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Wie bereite ich mich auf den Tod vor?

@ Zeilinger
Gysi schrieb:
Eine bessere Bezeichnung für euch, die ihr euch "Gläubige" nennt, als "Religionsverhaftete" kenne icht nicht.
Du bist Religionsverhafteter, ich bin Wissenschaftsverhafteter. Diesen Unterschied möchte ich machen, wenn ich von "Religionsverhafteten" rede. Denn ein "Gläubiger" ist für mich was anderes. Wer glaubt, der zweifelt auch. Auch ich bin ein Gläubiger. Weil ich nicht alles weiß; ist ja klar, oder?
@ Ich wurde zwar auch autoritär erzogen, aber eher nach dem trottelhaft-faschistoiden Kommunismus, der mit dem von Dir so bewunderten Karl Marx verwandt ist.
Marx hat mit dem ehemaligen Ostblock nichts zu tun. Er hatte generell etwas gegen Leute gehabt, die ihn zu einem Gott erhoben und nachbeteten. "Ich bin kein Marxist!", ist eines seiner berühmten Zitate. Der "Kommunismus" ist nicht das, was die UdSSR und die DDR waren, absolut nicht! Du verfolgst einen großen, bedeutenden Philosophen mit dem Bannstrahl deiner Verachtung, obwohl du seine Philosophie überhaupt nicht kennst. Das ist aber nicht die feine englische Art. Was würde Jesus dazu sagen? :D
Ja, traurig und bedauernswert, aber jetzt lebst Du ja in einem laizistischen Staat mit Religionsfreiheit oder kenne ich da die Bundesrepublik Deutschland zu wenig ?
Dass in unserer säkularen, aufgeklärten Zeit immer noch weit über die Hälfte bekennende Christen und weit über drei Viertel insgesamt religiös Bekennend sind, hat etwas mit der irrealen Religionserziehung unserer Kinder zu tun. Darum bin ich gegen diesen RU. Religion macht dich entweder zu einen Menschenfischer oder einem Fisch an seiner Angel. Er spielt mit den Lebensängsten der Menschen. Und von denen sind besonders die befallen, die eh nicht das Glück haben, auf fester Erde zu gehen.

Gysi
 
Zuletzt bearbeitet:
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Gysi schrieb:
Wir sollten aber festhalten, dass dise Lebensqualität des alternativen, freiheitlichen Denkens nicht von den Kirchen erstritten wurde, sondern gegen sie...
Das ist schon richtig, Gysi, aber die Grundfreiheiten, die wir heute haben (und die es auch zu verteidigen gilt), wurden auch gegen die weltliche(n) Obrigkeit(en) erkämpft.

Außerdem sollte man nicht vergessen (selbst erlebt), dass die totale Freiheit auch zu einer Leere werden kann. Selten wer oder gar niemand möchte auch frei von Liebe, Geborgenheit, Glück und Vertrauen zu anderen Menschen sein.

LG
Zeili
 
Gysi schrieb:
Marx hat mit dem ehemaligen Ostblock nichts zu tun. Er hatte generell etwas gegen Leute gehabt, die ihn zu einem Gott erhoben und nachbeteten. "Ich bin kein Marxist!", ist eines seiner berühmten Zitate. Der "Kommunismus" ist nicht das, was die UdSSR und die DDR waren, absolut nicht!

Ein sehr wichtiger Gedanke, für dessen Formulierung ich dankbar bin. Persönlich habe ich mich immerwieder gescheut ihn hier zu formulieren - denn ich weiss aus dem reellen Leben, dass das nicht verstanden wird wenn es eine sagt, die lange drüben gelebt hat. Es wird einfach als Widerspruch angesehen.

Das eigentliche Verbrechen des so genannten Ostblocks, ist eben, dass er sich als marxistisch bezeichnet hat. Und die scharfe Kritik die heute dem Marxismus entgegen gebracht wird, richtet sich eigentlich gegen dessen Missbrauch.
Wobei das Absurdeste doch war, dass Marxismus Pflichtfach war auf den Unis. Besser hätte man den vermeintlichen Sozialismus der Ostblockstaaten nicht in Frage stellen können, als bei der Lektüre von Marx.
 
Miriam & Gysi

Und damit bereitet ihr euch jetzt auf den Tod vor?

Kurze Erklärung erwünscht zum Zusammenhang.
 
Gläubiger / gläubiger Mensch / gottgläubiger Mensch

Gysi schrieb:
Denn ein "Gläubiger" ist für mich was anderes. Wer glaubt, der zweifelt auch. Auch ich bin ein Gläubiger. Weil ich nicht alles weiß; ist ja klar, oder? Marx hat mit dem ehemaligen Ostblock nichts zu tun. Er hatte generell etwas gegen Leute gehabt, die ihn zu einem Gott erhoben und nachbeteten.
Sind wir doch gleich ganz genau:

Ein Gläubiger ist eigentlich ein Fachausdruck aus der Wirtschaft; ein Gläubiger ist ein Mensch, der einem Lieferanten die Bezahlung einer Ware stundet; auch ein Bankier oder sonstiger Kreditgeber ist ein Gläubiger gegenüber dem Kreditnehmer.

Ein gläubiger Mensch ist ein Mensch, der nicht alles sinnlich erfahren muss, sondern eben auch etwas glauben kann. Hab' ich schon früher das Beispiel mit dem Eiffelturm gebracht. Der "gläubige Mensch" muss nicht zwangsläufig an Gott glauben, obwohl es meistens so ausgelegt wird. Er kann auch an hundert Menschen glauben, tausend Tieren, zehntausend Pflanzen und hunderttausend Dingen wie in Bankkonto.

Schlussendlich dann der gottgläubige bzw. religiöse Mensch, wobei nach meinem Empfinden dieser Gott auch Schicksal und Vorsehung genannt werden kann; manche sagen auch Gott ist die Natur. Das wesentliche am Gottesbegriff ist mMn, dass es etwas ist, worüber kein Mensch (auch nicht der Teufel) Macht hat, sondern nur umgekehrt.

"Ich bin kein Marxist!", ist eines seiner berühmten Zitate.
Ist ja ganz selbstkritisch ! Worin war er denn sooooo glaubwürdig, dass er es sich leisten kann, sich selbst zu verneinen ?

Der "Kommunismus" ist nicht das, was die UdSSR und die DDR waren, absolut nicht!
Sind wir einer Meinung; den Kommunismus im Sinne der mathematischen Verteilung der Güter auf alle Menschen hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. In der UdSSR gab es die lang verheimlichte Nomenklatura, das waren ca 2 % der Bevölkerung, die alles hatten, während die restlichen 98 % viel Not und Entbehrung leiden mussten.

Du verfolgst einen großen, bedeutenden Philosophen mit dem Bannstrahl deiner Verachtung, obwohl du seine Philosophie überhaupt nicht kennst. Das ist aber nicht die feine englische Art. Was würde Jesus dazu sagen?
Naja, Gysi, ich fühle mich ja nicht wohl, wenn ich wen verachte, auch nicht dann, wenn es nur so scheint, aber im politischen Zusammenhang können wir wohl auch von Feindbildern reden - und da war wohl die Religion eher ein Feindbild des Kommunismus als Karl Marx. Jesus wird mir, wie ich ihn kenne, verzeihen, zumal ich am Kommunismus ja nur die große Nähe zur Gewalt hasse und nicht die innewohnende Moral, auch den Armen leben zu lassen.

Dass in unserer säkularen, aufgeklärten Zeit immer noch weit über die Hälfte bekennende Christen und weit über drei Viertel insgesamt religiös Bekennend sind, hat etwas mit der irrealen Religionserziehung unserer Kinder zu tun. Darum bin ich gegen diesen RU.
Das ist schon möglich, dass hier (noch) große Fehler gemacht werden und ich bin auch dafür, dass ein Ethikunterricht vorgeschaltet wird. Da kann man dann einen Überblick über die Religionen in ihren Grundzügen und Wegen geben; deswegen muss man ja dann eine Entscheidung für eine Religion nicht vereiteln. Was mich an Deinen Beiträgen oft stört, dass Du auch jungen Menschen mit Deiner unbedingten Aufgeklärtheit den Glauben an einen liebenden Gott nehmen willst; Du und niemand hat ein Recht dazu, auch wenn wir diesen liebenden Gott persönlich nicht erleben. Es ist eine Arroganz, mit Nachdruck zu behaupten, dass es etwas nicht gibt, nur weil ich es nicht erlebt habe. Kein Mensch war oder ist so klug, wurde oder wird so alt, dass er alles erlebt. Jeder Mensch hat ein Recht, ein bisschen zu träumen und mMn brauchen die meisten Menschen auch hin und wieder einen (schönen) Traum, wenn es manche auch hartnäckig verbergen bzw. abstreiten wollen.

Religion macht dich entweder zu einen Menschenfischer oder einem Fisch an seiner Angel.
Na, wollen wir nicht gleich übertreiben; nicht jeder, der ein gottgefälliges Leben führen will, muss gleich ein Missionar oder auch ein Sklave sein.

Er spielt mit den Lebensängsten der Menschen. Und von denen sind besonders die befallen, die eh nicht das Glück haben, auf fester Erde zu gehen.
Auch schon erwähnt: es tut mir leid, dass Du lauter herrschsüchtige Kirchenvertreter kennengelernt hast.

Versuche das Osterfest trotzdem zu genießen, gib' Dir ein gutes Papperl und ein gepflegtes Bier; ich leiste es mir auch, obwohl ich - nach dem alten, mMn überholten - Testament als Arbeitsloser gar nichts essen dürfte. Schriftsteller - und keine anderen Menschen haben die Bibel verfasst - sind eben auch nicht immer göttlich.

Ich geh' jetzt ganz irdisch und menschlich kochen.

LG
Zeili
 
louiz30 schrieb:
Miriam & Gysi

Und damit bereitet ihr euch jetzt auf den Tod vor?

Kurze Erklärung erwünscht zum Zusammenhang.

Mea Culpa, Louiz. Erst als ich meinen Beitrag abgeschickt hatte, sah ich, dass ich nicht zum Thema geschrieben habe.

Zum Thema hatte ich gestern 20.05 geschrieben - Beitrag 7 des Threads.

Gruß von Miriam
 
louiz30 schrieb:
Miriam & Gysi

Und damit bereitet ihr euch jetzt auf den Tod vor?

Kurze Erklärung erwünscht zum Zusammenhang.
Die Antwort lautet: Ja. Ich bereite mich auf den Tod vor, indem ich das jetztige Leben (inklusive der Philosophiererei) lebe.
Nein, nicht ganz. Natürlich habe ich mir Gedanken über das "Danach" gemacht. Und ich bin eben zu dem Schluss gekommen, dass vor der Realkulisse der Ewigkeit auch unser aller Leben letztlich ewig ist. Es geht übe die in diesem Leben gefangene Wahrnehmung der äußeren Grenzen "Geburt" und "Tod" hinaus. Aber diese Ewigkeit ist nicht ein Geschenk aus dem Füllhorn Gottes für willfähriges Aussetzen bestimmter Gehirnfunktionen, sondern ein Naturgesetz! Wer diese logische Ableitung zulässt, lebt beruhigter.

Gysi
 
Berichtigung zu meinem Beitrag Nr. 35

da hab' ich einen Blödsinn verzapft: Ein Gläubiger ist ein Lieferant, der dem Kunden die Bezahlung einer Ware stundet (ich muss mehr schlafen, das wusste ich schon alles).

Bitte um nicht zu strengen Tadel.

Zeili
 
Zeilinger schrieb:
Naja, Gysi, ich fühle mich ja nicht wohl, wenn ich wen verachte, auch nicht dann, wenn es nur so scheint, aber im politischen Zusammenhang können wir wohl auch von Feindbildern reden - und da war wohl die Religion eher ein Feindbild des Kommunismus als Karl Marx. Jesus wird mir, wie ich ihn kenne, verzeihen, zumal ich am Kommunismus ja nur die große Nähe zur Gewalt hasse und nicht die innewohnende Moral, auch den Armen leben zu lassen.
Do redest mal wieder vom real existierend gewesenen Kommunismus. Zu Marx' Zeiten existierte der aufblühende Kapitalismus in einem "Nachtwächterstaat". "Kapitalismus" in seiner Reinform ist der Konkurrenzkammf vieler Kapitalisten untereinander um die Märkte, der Kampf Einzelner. Dagegen setzte Marx den "Kommunismus", die Ziele der Gemeinschaft, die über die egoistischen Ziele der Einzelnen stehen sollten. Die große moralische Ausrichtung im Kommunismus war die Gleichheit (Chancengleichheit) und Gerechtigkeit. Das sind Vorstellungen, mit denen auch Jesus von Nazareth unterwegs war. Das Christentum hat - so gesehen - einen großen Einfluss auf die atheistische sozialistische Bewegung gehabt.

Gysi
 
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von Claus: Das Häuschen darauf habe ich vor 25 Jahren mit Blut und Schweiß erbaut. Ich werde es in diesem jahr grundlegend umbauen weil zu erwarten ist, daß ich es bald nur noch nutzen kann, wenn alles rollstuhlgerecht ist. Natürlich kann ich jetzt kaumnoch selbst hand anlegen, aber auch die Planung und Abwicklung erfordert viel Zeit und Energie.
Genau das meine ich, Claus. Auch wenn du das was kommt vielleicht nicht aufhalten kannst, so überlässt du dich trotzdem nicht dem Schicksal.

Ich finde das gut, was du da machst und gemacht hast, meine Interessen sind da ganz ähnlich. Ich empfinde es oft einfach als meinen Gestaltungsspielraum im Leben, etwas zu tun, dessen Sinn oder Nutzen nicht klar ist. Deine drohende Bewegungseinschränkung ist ein Problem. Dort viele kleine Ausgleichsmöglichkeiten zu schaffen und die Spannung aus dem „ich will aber ich kann nicht“ herauszunehmen, scheint mir notwendig. Wie das geht, das kann dir keiner vorschreiben, auch kein „Helfer“ eines externen Gottes. Meine Meinung ist dazu...nenn doch den Gott das Leben und die Natur und versuch deine eigene Version für dich zu finden, dich wieder mit ihr zu verbünden.

Was ich bei älteren Menschen mit „das Pendel stärker anschieben“ meine ist, dass ich es gut finde, wenn sie noch etwas versuchen, dessen Ausgang ungewiss ist, etwas nutzloses tun, sich für etwas begeistern können, etwas unternehmen was sie sich noch nie getraut haben, die Luft aus ihrer großen Persönlichkeit herauslassen können (füllt sich allein wieder an)...wenn sie die Stunden des Tages im Wachzustand erleben, wenn sie durch Vorbild und Anregung den ein oder anderen jüngeren Menschen aus seinem gesellschaftlichen Koma erwecken oder meinetwegen auch, wenn sie sich nicht ausschließlich um Sonderangebote und das Fernsehprogramm kümmern.

Wenn Schmerzen dazukommen, ist es natürlich anders. Dort hoffe ich, dass sich jeder auch dann das holt, was er braucht.

Die christliche Herangehensweise an den Tod empfinde ich persönlich als traurig und erdrückend, davon habe ich mich befreien müssen.

von Zeili: Außerdem sollte man nicht vergessen (selbst erlebt), dass die totale Freiheit auch zu einer Leere werden kann. Selten wer oder gar niemand möchte auch frei von Liebe, Geborgenheit, Glück und Vertrauen zu anderen Menschen sein.

Ich vermute, dass die totale Freiheit erst die Leere spürbar werden lässt; man erst dann frei ist, wenn man auch diese Leere durchleben und aushalten kann. Sich mit ihr anfreundet.

Viele Grüße
Bernd
 
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