Bernd
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- 3. Mai 2004
- Beiträge
- 8.631
Je mehr ich zum Leben erwache, desto weniger spielt der Tod für mich eine Rolle. Seit ich dem Leben weniger aufzwinge, hat sich einiges recht angenehm entwickelt. Warum soll ich den Tod nicht auch ohne ihm ständig auf die Finger zu kucken, entgegensehen.
Ich erinner mich manchmal gern an meine Großeltern, an ihre kleinen Macken, an die schönen Stunden und an ihre Art zu reden und ihre Geschichten. Ich mag sie irgendwie...und ich werde zwar bekrittelt, so selten an ihr Grab zu gehen, aber ich empfinde es nicht als notwendig. Für mich ist es wichtiger, dem anderen zu Lebzeiten mal entgegen zu kommen oder mich verletzlich gemacht zu haben. Ebenso will ich mir kein Mausoleum bauen, sondern ein schönes Leben. Ich empfinde heute nichts, wenn ich jetzt an den Tod denke, komisch.
Nur ein Gedanke. Wenn du, lieber Claus, nun in der Situation bist, dass du nicht mehr den Spielraum und die Notwendigkeit siehst, dein ganzes Leben umzukrempeln, vielleicht überlegst du mal, ob es möglich wäre, dein Leben ab morgen mit etwas mehr Energie zu leben. Schwung. Das Pendel pendelt alleine zurück in den Ruhezustand, aber vielleicht kannst du es manchmal stärker anschubsen. Es wäre denkbar, dass du lieber erschöpft von dieser Welt gehst, als dass du still und dich schützend in einer dunklen Zimmerecke vor dich hin brummelst. Wenn der Körper merkt, jetzt geht es langsam nicht mehr, wird er dir wahrscheinlich zu Hilfe kommen und deinem Kopf die vielen versäumten Dinge leichter verzeihen. Vielleicht fällt dem Kopf der Abschied dann leichter.
Es ist die Frage, existiere ich noch 20 Jahre wie eine Leiche oder verpulvere ich meine Lebenskraft lieber in 15. Das ist vermutlich das einzige sinnvolle, was ich aus meiner postembryonalen Sichtweise hier einbringen kann. Goethe ist mir da wohl aber zu vor gekommen, der Rabauke.
Ob ein anderer Mensch wegen mir trauert, das weiß ich jetzt noch nicht. Das tut mir auch Leid, ich hoffe, dass ich in meiner Idealvorstellung von mir, als lustiger Opi mit kindlichem Charm und weißem Wuschelkopf, noch Gelegenheit haben werde, ihn oder sie darauf vorzubereiten.
Glaubt ihr, man sollte darauf achten, etwas sinnvolles oder etwas für andere oder etwas bleibendes gemacht zu haben? Ich bin im Moment eigentlich nicht der Meinung, dass ich dazu in der Lage wäre. Was ich kann, das tue ich heute und was mich belastet, werfe ich ab. Aber es ist ein Leben für mich, daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich irgendwo den Helfer spielen würde.
...und ich behaupte, die Atheisten und religiösen Menschen reden von ein und dem selben. Es lohnt nicht, Natur und Gott oder Dich und Gott zu unterscheiden. Und sich hier gegenseitig auszuspielen oder „du wirst schon sehn was du davon hast“ auszutauschen. Ob es „danach“ weiter geht, weiß ich nicht, aber wenn ja, dann sicher nicht im gewöhnlichen Bewusstsein einer Welt, wie wir sie jetzt wahrnehmen. Und wenn „sie“ anders ist, dann bezweifle ich, dass ich mit meinen Vorbereitungen mehr als heute in einem Traum erreiche. Vielleicht gibt es noch einen Menschen, dem man noch ein bisschen liebevoll entgegenkommen kann. Vielleicht reicht das.
Viele Grüße
Bernd
Ich erinner mich manchmal gern an meine Großeltern, an ihre kleinen Macken, an die schönen Stunden und an ihre Art zu reden und ihre Geschichten. Ich mag sie irgendwie...und ich werde zwar bekrittelt, so selten an ihr Grab zu gehen, aber ich empfinde es nicht als notwendig. Für mich ist es wichtiger, dem anderen zu Lebzeiten mal entgegen zu kommen oder mich verletzlich gemacht zu haben. Ebenso will ich mir kein Mausoleum bauen, sondern ein schönes Leben. Ich empfinde heute nichts, wenn ich jetzt an den Tod denke, komisch.
Nur ein Gedanke. Wenn du, lieber Claus, nun in der Situation bist, dass du nicht mehr den Spielraum und die Notwendigkeit siehst, dein ganzes Leben umzukrempeln, vielleicht überlegst du mal, ob es möglich wäre, dein Leben ab morgen mit etwas mehr Energie zu leben. Schwung. Das Pendel pendelt alleine zurück in den Ruhezustand, aber vielleicht kannst du es manchmal stärker anschubsen. Es wäre denkbar, dass du lieber erschöpft von dieser Welt gehst, als dass du still und dich schützend in einer dunklen Zimmerecke vor dich hin brummelst. Wenn der Körper merkt, jetzt geht es langsam nicht mehr, wird er dir wahrscheinlich zu Hilfe kommen und deinem Kopf die vielen versäumten Dinge leichter verzeihen. Vielleicht fällt dem Kopf der Abschied dann leichter.
Es ist die Frage, existiere ich noch 20 Jahre wie eine Leiche oder verpulvere ich meine Lebenskraft lieber in 15. Das ist vermutlich das einzige sinnvolle, was ich aus meiner postembryonalen Sichtweise hier einbringen kann. Goethe ist mir da wohl aber zu vor gekommen, der Rabauke.
Ob ein anderer Mensch wegen mir trauert, das weiß ich jetzt noch nicht. Das tut mir auch Leid, ich hoffe, dass ich in meiner Idealvorstellung von mir, als lustiger Opi mit kindlichem Charm und weißem Wuschelkopf, noch Gelegenheit haben werde, ihn oder sie darauf vorzubereiten.
Glaubt ihr, man sollte darauf achten, etwas sinnvolles oder etwas für andere oder etwas bleibendes gemacht zu haben? Ich bin im Moment eigentlich nicht der Meinung, dass ich dazu in der Lage wäre. Was ich kann, das tue ich heute und was mich belastet, werfe ich ab. Aber es ist ein Leben für mich, daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich irgendwo den Helfer spielen würde.
...und ich behaupte, die Atheisten und religiösen Menschen reden von ein und dem selben. Es lohnt nicht, Natur und Gott oder Dich und Gott zu unterscheiden. Und sich hier gegenseitig auszuspielen oder „du wirst schon sehn was du davon hast“ auszutauschen. Ob es „danach“ weiter geht, weiß ich nicht, aber wenn ja, dann sicher nicht im gewöhnlichen Bewusstsein einer Welt, wie wir sie jetzt wahrnehmen. Und wenn „sie“ anders ist, dann bezweifle ich, dass ich mit meinen Vorbereitungen mehr als heute in einem Traum erreiche. Vielleicht gibt es noch einen Menschen, dem man noch ein bisschen liebevoll entgegenkommen kann. Vielleicht reicht das.
Viele Grüße
Bernd