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Veganismus

AW: Veganismus

Edit: da war sibel schneller als ich, hallo sibel! Hast du dich mit Veganismus schon genauer beschäftigt? liebe Grüße!
Nur am Rande...mein Mann ist Agraingenieur ( Demeterlandwirt) und wir hatten bis vor ein paar Jahren einen 300ha-Betrieb mit 100 Kühen,Schweinen,Hühnern,Bienen.. ect...Insofern schreibe ich hier als Vetreterin eines Berufsstandes und als Verfechterin der biol. Landwirtschaft...ich esse auch Fleisch ,in der Hauptsache aber Getreide und Gemüse...
Für mich kommt aus verschiedenen Gründen eine veget.oder vegane Ernährung nicht in Frage.
 
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AW: Veganismus

von der Verganerin:
Welche „Herstellungs- und Beschaffungsumstände“ siehst du für Fleisch als adäquat an?
Alle Zäune und Gitter abschaffen. *lächel *
Die Kühe erinnern mich immer an die Menschen. Sie sind zufrieden, wenn sie ihr Gras muffeln und verwertet werden. Dass sie mit ihrem massigen Körper spielend den Weidezaun durchbrechen könnten, unterscheidet sie nicht von uns. In gewisser Weise esse ich damit einen perfekt erzogenen Menschen. Naja, für solche kindlichen Gedanken werd ich immer abgestraft, deshalb lass ich das mal. :o)

Herstellungsumstände meinen auch den Chinaschrott, der auf Kosten der Umwelt hergeschippert wird, ebenso wie die Äpfel aus Spanien. Unsauber wäre hier auch das Motiv Gewinnmaximierung, was über den Rahmen des Eigenbedarfes, auch an Geld, so erheblich hinauswächst, dass es eben keinerlei Rücksicht nimmt.

Beschaffungsumstände meinen unlauter erworbene Sachen, also auch den Teller. Und es schließt normalerweise auch aus, dass die Teller von Zwangsarbeitern durch die Wüste geschleppt oder von 1-Euro-Zwangs-Jobbern aufgewaschen werden. Der Teller ist dann im Grunde auch unrein. Das ganze geht jetzt aber eher in tiefenpsychologische Zusammenhänge, als dass es Glaube wäre.

Naja, mach schön weiter so, ich glaub, das hat schon alles Hand und Fuß, was du machst.

Bernd
 
AW: Veganismus

Hallo Veganerin,

Mich reizt es ja schon lange, einmal mit einem Veganer wirklich zu diskutieren.
Ich habe sie nie als besonders diskussionsfreudig erlebt.

Ich selber bin ja bekennende Fleischesserin (ich esse die Bösen, du die Guten - jedes Tier tötet, Pflanzen töten nicht - stimmt natürlich auch nicht ganz...;) )

Im Gegensatz zu Vegetarieren, deren Motive ich für völlig unsinnig halte, kann ich ja die Motive der Veganer schon nachvollziehen- bis zu einem Punkt:

Wenn ich mich entschließe, keine Tiere zu Schaden kommen zu lassen, was mache ich dann zum Beispiel mit Ungeziefer im Haus?
Was mache ich mit Ernteschädlingen? Dazu gehören nicht nur Kartoffelkäfer, Maden, Raupen und Milben, sondern auch liebliche Häschen und herzige Bambis, kluge Wildschweine, hochintelligente Ratten, etc.

Ich sehe auch nicht, warum der Konsum von Tieren schlechter sein soll als der Konsum von Pflanzen. Beides sind Lebewesen - warum hat das eine mehr Rechte als das andere?
 
AW: Veganismus

Hallo Veganerin und ein Hallo in die Runde

Hab zwar absolut nicht vor zu "konvertieren", obwohl ich selbst, ausser Stechmücken, kein Tier töten könnte, aber auf Fleisch, Milch, Käse und Joghurt zu verzichten, möchte ich nicht. Ohne Eier könnte ich evtl. leben, ohne Lederschuhe wahrscheinlich weniger gut. Abgesehen davon, dass ich auf Soja allergisch bin, versuchte ich es zweimal, damit zu kochen. Mariniert wie doof...es schmeckte trotzdem nur nach Tofu und gegessen, wirklich gegessen, hat's niemand.
Das alles mag nicht unbedingt ruhmvoll sein, es ist aber ganz einfach so und darüber möchte ich auch gar nicht diskutieren.
Trotzdem bemühe ich mich um gesunde ausgewogene saisonale Ernährung, ein paar Sünden müssen aber erlaubt sein, schliesslich lebt frau ja auch in Frankreich *loool*.

Es ist trotzdem ganz spannend hier zu lesen, aber es würde mich das wirklich Praktische viel mehr interessieren, falls es nicht zu viel Umstände macht.
Wie sieht so ein (dein) Menuplan, sagen wir mal für zwei Tage aus? Aber ich meine jetzt nicht einen Musterplan, sondern ehrlich aus der eigenen Küche...

Danke schön
:sekt:
 
AW: Veganismus

Aber hallo, hier geht’s ja rund, das freut mich sehr :)

Leider ruft die Uni bald, aber ich fange mal an mit dem Beantworten.

Hallo Gaius! (Tatsächlich carnivor? Omnivor (= allesessend) wäre glaube ich passender:))
Schön dass du die Diskussion mit deiner umfassenden Sichtweise hier bereicherst, ich gebe dir in fast allen erwähnten Punkten Recht. Über die Gentechnik, die ich in keinem Fall gutheißen würde (ja, genetische Veränderungen entstehen auch natürlich, aber nicht so einschneidend wie diese künstlichen), könnte man aber streiten…

Daß, wer Fleisch essen will, bereit sein muß, Tiere zu töten, ist ja kein Punkt, den man diskutieren müßte.
Darüber muss man tatsächlich nicht diskutieren, nur ist vielen Menschen, die Fleisch essen, oft gar nicht bewusst, was sie machen. Es war eben schon immer so, als Kinder bekamen sie es anerzogen, sie essen es einfach und haben keine Hintergrundinformationen, weil alles so im Stillen und Heimlichen passiert. Keiner von uns wird je durch die Fenster eines Schlachthofs lugen können um zu sehen, was passiert (nicht dass ich es wollte…). Und der Verdrängungsfaktor ist hier auch ganz groß, nach einer Dokumentation über Tierhaltung/Schlachtung können wirklich nur die härtesten Fleischesser noch eine Wurstsemmel essen, ein paar Tage später sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Es ist bequemer, Fleisch zu essen.

Aber die generellen Probleme gegenwärtiger Nahrungsmittelproduktion sind moralisch auch durch Verzicht auf Tierprodukte nicht zu lösen.
Zu lösen wahrscheinlich nicht, aber zu verringern. Aber dies ist wohl auch ein Teil der Wirtschaft, die sich dringend verändern muss und andere Werte als Gewinn in den Mittelpunkt stellen muss.


Hallo sibel!
Ich finde es gut, sich auch mit anderen Ernährungsweisen zu beschäftigen. Habt ihr den Betrieb jetzt nicht mehr?
Für mich kommt aus verschiedenen Gründen eine veget.oder vegane Ernährung nicht in Frage.
Ja, es mag Gründe geben, die eine veg*e Ernährung unmöglich machen, manche dieser Gründe sind aber auch überwindbar... Aber ich möchte da nicht genauer nachstochern, ich freue mich aber, dass du ein umfassendes Wissen über die Gründe des Veganismus hast :)

Hallo Bernd!

Alle Zäune und Gitter abschaffen. *lächel *
Verstehe ich das richtig, du isst nur das Fleisch von Wild? Fände ich insofern schon besser wie Fleisch aus Tierhaltung, schließlich hatte das Tier ein wirklich „artgerechtes“ Leben in Freiheit. Es bleibt natürlich immer noch die Jagd, die die Tier sehr stresst, die Tötung...

Herstellungsumstände meinen auch den Chinaschrott, der auf Kosten der Umwelt hergeschippert wird, ebenso wie die Äpfel aus Spanien. Unsauber wäre hier auch das Motiv Gewinnmaximierung, was über den Rahmen des Eigenbedarfes, auch an Geld, so erheblich hinauswächst, dass es eben keinerlei Rücksicht nimmt.
Hier gebe ich dir vollkommen Recht! Die Ziele der Wirtschaft müssen sich gravierend ändern. Wir leben hier auf den Kosten der ärmeren Länder, auf Kosten der Tiere und der Umwelt.

Naja, mach schön weiter so, ich glaub, das hat schon alles Hand und Fuß, was du machst.
Das freut mich, dass du das sagst Bernd! Für mich hat es auch Hand und Fuß, sonst würde ich es nicht machen :)

Es freut mich echt, dass Interesse am Veganismus besteht! Joan und Céline, eure Antworten kommen bestimmt in absehbarer Zeit, jetzt geht’s erst mal zur Uni und dann zu einem Vortrag über gerechtere Wirtschaft :)

Liebe Grüße!
Karin
 
AW: Veganismus

Ich würde trotz der regen beteiligung gerne einmal auf die anderen Punkte des Veganismus, jenseits der Tierethik, eingehen:
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich von der Milch eines anderen ernährt und das auch über die Stillzeit hinaus. Natürlich?
80% der weltweiten Sojaernte, 50% der Weizenernte finden als Tierfutter Verwendung. Würde jeder US-Bürger seinen Fleischkonsum um 10 % senken müsste theoretisch kein Mensch auf diesem Planeten mehr hungern (statistisches Bundesamt).
60% der Landfläche auf der Erde dienen der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Mehr als ein/zweimal die Woche Fleisch ist vollkommen ungesund und ein Überbleibsel des Nachkriegswohlstands. Man bräuchte 0,7 Hektar Land um einen veganen Menschen zu ernähren. Fleischesser-bin mir nicht sicher, abert glaub so an die 10 Hektar.
Durch die Tierzucht geht wertvolles Eiweiß verloren, das dem Menschen direkt zugute kommen könnte.
Alle Rinder dieser Welt fressen soviele nahrung, wie 7 Milliarden (!) sie bräuchten um ihren Kalorienbedarf zu decken.
Von den Folgen für die Umwelt (CO2, Leerfischung der Meere, Gülle) gar nicht zu sprechen.
So, neuer Diskussionsstoff für die denker unter euch!!!
 
AW: Veganismus

ich freue mich aber, dass du ein umfassendes Wissen über die Gründe des Veganismus hast :)
Das habe ich nur in Ansätzen und mein "Wissen" über die von mir oben geschilderten "Lebensumstände" verschiedener Nutztierarten beziehe ich aus meiner Erfahrung als Bäuerin...Was ich allerdings über vegane Ernährung weiß,stößt mich eher ab,weil mir diese straite Gutmenschenhaltung ( eine kleine Reminiszenz an Claus..;) ) dabei nicht behagt...
Leider ist dieses Thema ( Ernährung,3.Welt,Globalisierung,artgerechte Tierhaltung) zu komplex,um umfassend und ( für mich ) zufriedenstellend hier besprochen werden zu können,deswegen klinke ich mich wieder aus,aber nicht ohne Gruß:

Jedem Tierchen sein Pläsierchen​
:)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Veganismus

Verstehe ich das richtig, du isst nur das Fleisch von Wild? Fände ich insofern schon besser wie Fleisch aus Tierhaltung, schließlich hatte das Tier ein wirklich „artgerechtes“ Leben in Freiheit. Es bleibt natürlich immer noch die Jagd, die die Tier sehr stresst, die Tötung...

ich möchte hier etwas in erinnerung rufen, was viele menschen aufgrund der zivilisation vergessen, oder gar nie gelernt haben:

in der natur sterben lebewesen nur in ganz seltenen ausnahmefällen an altersschwäche oder altersbedingten krankheiten (noch seltener ist die scheinbar freiwillige aufopferung)
der übliche tod in der natur ist, von jemandem gefressen zu werden
tiere untereinander gehen beim töten viel weniger zimperlich um als der mensch es tut
manche fressen ihr opfer bei lebendigem leibe auf
zu sterben bedeutet streß...für tier wie mensch, aber ebenso pflanzen, da jedes lebewesen einen trieb zum überleben haben muss

dass die jagd stress für tiere bedeutet, mag richtig sein
ich denke aber auch, dass die jagd eine der stressfreiesten arten für tiere ist zu sterben
auch alte, kranke und verletzte haustiere haben großen stress, bis der besitzer das tier einschläfern lässt oder es von selbst stirbt

mit dem argument, den tieren etwas gutes zu tun will keinen freibrief für die jagd ausstellen
aber ich denke, man soll sich bewusst sein, dass sterben und damit verbundener stress zum leben und der natur gehören und selbiges auch für pflanzen gilt
wer leben will, muss entweder töten oder töten lassen

lg,
Muzmuz
 
AW: Veganismus

btw..der einzige ausweg wäre sich parasitär zu ernähren (tiere und pflanzen teilweise verzehren ohne sie dabei zu töten), aber das scheidet für die menschheit aus praktischen und moralischen gründen wohl auch aus

lg,
Muzmuz
 
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AW: Veganismus

Ich würde trotz der regen beteiligung gerne einmal auf die anderen Punkte des Veganismus, jenseits der Tierethik, eingehen:
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich von der Milch eines anderen ernährt und das auch über die Stillzeit hinaus. Natürlich?
80% der weltweiten Sojaernte, 50% der Weizenernte finden als Tierfutter Verwendung. Würde jeder US-Bürger seinen Fleischkonsum um 10 % senken müsste theoretisch kein Mensch auf diesem Planeten mehr hungern (statistisches Bundesamt).
60% der Landfläche auf der Erde dienen der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Mehr als ein/zweimal die Woche Fleisch ist vollkommen ungesund und ein Überbleibsel des Nachkriegswohlstands. Man bräuchte 0,7 Hektar Land um einen veganen Menschen zu ernähren. Fleischesser-bin mir nicht sicher, abert glaub so an die 10 Hektar.
Durch die Tierzucht geht wertvolles Eiweiß verloren, das dem Menschen direkt zugute kommen könnte.
Alle Rinder dieser Welt fressen soviele nahrung, wie 7 Milliarden (!) sie bräuchten um ihren Kalorienbedarf zu decken.
Von den Folgen für die Umwelt (CO2, Leerfischung der Meere, Gülle) gar nicht zu sprechen.
So, neuer Diskussionsstoff für die denker unter euch!!!

Diskussionsstoff, weil beim derzeitigen Stand der Nahrungsproduktion inklusive Tierhaltung die Menschheit nicht zu ernähren wäre, rein statistisch?

Ich finde diese (nicht wirklich neuen) Argumente gegen Tierhaltung und Tierkonsum sehr befremdlich.

WIR würden also großzügigerweise unsere Überproduktion den "armen Ländern" schenken?
Diese "armen Menschen" würden dann von uns quasi miternährt - das ist so herablassend, dass ich dafür gar keine Wort finde.

Für die Welt und die Menschheit insgesamt wäre es besser, jeder würde sich da um seinen Kram kümmern, seine Tiere halten wenn es ihm beliebt, sie essen, wenn es ihm beliebt, und andere Teile der Welt nicht in seine "großzügige" Planung mit einbeziehen.

Dort gehen durch jede Art der "Hilfsmaßnahmen" und "großmütiger Spenden" reihenweise bodenständige landwirtschaftliche Betriebe zugrunde.

Man kann, wenn man hier aus irgendwelchen "edlen" Weltanschauungen heraus auch auf den Fleischkonsum verzichten, das steht jedem frei, und man KÖNNTE auch Flächen brach liegen lassen, der Natur, die es hier ohnehin kaum mehr gibt, zurückgeben.

Diese Krokodilstränen über das Los von Menschen, die man hier nicht einmal in seiner Nähe haben will, kann man sich auch gut sparen.
 
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