umso weiter entfernt er sich vom Erleben der Verbindung zur (pulsierenden) Gesamtbewegung von Leben. (Z.B. gehe ich ins Büro und hocke da bei Neonlicht und entferne mich vom Tag/Nacht-Rhythmus, ich erlebe Tag-Nacht nicht mehr, muss daran denken, dass es bald wieder hell ist. Denken ungleich Erleben.

Das Denken scheint hier ein Aufgehobenheitsgefühl erzeugen zu wollen. „Es wird schon wieder Sommer.“ Weil das Gefühl dafür verloren ging.

Vielleicht erhofft der Gläubige, sich ein Lebensgefühl erdenken zu können, vielleicht füttert er hilfsweise eine leere Leinwand mit seinen Idealvorstellungen des Denkens (Gott)...gestützt und eingeübt durch Symbole, Rituale, Regeln, Wiederholungen...damit es da hin streben kann.
Das Individuum ist zwar eine Blüte auf einer Wiese, aber sein Denken scheint sich als einsame Blüte zu sehen, die gegen die Wiese lebt.

Nun kommt ein Hase und sagt der kleinen Kamillenblüte das Gefühl von Einsamkeit komme daher, dass sie als Blume nicht schön genug ist, nicht kräftig genug und nicht genug Blütenblätter habe. Eine Rose habe das alles. Die kleine, traurige Kamille kuckt mit großen Augen und nickt. Und der Hase sagt, er wisse, wie sie so eine Rose werden könne, er sagt Rosen seien so schön und so perfekt, Rosen sind von allen geliebt und sind nie allein. Komisch, denn die Kamille war auch nie allein, überall standen andere Kamillchen und Gräser, aber doch war sie einsam? Hast du das in deinem Leben mal bemerkt?

Und nun möchte die Kamille eine Rose werden. Der Hase lehrt nun die Kamille, nach welchen Regeln sie leben soll und welche Entwicklungsschritte es gibt. Diese Regeln und Merkmale hat er seinerseits notiert, als er einst neben einer Rose saß und sie keimen und aufwachsen und erblühen sah. (Damals war er noch arbeitslos und hatte Zeit.) Und bewunderte sie. Er wendet nun alles von der Rose auf die Kamille an. Er schrieb es als Bibel nieder.

So. Und die Kamille wird nun zusammen mit Diesteln und Sonnenblumen 2x wöchentlich vom Hasen (Pfarrer) unterrichtet (Religion). Und heute ist die Kamille eine nachgemachte Rose geworden.

Äußerlich kaum davon zu unterscheiden. Doch sie hat ihren Duft und ihr eigenes Leben verloren.

Bernd
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Wenn sich Denken entwickelt, scheint sich nach und nach der Denker zu bilden. Die Identifikation des Bewusstseins mit dem Denken als losgelöste Teilmenge. Die losgelöste Teilmenge scheint sich automatisch einsam zu fühlen. Die Teilmenge grenzt sich selber gegen die Umwelt ab, sie verteidigt den Denker, der sie nun glaubt zu sein. Eine Teilmenge die sich abgrenzt, scheint Angst zu entwickeln, wieder in der Gesamtheit des Lebens zu verschwinden (erkennbar im Streben des Unbewussten hin zum Auflösen...Siggi Freud bezeichnete es unpassender Weise als Todestrieb), die Teilmenge rüstet nun mit Mechanismen auf, die sie sichern soll. Das Denken scheint dabei neben Muskeln auf Körperebene die Hauptfunktion zu übernehmen. Schutzmechanismen werden eingeübt, eingeprägt.

Je weiter sich das Denken nun als abgekapselt empfindet, umso größer scheint die Sorge, zu zerfallen. Angst vorm Leben.

Glaube scheint ein Versuch des Denkens zu sein, eine Art erdachte Brücke zum Gesamtleben zu bilden. Je weiter ein Mensch sich in seinem Leben von seiner eigenen Natur, von der Natur, von einfachem entfernt, umso weiter entfernt er sich vom Erleben der Verbindung zur (pulsierenden) Gesamtbewegung von Leben. (Z.B. gehe ich ins Büro und hocke da bei Neonlicht und entferne mich vom Tag/Nacht-Rhythmus, ich erlebe Tag-Nacht nicht mehr, muss daran denken, dass es bald wieder hell ist. Denken ungleich Erleben.

Das Denken scheint hier ein Aufgehobenheitsgefühl erzeugen zu wollen. „Es wird schon wieder Sommer.“ Weil das Gefühl dafür verloren ging.

Vielleicht erhofft der Gläubige, sich ein Lebensgefühl erdenken zu können, vielleicht füttert er hilfsweise eine leere Leinwand mit seinen Idealvorstellungen des Denkens (Gott)...gestützt und eingeübt durch Symbole, Rituale, Regeln, Wiederholungen...damit es da hin streben kann.
Das Individuum ist zwar eine Blüte auf einer Wiese, aber sein Denken scheint sich als einsame Blüte zu sehen, die gegen die Wiese lebt.

Nun kommt ein Hase und sagt der kleinen Kamillenblüte das Gefühl von Einsamkeit komme daher, dass sie als Blume nicht schön genug ist, nicht kräftig genug und nicht genug Blütenblätter habe. Eine Rose habe das alles. Die kleine, traurige Kamille kuckt mit großen Augen und nickt. Und der Hase sagt, er wisse, wie sie so eine Rose werden könne, er sagt Rosen seien so schön und so perfekt, Rosen sind von allen geliebt und sind nie allein. Komisch, denn die Kamille war auch nie allein, überall standen andere Kamillchen und Gräser, aber doch war sie einsam? Hast du das in deinem Leben mal bemerkt?

Und nun möchte die Kamille eine Rose werden. Der Hase lehrt nun die Kamille, nach welchen Regeln sie leben soll und welche Entwicklungsschritte es gibt. Diese Regeln und Merkmale hat er seinerseits notiert, als er einst neben einer Rose saß und sie keimen und aufwachsen und erblühen sah. (Damals war er noch arbeitslos und hatte Zeit.) Und bewunderte sie. Er wendet nun alles von der Rose auf die Kamille an. Er schrieb es als Bibel nieder.

So. Und die Kamille wird nun zusammen mit Diesteln und Sonnenblumen 2x wöchentlich vom Hasen (Pfarrer) unterrichtet (Religion). Und heute ist die Kamille eine nachgemachte Rose geworden.

Äußerlich kaum davon zu unterscheiden. Doch sie hat ihren Duft und ihr eigenes Leben verloren.

Bernd

S.g. Bernd
Da meine Gedankenwelt etwas einfacher strukturiert ist, muss ich mir deinen Beitrag jetzt ausdrucken, und ihn mehrmals durchlesen, vor allem den ersten Absatz.
In meiner sehr technisch geprägten Umwelt ist der Umgang mit Metaphern nicht wirklich sehr verbreitet.

"Gott" sei Dank, habe ich meinen eigenen Duft und mein Leben noch nicht verloren !

L.G. Belair57
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

S.g. Frankie.
Ich möchte dein Wissen in keiner Weise in Frage stellen, aber könnte es nicht doch sein das die Idee von der Existent eines höheren Wesens, schon lange vor den Ägyptern, in verschieden Völker oder Menschengruppen und unabhängig von einander entstand?

Meine Frage wie der Glaube, Religion oder Gott im menschlichen Gehirn einsteht, bezieht sich aber nur auf Menschen der Gegenwart, mit Bildung und Fähigkeit zum kritischen Denken, also dem Umfeld dem man hier im Denkforum begegnet.

Lieber BelAir! Der Glaube an Naturgötter und daraus entwickelte Hausgötter und Gottheiten entstand in fast allen Völkern dieser Erde und auch in Ägypten, die mit den übermächtigen, unberechenbaren Naturgewalten eben Götter gleichsetzten, und ihnen Opfer brachten, um sie (= die Naturgewalten) zu ihrem Vorteil zu beeinflussen. Daher kommt die Idee von Göttern.

Aber für den Monotheismus, den Glauben an einen Gott, statt an Götter, gibt es nur eine Quelle, auf die alle Vorstellungen der moderen Menschen von Gott zurückgehen: den Monotheismus des Christentums und des Islam (und des Judentums), die alle ausnahmslos auf die Israeliten und deren Vorbild Echnaton zurückgehen. Aber außerhalb dieser einen einzigen Quelle und ihrer Tradierung und Mission über viele Generationen bis zu jedem einzelnen moderen Menschen, der heute von Gott spricht, gibt es nirgendwo auf der Welt einen Gott.

Nirgendwo.

Du kannst daher niemals einen anderen Gott meinen als diesen einen Gott, der von Israel und Ägypten kommt. Es gibt keinen "modernen" Gott, der nicht von dort her kommt. Und nur die, die ihn abschütteln, die haben ihn nicht. Oder die, die nicht von dieser einen einzigen Quelle über Tradierung und Mission durch Christentum und Islam gehört haben.

Den Begriff "ein Gott" gibt es außerhalb dieser Quelle nicht. Nirgendwo auf der ganzen Welt.

Die Idee von einem Gott entsteht auch niemals im Gehirn eines kritischen modernen erwachsenen Menschen, wenn sie ihm nicht in seiner Kindheit mitgegeben wird, während er die Sprache lernt - und da noch nicht kritisch denkt, logischerweise. Niemals.

lg Frankie
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

:pcwut:
S.g. Zeilinger.
Das ist genau das was meine, welcher Gedankenprozess, welche Argumente brachten dich dazu, mit dieser sicheren Überzeugung diese Aussage zu machen ?
Ich kann natürlich in keiner Weise diese Aussage als absolut unrichtig darstellen, aber ich bin immer wieder fasziniert das Menschen solche Aussagen ohne weiteres hinterfragen akzeptieren, auch wenn sie wie diesen Fall, zweifellos von einer Autorität kommen. Und das meine ich nicht zynisch !!!
Zuerst einmal danke für das sehr schöne Kompliment.

Für mich ist ein Schöpfer einfach logisch und für unwahrscheinlich, dass sich dieser Schöpfer - der ja eine funktionierende Welt geschaffen hat - selbst wieder abschafft. Ich kann mir - und ehrlich gesagt, ich will mir auch - nichts anderes vorstellen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Hallo Belair57!

...
Nur dein Argument das die Vernunft nach der Existenz von Gott verlangt, ist für mich komplett unverständlich, weil gerade meine Vernunft von mir verlangt, die angenommene Existenz von Gott, und die damit verbundenen Widersprüche, einer kritischen Prüfung zu unterziehen...
Es gibt keine Beweise für oder wider die Existenz Gottes. Der Glaube an Gott, wie ich ihn praktiziere, hat nicht den Charakter einer Möglichkeit. Es ist vielmehr eine Notwendigkeit, Gott als Hypothese (dieser Ausdruck ist vielleicht zu schwach) anzunehmen. Durst deutet auch stark auf die Anwesenheit von Wasser hin :-).

Mit der Willensfreiheit ist es ähnlich beschaffen. Auch sie läßt sich weder beweisen noch widerlegen. Und dennoch ist es sehr sinnvoll und beinahe zwingend, an sie zu glauben.
...Wie auch immer, ich versuche halt ohne der Hilfshypothese „ Gott“ zu meinen Erkenntnissen gelangen ...
Wie gesagt, von einer "Hilfshypothese" im Zusammenhang mit Gott zu sprechen, wäre mit zu optional. Gott drängt sich meiner Vernunft eigentlich auf.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.
Meiner Meinung durch die Ahnungslosigkeit und alle dazugehörigen Synonyme. Allein schon die Vorstellung einer Allmächtigkeit, wie Gott gern gesehen würde, ist schon so richtig auf menschliche Ohnmacht zurückzuführen, zumal auch Gottes Allmacht Grenzen hat - also gar nicht sein kann.

Dazu las ich mal irgendwo:
Ich bin mächtiger als der Allmächtige, denn er kann sich keinen Stein erschaffen, den er selbst nicht tragen kann, ich kann das allerdings!
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Meiner Meinung [entsteht der Glaube an Gott] durch die Ahnungslosigkeit und alle dazugehörigen Synonyme.

Ich flehe euch an, euch von der Idee zu verabschieden, dass der Glaube an Gott irgendwo auf der Welt heute entsteht.

Der ist nur ein einziges Mal entstanden und von da an durch Tradierung und Mission bis zum "modernen" Menschen weitergegeben worden, und zwar immer von Erwachsenen an ihre Kinder im Zuge der Sprachbildung (=Tradierung) und von Erwachsenen an andere Erwachsene, die Gott als Parkplatz für menschliche Verantwortung praktisch finden (=Mission).

Der Glaube an Gott entsteht nicht in einem moderen Menschen!!! Er entstand nur ein einziges Mal in der Geschichte der Menschheit!

Auch beim olympischen Feuer fragt kein Mensch, wie das Feuer jedesmal entsteht, wenn es von einer Fackel zur nächsten geht. Es wird weitergegeben! Nur der erste hat es irgendwie angezündet!

Und das war eben Echnaton in Ägypten aus seiner damaligen, einmaligen Allmachts-Situation.

lg Frankie
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Ich flehe euch an, euch von der Idee zu verabschieden, dass der Glaube an Gott irgendwo auf der Welt heute entsteht.
Ja, das wird schon so stimmen.

Trotzdem glaube ich nicht, dass Echnaton keine Diskussionen über Gottesmöglichkeiten führte. Er war zumindest der geschichtlich festgehaltene Begründer der befohlenen, unanzweifelbaren Geschichte.

Doch die Frage war doch eh nicht wie heute Religion entsteht, sondern wie sie überhaupt entsteht und nur darauf bezog ich mich. Ich meine halt, es ist das Nichtwissen - damals wie heute.

Auch die meisten Atheisten haben einen Gott - er heißt Mammon - obschon sie ihn nie erreichen, doch sie ehren jene, die ihn erreichen.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Hallo Asymptotisch!

...
Doch die Frage war doch eh nicht wie heute Religion entsteht, sondern wie sie überhaupt entsteht und nur darauf bezog ich mich. Ich meine halt, es ist das Nichtwissen - damals wie heute...
Ich möchte Dir insofern Recht geben, dass man an Gott nur glauben kann, da man ihn ja nicht wissen (im Sinne von beweisen) kann.
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Ich möchte Dir insofern Recht geben, dass man an Gott nur glauben kann, da man ihn ja nicht wissen (im Sinne von beweisen) kann.
In der Tat, da gebe ich dir u.a. Recht. Deine Informationen werden wohl diese Schlüsse für richtig empfinden. Ich, obschon ich mich als Atheist bezeichne, "glaube" auch, dass ein "Gläubiger" für sich das Glauben als Wissen empfindet und es fehlen ihm alle Empfänger für dieses.(jeder hat seine eigene Wirklichkeit) Vielleicht ist selbst der Atheismus ein "Gott" - ein verkehrter etwa? (alles Behauptete ist nicht und wird dadurch?)

Gott ist ein Teufelskreis - somit die schlechte Erfahrung. Ich meine sogar, dass die Gottesvorstellung genau der Fehler ist, der uns dem vielleicht möglichen Gott näher bringt.

Gott beweisen? Müssen wir uns beweisen?
 
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