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Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Miriam

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26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Es wurde auch hier im Forum dieses Phänomen des Öfteren thematisiert, das unsere Zeit immer mehr prägt: das Verschwinden der Grenzen zwischen dem reellen Leben und dem was sich in den virtuellen Räumen abspielt.

Hauptsächlich Zwetsche hat in der letzten Zeit wiederholt auf die Gefahren hingewiesen, diese zwei Plattformen zu verwechseln. Ich würde hinzufügen: es ist schon eine gewisse Versuchung dabei, seine reelle Welt durch diese virtuelle Dimension mit allen ihre Möglichkeiten zu vergrößern, auszuschmücken.
Tatsächlich haben diese Ebenen auch Berührungspunkte, sollten aber nicht stellvertretend füreinander in unserem Dasein einen Platz einnehmen. Doch anscheinend ist die Gefahr groß dies zu tun.

Anders kann man sich ja das Phänomen der Second Life gar nicht erklären.
Was ist denn diese Second Life? – falls hier jemand lesen sollte, dem der Begriff nicht geläufig ist:
Es sind mehr oder weniger komplexe Welten die sich Menschen im Internet schaffen, anfänglich vielleicht als Unterhaltung gedacht – dann immer mehr stellvertretend für ihre reelle Welt, ihr reelles Leben, in dem sie vielleicht zu kurz gekommen sind.
Man erbaut sich eine Wunschlandschaft, eigene Wohnungen, einen Freundeskreis aus Personen die man einfach nur erfindet, und sogar Sexpartner.
Die Cleveren aber haben darin eine reelle Möglichkeit gesehen Geld zu verdienen und managen solche Welten. Mittlerweile gibt es weltweit Anbieter für diese Scheinwelten die nicht nur scheinbar das große Geld damit verdienen. Unter anderem gibt es das Immobiliengeschäft und sogar eine eigene Zeitung, sehr gewinnbringend und auch sehr reell, denn solche Anbieter haben auch Mitarbeiter, viele davon im asiatischem Raum.

Natürlich hat die Welt der Second Life auch eine Währung – den Linden-Dollar. Die Gemeinde der Second Life, die mehr als eine Million Bewohner zählt, gibt durchschnittlich 600.000 Dollar aus. Die Linden-Dollars werden in echten Dollars umgetauscht, ca 300 LD entsprechen einem Dollar.
Alleine schon sich bei einem Anbieter der Second Life zu registrieren, kostet 72 US-Dollar im Jahr. Es kommen dazu die Summen die man ausgibt um sich in dieser eigentlich Nichtexistierenden Welt einzurichten, zu reisen, sich zu amüsieren, etc...

Langsam entwickelt sich das ganze zum ernsthaften sozialen Problem – denn in vielen Fällen wird es zu einer Sucht, die gekoppelt ist mit dem Verlust des Realitätssinnes – und das wird zum tatsächlichem Drama.

Auch wenn ich hier diesen extremen Fall der Second Life kurz geschildert habe, interessiert mich hauptsächlich eine Frage: wie viele Anzeichen gibt es auch in einem Diskussionsforum wie dieses, dass die Ebenen virtuell/reell verwechselt werden, fließend ineinander übergreifen, Akzente verschoben werden?

Was für den einem eine Plattform bedeutet des offenem Gedankenaustausches, wird für dem anderen der Platz an dem er anonym und ungehemmt seine Aggressionen entladen kann. Und auch denkt, dass er es darf.

Das Gleichgewicht dieser Plattform gerät aber sehr leicht aus den Fugen, wir konnten in den letzten Wochen sehen, dass die Präsenz einiger sehr weniger User die Diskussionsebene oder die spielerische Ebene der Wortspiele bedrohlich stören können - es sogar erreichen, ganze Bereiche für ihre intrigenhaften Aktionen umzufunktionieren.

Auf Eure Meinungen zu diesem Thema würde ich mich freuen.

Liebe Grüße

Miriam
 
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AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Hallo Miriam!

Einige Eindrücke, die vielleicht im Sand geschrieben sind.
Wenn der Wind darüber weht, so sind sie nimmer da.
Denn die Vergessenheit hilft uns,
das Leben und uns selber leichter zu ertragen.

Ein nie stattgefundener Dialog in der virtuellen Welt:
- Jetzt spürst du am eigenen Leib, wie bitter es ist, wenn ein Todesurteil angedroht und schließlich auch vollstreckt wird.
- Könnt etwa ihr spüren und nachfühlen, wie sich ein Einsamer fühlt? Ich konnte euch noch nie vertrauen, wenn ihr euch für Humanität und Toleranz einsetzt.

- Es gibt wichtige, soziale Grenzen, die wurden eindeutig überschritten.
- Immigranten überschreiten immer wieder Grenzen, auch soziale.

- Du lässt dich nicht überzeugen, du bist stur und unbelehrbar. Dir kann keiner mehr helfen.
- Integration ist sinnlos, die sind und die bleiben alle sowieso anders als wir Deutsche. Hinein in den Waggon und zurück in die Heimat!

- Du bist manchmal unerträglich. Jeder hat das Recht, sich davor zu schützen. Wir brauchen Ordnung, um uns wohl fühlen zu können!
- Massenmörder und viele Immigranten sind unerträglich. Sie gehören mit allen Mitteln bekämpft: Todesstrafe und Verbannung! Recht und Ordnung muss her!

- Egozentrik macht es unmöglich, miteinander auszukommen. Unerträgliches Gift erfüllt den Raum, macht die Finger klamm und schnürt die Kehlen zu. Eine gesunde, saubere Atemluft muss Vorrang haben!
- Mit stinkenden und grölenden Immigranten gibt es kein Auskommen. Überfremdung droht dem gesunden Volk! Deutschland zuerst!

- Mit Spott und Hohn hast du unaufhörlich untergriffig und verletzend agiert. Du hast nicht kapiert und nicht gefühlt, wie weh das tun kann.
- Mit Spott und Hohn wurde von mehreren Seiten unaufhörlich einer übergossen und mit Spott und Hohn putscht man sich noch immer über eine virtuelle Leiche hinweg gegenseitig auf.

- Dein Leben geht weiter, es ist nur eine virtuelle Welt. Du wirst auch ohne uns zurechtkommen. Du bist ja so stark, sagst du.
- Euer Leben geht weiter, es ist nur eine virtuelle Welt. Ihr könnt dennoch nicht mit mir zurechtkommen. Fühlt ihr euch nicht stark genug?


Das unangenehme Gewissen,
das sich am schwersten verbannen lässt.
Und das auf die Scherben blickt,
auf einen zertrümmerten Spiegel,
in den man nicht sehen wollte.



Es ist das Gewissen, das mich auch schon verunsichert hat, weil ich beim letzten kleinen Privatforum, wo ich ein halbes Jahr lang war, fast spiegelgleich agiert habe wie so manche Clausgegner hier. Dort war auch ein Einzelkämpfer, aber raffinierter, geschliffener und vor allem noch weitaus egozentrischer (!), der keinen Millimeter nachgeben konnte und äußerst geschickt war. Das hat uns maßlos gereizt, aber ich hinterfragte mein/unser Handeln später doch mit meinem sozialen Gewissen. Die ausgezeichnete Beziehung und freundschaftliche Verbundenheit mit den anderen Usern blieb aber aufrecht, wenn sie auch schon zeitlich bedingt sehr verblasst ist.

In Claus hingegen erkenne ich viele Bekannte und teilweise auch Freunde, die durchaus keine Monster sind. Der Unterschied zur "virtual world" liegt offensichtlich darin, dass wir uns im RL bei Meinungsverschiedenheiten zurückhalten, einen Spaß machen und meist bald wieder das Thema wechseln. Es wird allerdings über Dritte schon auch oft anders geredet (wie in einem Forum?), aber v. a. unter Männern, so habe ich zumindest das Gefühl, ist das meistens bald wieder gegessen.
Die Zurückhaltung ist ein wichtiger Unterschied zwischen real und virtual world – in der real world begegnet man eben eher dem Menschen und nicht gleich einem Monster. Wobei Ähnliches analog natürlich auch beim Anderen gilt.
Und durch weniger Zurückhaltung kommen im VL oft Charaktereigenschaften zum Vorschein, die man bei sich gar nicht vermutet hätte und die man gerne wieder ungeschehen machen würde. Es kommt viel schneller und leichter zu Gegensätzen wie auch zu Verbindungen.
Sind nicht oft gewisse Eigenschaften in uns allen, die bei den richtigen Gelegenheiten von den richtigen Führern ausgenutzt werden könnten? Von den Medien und Politikern etwa?

Deshalb unerschütterlich liebe Grüße
Andreas
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Leicht, wäre es zu sagen, dass der, der sich im RL nicht zurecht findet, vom VL die Finger lassen sollte.
Vielleicht kommen wir Alle, die wir ein zusätzliches Leben im VL führen, im RL nicht zurecht und suchen einfach nach Bestätigung und Anerkennung im Virtuellen, die uns im Realen verwehrt wird.
Aber genauso, wie für einen "trockenen Alkoholiker" schon jede Schnapspraline zum Verhängnis werden kann, so ist es auch bei den Einsamen, die im Net nach "Freunden" oder Bestätigung suchen.

Die Sucht ist immer präsent, die Verlockung ebenso und die Ernüchterung, samt "Kater", vorprogrammiert.
Aber genau so wenig, wie in uns Allen der "Süchtige" steckt, steckt in uns auch nicht genrell der Therapeut oder Tolerante.
"Jeder ist sich selbst der Nächste" und "in der Gruppe sind wir stark", das ist und bleibt leider die Devise.
Einzelkämpfer haben es schwer und werden es immer schwer haben. Ich stelle es mir gerade in Foren als unheimlich schwer vor, Individualität zu wahren. Zu sehr ist der Forenschreiber bewusst oder unbewusst von der Anti- und Sympathie der Anderen abhängig, weil er ein Teil "der Gruppe" sein will, und weil er weiß, dass er ohne eine solche nur schwer "überleben" kann.

Das Net bietet enorme Möglichkeiten in Bezug auf Weiterbildung und Information. Aber es kann auch, wie in diesem forenspezifischen Fall, deutlich machen, dass man extrem allein und auf sich selbst gestellt ist, wenn man sich nicht der "allgemeinen gültigenn Norm" anpasst.
Claus hat es wirklich versucht, das weiß ich - während Tipitina von Anfang an auf "Wadenbeißer" machte. Und ich finde, obwohl ich mich über Claus lustig machte, man sollte ihm hoch anrechnen, dass er "sich immer treu geblieben ist". Trotzdem bin ich froh, dass er weg ist!

Rhona
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

ist es vileicht nicht unsere wahre persönlichkeit , die in diser VW versuchen wider auf sich aufmerksam zu machen ?
nach der geburt und im "sozialem" leben fängt es doch schon an wie wir geprägt , geleitet und verführt werden . wir lassen alles liegen und stehen und folgenen dennen die es besser wissen müßen und die für uns vorbild sind.
wir geben unser sein auf um in ihren augen etwas zu sein .
wir lügen uns selbst vor jemand anders zu sein das durch die VirtueleWelt wider rückgängig gemacht wird . hier ist nimand der uns zurechtweißt uns sagt was wie wo wann wir etwas zu tun haben. klar selbst in der W gibts es leute(chars) die für uns vorbilder sind auf eine gewisse weise .
aber dennoch entwickeln wir uns selbst in diser welt.
wir offenbaren was wir anderen verheimlichen denn alle anderen sind weit weg , nicht in unserem umfeld und somit auch nicht störend .
ist es also eine sucht nach sich selbst , dem was sein könnte oder einfach nur langeweile da man sich auf etwaskonzentriert was man an und aus schalten kan?

im endefekt weiß es keiner aber jeder weiß es besser....
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Second Life hat schon was:D... man darf es nur nicht übertreiben und das eigentliche, wahre Leben nicht vergessen. Ich stelle mir aber vor wenn man damit auch noch Geld verdient, erfolgreich ist, kommt man davon nicht mehr los.
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Miriam schrieb:
Das Gleichgewicht dieser Plattform gerät aber sehr leicht aus den Fugen, wir konnten in den letzten Wochen sehen, dass die Präsenz einiger sehr weniger User die Diskussionsebene oder die spielerische Ebene der Wortspiele bedrohlich stören können - es sogar erreichen, ganze Bereiche für ihre intrigenhaften Aktionen umzufunktionieren

Das Net bietet enorme Möglichkeiten in Bezug auf Weiterbildung und Information. Aber es kann auch, wie in diesem forenspezifischen Fall, deutlich machen, dass man extrem allein und auf sich selbst gestellt ist, wenn man sich nicht der "allgemeinen gültigenn Norm" anpasst.
Claus hat es wirklich versucht, das weiß ich -



Nun,was wäre eine allgemeingültige Norm?

Ich möchte an Claus Einstieg in dieses Forum erinnern,der ebenso furios wie sein Abgang war.Kaum angemeldet,hat er sich mit Jocelyn im Einstein-Thread über Wochen " geprügelt",sie mit Nachforschungen über sie malträtiert ect...er hat sie regelrecht vorgeführt ,sich an ihrer Wut erfreut ,bis sie irgendwann entnervt das Handtuch warf,nicht ohne vorher noch um sich zu beißen.Sie tat mir leid,obwohl auch sie selbst ein äußerst schwierige Userin war.

Er war grenzenlos und nicht zu stoppen und diese Unfähigkeit,Grenzen zu sehen und anzuerkennen ,bewies er in den letzten Wochen fast täglich Lillith gegenüber.

Auch die Punktevergabe-Seilschaft -Geschichte gehört zu Clausens unrühmlicher Forumsvergangenheit,weil er manipulativ dieses System zu seinem Gunsten aushebelte.

Für mich war Claus nie harmlos,nie der Einzelgänger,der mit seiner Sicht der Dinge gegen den Rest der DF-Welt kämpfte,sondern bewußt seine " Duftmarken " setze ,( siehe Kernenergie,Todesstrafe,Pferderipper, ect.) um hier regelrecht aufzumischen.Dazu gehört auch , uns ,bzw das Forum zum Gegenstand "wissenschaftlicher" Beobachtung gemacht zu haben....

Anscheinend verführt das www gerade durch die Möglichkeit,anonym zu bleiben ,zu Verhalten,das im realen Leben untragbar wäre und eine soziale Gemeinschaft regelrecht sprengen könnte.Oder ist das www gerade deswegen auch ein Regulativ,weil man mal " die Sau raus lassen " kann,die eigene Schattenseite ausleben kann,ohne Folgen zu fürchten? Der liebende Vater,Großvater ,der im www den Berserker spielt und die brave Hausfrau,die zur Sexgöttin mutiert,ohne ihr Leben dabei auf den Kopf stellen zu müssen?

Das Internet , ein seelenhygienisches Hilfsmittel?

Fragen über Fragen...


@ Andreas:Ich habe es im Moment schwer mit deiner friedenstiftenwollende Rolle,die mir zu aufgesetzt erscheint,zumal du über Wochen hier nicht aktiv warst und so nicht den nötigen Einblick hattest...Du hast in -fast allem-Recht und trotzdem sehe ich da einen imaginären Zeigefinger,der mir das Lesen deiner Beiträge der letzten Tage nicht leicht macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Danke, Sibi, alles, was du geschrieben hast, würde ich unterschreiben, habe z.T. bereits auch schon früher geschrieben (Jocelyne, Seilschaften, Moralin-Saures...), dem ist nichts zuzufügen... nur

:danke:
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Kleiner Zwischenruf meinerseits, ohne auf alle einzelnen Beiträge jetzt einzugehen (zu manchem werde ich später noch vielleicht etwas schreiben):

Mir persönlich geht es in diesem Thread eher darum das richtige Mass für mich/für sich selbst zu entdecken, keinesfalls um allgemein gültige Normen wie viel Virtuelles das reale Leben verträgt. Denn die gibt es m.E. nicht.

Und ich stelle eines schon jetzt fest: in einem höheren Alter ist die virtuelle Welt, oder virtuell auf andere zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen, wichtig - denn man zieht sich sowieso aus vielen realen Bereichen zurück. Das hat mehrere Gründe: zum Teil sind die einstigen Gesprächspartner nicht mehr da, das Kapitel der Arbeitswelt ist längst abgeschloßen, die Familie (Töchter, Schwiegersöhne, Enkelkinder) steht Mitten im Leben und es bewegen sie selbstverständlich zum Teil andere Themen als mich.

Doch es besteht weiterhin das Bedürfnis der Kommunikation - nicht des reinen Konsumierens von Kultur, Nachrichten, etc...

Meine allgemein gültige Frage bleibt die nach dem Gleichgewicht zwischen dem Realen und dem Virtuellen. Und natürlich die Frage, wann das Virtuelle anfängt das Reale zu ersetzen.
Deswegen brachte ich das für mich beängstigende Beispiel der Second Life.

Bis später - lieben Gruß

Miriam
 
AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Second Life sehe ich NUR als Spaß an, als Spiel, mehr nicht. Ich habe und werde mich dort aber nicht registrieren.
Das Virtuelle kann und m.M. darf es das Reale nicht ersetzen. Es kann gefährlich sein oder werden wenn man anfängt sein eigenes Leben außerhalb des PC's zu vernachlässigen.
Foren usw. können Sucht werden, das ist das Gefährliche.
 
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AW: Virtuelle Welten – und das Phänomen Second Life

Für mich gibts nur einen wesentlichen Unterschied zwischen dem RL und dem VL: im VL ist es schwieriger, wahrzunehmen, was konkretes Handeln mit konkreten Konsequenzen ist, als im RL.

Mich hat es immer wieder fasziniert, wie Claus sich Szenarien ausgemalt hat, die ihm anscheinend als Wirklichkeit erschienen (oder er hat sie für uns so anschaulich dargestellt, kann auch sein). Das waren doch alles nur Kopfgeburten, die allerdings als Basis für seine Entscheidungen herhalten mussten. Als ob irgendwer über seinen Verbleib eine Abstimmung verlangt hätte, oder als ob jemand das Todesurteil gesprochen hätte.

Claus hat uns ein Lehrstück geliefert, das uns vor Augen geführt hat, wie es sonst auch abläuft. Nur - normalerweise fällt uns das gar nicht auf. Wir interpretieren in irgendeinen Sachverhalt etwas hinein und nehmen das, was wir nun als Wirklichkeit annehmen (ohne das je wirklich nachzuprüfen) als Basis für unsere weiteren Schritte.

Ich kann hier wie so oft nur sagen, wer weiß, was der andere wirklich denkt, fühlt, beabsichtigt? Ich kann nur das als Basis für meine Reaktion nehmen, was mir der andere freiwillig offenbart, denn alles andere, was einem dazu so einfällt an Erklärungen, könnte zwar dahinterstecken, aber er will es mir offenbar nicht kund tun! Als bleibt mir nichts anderes übrig, als auf das Sichtbare zu reagieren.

Und das ist im RL genauso. Ich habe vielleicht mehr Möglichkeiten, das was hinter manchen Worten steckt, herauszufinden. Aber auch wenn ich noch so gut spüren kann, mitfühlen kann, interpretieren und psychologisieren kann, letztendlich kann ich auch nur auf das Reagieren, was der andere bereit ist, von sich herzuzeigen. Alles andere wäre ein Übergriff und wird auch von jedem so empfunden.

Claus hat auf dieser Orgel alle Register durchgespielt. Er war Drehbuchschreiber, Regisseur, Requisiteur und Schauspieler, wie ers grad gebraucht hat. Zu Hochform ist er ja immer dann aufgelaufen, wenn er sich für uns so nette Szenarien ausdenken konnte wie diese ominöse Studie.

Ich habe an meinem eigenen Verhalten auch beobachtet, wie leicht es geht, sich durch ein altes Verhaltensmuster in einen Gefühlszustand hineinziehen zu lassen, der mit dem, was konkret geschieht bzw. geschehen kann, gar nicht zusammenpasst. Immer wieder hab ich mir gesagt "He, vergiss nicht! Du sitzt hier vor einem Bildschirm und es sind Worte, die irgendwer hierhin getippt hat! Sonst Nichts!" Ich hab für mich herausgefunden, warum ich auf Claus reagieren musste. Ich bin geheilt, meine alte Wunde gibts nicht mehr, und dazu haben auch noch andere aus diesem Forum (und auch im RL) ihren Teil beigetragen. Danke.

Tja, Andreas, deiner pädagogischen Herangehensweise kann ich leider sehr wenig abgewinnen. Schuljargon ist mir zuwider, seit ich mich nicht mehr als "zu Erziehende" sehen kann. Das ist Theorie, für Vorlesungen sicher gut geeignet, als Hintergrundwissen. Aber für die praktische Anwendung mitten in einer Auseinandersetzung dient sowas höchstens zum Schüren der Glut, damit die Wut endlich auflodern kann.

Ich halte NICHTS von Beschwichtigung. Was stört muss ausgedrückt werden. Wenn es wirksame Methoden gibt, Streit auszutragen, dann her damit. Aber die mahnenden Worte mit Hinweisen auf irgendwelche Gebote, auch noch allgemeingültig formuliert und - Andreas, im Fall Claus - auch ohne deine persönliche Stellungnahme, das fand ich eigentlich für mich persönlich ziemlich kränkend. Der Herr Oberlehrer hat der aufmüpfigen Lilith eine virtuelle Rüge erteilt, aber er steht natürlich über solchen niedrigen Streitereien.

Ich lerne hier in diesem Forum auch viel über gruppendynamische Abläufe. Es ist ja nebenher auch noch allerhand gelaufen. Ich freue mich über eine gewisse weibliche Solidarität, die hier spürbar geworden ist. Aber besonders freue ich mich darüber, dass ich wieder einmal die Chance habe, einzelne Menschen wirklich kennen zu lernen.

Und das ist nur von der äußeren Form her anders als im RL.

:kuss1:
Übrigens, im RL küsse ich längst nicht soviel herum wie hier. Leider! :clown2:
 
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