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Ursprung der Gefühle

AW: Ursprung der Gefühle

Hallo Svensgar,

was macht dich da so sicher? Bist du nicht dein eigenes Projekt, oder, wie du es zu nennen pflegst, eine Figur?

Warum sollte ich mir etwas vormachen? Wozu? Ich versuche lediglich das, was ich weiß und erlebe, zu verstehen - mehr nicht. Und ich fahre gut damit, habe mir eine Lebensgrundlage erarbeitet, die tragfähig ist. Sicher, ich bin noch nicht ganz frei von gelegentlichen, unangenehmen Empfindungen in Anbetracht der scheinbar völlig überflüssigen Probleme unseres Alltags, die so nicht wünschenswert sind. Aber, ich weiß auch, dass offenbar notwendig ist, weil wir, in Summe gesehen, noch nicht reif sind für einen vernünftigeren Umgang mit uns und der Welt. Das wird schon noch - wenn auch erst in fernerer Zukunft. Nicht wir füllen das Leben aus, das Leben füllt.....
 
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AW: Ursprung der Gefühle

Schon, aber das ist auch wieder nur ein Teilaspekt. Der Wille des Körpers erschöpft sich darin, seine (nur allzu berechtigten) Bedürfnisse befriedigt zu bekommen. Ihn habe ich jahrelang missachtet, es muss ja gehen, also weiter, weiter. Heute setzt er mir Grenzen und ich muss lernen, damit zu leben. Diesen Willen meine ich aber nicht, sondern den, der darüber steht, der, z.B. zur Missachtung geführt hat und der so manchen schon dazu gebracht hat, sich zu "entleiben". Da ist also ein Wille, der darüber steht. Dann sollten wir, wie ich meine, angeborene Veranlagungen nicht unterbewerten. Es stimmt schon, die Umwelt, in die wir hineingeboren werden, sie prägt uns stark. Allerdings kann ich auch sagen, dass ich den Großteil meiner angelernten, bzw. anerzogenen Routinen inzwischen wieder abgelegt habe - was ein langer und mühsamer Weg war und ist.

Jetzt kannst du natürlich sagen, dass wir dann erst recht vorprogrammiert wären, denn was uns schon in die Wiege gelegt wurde, das ist Gesetz. Stimmt auch! Aber auch wieder nicht so ganz, weil wir eben einen Verstand haben, und zu eigenen Erkenntnissen kommen und uns dadurch in eine andere Richtung lenken kann. Das ist es, was ich als freien Willen betrachte. Entscheidungen, die eben nicht aus dem Bauch kommen, sondern auf rationeller Entscheidung gründen - ev. sogar gegen dessen Veto.

Es ist ein Naturprinzip, jeden erdenklichen Weg auszuprobieren, jeden Raum zu füllen. Nach meinem Verständnis ist die festgelegte Vorbestimmung prinzipiell unsinnig, denn: Das Leben ist Vielfalt, der Ursprung ist singulär, alles potentiell, dann kam die Wende. Mit dem Urknall änderte sich das, Zeit und Raum entstanden, stabile Grundstrukturen, die wir nun ausfüllen in einer Phase der Stabilität. Dabei ist der evolutionäre Grundgedanke sicher richtig, weil sinnvoll. Wären alle Pläne bereits fertig, der ganze Aufwand wäre vergebens, sinnlos. Also: Wir arbeiten alle mit an dem göttlichen Projekt Menschheit, einem von vielen, wir füllen mit unserem Leben aus, was vorher nicht existierte, wir strukturieren das Strukturierbare. :)

Ja, so denke ich: Alles ist entweder in die Wiege gelernt, oder erlernt. Wir machen nur den "Fehler", uns aller erlernten Dinge nicht bewusst zu sein. Man kann beispielsweise glauben, dass man sich in der freien Natur wohl fühlt, dass man Abneigungen gegen beengende Räumlichkeiten hat. Der Verstand wird dafür plausible Gründe finden, es mit seiner Vorstellung vom freien Willen in Einklang bringen. Dann erfährt man vielleicht, dass man als Kind verschüttet war, und dass diese einschneidende Erfahrung nur verdrängt, also nicht bewusst war, und schon ist der freie Wille in Frage gestellt. Für deine früheren Verhaltensweisen gibt es meiner Meinung also Auslöser, "Gründe", die du nur nicht (er-) kennst.

Routinen annehmen oder ablegen: Wenn ich im Schimpansenkäfig damit beginne, täglich eine Banane in eine bestimmte Ecke zu legen, dann wird es nicht lange dauern, und die Affen werden es sich zur Routine machen, diese Ecker täglich zu kontrollieren. Auch Mäuse, Goldfische und so weiter haben Routinen. Ich glaube, Gewohnheiten, Routinen und selbst unsere Gedanken, entstehen zwangsläufig.

"...weil wir eben einen Verstand haben, und zu eigenen Erkenntnissen kommen und uns dadurch in eine andere Richtung lenken kann."
Du sitzt auf einer Bank. Zufällig fällt dein Blick auf einen Apfelbaum. Automatisch, ohne dass du darauf Einfluss hast, verarbeitet dein Hirn das Gesehene. Die Synapsen, Nervenzellen- und Bahnen (ich kenne mich auch da leider nicht aus) rattern. Vielleicht "leuchtet" dann die "Lecker-Apfel"-Synapse auf, du stehst auf und pflückst eine Frucht. Vielleicht leuchtet aber auch die "Vielleicht ist der Baum mit Insektiziden vergiftet"-Synapse auf, und du bleibst sitzen. Du hast keinen Einfluss auf dein Handeln, es wurde durch "deine Vorgeschichte" bestimmt.

Ich muss einräumen, dass ich den "Zufall" wenigstens nicht auschließen kann. Aber den freien Willen sehe ich nicht.

Im letzten Absatz schreibst du von Vorherbestimmung. Ich bin nicht sicher, wie ich diesen Begriff verwenden soll. Er läßt an einen zielgerichteten Ablauf denken. Ich sehe bisher kein Ziel, keinen Sinn. Ich finde, "Zwangsläufigkeit" klingt besser, weil "neutraler".



Im nächsten Beitrag schriebst du: "Sicher, ich bin noch nicht ganz frei von gelegentlichen, unangenehmen Empfindungen in Anbetracht der scheinbar völlig überflüssigen Probleme unseres Alltags, die so nicht wünschenswert sind."

Diese Empfindungen, Emotionen, hat jeder, auch der sogenannte Erleuchtete. Dieser kann jedoch darüber lachen, das ist der einzige Unterschied. Ob der "Erleuchtete" aber die Ursachen der schlechten Gefühle beseitigt, also zum Beispiel bei Krankheit zum Arzt geht, oder eben nicht, ist auch der Zwangsläufigkeit geschuldet.

:hamster:
 
AW: Ursprung der Gefühle

ok, ich sehe ihn schon, wenngleich ich inzwischen auch denke, dass es damit nicht sehr weit her ist und das allermeiste determiniert, ja sein muss - weil es gar nicht anders geht. Ohne automatisierte Routinen wären wir nicht alltagstauglich. Dennoch gibt es für mich den Zufall zweifelsfrei und auch einen Rest an freiem Willen, weshalb ich dem Ausdruck 'zwangsläufig' nicht zustimmen kann, sondern eher 'hoch wahrscheinlich' setzen würde. :)
 
AW: Ursprung der Gefühle

Ich denke, fühle und will, was auch immer, woraus ich den Schluß ziehe, dass ich bin.

Allerdings den Grund für meine Existenz kenne ich nicht.
 
AW: Ursprung der Gefühle

Ich denke, fühle und will, was auch immer, woraus ich den Schluß ziehe, dass ich bin.
Sind wir beisammen.

Allerdings den Grund für meine Existenz kenne ich nicht.
Falls Deine Eltern oder auch nur ein Elternteil Dich nicht wollte(n) - was einmal bewiesen werden muss - wollte Gott Deine Existenz.

Liebe Grüße

Zeili
 
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