Bernd
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- 3. Mai 2004
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.
Wenn sich Denken entwickelt, scheint sich nach und nach der Denker zu bilden. Die Identifikation des Bewusstseins mit dem Denken als losgelöste Teilmenge. Die losgelöste Teilmenge scheint sich automatisch einsam zu fühlen. Die Teilmenge grenzt sich selber gegen die Umwelt ab, sie verteidigt den Denker, der sie nun glaubt zu sein. Eine Teilmenge die sich abgrenzt, scheint Angst zu entwickeln, wieder in der Gesamtheit des Lebens zu verschwinden (erkennbar im Streben des Unbewussten hin zum Auflösen...Siggi Freud bezeichnete es unpassender Weise als Todestrieb), die Teilmenge rüstet nun mit Mechanismen auf, die sie sichern soll. Das Denken scheint dabei neben Muskeln auf Körperebene die Hauptfunktion zu übernehmen. Schutzmechanismen werden eingeübt, eingeprägt.
Je weiter sich das Denken nun als abgekapselt empfindet, umso größer scheint die Sorge, zu zerfallen. Angst vorm Leben.
Glaube scheint ein Versuch des Denkens zu sein, eine Art erdachte Brücke zum Gesamtleben zu bilden. Je weiter ein Mensch sich in seinem Leben von seiner eigenen Natur, von der Natur, von einfachem entfernt, umso weiter entfernt er sich vom Erleben der Verbindung zur (pulsierenden) Gesamtbewegung von Leben. (Z.B. gehe ich ins Büro und hocke da bei Neonlicht und entferne mich vom Tag/Nacht-Rhythmus, ich erlebe Tag-Nacht nicht mehr, muss daran denken, dass es bald wieder hell ist. Denken ungleich Erleben.
Das Denken scheint hier ein Aufgehobenheitsgefühl erzeugen zu wollen. „Es wird schon wieder Sommer.“ Weil das Gefühl dafür verloren ging.
Vielleicht erhofft der Gläubige, sich ein Lebensgefühl erdenken zu können, vielleicht füttert er hilfsweise eine leere Leinwand mit seinen Idealvorstellungen des Denkens (Gott)...gestützt und eingeübt durch Symbole, Rituale, Regeln, Wiederholungen...damit es da hin streben kann.
Das Individuum ist zwar eine Blüte auf einer Wiese, aber sein Denken scheint sich als einsame Blüte zu sehen, die gegen die Wiese lebt.
Nun kommt ein Hase und sagt der kleinen Kamillenblüte das Gefühl von Einsamkeit komme daher, dass sie als Blume nicht schön genug ist, nicht kräftig genug und nicht genug Blütenblätter habe. Eine Rose habe das alles. Die kleine, traurige Kamille kuckt mit großen Augen und nickt. Und der Hase sagt, er wisse, wie sie so eine Rose werden könne, er sagt Rosen seien so schön und so perfekt, Rosen sind von allen geliebt und sind nie allein. Komisch, denn die Kamille war auch nie allein, überall standen andere Kamillchen und Gräser, aber doch war sie einsam? Hast du das in deinem Leben mal bemerkt?
Und nun möchte die Kamille eine Rose werden. Der Hase lehrt nun die Kamille, nach welchen Regeln sie leben soll und welche Entwicklungsschritte es gibt. Diese Regeln und Merkmale hat er seinerseits notiert, als er einst neben einer Rose saß und sie keimen und aufwachsen und erblühen sah. (Damals war er noch arbeitslos und hatte Zeit.) Und bewunderte sie. Er wendet nun alles von der Rose auf die Kamille an. Er schrieb es als Bibel nieder.
So. Und die Kamille wird nun zusammen mit Diesteln und Sonnenblumen 2x wöchentlich vom Hasen (Pfarrer) unterrichtet (Religion). Und heute ist die Kamille eine nachgemachte Rose geworden.
Äußerlich kaum davon zu unterscheiden. Doch sie hat ihren Duft und ihr eigenes Leben verloren.
Bernd
Wenn sich Denken entwickelt, scheint sich nach und nach der Denker zu bilden. Die Identifikation des Bewusstseins mit dem Denken als losgelöste Teilmenge. Die losgelöste Teilmenge scheint sich automatisch einsam zu fühlen. Die Teilmenge grenzt sich selber gegen die Umwelt ab, sie verteidigt den Denker, der sie nun glaubt zu sein. Eine Teilmenge die sich abgrenzt, scheint Angst zu entwickeln, wieder in der Gesamtheit des Lebens zu verschwinden (erkennbar im Streben des Unbewussten hin zum Auflösen...Siggi Freud bezeichnete es unpassender Weise als Todestrieb), die Teilmenge rüstet nun mit Mechanismen auf, die sie sichern soll. Das Denken scheint dabei neben Muskeln auf Körperebene die Hauptfunktion zu übernehmen. Schutzmechanismen werden eingeübt, eingeprägt.
Je weiter sich das Denken nun als abgekapselt empfindet, umso größer scheint die Sorge, zu zerfallen. Angst vorm Leben.
Glaube scheint ein Versuch des Denkens zu sein, eine Art erdachte Brücke zum Gesamtleben zu bilden. Je weiter ein Mensch sich in seinem Leben von seiner eigenen Natur, von der Natur, von einfachem entfernt, umso weiter entfernt er sich vom Erleben der Verbindung zur (pulsierenden) Gesamtbewegung von Leben. (Z.B. gehe ich ins Büro und hocke da bei Neonlicht und entferne mich vom Tag/Nacht-Rhythmus, ich erlebe Tag-Nacht nicht mehr, muss daran denken, dass es bald wieder hell ist. Denken ungleich Erleben.
Das Denken scheint hier ein Aufgehobenheitsgefühl erzeugen zu wollen. „Es wird schon wieder Sommer.“ Weil das Gefühl dafür verloren ging.
Vielleicht erhofft der Gläubige, sich ein Lebensgefühl erdenken zu können, vielleicht füttert er hilfsweise eine leere Leinwand mit seinen Idealvorstellungen des Denkens (Gott)...gestützt und eingeübt durch Symbole, Rituale, Regeln, Wiederholungen...damit es da hin streben kann.
Das Individuum ist zwar eine Blüte auf einer Wiese, aber sein Denken scheint sich als einsame Blüte zu sehen, die gegen die Wiese lebt.
Nun kommt ein Hase und sagt der kleinen Kamillenblüte das Gefühl von Einsamkeit komme daher, dass sie als Blume nicht schön genug ist, nicht kräftig genug und nicht genug Blütenblätter habe. Eine Rose habe das alles. Die kleine, traurige Kamille kuckt mit großen Augen und nickt. Und der Hase sagt, er wisse, wie sie so eine Rose werden könne, er sagt Rosen seien so schön und so perfekt, Rosen sind von allen geliebt und sind nie allein. Komisch, denn die Kamille war auch nie allein, überall standen andere Kamillchen und Gräser, aber doch war sie einsam? Hast du das in deinem Leben mal bemerkt?
Und nun möchte die Kamille eine Rose werden. Der Hase lehrt nun die Kamille, nach welchen Regeln sie leben soll und welche Entwicklungsschritte es gibt. Diese Regeln und Merkmale hat er seinerseits notiert, als er einst neben einer Rose saß und sie keimen und aufwachsen und erblühen sah. (Damals war er noch arbeitslos und hatte Zeit.) Und bewunderte sie. Er wendet nun alles von der Rose auf die Kamille an. Er schrieb es als Bibel nieder.
So. Und die Kamille wird nun zusammen mit Diesteln und Sonnenblumen 2x wöchentlich vom Hasen (Pfarrer) unterrichtet (Religion). Und heute ist die Kamille eine nachgemachte Rose geworden.
Äußerlich kaum davon zu unterscheiden. Doch sie hat ihren Duft und ihr eigenes Leben verloren.
Bernd
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