Für mich bleibt einfach wichtig, was diese Hand einem schon in der Wiege suggeriert hat. War diese Hand verdorrt oder voller Leben und voller Freude?
Upps, jetzt bin ich ganz platt, was meine Frage bei Dir an ganz persönlichen Bekenntnissen ausgelöst hat.
Die, welche meine Wiege hielt, war voller Leben und Freude.
Das heißt nicht, dass sie nicht Schlimmes - sehr Schlimmes - hinter sich hatte.
Hatte sie. Aber da war sehr viel Liebe im Raum zwischen den Eltern.
Sie träumten von mindestens vier Kindern.
Am liebsten Schlag auf Schlag, wenn es nach ihrem Liebsten gegangen wäre.
Beide waren sie katholisch. Sehr gläubig.
Aber auch sehr kritisch katholisch.
Der Katholizismus bietet für Freigeister durchaus Raum -
solange sie nicht spürbar in Konflikt damit kommen.
Nach Flucht und Armut und viel anderem Unguten
hatten sie ihr Paradies gefunden und waren fest entschlossen,
alles schlimm Erlebte miteinander gut zu machen.
Leider hatten sie nicht viel Zeit dazu - er starb sehr früh.
Was die Welt komplett veränderte. Nicht zum Besseren hin.
Meine Kindheit war keine Kindheit.
Seitdem versuche ich mein Paradies wiederzufinden.
Ein früher Tod egal von wem, verändert das Leben schlagartig. Bei mir war es der Tod meines ältesten Bruders mit acht Wochen. Für den ich mich schuldig gefühlt habe und diese lange unbewusste Schuld habe ich versucht durch gutes Betragen und Verhalten abzutragen. In einer Umgebung, die alles Gute für selbstverständlich genommen hat und jede Abweichung davon einfach fraglos bestrafte. Eine riesige Verwirrung war die Folge und ich hatte keine Ahnung wie ich glücklich sein konnte. Vor allen Dingen in einer Umwelt die die Anleitung zum Unglücklich sein nicht mehr brauchten, weil sie es darin schon zur Meisterschaft gebracht hatten.
Man kann sehr viel Energie darein investieren,
Paradiese anzulegen, wenn man erstmal erkannt hat,
dass es sonst nie wieder eines geben wird.
Erst lernt man begreifen, dass es wirklich keines gibt.
Für alle um einen herum mag es eines geben -
für einen selbst gibt es keines.
Dann kommen Trauer und Wut und die verzweifelte Suche.
Samt nicht wenig schmerzhaften Erfahrungen.
Denn ob man es will oder nicht, einsieht oder nicht einsieht -
das eigene Defizit ist nicht die Pflicht der anderen.
Geht nicht darum, dass die was tun müssen.
Müssen sie nämlich nicht.
Haben meist eigenes Päckchen - auch nicht zu knapp.
Ich glaube nicht das ich wirklich verstehe, was Du hier meinst. Ich habe so weit ich zurück denken kann, jeweils das Defizit meiner Umwelt versucht auszugleichen so gut ich konnte. Bis ich merkte, dass ich selber dabei regelmäßig zu kurz kam.
Das soll jetzt keine Oberlehrerbelehrung sein,
sondern ich schildere lediglich, wie ich draufschaue.
Türlich hab ich Hang zu älteren Männern -
mindestens für mich empfunden älteren.
Wäre ja auch völlig unlogisch, wenn nicht.
Gleichzeitig hatte ich lange Zeit große Angst vor ihnen.
Unbekannter Kosmos und so.
Der einzige, der tiefer mein Leben prägte, war mein Opa.
Und der war zwar arroganter, snobistischer Bildungsfetischist,
aber für mich war er charismatische Säule.
Es ist interessant wie Du jetzt auf die Männer kommst. Wohl weil Dein Vater so früh gestorben ist.
Mein Vater hat das Leben von mir und meinen Geschwistern so massiv unterdrückt, das erst genau neun Monate nach seinem Tod, das erste Enkelkind geboren wurde.
Von meinem Großvater konnte ich ähnliches berichten. Meine Eltern sind leider nie richtig erwachsen geworden. So habe ich eine Überverantwortung übernommen, die ich dabei bin abzulegen.
Bis ich die Angst verlor,
war ich längst aus interessantem Kükenalter raus.
Wer zu spät kommt, den verschleift das Leben.
Ein ums andere mal.
Solange, bis man begreift, was zu tun ist.
Zuweilen tut man das erst knapp vorm echten Aus.
Es geht schlichtweg darum zu akzeptieren, was ist
und dafür zu sorgen, dass man selbst damit in Frieden kommt.
Ganz egal wie - solange es echter Frieden mit sich ist,
ohne Hetzerei und tägliche Tränen und schwarzen Abgrund -
ist man auf dem richtigen Weg.
Mehr muss man eigentlich nicht wissen.
Okay, mehr muss ich über mich und meins nicht wissen.
Und mehr wollte ich damit nicht gesagt haben.
Ich habe die Angst vor meiner eigenen Tiefe verloren und beobachte jetzt etwas gelassener das auf und ab der Emotionen und was ich mit ihnen bewirke. Das macht meinen Frieden aus.
Männer sind wichtig. Genauso wichtig wie Frauen.
So allgemein stehen gelassen kann ich Dir nur zustimmen. Ich habe aber für mich festgestellt, dass durch die Unterdrückung der Frau, automatisch die Sexualität abgelehnt wurde und damit ebenfalls die Frucht der Sexualität das Kind und je nach Geschlecht Charakter und Temperament des Kindes geht diese Form der Unterdrückung eben in der nächsten Generation weiter. Solange Kinder und Frauen als Besitz angesehen werden haben diese eben erhebliche Startschwierigkeiten ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen.
rg