Ich würde die Eingangsfrage mit Ja beantworten, denn die Transzendenz scheint mir ein tiefes, menschliches Bedürfnis zu sein. Und aus welchem Grund gäbe es denn sonst die Geisteswissenschaften?
Die Wissenschaft - auch die Geisteswissenschaft - ist ein bzw der Weg zur Erkenntnis. Dass umfassende Erkenntnis aber jemand erreicht werden könnte, widerlegen die Wissenschaften selbst.
Und ja, man würde wohl Transzendenz benötigen, um "die Welt zu verstehen". Da diese aber unerreichbar ist, wird sich der Mensch weiterhin damit begnügen müssen, sich mit einzelnen Details und Aspekten zufrieden zu geben. Das Bild und das Verständnis des Menschen von "der Welt" wird immer vollständiger, ausgereifter und tiefgreifender, aber wir können nicht einmal im Ansatz sagen, wie weit weg es von 'vollständig' ist. Klar, wie sollte man auch quantifizieren können, was man nicht weiß?
Meine Frage aus dem Publikum wäre also: Wie sieht es denn zur Zeit aus mit der Kooperation von Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften, wo gibt es Schnittstellen (mir sind Schnittstellen von Philosophie und Neurologie bekannt), und könnte man sich da an den Fakultäten nicht umfassend und nachhaltig tiefer verbrüdern?
Es gibt Fakultäten, aber die interdisziplinären Kooperation sind sehr ausgeprägt. Vernetzung ist nicht nur im Privaten, der Politik und der Wirtschaft vorhanden, sondern auch -und wahrscheinlich am Intensivsten- in der Wissenschaft.
Waren die Fakultäten vor 50 Jahren noch ziemlich spezialisiert bzw getrennt, sind seit einigen Jahrzehnten Kombinationen der Trend (Mechatronik, Biophysik, Bioinformatik, Biomedizin, etc....).